Paris FW: Rick Owens S/S 14 – Fuck your racist beauty standards.

27.09.2013 box2, Allgemein, Mode

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Endlich passiert während der Fashion Week im Glitzer-Land mal wieder etwas spannendes, etwas non-konformes, etwas, das sich nicht jeder trauen würde oder wollte: Rick Owens pfiff auf die gängigen und oft semi-gesunden Schönheitsstandards seiner Branche und schickte statt filigraner Models ganze 40 Tänzerinnen über den Laufsteg. Ein bisschen Rebell war der amerikanische Designer schon immer: Seine Mode changiert stets zwischen Eleganz und Schlampigkeit, Gothic-Assoziationen sind gar nicht mal so weit gefehlt und auch religiöse Elemente kommen schonmal vor – obwohl er selbst überhaupt nicht gläubig ist. Aber zurück zum Thema: Diesmal hat er’s auf die Spitze getrieben, diesmal hätte niemand ahnen können, was dort auf dem Runway passieren würde: Stepptanz-Elemente, heftige Bewegungen, kämpferische Schnuten statt Schmollmünder – was will uns der liebe Rick damit wohl sagen?

Ich habe ja keine Ahnung. Aber ich vermute, es ist ganz simpel: „Fuck your racist beauty standards.“ 

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Cheerleeding, Tanz und Militär-Drill dienten als Quell seiner Outfit-Inspiration und dank allerlei Zipper und der charakteristischen Wickel-Technik stand der Bewegungsfreiheit während der monatelang einstudierten Performance nichts mehr im Weg. Für mich hat das Ganze außerdem etwas von einer Persiflage: Böse Mienen als überspitzter Ausdruck der ständigen zwischenmenschlichen Konkurrenz, ausuferndes Arm-und-Bein-Gewimmel als Statement gegen den steifen Modelgang – man will sich in seiner Tausend-Euro-Robe schließlich bewegen können. Und: Jetzt lasst den Menschen doch endlich ihre Religionsfreiheit! Außerdem muskulöse Körper, die schlemmen, statt zu pfasten – ja, muss es denn immer spindeldürr sein? Fakt ist nämlich, dass Models im echten Leben noch viel schlanker sind als es dort oben auf der Bühne den Anschein macht. Das ist nicht schlimm und manchmal auch schön, wichtig ist bloß, dass es eben auch ein anderes schön gibt, dass Frauen keine Abziehbilder sind, keine eineiigen Mini-BMI-Klone – die Vielfalt des Körpers wird in der Modewelt ja quasi ausgeblendet – außer, man provoziert auf diversen Covern auf denen die dicken Beth Dito prangert, die, entschuldigt bitte, nunmal auch nicht gesund, sondern schwer übergewichtig ist. Kann ja auch keine Lösung sein.

Danke, Herr Owens. Das war mal wieder nötig.   

Alle Bilder zur Show findet ihr auf Style.com

14 Kommentare

  1. bina

    Ich mag die Schnuten, würde mich aber schleunigst verpieseln, wenn eine dieser Amazonen mit solch einem Gesichtsausdruck mir auf der Straße entgegenkommt. Chapeau, Herr Owens!

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  2. Christiane

    Beth Ditto als „schwer übergewichtig“ und ERGO „nicht gesund“ zu bezeichnen ist ein großer Fail!
    Es ist doch gerade der Punkt in ‚body positive‘ Debatten, endlich damit aufzuhören, vom Aussehen auf den Gesundheitszustand (oder irgendeine andere Eigenschaft) zu schließen. Wieso kann der Artikel nicht die Diversität von Körperformen und Looks stark machen, OHNE im gleichen Atemzug doch wieder zur normalisieren, Vorurteile zu setzen und bestimmte Looks auszuschließen?

    Diversität von Körpern stark zu machen heißt:
    – nicht über Gesundheit zu schreiben
    – überhautp nicht vom Aussehen auf irgendetwas andere zu schließen
    – nicht eine Körperform gegen eine andere auszuspielen (dünn vs. dick)
    – keine Norm setzen

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    1. Nike Jane Artikelautorin

      Liebe Christiane,
      wir finden es weder in Ordnung Magersucht zu propagieren, noch verherrlichen wir schweres Übergewicht. Dass Beth leider nicht übergewichtig ist, also so, dass es keine Auswirkungen auf ihre Gesundheit hätte, das weiß sie bestimmt sogar selbst. Das ist nicht besser oder schlechter als massives Untergewicht und leider auch nicht gesünder. Was nichts daran ändert, dass wir ihren Mut bewundern und dass wir es befürworten, eben auch solche Körper ganz offen zu zeigen. In der „kranke Schönheitsideale“-Debatte kommt man damit aber leider nicht weiter. Keines dieser Extreme kann gut für ein langes Leben sein.

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      1. monchichi

        Genau so sehe ich das auch, Nike! Weder Unter- noch Übergewicht sollten nachahmbare Maße sein und ich finde es sogar wichtig, über die Risiken solcher extremen Maße zu schreiben. Man kann und soll nicht ausblenden, dass Übergewicht ebenso wie Untergewicht zu gesundheitlichen Defiziten führt. das kann man sich auch nicht schön reden. Hätten unsere Zellen eine Stimme, wie oft hätten sie uns wohl schon angeschrien, den Burger hinter der mc Donalds Theke zu lassen? (Aber wer den Laden noch unterstützt, ist selber schuld. ..) Es sollte ein Bewusstsein für einen gesunden Umgang mit unseren Körpern geschaffen werden. Dass Nike hier einen Warnhinweis gesetzt hat ist richtig und wichtig und hat nichts mit Intoleranz zu tun!

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  3. Rahel

    Extreme sind vielleicht nicht förderlich für ein langes Leben, aber jeder muss doch selbst dafür verantwortlich sein dürfen, ob er gesund leben möchte oder nicht. Man muss Menschen neben anderen, vielleicht schöneren Freiheiten, auch die Freiheit lassen, sich selbst zu zerstören. Das fällt vielleicht nicht leicht, aber es geht hier darum, dass man über sein eigenes Leben entscheiden darf (solange es nicht auch andere beeinträchtigt wie es z. B. bei Zigaretten an öffentlichen Orten der Fall ist). Freiheit hat jetzt aber nichts mit Schönheitsidealen zu tun, sondern nur mit Toleranz. Ich kann ja tolerieren und es sogar cool finden, dass Beth Ditto fett ist und sich damit wohl fühlt – aber muss ich ihren Körper deswegen schön finden? Nö. Keine Norm zu setzen, was Christiane vorgeschlagen hat, kann einfach nicht funktionieren, weil eben jeder sein eigenes Schönheitsideal hat, das kann man nicht abstellen. Es kann stark oder weniger stark von der Öffentlichkeit geprägt sein, jeder hat eins. Was passieren muss, ist, dass klar wird, wenn über Schönheit geschrieben wird, dass es individuelle Meinungen sind und vor allem, dass man sich mit negativen Urteilen zurück hält. Man kann doch sagen: „die finde ich schön“, ohne zu sagen „aber die ist hässlich“, oder nicht?

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  4. LoveAll

    ^ Du hast moralisch gesehen sicher recht. Niemanden sollte man anprangern für sein Aussehen. Dennoch muss man aussprechen können dass extremes Übergewicht, genauso wie Untergewicht, einfach der Gesundheit mehr als abträglich ist. Und ganz so einfach ist es auch nicht, „soll jeder machen wie er denkt“ – wenn man an die abertausend jährlichen Magenband-OPs denkt und die unfassbar hohen Kosten die den Krankenkassen durch Folgeerkrankungen von Unter- und Übergewicht entstehen…das zahlen wir alle mit. Solidarität schön und gut, aber darauf hinweisen dass das definitiv nicht gesund ist sollte man dürfen – und zwar im Interesse aller: dick, dünn, und alle dazwischen.

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  5. Minou

    Danke für diesen Bericht zur Show, aber schade, dass hier nur auf „racist beauty standards“ abgestellt wird. Die Präsentation scheint so viele weitere Ebenen als nur Hautfarbe und Körperformen anzusprechen und hätte eine umfassendere Analyse ihres Frauenbildes verdient.

    P.S.: Nach dem Standard-Schreibfehler müsste auch noch der „(p)fasten“-Fehler korrigieret werden…

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    1. Nike Jane Artikelautorin

      fat hate im health mantel klingt zwar gut, aber ich bin gar kein fat hater. ich finde es nur bedenktlich, estreme zu hypen. wie schon gesagt. es darf jeder sein wie er mag, aber das propagieren von körperidealen, egal ob in die eine oder andere richtung, ist nicht das gelbe vom ei.

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