Blog-Crush: What Ali wore

25.03.2013 Allgemein

„This is Ali. He walks past my work every morning wearing great clothes.“

Zoe Spawton lebt in Berlin, ist Fotografin und stammt eigentlich aus Australien. In der Nähe ihres Büros traf sie irgendwann auf Ali. Dann ein zweites und ein drittes Mal, inzwischen grüßen sich die beiden so gut wie jeden Tag  und immer öfter zückt Zoe noch schnell die Kamera. Weil Ali mit seinem außerordentlichen Händchen für Layering, Stilbrüche und Farbharmonien schlichtweg fotografiert gehört. Verewigt wird das Ganze auf dem Tumblr „What Ali Wore“ – spätestens nach dem dritten Bild haben auch wir unser Herz an den graubärtigen Ali samt seiner Vorliebe für farblich abgestimmte Kopfbedeckungen verloren.

Zwischen all den überstylten und wenig authentischen Street Styles (im Sinne von: Da macht sich jemand nicht sechs Stunden lang über das eigene Outfit gedanken oder klatscht wahllos ein Designer-Teil über das andere, weil dabei so gut wie nichts schief gehen kann, ist ja alles immer Stilbruch), die wir täglich auf den ganz großen Seiten präsentiert bekommen, erscheint uns dieser kleine Hype hier beinahe wie ein gehässiges Lachen. Wie der dringend benötigte Spiegel, der uns vorhält wie sehr einige von uns sich doch selbst verlieren in diesem Wahn möglichst perfekt, anders oder irre aussehen zu wollen. Am Ende gewinnen so oder so die am wenigsten Bemühten. Oder die, die bloß ihren eigenen Kleider-Regeln folgen, statt ständig nach links und rechts zu schauen, jene, die sich inspirieren lassen, statt bloß zu adaptieren.

Ich selbst merke das immer wieder, wenn meine Freundin Karin mich besucht. Karin spielt lieber Klavier, statt Modemagazine zu lesen ist trotzdem die schönste und bestangezogenste junge Dame in meinem Freundinnen-Kosmos. Weil sie sich selbst nicht unter Druck setzt. Weil sie lieber aussieht wie Karin als wie Kate Moss. Und weil sie keine Stilvorlage braucht, um sich für den richtigen Mustermix zu entscheiden.

Edit: Dass wir uns nach mehr Natürlichkeit sehnen, nach mehr Authentizität und Echtheit, wird auch durch die Beliebtheit Alis deutlich. Noch während dieser Beitrag entstand, teilten mindestens vier meiner Facebook-Freunde und dutzende weitere Blogs den „niedlichen türkischen Mann aus Berlin“. Es sollte uns doch ein wenig verwundern, dass die Realität von da draußen es vermag, uns Online-Kinder so sehr zu berühren. Das schwingt sogar ein bisschen Großstadt-Romantik mit und dieses seltsame Gefühl von Tragik.



Bilder: Zoe Spawton.

Gefunden bei Matthias.

8 Kommentare

  1. Jen

    grotesk, aber ich weiß genau, was du meinst. Der Mann sieht einfach so aus, als würde er sich gerne abgestimmt anziehen, aber mehr auch nicht. Nationalität und Alter tun ihr übriges, um uns „zu berühren“. Bescheuert eigentlich. Und ich habe auch solche Freundinnen! Da denke ich jedes Mal, ich hab was falsches gelernt und das große Bereuen geht los. Die sind Meeresbiologen oder irgendwas anderes RICHTIGES und sehen trotzdem (…) total gut angezogen aus. Und sind keine Modeopfer. SEUFZ

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  2. Julia

    ihr habt zu dem thema zwar im vergleich den schönsten artikel gebracht, was mich dennoch wundert: stil in berlin, lesmads und ihr bringt am selben tag einen artikel über eben diesen blog.
    mir ist natürlich klar, dass man sich von einander inspirieren lässt, aber drei so ähnliche posts an einem tag – und vielleicht gab es noch mehr auf anderen blogs, die ich nicht so stätig verolge? – finde ich doch seltsam.
    dafür ein hoch auf diese kleinen schönen dinge, die sich durch die stille post der blogger in windeseile in unseren geistern verbreiten und verankern können!

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  3. Nike Jane Artikelautorin

    Liebe Julia,
    wir sind durch unseren Freund Matthias (wie oben angegeben) auf Ali aufmerksam geworden, nicht durch andere Blogs. Und höchst wahrscheinlich ging es den Girls von Les Mads und Co genau so (hat ja jeder Facebook). Und während man so tippt, haben’s dann noch zehn andere für relevant erachtet und ebenfalls getippt – und so entstehen dann Deckungsgleichheiten bezüglich unserer Inhalte.
    (:
    Liebst, Nike

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  4. katja

    wir haben doch gar nichts darüber gepostet 🙂 die bilder gibt es in der melbourne canteen übrigens auch hängend als ausstellung zu sehen.

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  5. can-rnb

    Nicer Typ (ich hatte ihn auch schon im Blog).
    Der Artikel ist super geschrieben, nur ein paar mehr Fotos wären nicht schlecht. 🙂

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