Film-Tipp: „It’s kind of a funny story“

19.02.2013 Film, Allgemein

Manchmal haben wir das Gefühl, verrückt zu werden, obwohl wir immer dachten: Die Verrückten, das sind die anderen. Herzscheiße, Sozialstress, Überarbeitung – Gründe für den emotionalen Breakdown gibt es viele, aber die Wenigsten trauen sich, darüber zu reden. Keiner will ein Weichei sein, niemand gilt gern als labil. Vor allem, weil es immer wieder Menschen gibt, die viel zu gerne leiden und dazu tendieren, aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen. Hypochonder im psychischen Sinne. Wir sind anders, wir sind stark. Aber irgendwann wird die Last zu schwer, der Kopf läuft Amok. Dann der Zusammenbruch. Dabei bedeutet „stark sein“ nicht zwangsläufig „ertragen können“. Wirklich stark ist, wer auf den eigenen Körper hört und Schwächen eingesteht. Wer die Notbremse zieht und den ersten Schritt wagt, bevor es zu spät ist. Denn „wenn es besser werden soll, muss es anders werden“.

It’s Kind Of A Funny Story“ erzählt die skurrile Geschichte eines depressiven Jungens, der nicht länger fortlaufen will. Nach einem Suizidversuch lässt er sich freiwillig in die psychiatrische Anstalt einer Klinik einweisen. Und hier beginnt schließlich eine der schönsten Geschichten, die ich je gesehen habe.

Craig ist 16 Jahre alt, als er beschließt, sich umzubringen. Keine Nacht ohne freien Fall, bis die Sonne wieder aufgeht. Weil die Jugendpsychiatrie gerade renoviert wird, landet Craig auf der Erwachsenenstation. Dort trifft er Bobby, ebenfalls Patient, Typ gutmütiger Bär mit aggressiven Aussetzern, der schnell zum Verbündeten wird, Solomon, ehemaliges Mitglied einer jüdischen Gruppe, die bis dato eine kollektive Schwäche für Rollschuhe und Ecstasy hegte, den bettlägerigen Ägypter Muqtada und die wunderschöne Ritzerin Noelle, an die Craig selbstredend sein Herz verliert:

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Die Tragik-Komödie „It’s Kind Of A Story“ ist keine dieser versucht-intellektuellen Abhandlungen über die Geisteskrankheit der Menschheit. Sie ist leichte Kost, die trotzdem lange nachwirkt.

Es ist nicht einfach, psychisch Kranke weder lächerlich noch hilflos erscheinen zu lassen. Die Gradwanderung zwischen Voyeurismus, Belustigung und dem tatsächlichen Ernst der Sache ist ein kleines Kunststück, das hier beeindruckend perfekt aufgeführt wird. Genau dieser Balance-Akt ist dem Regie-Duo Ryan Fleck und Anna Boden mit der Verfilmung des dazugehörigen Buches gelungen: Skurrile Komik bewahrt den Zuschauer vor zu viel Tristesse, starke Schauspieler katapultieren die Charaktere aus der typischen Opfer-Rolle heraus und die dramaturgisch ziemlich flache Spannungskurve arbeitet gegen übertriebene Effekt-Hascherei. Im Vordergrund steht viel eher die langsame Entwicklung der Geschichte samt all der Emotion. Im Grunde geht es um die bloße Einsicht, dass wir selbst verantwortlich sind für das, was wir tun, für das, was uns glücklich oder unglücklich macht. Darum, dass Kranksein keine Schande ist, dass wir Hilfe in Anspruch nehmen sollten, statt am eigenen Stolz zu zerbrechen. Aber vor allem um die Einsicht, dass wir unser Ändern leben müssen.

2 Kommentare

  1. Fenke

    Wenn Dir dieser (wirklich ganz wunderbare) Film gefallen hat, dann lies doch mal „The Fault In Our Stars“ von John Green. Keine Ahnung, ob es eine deutsche Version davon gibt. Bei diesem Buch musste ich auf jeden Fall oft an diesen Film denken.

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