Preview & Interview: Zu Besuch bei Isabell de Hillerin

17.01.2013 Allgemein, Mode, Menschen, Berlin

Uns umgibt ein ruhiges, wohliges Gefühl als wir Isabell de Hillerins Atelier betreten – schummriges, warmes Licht und ein großer, bunter Strauß aus wilden Blumen zaubern eine ganz fantastische Atmosphäre. Das kleine Zimmer scheint mehr als nur ein Arbeitszimmer zu sein, denn es wirkt ungewöhnlich aufgeräumt und liebevoll gestaltet für eine Kreativschmiede so kurz vor der Fashion Week. Aber es passt. Es passt zum zarten Erscheinungsbild der schönen Isabell und zu ihrer Leidenschaft für das Besondere:

Dass was Isabell de Hillerins Kreationen ausmacht, ist die Verschmelzung von traditionell rumänischen Knüpfereien und tiefschwarzer Eleganz – immer auf der Suche nach spannenden Handwerkskünsten ihrer Wurzeln reist die junge Designerin nämlich regelmäßig in ihr Ursprungsland, um dort nach besonderen Techniken zu suchen und gemeinsam mit den dort lebenden Frauen längst vergessene Stick-Muster ausfindig zu machen und nachzuknüpfen.

Eine beeindruckende Passion und ein noch beeindruckenderes Resultat, von dem uns Isabell mit strahlenden Augen erzählt – et voilà: Zu Besuch bei Isabell de Hillerin:

Jane Wayne: Einige unserer Leser werden dich noch nicht kennen. Was muss man von dir wissen?

Isabell de Hillerin: Mein Name ist Isabell de Hillerin und ich habe mein eigenes, gleichnamiges Label seit ca. 3,5 Jahren. Ich komme uhrsprünglich aus München, habe aber vor Berlin, fünf Jahre in Barcelona gelebt und dort Modedesign studiert.

Jane Wayne: Du bist nun zum ersten Mal bei der Fashion Week Berlin. Was ist so aufregend an ihr?

Isabell de Hillerin: In diesem Rahmen ist es etwas Neues für mich. Ich hatte zwar in den letzten Saisons schon mehrere Modenschauen, aber in einem Studio zu sein ist natürlich was ganz anderes. Ich glaube, dass das Publikum und die Aufmerksamkeit, die man bekommt, auch ganz anders sein werden.

Jane Wayne: Was erwartet uns im Studio?

Isabell de Hillerin: Die Kollektion heißt  „Quiet“ und ist deswegen selber sehr dunkel und schlicht. Es gibt sehr viel Schwarz und einige Petrolgrüne und Marineblaue Töne. Dem entsprechend wird es auch eine dunkle aber ruhige Atmosphäre geben. Die Musik ist sehr klassisch und ruhig, wird aber durch elektronische Töne gebrochen.

Jane Wayne: Wie wird die Präsentation umgesetzt sein?

Isabell de Hillerin: Im Hintergrund wird es eine Bespielung mit vielen Jalousien geben hinter denen auch Models sein werden. Der Zuschauer weiß also, dass noch etwas kommt. Dem entsprechend wechseln sich die Models auf den Podesten ab. Man kann also nicht ein Mal rumgehen, sondern man schaut eher drauf.

Jane Wayne: Zurück zur Kollektion: Welche Materialien erwarten uns?

Isabell de Hillerin: Es gibt Wolle, Angoramischungen und Viskose. Ganz wichtig sind natürlich wieder die Stickereien. Ich arbeite mit Frauen in Moldavien und Romänien zusammen, die diese handgemachten Details fertigen

Jane Wayne: Hast Du ein Lieblingsstück?

Isabell de Hillerin: Nein, noch nicht. Dieser Effekt kommt bei mir meistens erst beim Fotoshoot.

Jane Wayne: Was geschieht in deinem Kopf, kurz vor der Präsentation?

Isabell de Hillerin: Auf jeden Fall Aufregung und der Gedanke, nichts zu vergessen. Ich mache mir Gedanken wie die Stimmung sein wird, wie die Looks wohl am Besten wirken, und wie am Besten alles stimmig ist. Aber im Endeffekt geht vor der Show alles ganz schnell.

Jane Wayne: Du gehörst zu den jungen Labels. Kannst du uns trotzdem schon verraten, wie der Laden läuft?

Isabell de Hillerin: Das ist je nach Saison total unterschiedlich. Jedoch würde ich schon sagen, dass es gut läuft, dafür dass ich erst drei Jahre im Business bin. Pressetechnisch läuft es total gut. Da muss ich mich auch nochmal bei der Vogue bedanken, da sie mich sehr gepusht haben. Diese Unterstützung macht sich dann auch bemerkbar, da alles immer größer wird.

Jane Wayne: Hast Du einen Traum, wo Du dein Label irgendwann sehen möchtest?

Isabell de Hillerin: Ich finde jetzt schon alles total verrückt. Ich bin sehr glücklich, so wie es gerade ist. Aber klar, in Paris würde ich auch gerne eine Show haben.

Jane Wayne: Gab es mal eine Katastrophe bei der Produktion dieser Kollektion?

Isabell de Hillerin: Ja, mit ein paar Lieferungen von Stoffen. Auch die Stickereien aus Moldavien kamen etwas spät an. Aber das ist auch sehr schwer zu planen. Die Damen, die das für mich herstellen, leben in kleinen Dörfern ohne Wasser und Elektrizität. Wenn man also etwas zuschicken will, gibt es keine Adresse, sondern einfach nur einen Familiennamen.

Jane Wayne: Deine Berliner Kollegen warteten auch bis kurz vor der Präsentation auf Stoffe. Warum gibt das immer solche Probleme und wann ordert man die Stoffe denn am Besten?

Isabell de Hillerin: Das ist das Problem und drum schwer zu sagen. Es läuft nie so optimal, dass man früh genug mit der Kollektion anfängt. Erst hat man eine Idee und dann ist es doch nicht so, wie man es sich vorgestellt hat. Also muss es nochmal neu gemacht werden, und so zieht sich das dann auch in die Länge.

Jane Wayne: Gegenwärtige Lieblingsfarbe?

Isabell de Hillerin: Die Unfarbe Schwarz.

Jane Wayne: Gegenwärtiges Lieblingslied?

Isabell de Hillerin: Ich habe kein spezielles Lied, aber im generellen höre ich am liebsten klassische Musik, wie Ludovico Einaudi oder Gonzalez. Das wird es dann auch in der Show geben.

Jane Wayne: Welchen Film schaust du gerne zum Abschalten?

Isabell de Hillerin: Zum Abschalten sind eigentlich Freunde und Familie am Besten. Serien und Filme schaue ich eigentlich sehr selten.

Jane Wayne: Gibt es eine etwas, was dich stets inspiriert?

Isabell de Hillerin: Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal sind es Bilder oder Erlebnisse, die ich hatte. Manchmal entsteht es aber auch erst, wenn ich die Kollektion anfange. Die Inspirationsquelle kann ich gar nicht richtig definieren, es ist eher eine Art Prozess. In der jetzigen Kollektion war meine Inspiration eingefrorenes Eis, also ein eingefrorener See bei dem man durchsehen kann und Kleinigkeiten erkennt. Wie Fossilien; man erkennt zwar etwas, aber es ist nicht wirklich sichtbar.

Jane Wayne: Wie stellst Du das in deiner Kollektion dar?

Isabell de Hillerin: Also es ist definitiv nicht Plakativ. Eine große Rolle spielen natürlich wieder die handgemachten Stoffe, da sie kaum noch gefertigt werden und etwas in Vergessenheit geraten sind. Ich möchte das mit meiner Mode wieder herbeirufen und daraus etwas Neues kreieren. Ich gehe an solche Sachen Interpretationen also gar nicht so konzeptionell ran. Ich fange einfach an zu zeichnen. Am Anfang habe ich nie einen genauen Plan wie viele Stücke ich schneidere und wie genau sie aussehen sollen.

Jane Wayne:  Welche bekannte Persönlichkeit siehst du in deiner Kleidung?

Isabell de Hillerin: Ein richtiges Testimonial habe ich eigentlich nicht, eher einen Typ. Ich stelle mir eine sehr stolze und starke Person vor, die dennoch etwas filigranes hat.

Jane Wayne: Was ist dir besonders wichtig, was unsere Leser auf jeden Fall wissen sollten?

Isabell de Hillerin: Meine Leidenschaft: Die Arbeit mit den Damen in Rumänien. Das ist eine sehr persönliche Geschichte, da ich selbst auch Rumänin bin. Wir haben eine sehr starke Verbindung, was auch das schönste an der ganzen Arbeit ist. Es ist toll zu sehen, wie diese Frauen arbeiten und leben und das inspiriert mich wahnsinnig. Es ist total interessant zu sehen, was für uralte Techniken diese Frauen beherrschen und so lerne ich natürlich auch sehr viel dazu. Sie haben zum Beispiel eine Technik, die sie „therapeutische Teppiche“ nennen. Die sind aus ganz dicker Wolle. Das war mir aber ein bisschen zu bunt und zu grob, also haben wir versucht dasselbe in Seide zu verarbeiten.
In der neuen Kollektion ist auch eine Art Froteestickerei dabei, was sehr schwer zu verarbeiten war, sich im Endeffekt trotzdem gelohnt hat.

Jane Wayne: Und welcher Designer darf nicht unerwähnt bleiben?

Isabell de Hillerin: Augustin Teboul. Ich weiß nicht, ob ich es selbst tragen würde aber die Kleidung finde ich großartig!

Liebe Isabell, es war so schön bei dir! Wir wüschen dir Riesenerfolg für die Präsentation!

Fotos, Interview und Text: This is Jane Wayne
Mit fleißiger Unterstützung von Marisol Reuter.

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