Die Sache mit den bösen Gluten & gefährlichen Ernährungstrends.

26.01.2015 Gesellschaft, box1, Beauty

trend glutenfrei„Ich hätte gerne einen Latte, aber mit Soja, bitte“ – „Habenwanich“. „Mhhokee, dann nehm ich einen mit normaler Milch.“ Wenn ich mich nicht täusche, dann hat das alles in etwa so angefangen. Schick ist eben der, der Schickes tut und das Verzehren von Kuhprodukten scheint seit Längerem nicht mehr dazu zu gehören. Im Vergleich zu Köstlichkeiten wie richtig klebrigem Kuchen oder klassischen Brotzeitbrötchen gleicht das weiße Gift wohl aber einem Engelstrunk – Tonangebende Ernährungs-Pingel und Anhänger zwielichtiger Low-Alles-Trends haben sich inzwischen nämlich eine ganze Handvoll neuer Opfer ausgesucht: Sämtliche Proteine wie sie vor allem in Getreide vorkommen, kurz: Gluten.

Nahrungsrassismus 2.0 oder so ähnlich. Die Generation #foodporn ist binnen weniger Monate zur Generation „Vertrag ich nicht, ess ich nicht“ mutiert. Und mein Instagram-Feed ist plötzlich #glutenfree. Komisch, wenn man bedenkt, dass tatsächlich nur in etwa 1% der Bevölkerung zu einer nachweisbaren Unverträglichkeit, in Fachkreisen auch Zöliakie genannt, verdonnert ist. Der große Rest gibt sich, so munkelt man, dem allseits bekannten Placeboeffekt und neuerdings auch einem ganz großen Trend hin. 

Versteht mich nicht falsch, ich haben weder eine heimliche Karriere als Wissenschaftlerin hinter mir, noch geht mich das Essverhalten meiner Mitmenschen mehr als einen feuchten Fuzzi an. Bloß fragte ich mich gestern, nachdem ich mit meiner alten Freundin Leonie telefonierte, wann denn endlich mal jemand den Vogelfinger auspackt, wann denn endlich mal wer sagt, wie absurd und komplett bescheuert das ganze Krümelpizzaessen ist, und zwar ohne Angst vor entrüsteten Kommentaren aus der Richtung all jener, die sich eiskalt erwischt und selbstredend zu Recht angesprochen fühlen. Wer sein Umfeld mit Hashtags penetriert, die zuweilen am Gewissen Normalessender rütteln, der muss nunmal auch mit einem halblächelnden Konter rechnen. Besonders, weil es praktizierenden Gluten-Hassern ja eine gewisse Genugtuung zu geben scheint, jede Mahlzeit mit diesem kleinen aber wichtigen „freeirgendwas“ Hinweis zu versehen, ja etwas Erhabenes. Für meine frechen Zeilen werde ich mich früher oder später womöglich trotzdem entschuldigen müssen, auch wenn ich eigentlich gar nicht will, belehren lassen hingegen würde ich mich aber wirklich gern, denn vielleicht ist mir ja ein wichtiger Fakt durch die Lappen gegangen. Also los: Warum nur tut ihr euch und uns diesen öffentlich betriebenen Verzicht wirklich an? Macht ihr das für euch, oder für den Fame? Für die Gesundheit, oder doch eher die Figur?

 „Weiß du Nike“, brabbelte Leonie, die seit wir in der Grundschule noch Zahnspangen aus Alufolie bastelten an der Autoimmunerkrankung Zöliakie leidet, sich gestern jedenfalls unverhofft in Rage. „Wegen all dieser Mode-Diätler werde ich im Restaurant kaum mehr ernst genommen, man schmeißt mir ständig Croutons in den Suppenteller und außerdem blutet mir beim Anblick eines saftigen Brownies oder beim Butterschnittenfrühstück echt das Herz. Wie soll ich mich von diesem Kackaarschlochhipstertrend also nicht verschmäht fühlen, verrat mir das mal, und wieso machen da so viele Quietschgesunde mit?“.

Ich hatte weder eine Ahnung, was ich antworten sollte, noch weshalb man freiwillig glutenfrei ergo Klebeeiweißfrei, also zwangsläufig etwas bröseliger als gewohnt isst, aber immerhin verstand ich, dass Leonie fuchsteufelswild war. Ähnlich erging es ein Jahr zuvor auch meiner wirklich und wahrhaftig Laktose intoleranten Bekannten Luise, die vor dem Verzehr von jedem auch nur minikleinen Belohnungslattemacchiato erst einmal Vorlieb mit einer neutralisierenden Tablette nehmen muss. 

Das ist also die eine Seite, die mich diesen Trend noch weniger verstehen lässt als sowieso schon. Zusammengefasst trampelt man mit dem Ausüben des selbigen nunmal auf den Gefühlen von wirklich ins Knie Gebissenen, die ständig verzichten müssen, herum. Und das, obwohl das Weglassen von Gluten einem gesunden Menschen weder im hohem Maße schadet noch irgendwie nützt, jedenfalls behaupten das studierte Experten weltweit. 

Die andere Seite der Kritik entblößt sich nur nach und nach: Nicht nur, dass der Zusatz „Gluten free“ die Kassen listiger und sich ins Fäustchen lachender Unternehmer Donnerwetter-laut klingeln lässt (der Höhepunkt war bisher wohl „Glutenfreies Wasser“, das selbstredend immer glutenfrei ist, auch ohne feschen Schriftzug auf der Verpackung), nein, besorgniserregend werden Ernährungstrends wie dieser vor allem wegen ihrer Gabe, Esstörungen im Deckmantel des „bewussten Umgangs mit Lebensmitteln“ zu verschleiern. Selbst besorgten Freunden gehen da irgendwann die Argumente aus.

Clean Eating und all das kann, das weiß man spätestens jetzt, eben zu einer ganz schön schmutzigen Angelegenheit werden, sich zu einem ausgewachsener Zwang mausern. So richtig gefährlich wird’s hier vor allem für junge Mädchen und beeinflussbare Erwachsene, die ihren Blick gern gen Hollywood richten: Dort drüben behauptet das ein oder andere Idol nämlich: „Quatsch, ich bin überhaupt nicht magersüchtig, ich hab bloß wegen meiner neuen Gluten-Allergie 75 Kilo abgenommen.“ Na dann. Weiterhin viel Spaß beim Krümeln. 

92 Kommentare

  1. Renate

    Hach Nike ich liebe es!!! Du sprichst mir so aus der Seele. Ich bekomme jedesmal einen Anfall wenn ich beim Instaggramscrollen diese Bilder sehe, die einem das Gefühl geben, alle Welt ernährt sich ja soooo gesund und vernünftig nur ich selber nicht. Mir geht das sowas von auf den Kecks. Es gibt wirklich Menschen die MÜSSEN extrem darauf achten was sie essen und das erfordert wirklich Disziplin. Und mir tut das auch leid, aber diese MÖCHTEGERNessenverweigerer kotzen mich an. Da geht es meiner Meinung nur um Figur und abnehmen. Essen kann sowas von gut sein 😉 und damit meine ich bewusst Essen aber nicht sich bewusst und unnötig zu irgendwas zwingen und nötigen das keinesfalls NÖTIG ist.
    einen schönen Tag noch

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  2. anie

    …ich versuch mich mal an einem Erklärungsversuch: Die ganze Ernährungsindustrie hat sich in den letzten Jahren enorm gewandelt. Gluten (=Mehl, etc.) ist nicht mehr das Gleiche wie vor einigen Jahren. Es wird neues Zeug gemischt, günstiger und mit weniger Qualität. Aus diesem Grund hat auch die Unverträglichkeit zugenommen. Den es gibt nebst Zöliakie (Allergie) auch Menschen mit einer Unverträglichkeit, so wie es Laktoseintoleranz ist. Jetzt lässt sich natürlich darüber streiten ob es sinnvoll ist Gluten zu essen oder nicht. Meiner Meinung gibt es sicher bessere Kolenhydrate als Mehl und kann nachvollziehen wenn man darauf verzichten möchte. Ich selbst lebe vegetarisch und bei Gelegenheit auch Vegan (nicht glutenfrei), der einfache Grund dafür ist die schnellwachsende Industrie, hinter der ich nicht mehr stehen kann. Verzicht ist das für mich aber nicht, es gibt tolle „Alternativen“ die ich noch viel mehr Liebe als das industriell produzierte Zeug. Und ich tue das nicht um irgendeinem Trend hinterher zu jagen. Darum finde ich den „Fingerzeig“ nicht ganz in Ordnung. Klar nicht ganz so tolll, dass daraus solch ein Hype gemacht wird und viele junge Mädchen darauf anspringen. Irgendwie ist das doch besser als Fastfoodjunkies?!?

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    1. Anvic

      Also Fastfoodjunkie sein ist nicht ungesünder als „ich esse nur Pflanzen“. Es kommt immer auf das Wort „nur“ an… Ss gibt z.B. 0,000 belege für das „ich bin gesünder als du, weil ich ….“ Was ist gesund? Wie ich mich fühle? Was mir jemand auf die Packung schreibt? Wie lange ich lebe? Wie meine Haut scheint?? Es hat (ein weiteres Beispiel) niemand bis jetzt maßgeblich (!!) den Nutzen von Vitamin C fürs Immunsystem belegt. Aber irgendjemand früher hats mal gezwitschert und plötzlich saufen alle warmes Limetten-Cayenne-Pfeffer Wasser am morgen. Weils hübsch macht. Und die Verdauung anregt. Sauft doch nen geilen Espresso am morgen, dann rennt ihr auf die Schüssel und könnt danach schöööön Avocado-Pesto Brote in euch reinstopfen, die dann schön schnell verdaut werden. Sogar mit Gluten. Weißbrot. IHHHHH. Die armen Franzosen, sterben bestimmt alle ganz früh und sind alle hässlich und fett… (Ironie aus) Also das ist eher krank und „verdreht“ als sich mal nen fettigen MCDoof Cheese zu gönnen. Und es geil und lecker zu finden. Und sich danach gut zu fühlen. Und nicht überall jedem und sich etwas beweisen zu müssen. Das finde ich gesund und macht Spaß.

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      1. Cynthia

        Gibt halt auch Menschen, die mögen son Brot mit Avocado tausend mal lieber, als den Burger von MCDoof. 🙂 Aber ich weiß, was du meinst.

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  3. Maria

    Leider sieht mein Darm auch jegliches Essen als Gefahr an, das spannender ist als Pellkartoffeln und gedünsteter Fisch. Seit 14 Jahren tingel ich von Arzt zu Arzt zu Wunderheiler, doch auf DEN Wendepunkt in der ganzen Geschichte warte ich noch. Mir hat der Trend in den letzten Jahren dahingehend geholfen, dass es nun mehr Rezepte und Produkte gibt, die mich ansprechen und auch mal wieder Spaß machen. Ob das nun alles aus reiner Nachmacherei oder Erschließung eines lukrativen Marktes heraus entsteht, kann mir reichlich egal sein. Also bitte, an alle, die einen Magen aus Stahl haben: Esst mehr Butterbrote, Schokotorte und Orangen und freut euch! Alle anderen: Esst, was ihr vertragt. Aber predigt doch bitte nicht der jeweils anderen Gruppe eure Vorstellungen vor, egal ob mit Hashtags oder Gehässigkeiten.

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    1. Svenja

      Hast du dich mal auf eine Histamin-Unverträglichkeit testen lassen? Ich bin studierte Ernährungswissenschaftlerin und kann dir sagen, Ärzte haben kaum Ahnung von Ernährung. Such dir lieber eine auf Allergie und Unverträglich spezialisierte Ernährungsberaterin, die kennen sich richtig aus. LG

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      1. Maria

        Danke für die Tips, monatelange Darmsanierung habe ich bereits hinter mir und die medizinischen Befunde sind auch alle abgeklärt, merci.

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    2. Cynthia

      Deinen letzten Satz finde ich so gut! Jeder, wie er mag. Gibt halt auch Wichtigeres, worüber man sich aufregen kann..

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  4. Noemi Janine

    Ich danke danke danke dir für diesen Text!! Endlich jemand der genau so denkt wie ich 🙂

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  5. dani

    Dein Text bringt es – für mich Normalesser – total auf den Punkt. 🙂

    Ich habe wirklich nichts gegen Veganer und Vegetarier, esst doch, was ihr wollt, aber ich will einfach nicht damit behelligt werden. Ich will keine Hashtags und ich will vor allem einen stinknormalen Kaffee, der weniger als 5 Euro kostet. Ich will weiter meine Nudeln essen, die mich an schlechten Tagen womöglich mit schlechteren Kohlenhydraten fetter, aber auch glücklicher machen. Einfach: Weil ich´s kann und weil es mir schmeckt.
    Und ich stelle mich ja auch nicht hin und sage: Igitt, Salat. Igitt, Mandelmilch.

    Bei all den neuen Essenstrendlern um mich herum habe ich inzwischen oftmals das Gefühl, inzwischen würden mehr als nur zwei Essens-Mäkel-Kinder in meinem Haushalt leben…

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  6. isabelle

    Essen ist ein leidiges Thema geworden und auch leider für mich ein Thema mit dem ich mich jeden Tag aufs neue auseinandersetzen muss. Zwei jahrelang bin ich von Arzt zu Arzt gelaufen und mit der schwachen Laktoseintoleranz, die ich nun schon als Baby hatte habe ich einfach gelebt, sie ignoriert und hatte am Ende dann das Problem die Glutenintoleranz kam dazu. Für mich ist jeder Gang ins Restaurant ein Akt der Überwindung, Brunchen mit Freundinnen fällt leider weg und auch sonst steht meist nicht unbedingt das am Ende auf dem Tisch was man wirklich gerne gegessen hätte. Seit dem ich danach leben geht es mir gut, es wird sogar besser und ich gönne mir trotzdem ne Pizza wenn ich mag, dann zu Hause und alleine weil er weiß wie es mir danach geht. Auch wenn ich wohl das große Los der Intoleranzen gezogen habe, nervt es mich wenn Menschen die nicht darunter leiden einen großen Deal daraus machen und lieber Soja und Buchweizen zu sich nehmen als einfach zu genießen das Brötchen an der Ecke zu kaufen. Der Rummel der darum gemacht wird ist mir zu viel, weil die Menschen die darunter tatsächlich leiden ist es unangenehm. Ich erwähne es so gut wie nie, möchte meinen Bekannten keinen Ärger beim Dinner machen und stelle dies ungern in den Vordergrund. Also Leute esst alles wenn ihr könnt, schlemmt und denkt nicht darüber nach, ich würde gerne mit Euch tauschen auch wenn ich manchmal dankbar bin hin und wieder besser hinzuschauen, was wo enthalten ist! Gesund leben tut man wenn man sich gut fühlt und jeder sollte seinen persönlichen Weg finden, ob vegan, vegetarisch, raw vegan, gluten oder fruktosefrei oder oder oder!

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  7. Vee

    Danke Nike, solche Beiträge machen euren Blog erst so richtig interessant für mich. Ich hoffe es wird kein Trend sich darüber zu empören, aber dieses ungesunde Übermaß das dieses Thema angenommen hat, ist ein anderes extrem. Ich habe das Gefühl es geht mittlerweile nur noch mit extremeren um genügend Aufmerksamkeit zu bekommen und von anderen zustimmend angeschaut zu werden. Jeder rennt irgendwelchen Trends hinterher ohne dabei Kopf und Herz einzuschalten. Ist das eigene Leben den so langweilig das man nicht mal eigene Interessen und Ziele verfolgen kann, sondern nur die die uns vorgeben werden in Sachen Mode, Ernährung, Lebensplanung.

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  8. Corinne

    Vielen Dank für diesen Text! Es stecken tatsächlich auch Interessen einer Nahrungsmittelindustrie dahinter. Und wir fallen auch gern drauf rein, weil man immer denkt, es gibt den einen, einfachen Weg, richtig zu essen, gut auszusehen & super glücklich zu sein. Ich nehme mich da nicht aus, man ist erstmal angefixt, wenn wieder die nächste Erkenntnis der Wissenschaft rausgeholt wird. Diese Eier sind jetzt doch schlecht & Milch ist wieder super-Schlagzeilen verschleiern ja auch immer das eigentlich Wichtige & suggerieren, man müsste ständig up-to-date sein. Dabei weiß wahrscheinlich jeder tief drinnen wie gesunde Ernährung funktioniert. Aber die neueste Supererkenntnis klingt immer etwas verlockender.

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  9. Svenja

    Hallo liebe Nike,

    Ernährung ist ein sehr schwierig und vor allem persönliches Thema. Als studierte Ernährungswissenschaftlerin möchte ich trotzdem ein paar Dinge in deinem Text kommentieren. Clean Eating bezeichnet eine Ernährungsweise, bei der nur Zutaten mit maximal 3 Inhaltstoffen verzehrt werden. Low carbler essen keine langkettigen Kohlenhydrate, also kein Reis, Brot, Nudeln, Kartoffeln, da sie lange verdaut werden und so die Fettreserven des Körpers später angerührt werden. Beides hat nichts mit den bekannten Allergien oder Unverträglichkeiten zu tun. Du hast recht, nur 1% der Bevölkerung leidet wirklich unter Sprue bzw. Zöliakie. Der Rest verträgt meiner Meinung nicht die Industriellen Produkte, da der Körper in der Evolution sich noch nicht an diese angepasst hat (Das Mehl vor 100 Jahren war ein komplett anderes als das heute, das liegt vor allem an der genetischen Veränderung und der schnellen Industriellen Entwicklung). In Brot finden wir heute auch mindestens 15 Inhaltsstoffe und nicht 5, wie es sein sollte.

    Ich finde es toll, dass du über dieses Thema berichtest und auch einen Denkanstoß gibst. Zwar schreibst du in deinem Text ja bereits, dass du keine Wissenschaftlerin bist, aber ein bisschen mehr Recherche anstatt wildem Wortwurf fände ich toll, auch wenn ich die Rage verstehen kann 😉 auch ein Kompliment an das off-Thema! Liebe Grüße

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    1. Charlotte

      Vielen Dank für diesen Kommentar. Ich stimme Dir absolut zu.
      Etwas differenziertere Töne wären dem Text nicht schlecht bekommen.
      Zumal sich ja anhand der Kommentare zeigt, dass hier doch der Großteil an einer Unverträglichkeit leidet.
      Und warum sollte man sich vor den Beschwerden nicht schützen, wenn man dazu die Möglichkeit hat?

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  10. Berenike

    Erst mal ein dickes Merci für diesen Text, liebe Nike! Ich habe schon lange das Gefühl, dass sich unter den hippen Deckmäntelchen von „oh, ich esse nur noch vegan“, „kein Tag ohne meinen Grünkohl-Smoothie“ etc. nur die altbekannten, erschreckenden Essstörungen verbergen… Nur: ist es nicht ein ganz klitzekleines bisschen inkonsequent, wenn zugleich auf eurem Blog Scalamari Jane enthusiastisch die Juice-Cleanse-Kur für schlappe 230 Euro anpreist?? 😉

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      1. Anja

        Das finde ich auch ehrlich gesagt Quatsch. Ich mag auch gerne grüne Smoothies ohne darunter eine Essstörung zu verstecken.
        Ich finde die Verteufelung von Kohlenhydraten übertrieben, aber was hier auch schon öfter gesagt wurde, Mehl und Brot sind echt nicht mehr, was sie mal waren, aber natürlich nicht die Inkarnation des Bösen….
        Klar sollte man nicht übertreiben und ich verstehe auch, dass Leute, die keinen Gluten vertragen genervt von diesem ‚Pseudo Gehabe‘ sind. Aber ist das nicht auch ein Riesenvorteil für alle Menschen die Gluten echt nicht vertragen? Immerhin hat sich die Auswahl an Lebensmitteln dadurch immens erhöht.

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  11. Emile

    Liebe Nike,
    ich fühle mich wie deine Freundin Leonie – denn auch ich leide seit meiner Geburt an Zöliakie. Es nervt mich generell eh, ständig eine Extrawurst zu bekommen, mir war das schon immer unangenehm. Daher bestellte ich immer etwas, wo ich mir sicher sein konnte, dass kein Gluten dran kommt. Früher hat niemand verstanden, worunter ich leide. Mitllerweile bin ich da etwas ’selbstbewusster“ und frage nach.
    Daher ernte ich aber fast immer nur genervte Blicke, nach dem Motto „wieder so eine Möchtegern Glutenfreie, die uns nervt und eine Extrawurst will“. Dass ich aber nicht neumodisch unterwegs bin, sondern unter einer Krankheit ‚leide‘ (ich habe kein anders Wort gefunden, ich leide ja nicht wirklich, es gibt so viel schlimmere Dinge auf dieser Welt!), die mich mein ganzes Leben lang im Bereich der Ernährung einschränkt, sieht keiner. Ich denke das ist die Krux heutzutage, dass nicht mehr unterschieden wird zwischen echter Krankheit und neumodischem Hipster-Dasein.
    Andererseits bin ich auch ein wenig froh drum, denn mittlerweile ist vieles als glutenfrei oder eben nicht-glutenfrei ausgezeichnet, Cafés & Restaurants stellen sich um, Bäckerein bieten glutenfreie Gebäcke an oder es gibt komplett glutenfreie Bäckerein, Supermärkte und Drogerien nehmen auf glutenfreie Ernährung spezialisierte Marken in ihr Sortiment mit auf. Das erleichtert natürlich auch uns Zöliakie-Kranken den Alltag sehr. Es ist also wie so oft im Leben: Die Medaille hat immer zwei Seiten – die Gute und die Nervige.

    Nichtsdestoptrotz werde ich nie (!) verstehen, wie man sich freiwillig derart einschränkt und Unverträglichkeiten nachahmt, um hip zu sein. Es ist ja auch noch niemand auf die Idee gekommen, so zu tun als hätte man Neurodermitis oder andere schlimmere Krankheiten, nur um irgendwas zu haben bzw. mitreden zu können. (wenn du verstehst was ich meine)

    Viele Grüße aus Köln,
    Emilie

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    1. Juli

      Danke Stefanie, endlich mal jemand, der das Thema anspricht. Viele verzichten nicht auf Milch, weil sie sich dabei toll fühlen und auf irgendetwas verzichten wollen, sondern weil sie sich bewusst sind, wie diese Milch produziert wird. Wenn ich Urlaub auf der Alm in Bayern mach und die frische Milch direkt aus dem Stall bekomm, dann trink ich sie auch. Aber doch nicht dieses mit Hormonen und Antiobiotika vollgepumpte Gesöff aus dem Supermarkt. Warum muss man sich denn schämen, wenn man so etwas nicht unterstützen will? Versteh ich nicht.

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        1. anna

          Natürlich, wenn das arme Tier mal krank sein sollte. Ganz im Gegenteil zu den Kühen aus der Nutztierindustrie ,die kurz nach Geburt schon mit Wachstumshormonen und prophylaktisch überdosiertem Antibiotikum und wer weiß was noch alles vollgepumt werden! Gesund ist so eine Milch bestimmt nicht mehr.

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        2. Juli

          Das ist jetzt schon sehr ernstirniges Denken… Ich gehe mal davon aus, dass reine Milchkühe, die 3 Jahre lang mit Schwangerschaftshormonen vollgepumpt werden, damit sie durchgängig Milch produzieren und dann dann nach spätestens 4 Jahren sterben (z.B. an Infektionen durch das ständige Melken, durch die Hormone, durch die Haltung) mehr Medikamente bekommen als Kühe, die auf dem Freiland gehalten werden und etwa 15-20 Jahre alt werden.
          Aber okay, man kann ja vor allem seine Augen verschließen.

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    2. nina

      Danke! Auch ich habe die Milchprodukte etc. seit drei Jahren gestrichen, das Fleisch seit ich zwölf bin. Und ich bin froh, dass es heute so einfach ist. Wenn man weiß, was dahinter steckt, vergeht einem eben der Appetit. Seit ich im ZDF gesehen habe, wie den Kühen in Bangladesch teils bei lebendigem Leib die Haut für Leder für die Dekohighheals dieser Welt abgezogen wird, kauf ich auch das nicht mehr. Geil ist immer nur, wenn einem von den alles-Scheiß-egal Leuten Dekadenz vorgeworfen wird… Gluten ist mir dahingegen egal, da ich es vertrage und es mir ethisch nicht zwielichtig erscheint.

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      1. Sveni

        Oh das hab ich auch gesehen. Auch für mich als Landkind, das aus einer Metzgersfamilie stammt, unerträglich.

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  12. Martina

    Toller Text liebe Nike! Ich selbst vertrag schon seit ich 4 bin keine Kuhmilchprodukte, bzw. bekomm immer mega Bauchweh wenn ich mal ein Eis oder so esse! Ich verstehe Leute nicht, die da freiwillig drauf verzichten, Kuhmilch ist doch soooo lecker!! Leider ist man heutzutage ja schon ‚unnormal‘ wenn man gesund ist bzw. nicht irgendwelche Unverträglichkeiten hat. Wenn wir tot sind, sehn wir eh alle gleich aus egal ob wir uns vegan, glutenfrei oder laktosefrei ernährt haben! 😉

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    1. Sabine

      Och wie toll, dass Kuhmilch ja soooo lecker ist. Schon mal dran gedacht, dass man einfach drauf verzichtet, weil man das Leid der Tiere nicht unterstützen will?? Genauso wie man aus diesem Grund auf Fleisch verzichtet? Ich vermeide auch so gut es geht Milchprodukte – nicht, weil ich sie nicht vertrage oder das irgendwie hip finde, sondern weil ich es zum Kotzen finde, was dabei mit den Tieren gemacht wird.

      Was würde man denn sagen, wenn einer Frau direkt nach der Entbindung ihr Baby weggenommen wird, nur damit Lebewesen einer anderen Gattung statt ihres Babys ihre Milch trinken können? Sowas ist einfach komplett absurd. Und bevor man sich drüber lustig macht oder meint, jeder der keine Intoleranzen hat, soll doch dann bitte auch alles konsumieren, sollte man sich vielleicht erst einmal besser informieren. Zum Beispiel über die Produktion von Kuhmilch.

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      1. Anna

        Entschuldige, was ist das denn für eine bescheuerte und unreflektierte Art zu argumentieren (Vergleich Kuhmilch- Entbindung Baby). Es ist für viele sicherlich nachvollziehbar, warum Menschen aus ethischen Gründen auf Kuhmilch und auch Fleisch verzichten. Aber wie Du hier mit einer agressiven Grundhaltung einen Rundumschlag machst, ist doch genau das, wovon alle genervt sind. Lass die Leute doch essen, was sie wollen. Und wenn sie antibiotikaverseuchtes Huhn vom Lidl essen wollen, dann sollen sie das tun. Auch wenn man dazu nur mal die aktuelle Presse lesen muss und es wohl bleiben lassen sollte. Mir persönlich kommt nur Biofleisch auf den Teller. Aber wie gesagt, jeder wie er mag! Also hör auf den Moralapostel zu spielen.

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        1. nina

          Dann lass die Leute auch klauen und verprügeln, jeder wie er mag. Ist doch alles egal. Und der Vergleich ist auch nicht absurd, sondern die Realität.

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        2. Sabine

          Sag mal, geht’s noch? Wo spiele ich denn hier den Moralapostel? ICH habe doch keinen Artikel geschrieben, in welchem ich irgendwas anprangere. Und ich habe auch keinen Kommentar verfasst, in dem ich mich über Leute aufrege, die auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten, nur weil ich vielleicht aus gesundheitlichen Gründen verzichten MUSS.

          DAS ist eine merkwürdige Argumentation – nur weil einer es nicht darf, muss ein anderer es deswegen erst recht essen? Hä?!

          Also, ich habe hier nicht den Moralapostel gespielt, sondern wollte lediglich aufklären, dass es auch andere Gründe gibt für den Verzicht als Trend und Hipsein. Wie gesagt, ich habe mich nicht in einem Artikel oder Kommentar über irgendjemanden aufgeregt, sondern lediglich die Gruppe, über die sich hier aufgeregt wurde, verteidigt. Etwas völlig anderes als Moralapostel spielen.

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      2. Mila

        Ich kann absolut respektieren, wenn Menschen auf Milch verzichten, weil sie die Massentierhaltung und die daran geknüpften Leiden nicht unterstützen wollen. Aber dieser ständig bemühte Vergleich von wegen „Man würde ja auch keiner Frau das Neugeborene wegnehmen …“ hinkt für mich und für viele andere gewaltig. Meine Meinung dazu, die so manchem ethisch motivierten Milchverweigerer vielleicht sauer aufstößt: Es gibt für mich ganz klar einen Unterschied zwischen Tier und Mensch. Punkt.
        Kein Tier sollte unnötig leiden, ganz klar. Aber: Ich trinke Milch und werde auch weiterhin mit Genuss Milch trinken – und zwar die aus dem Biodorf Browin mit Demeter-Siegel. Weil ich da weiß, dass das Tierwohl einen hohen Stellenwert hat. Nichtsdestotrotz ist auch dort die Kuh Nutztier. Und das ist für mich in Ordnung.

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        1. Sabine

          Mila, kann ich nachvollziehen. Auch bei mir ploppt hin und wieder das Gefühl auf, dass es doch irgendwie einen Unterschied macht, ob Mensch oder Tier… Dann bin ich jedoch auch wieder unsicher und überlege, ob ich als Mensch wirklich dem Tier intensive Gefühle absprechen kann…

          Letztlich ist es der Mix aus sämtlichen Faktoren bezüglich Milch, der mich dazu bringt, weitgehend Milchprodukte zu meiden: Die Studien, dass viel Milch einfach nicht gesund ist (schon allein in der Ernährungspyramide der DGE befinden sich Milchprodukte soweit ich weiß, recht weit oben; leider hat man schnell zu viel, wenn man Milch normal in seine Ernährung einbindet;), die Massentierhaltung und die Tatsache, dass Kälber sofort von den Mutterkühen getrennt werden und vor allem: Der Fakt, dass es irgendwie absolut schräg ist, was wir da ernährungsmäßig tun: die Milch (!) einer anderen Art (!) zu trinken. Wenn man sich mal genau überlegt, wie bescheuert das eigentlich ist… Milch ist Säuglingsnahrung – Mutter säugt ihr Neugeborenes. Ausgewachsene Lebewesen brauchen dies nicht mehr. Es kommen also zwei Absurditäten zusammen: Erwachsene (!) Menschen konsumieren etwas, das eigentlich für Neugeborene ist und dann noch von einer anderen Art, was dem Ganzen nochmal extra einen draufsetzt.

          Diese Dinge haben mich nachdenklich gemacht und einfach bewusster mit dem Thema Milcherzeugnisse umgehen lassen. Deshalb versuche ich, möglichst wenig Käse bspw. zu essen, Milch gar nicht mehr zu trinken etc.. Mein Bewusstsein hat sich einfach geändert. Und das ist bei vielen Menschen so. Deshalb ärgert es mich ein wenig, wenn alle, die diesbezüglich hier und da verzichten, in einen Topf geworfen werden, als wären sie ein bisschen banane und hätten Spaß daran, mal „ich habe eine Intoleranz“ zu spielen. Das ist nämlich einfach Quatsch.

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  13. Sandra

    Ich hatte immer einen Magen aus Stahl – zumindest bis mich in Indien eine seltene Form der Hepatitis (gegen die man sich nicht impfen kann) erwischte. Seitdem habe ich manchmal Probleme und bin auch ganz froh, dass man im Supermarkt zu Bio oder Fertig-Vegetarisch greifen kann (bin ja ne faule Socke was kochen angeht). Dennoch verstehe auch ich den ganzen Gluten- bzw. Laktosefrei-Trend nicht. Ich denke das Geheimnis liegt wie bei so vielem in der Ausgewogenheit. Futterten wir alle mal etwas ausgewogener, gaebe es diese ganzen Zivilisationsempflindlichkeiten auch gar nicht. Und das ist es ja bei den meisten. Mein Freund ist Laktose-intolerant. Ich wage zu behaupten er waere das nicht, wenn er sich mal etwas besser ernaehren wuerde. Aber auch mit Anfang 40 kann man unbelehrbar sein. 😛 Ich finde an sich aber die Entwicklung zu einem besseren Bewusstsein was Nahrung angeht wirklich gut, aber so absolutistische ‚jetzt essen wir nur noch gruene Nahrungsmittel‘ oder so Palaeo-Diaeten finde ich total daemlich. Aber z.B. gibt es in Berlin ein Unternehmen deren Slogan ist ‚Wir geben Fleisch ein Gesicht‘ (http://www.meinekleinefarm.org/). Da bekommt jedes Schwein ein kleines Profil und ja, auf der Wurstpackung ist es dann mit Gesicht und Namen/Nummer abgebildet. DAS nenne ich mal Bewu(r)stseinsbildung (und nein, ich arbeite nicht fuer die). Wir denken doch gar nicht mehr darueber nach wo unser Essen herkommt – sei es Tier oder auch nicht. Das ist fuer mich eine tolle Entwicklung die ja irgendwie aus diesem ganzen Trend (was kann man essen, was nicht, gesund, ungesund etc. etc.) entstanden ist.

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  14. Laura

    Danke, liebe Nike für diesen wunderbaren Beitrag, der mir aus der Seele spricht!
    Ich habe so viele Bekannte, die dies und jenes nicht vertragen bzw. einfach nicht essen wollen… mit verständlichen Begründungen wie „neeee, ich will die Massentierhaltung nicht unterstützen“, bis hin zu den absurdesten Argumente „davon krieg ich Pickel“ oder „danach ziept es immer so im Oberarm“… achsoooo! Na dann unterstützt doch alle weiterhin die tolle Sojaproduktion in Brasilien, mit gentechnisch veränderten Pflanzen und Pestiziden – Monsanto sei Dank! Dass tierische Produkte (zumindest in Bioqualität) oft bei weitem nicht so stark behandelt sind und weniger Produktionsschritten unterworfen sind wie Soja/Reis/Mandelmilch, ist diesen Leuten offenbar nicht bewusst. Konservierungsstoffe sind nicht gesund, ihr Lieben, und führen viel öfter zu Unverträglichkeiten, als Laktose oder Gluten! Ich kann absolut verstehen, dass man die derzeitige Landwirtschaft/Tierproduktion nicht unterstützen möchte, ich möchte das auch nicht. Dass die Alternativen die geboten werden oft keinen Deut besser sind, wird von der Lebensmittelindustrie aber gerne vertuscht. Schon mal gesehen wo die Mandeln in eurer Mandelmilch herkommen? Nein? Dann empfehle ich den Film „More than honey“… Ein hoch auf die Monokultur.
    Sagt doch einfach : „Ja, ich möchte was besonderes sein und aus der Masse herausstechen, deshalb bestelle ich immer laktose/glutenfrei“ oder „ich möchte so gerne abnehmen/achte auf meine Figur, deshalb lasse ich Kohlenhydrate im allgemeinen weg“. Das ganze unter das Deckmäntelchen des Umwelt- bzw. Tierschutzes zu stellen finde ich mehr als heuchlerisch und einfach nur daneben.
    Das gilt natürlich nicht für jene, die tatsächlich unter einer Unverträglichkeit leiden und die sicherlich gerne mit jedem gesunden tauschen würden

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    1. Anja

      Liebe Laura, es gibt auch Mandel- und Sojamilch aus biologischem Anbau… Leider ist die Bio-Tierhaltung auch nicht so dolle wie viele immer denken….http://www.peta.de/bio
      Außerdem kaufen die meisten Leute nun mal kein Biofleisch und es ist immer wieder ein beliebtes Argument, dass die Monokultur und der Anbau genmanipulierten Sojas doch für die Sojamilch der Veganer draufgehe. Allgemein bekannt ist, dass der größte Anteil dieses Sojas für die Fleischproduktion angebaut wird. Oder? Das weißt Du doch?
      Ich finde es auch nicht sehr freundlich, dass Du denjenigen die aus bestimmten Gründen auf Fleisch und Tierprodukte verzichten unterstellst, das eigentlich aus ganz anderen Gründen´zu tun.

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      1. Laura

        Ja, das weiß ich! Deshalb sollte man ja auch alles in Maßen konsumieren. Vor allem Fleisch! Und bei Biofleisch müssen die Futtermittel ebenfalls aus biologischem Anbau kommen, weshalb das Soja da meist nichts aus Übersee kommt…
        Tut mir leid, aber eine vegane Lebensweise ist mir einfach zu kurz gedacht. Ich glaube, dass vor allem „Stadtmenschen“ eine unrealistische Vorstellung davon haben, wie eine viehlose Landwirtschaft aussehen sollte. Ich wollte dich in kleinster Weise beleidigen und es tut mir leid, wenn du dich angegriffen fühlst! Ich finde es sehr löblich, wenn Leute darauf schauen, was sie konsumieren… ganz besonders bei tierischen Produkten, denn auch ich halte die derzeitige Situation in der Landwirtschaft für nicht tragbar! Leider wird von Veganern aber oft vergessen, dass die Landwirtschaft Vieh braucht und, dass es auch andere Wege geben muss, um Massentierhaltung zu stoppen. Auch wenn diese momentan leider noch in weiter ferne liegen!

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    2. nina

      Du weißt aber schon, dass über 90% der Sojabohnen für die Tiermast hier in Europa, ergo für Tierprodukte, produziert wird.

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        1. nina

          Sorry, hatte den Post übersehen oder den falschen kommentiert. Ich weiß nur nicht, wieso man die Tiere essen/melken muss, um mit ihren Ausscheidungen zu düngen, derzeit ist doch eher alles überdüngt, besonders im Massentierhaltungsland Niedersachsen. Ich komme vom Land, die halbe Verwandtschaft sind Bauern und daher weiß ich, wie es da abgeht.Ich sag nur Apotheke und Tierschutzgesetz adieu. Die Sache mit dem in Maßen funktioniert halt leider nicht. Mein Freund isst jeden Tag Wurst und/oder Fleisch und behauptet, in Maßen zu essen.In Maßen, das war im 19. Jhdt., und das hieß: an Feiertagen. Ich bin Historikerin und habe die Quellen studiert.Alle behaupten immer: ich esse nur Bio und in Maßen, aber wer isst dann die Tonnen an Tierprodukten?

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          1. Laura

            überdüngt und trotzdem ist der Boden arm, weil er mit chemischen Düngern überdüngt ist. Wenn man die Tiere hält, um ihre Ausscheidungen zu nutzen, kann man sie auch noch für andere Zwecke nutzen z.B melken… denn sonst würden sie ja nur Platz wegnehmen – es sei denn du willst sie in den Stall einpferchen – Platz, der zur Gewinnung von Eiweiß für die menschliche Ernährung benötigt wird. Sei es durch tierische Produkte oder durch pflanzliche.

  15. Sarah

    Es ist ja eigentlich schön, dass alle sensibler für das Thema Ernährung und Inhaltsstoffe werden, auf Verbraucherseite wie auf Seite der Hersteller/Restaurants usw. Freiwillig auf etwas verzichten, was Gesunden nicht schadet, ist aber tatsächlich befremdlich. Ich habe auch einige (nachgewiesene) Unverträglichkeiten und einen allgemein empfindlichen Magen und beneide alle, die alles essen und trinken können. Menschen, die ihr selbst gewähltes (d.h. nicht gesundheitlich erforderliches) Verzichtverhalten vor sich her tragen, erinnern mich an Menschen, die Brillen mit Fensterglas tragen: sie wollen an einer Einschränkung/Behinderung teilhaben, offenbar nur um der Mode willen. Das muss jedem/r Eingeschränkten/Behinderten ironisch bis verletzend vorkommen. Vielleicht werden ja auch Fake-Hörgeräte oder Krücken mal Mode, dann merken die Trendbesessenen vielleicht, dass was falsch läuft.

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  16. Anja

    Ihr Lieben, ich kann das Augenrollen im Hinblick auf diese ganze HippiHoppiErnährungsweise wirklich gut verstehen, geht mir genauso. Ich möchte nur (wie Stefanie) darauf hinweisen, dass es für die meisten Menschen, die sich für eine vegane Ernährung entschieden haben um etwas ganz anderes geht als um Trends oder irgendwelche Macken. Bitte klickt den Peta-Link oben in Stefanies Beitrag an, wenn Ihr Euch dafür interessiert. Ich ernähre mich nun seit über 20 Jahren vegan, habe also zu einer Zeit damit angefangen als sich die Leute noch mit fragendem Blick am Kopf gekratzt haben, wenn man gesagt hat, dass man keine Tierprodukte konsumieren möchte. Inzwischen ist es mir oft peinlich danach zu fragen, ob gewisse Dinge vegan sind, weil der ganze Hype anfängt den Leuten auf den Keks zu gehen. Dass die vegane Ernährung so beliebt geworden ist, ist ja eigentlich wunderbar und ich hätte früher nie gewagt davon zu träumen, dass es mal so kommt. Ich hoffe nur, dass sich das nicht alles wieder umkehrt und wieder ganz egal wird, was man so isst. Ich finde es eigentlich auch nicht schlecht, wenn man wieder selbst Verantwortung dafür übernimmt was man so zu sich nimmt, und nicht mehr alles der Nahrungsmittelindustrie überlässt, die ja wirklich nichts Gutes für uns will…. Buchweizenpfannkuchen und Mandelmilch können auch wirklich sehr lecker sein und haben nichts mit Verzicht zu tun.

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    1. Laura

      Es tut mir wirklich leid, dass sagen zu müssen, aber: vegane Ernährung macht überhaupt keinen Sinn! Eine Landwirtschaft ohne Nutztiere ist nicht möglich! Nicht bei der derzeitigen Weltbevölkerung…. oder womit möchtest du die Ackerflächen düngen? Mit chemisch-synthetischen Düngemitteln, die das Grundwasser verseuchen?
      Außerdem gibt es gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz so viele landwirtschaftliche Flächen, die nur durch Wiederkäuer effizient genutzt werden können, da dort Ackerbau einfach nicht möglich ist – sprich: es wächst nur Gras dort!
      Ich bin wie du, gegen jegliche Art der Massentierhaltung und Ausbeutung von Tieren. Aber man muss auch realistisch sein! Ich war selber lange Zeit Vegetarierin und studiere ökologische Landwirtschaft…. ich habe wirklich wissenschaftlich mit diesem Thema auseinander gesetzt und bin zu dem Schluss gekommen, dass eine vegane Lebensweise der Umwelt mehr Schaden zufügt, als eine ausgewogene (z.B einmal im Monat Fleisch – bio und am besten wo man weiß, wo es herkommt – also direkt vom Bauer) Ernährung!!!!

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      1. Anja

        Liebe Laura, vielen Dank für Dein Feedback. Und Deine Einstellung muss Dir nicht leid tun… 😉 Ich verstehe Deinen Standpunkt mit dem Düngen. Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Ich baue selbst (obwohl ich in Berlin lebe habe ich einen kleinen Garten) Gemüse an und dünge mit Kompost. Das ist im großen Stil nicht möglich, das weiß ich und ich weiß auch, dass dafür Regenwürmer ihren Dienst tun müssen. Es gibt aber inzwischen schon einige vegane Gemüseanbauer und langfristig wird es dafür hoffentlich auch eine Lösung geben. Hier mal ein Artikel zu dem Thema weil Du Dich ja dafür interessierst: http://www.taz.de/!143950/
        Warum glaubst Du denn, dass die vegane Lebensweise der Umwelt mehr Schaden zufügt?

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        1. Laura

          v.a weil eben -wie du ja selber sagst- mit Kompost düngen im großen Stil nicht möglich ist, müssen viele Gemüse/Pflanzenbauern auf synthetisch hergestellte Stickstoffdünger zurück greifen. Dafür wird das Haberbosch-Verfahren angewandt was ca. 50% (!!!) des gesamten Energieaufwandes in der Landwirtschaft ausmacht! Außerdem müssten viele Weideflächen/Grünland für den Pflanzenbau umgebrochen werden (was teilweise ja gar nicht möglich ist, da wie schon gesagt auf vielen Flächen nichts anderes wächst als Gras), der Boden ist aber ein großer CO2 Speicher (sofern er gesund ist), beim Pfanzenbau muss der Boden regelmäßig aufgebrochen werden und das führt zum Ausstoß von CO2 –> Mitbeteiligung am Klimawandel (Wobei die intensive Tierhaltung dabei natürlich wesentlich stärker ins Gewicht fällt, weshalb ich ja auch für eine extensive Weidehaltung bin.) Für Pflanzenbau braucht man natürlich auch Herbizide und Pestizide, da der Pflanzenbau im großen Stil nun mal immer eine Monokultur darstellt. Ob das Leben einer Biene oder einer Kuh mehr wert ist… ich weiß nicht ob man das beurteilen kann oder darf. In manchen Regionen, in denen der Boden für den Ackerbau geeignet ist, ist die vegane Lebensweise eventuell eine gute Möglichkeit. Aber gerade in Berggegenden brauchen die Menschen die Viehhaltung. Eine ausgewogene, regionale Ernährung ist in solchen Gegenden nur mit tierischen Produkten möglich. Ich glaube, es gibt für dieses Problem keine globale Lösung, sondern je nach Standort eine ganz eigene Lösung.
          Danke für den Artikel 🙂

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          1. Anja

            Genau, ich denke, dass es standortabhängig ist, wie man das beurteilt. Die Bergregionen müssen möglicherweise durch Weidehaltung geschützt werden. (Ob man die Tiere, die das tun dann auch essen muss, ist meines Erachtens eine andere Frage.) Aber siehst Du die Problematik nicht zu sehr aus der Sichtweite unserer Landwirtschaft hier vor Ort? Natürlich benötigt man für den Pflanzenanbau mehr Fläche als für die Tierhaltung, vor allem wenn man die Hühner in kleinen Käfigen übereinanderstapelt. Aber die Anbaugebiete für Futterpflanzen, die für die Herstellung des Fleisches benötigt werden, sind nicht überwiegend hier vor Ort. Damit müssen sich andere rumschlagen. In Südamerika wird täglich eine Urwaldfläche die so groß ist wie Hessen gerodet. Dort herrscht Monokultur und extremster Pestizideinsatz, sodass die Bewohner unmittelbar daran erkranken. Der Einsatz von Gülle vergiftet übrigens unser Grundwasser mit Nitrat, ist viel höher als zugelassen und wird kaum kontrolliert.

          2. Laura

            Stimmt, aber das trifft nur für die intensive Massentierhaltung zu, insbesondere auf die Haltung von Monogastriern (also Schwein und Huhn). Deren Effizienz würde ich generell mal in Frage stellen… Hält man aber zum Beispiel Wiederkäuer auf Grünland (das auch nicht für den Ackerbau genutzt werden kann), dann ist das meiner Meinung nach die einzige sinnvolle Landwirtschaft, die man dort betreiben kann.

  17. Lena

    Schön war auch immer, als ich im ultra hippen Melbourne, auf Festivals Essen verkauft hab und ständig von Hipstern mit Bier in der Hand nach unseren glutenfreien Optionen gefragt wurde 😀 😀

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  18. anne

    ja, diese Sache mit dem glutunfrei verstehe ich auch nicht. also, ich frage mich wirklich – wozu?
    wenn man dieses industriell hergestellte „böse“ mehl mit der typ nr 405 nicht will, wegen der monosaccharide (einfachzucker: dazu verdammt bei erhöhtem verbrauch dicker zu werden bzw weniger sättigungsgefühl zu haben) oder wie anie meinte, dem sei was zugemischt, warum geht man dann nicht einfach zum reformhaus und holt sich hochwertigeres mehl. Gluten ist nicht gleich mehl, sondern im mehl ist gluten enthalten, auch im hochwertigen vollkornmehl.
    gluten an sich schadet den meisten menschen aber nicht.
    vollkornmehl kann natürlich wiederum für einen sensiblen magen, der es nicht gewohnt ist, zu Blähungen führen, wenn man zb nicht genügend trinkt. aber auch das hört auf, wenn man sich eine gewisse zeit dahingehend bewußt ernährt. heißt dann nicht, man hat gleich eine glutenunverträglichkeit.
    denen es schadet, den schadet es wirklich. ich kenne auch welche, die eine zöliakie haben, sie sind z.t. auch sehr sehr dünn und ihre haut ist sehr fahl. dass sie darauf verzichten ist lebensnotwendig, für gesunde menschen spielt es keine rolle.
    ich nenne es mal falsche Aufklärung, ob nun gewollt oder nicht gewollt, hm….?
    ein komisches Gefühl habe ich aber auch nicht, wenn ich #glutenfree sehe, weil ich eh denke, dass jeder essen sollte, worauf er lust hat. mir kommen da nur Fragezeichen. glutenfrei zu essen, schadet ja nun auch nicht, aber ich für mich würde ein stück Lebensqualität einbüßen, würde ich darauf verzichten. denn ich liebe Baguette, kuchen, nudeln usw, und ich gebe mich ungern beim essen noch zusätzlichem krampf hin, ständig vor gluten auf der hut zu sein, wenns mir doch nicht schadet. abgesehen davon, dass glutunfreies oft nicht so luftig und wirklich lecker wird.

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    1. Svenja

      Liebe Anne,
      Kurz zu deinem Kommentar:
      Mehl besteht aus Polysacchariden, vollkorn und helles. Der Typ (z.B. 405) steht für Mineralien im Mehl in mg/kg. Das Vollkornmehl wird aus dem ganzen Korn hergestellt, das helle aus dem geschälten. Zucker ist ein Disachcharid, Glucose und Fructose Monosaccharide. Alle Saccharide bestehen aus Monosacchariden und werden zu diesen abgebaut.
      Blähungen entstehen im Darm, meistens im Dickdarm durch die Darmbakterien.
      Liebe Grüße

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  19. Lena

    Liebe Nike,

    danke für diesen lustigen und provokanten Artikel!

    Ich selbst habe Hashimoto, eine chronische Schilddrüsenerkrankung. Hier werden laut einiger Studien Verbindungen mit den Gilandinen, die im Gluten enthalten sind, und die entzaündungsfördernd wirken sollen, gezogen. Es lässt sich anhang von Bluttests nicht nachweisen, aber angeblich haben Testpersonen nach ca. 11 Monaten Verzicht darauf deutlich bessere Wete gehabt.
    Ich probiere es also seit drei Monaten aus. Abgenommen habe ich deswegen nicht, und das war auch nicht das Ziel. Kartoffeln und Reis sind „unverpimperte“ Ersatz-Kohlehydrate, die aber dazu noch mehr gute Inhaltsstoffe haben als Nudeln und Brötchen. Ansonsten habe ich aber keine weiteren Ernährungsfimmel.
    Der Trend zu solchen Moden in der Ernährung kommt meiner Meinung nach vom Überfluss einerseits, andererseits vom der fortschreitenden „verpanschung“ von Essen. Die Brötchen, die wir heute essen, haben mit den Brötchen von vor 10 Jahren nicht mehr viel gemeinsam. Der Weizen enthält wesentlich mehr Gluten als früher, weil genetisch hochgezüchtet, und dazu wird noch zusätzlich Gluten beigemischt, um die „Fluffigkeit“ des Brots zu steigern und für die Haltbarkeit. Von anderen Backtriebmitteln ganz zu schweigen. Legt man ein Häufchen Glutenmehl in den Ofen, wird es so hart wie ein Ziegelstein. Kann man sich ja selbst denken, dass das bei der Verdauung nicht so gut ankommt. Toll wäre mal ein Reinheitsgebot für Brot, sodass sich alles andere „Brotähnliches Produkt“ nennen müsste….
    Hinzu kommt, dass im Moment einfach alles nur „verpopt“ wird. Damit meine ich, die Industrie greift Trends schneller auf, als je zuvor. Feminismus ist Pop, Clean eating ist Pop, Homosexualität ist Pop usw usw.
    Einerseits gut, da sich diese zuvor Randgruppen nun freier fühlen können. Andererseits: ist man wirklich freier, wenn nun Beyonce sich als „Feministin“ mit Superbody und supersexy Texten inszeniert oder Karl Lagerfeld seine Models demonstrieren lässt? Wenn es im „Veganz“ Veggie-Turkey (ein ganzer gefüllter Truthahn aus Tofu!) für irre Preise zu kaufen gibt? Wenn es teure glutenfreie Lebensmittel gibt, die dafür mit Billig-Soja und anderem pflanzlichen Schrott (ja auch den gibt es!) versetzt sind?
    Im Endeffekt muss das jeder selbst entscheiden. Ich glaube an das richtige Mass und man sollte mit den Beinen auf dem Boden bleiben! Daher finde ich Euren Blog sehr, sehr sympathisch!!

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  20. Anvic

    Vielleicht haben viele der genannten „getesteten“ Gluten-Allergiker (oder Lactose) eine psychosomatische Erkrankung? Wie man einen Reizdarm und Magen bekommt, weil man Stress und Sorgen förmlich in sich reinfrisst? Weil der Kopf bei einigen stärker ist als der Magen? Ich unterstelle 50% der mir persönlich bekannten „Unverträglichkeiten-Haber“ eine Placebo-Erkrankung. Weil sie sich unter Druck setzen, weil sie funktionieren MÜSSEN und BEWEISEN wollen, was für ein guter Mensch sie sind. Weil „kranksein“ bemitleidet wird und Aufmerksamkeit erzeugt. Weil es ein gutes Gefühl erzeugt: die Masse nimmt Rücksicht auf mich. Was nicht heißt, dass sie an dieser Tatsache schuld sind. Der Körper ist meistens stärker als man denkt. Der Kopf macht die meisten Menschen krank. Deshalb sollten vielleicht einige von diesen erstmal versuchen, eine gesunde EINSTELLUNG zum Leben bekommen als den immer „einfacheren“ Weg zu gehen, einfach mal das Brot wegzulassen. Irgendetwas tun hilft manchmal auch, zumindest dem Kopf. Die Rechnung bekommen (wie die Sonnenanbeter auch) die Menschen dann ab 60. Dann fordert der Körper das zurück, was er nie bekam. Die, bei denen das zutrifft, werden sich angesprochen fühlen. Und zurücktreten …

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    1. Franzi

      Deinen Kommentar habe ich genauso gedacht! Aber dann muss man ja mal darueber nachdenken, dass keiner, der aus irgendwelchen psychosomatischen oder coolness oder social anxiety gruenden kein brot mehr essen kann das aufgrund von so nem blog post einsieht und uns hier an seiner epiphanie teilnehmen laesst. anstelle davon sagen alle aj eigentlich schon, aber bei mir ist das ganz anders///

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  21. Lea

    Ich habe mich in den letzten Jahren auch immer mehr mit Ernährung beschäftigt. Ich denke hier muss jeder für sich einen Weg finden. Ich versuche meine Ernährung dahingehend abzustimmen dass es mir gut geht. Ich habe zum Glück nur ein paar kleine Allergien, die keine ganzen Nahrung-Gruppen ausschließen. Aber viel rumprobieren hat gezeigt: es geht mir besser wenn ich kein (bzw. sehr wenig) Getreide, wenig Zucker und prinzipiell Nahrung die dem Konzept Clean Eating folgt zu mir nehme. Asthma besser, Neurodermitis so gut wie weg, Pickel weg und Speck – auch weg 😉

    Ich begrüße den Trend mehr darauf zu achten was man in sich rein schiebt. Aber bestimmte Nährstoffe zu verteufeln ist auch nicht richtig. Ausgewogenheit ist das Stichwort. Wenn ich mich ungesund ernähre geht es mir nicht gut. Wenn ich aber auf alles verzichte was mega–ekelig-zuckerig und doch irgendwie geil ist werde ich auch nicht glücklich. Wenn ich wirklich Lust drauf habe, esse ich ne Pizza oder nen Muffin oder Schokoladenberge. Ist das ungesund? Ja! Macht mich das in dem Moment glücklich? Ja! Ich geh ja auch schließlich bis in die Puppen feiern. Schlafmangel -> ungesund. Spaß und Glück -> Gesund.

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  22. Anastasia

    Super Artikel liebe Nike =))
    Ich selbst habe vor einem Jahr vier Wochen lang auf Gluten und Milchprodukte verzichtet – aus Interesse was mit meinem Körper passiert. Und jaaaa, ich habe mich besser gefühlt – leichter, hab mich mal wirklich mit essen auseinandergesetzt etc. pp. Es war eine Erfahrung, aber nein danke – man sollte alles geniessen können was man kann, denn wenn man wirklich mal krank wird und darauf verzichten muss, ist die Sache eben nicht mehr so #foodporn.
    Ich stehe total auf gesundes Essen, ein Smoothie jeden Morgen ist Alltag geworden, seitdem ich so einen tollen Mixer habe 😀 Aber wenn ich bock auf einen fettigen Burger habe, will ich mir nicht anhören, wie schlecht das alles für mich ist, denn es ist belastend geworden beobachtet zu werden, was man isst.
    Jeder soll tun was er will, aber diese gluten-frei, laktose-frei, alles-frei ist nur eine Modeerscheinung und gerade Essen sollte dies nicht sein, dafür ist es zu wichtig, wenn man bedenkt, wieviele Menschen auch hier in diesem Land nichts zu essen haben. Es ist ein Luxusproblem geworden und das ist echt ätzend und unfair allen Menschen ggü. die wirklich darauf verzichten müssen – denn es gibt doch nix besseres als sich ein Stück Pizza und ein Bier zu gönnen, ohne gleich daran zu denken wie #uncool es angeblich sein soll….

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  23. anna-lisa

    Ich finde es mittlerweile echt unerträglich, wie plötzlich alle in Panik ausbrechen, nur weil ihnen – mit Verlaub – mal ein Furz quersitzt.
    Lustigerweise werden unter den Europäern ja die Franzosen und Spanier am ältesten, wo der Verzehr von Brot und Fleisch nicht gerade knapp ist!
    Am Ende des Tages sollte man nicht unterschätzen, wie wichtig und toll Genuss im Leben ist und sich positiv auf die Psyche und Gesundheit auswirkt.

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  24. Mary

    Nike, love you. Aber der Text ist mir doch zu verallgemeinernd und vor allen Dingen 1-A food-shaming. (Ja, das habe ich mir gerade ausgedacht, aber es gibt ja zahlreiche Gründe, warum Essen für viele konfliktbelastet ist und dein Text trägt dem ja leider nur bei, indem er denen, die bestimmte Dinge nicht essen können oder wollen, Hysterie vorwirft.) Außerdem habe ich gestern erst ein glutenfreies Banana Bread gegessen und auf Instagram gepostet und als eben solches beschrieben, deswegen fühle ich mich jetzt mal angesprochen (Sarah hat’s aber geliked!). Anyway, ich habe weder eine Glutenallergie noch Laktoseintoleranz noch esse ich ausschließlich vegan. Und trotzdem finde ich glutenfreies Essen interessant – zum einen weil mich Essen und wie man es zubereitet generell sehr interessiert und ich Alternativen zu Weizen schlicht spannend finde. Zum anderen und weil der handelsübliche Weizen, den wir so jeden Tag verzehren, oft ziemlich schrottig ist – ein blasses Abziehbild des ehemalig starken Korns, optimiert und gereinigt und ernährungstechnisch oft richtig wertlos. Deswegen interessieren mich Alternativen, die ich dann, einfachheitshalber, glutenfrei nenne und nicht industrieweizenfrei.

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    1. anna-lisa

      Und glutenfreie Getreide sind generell nicht optimiert und gereinigt? Woher weiß man das so genau, wenn man essen geht?

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      1. Mary

        Nein, nicht generell (das wäre schön) – aber glutenfreie Rezepte nehmen in der Regel ja eher Nussmehle, Reismehl, Kartoffelstärke bzw. eine Mischung aus allem etc … Klar, im Falle immer: fragen. Ich finde auch nicht, dass glutenfrei bei allem geschmacklich funktioniert (z.B. Brötchen), aber interessant und legitim ist es allemal.

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  25. Anna

    Danke für den guten Beitrag, der sicherlich vielen aus dem Herzen spricht. Bei mir wurde vor einem dreiviertel Jahr auch eine Glutenunverträglichkeit getestet, nachdem ich mich Jahre lang mit schlimmen Bauchschmerzen rumgequält habe und kein Arzt so richtig wusste, was los ist. Mit der Umstellung auf glutenfreie Kost (ganz oder gar nicht, schummeln gilt nicht) ging es mir innerhalb von ein paar Tagen besser. Der Wandel war unglaublich.

    Hier in Berlin profitiere ich von der Hippi-Lebensweise „ich lass Gluten mal vorsorglich weg“ natürlich enmorm. Glutenfreie Bäckereien, zahlreiche Produkte in Biomärkten und Restaurants vereinfachen mein Leben sehr. Ich würde aber nie auf die Idee kommen, meinem Umfeld diese Lebensweise aufzuoktroyieren. Jeder muss ja selbst wissen, was einem gut tut. Daher hashtage ich auch nichts via Social Media und informiere meine Mitmenschen über meinen „gesunden“ Tagesablauf. Und diese Prenzlauer Berg-Öko-Mamas, die ihren Kinder vorsorglich keine Kuhmilchprodukte oder das böse Gluten zu essen geben, verstehe ich gar nicht. Das ist auch der Schlag Mensch, der sein Umfeld belehren und erziehen muss und dadurch ein genervtes Klima erzeugen. Ich halte mich mit meiner (für mich gesunden) Lebensweise zurück aber dennoch merkt mein Umfeld das natürlich (Kuchen im Büro rühre ich nicht an, Freunde müssen Extrawürste kochen und im Restaurant muss ich drauf bestehen, dass die Sauce ohne Mehl gebunden wird): Und ja ich stimme Deiner Freundin Leonie zu. Genervt sind die meisten nicht aber viele nehmen es auf die leichte Schulter und Du weißt nicht, ob sie die Anweisungen auch deutlich der Küche mitgeteilt haben. Im Gegensatz zu einer direkten allergischen Reaktion merke ich erst viel später, dass ich etwas mit Gluten gegessen habe.

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  26. Katja

    Big löööv für den Artikel, Nike, und herzlichen Dank!

    Weil alle so schreien und argumentieren hier: Dass und warum und wie und wo Leute Unverträglichkeiten haben oder nicht haben, ist doch eh nicht dein Punkt, oder? Sondern, dass sie es so übereifrig-stolz vor sich hertragen. Und das nervt wirklich wahnsinnig. Mein Instagram-Feed ist auch überfüllt von Hashtags wie #glutenfree oder #superfood. Wieso kommunizieren Leute so überlaut ihre Ernährung, ausser, weil sie sich selbst so irre dabei gefallen? Ist mir ehrlich gesagt sch..egal, ob die Pizza bei Eurem romantisch-perfekten Dinner glutenfrei war. Wenn man eine Lebensmittelunverträglichkeit hat, ist das echt mühsam, und mir tuts leid für euch. Wirklich! Aber wieso, zur Hölle, weisen Menschen da immer so explizit drauf hin? Und bitte, nein, Ihr müsste nicht dem verzweifelten EINEN Prozent der Zölliakie-betroffenen Bevölkerung auf ihrer total verzweifelten Suche nach Nahrung helfen!

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  27. Our Food Stories

    Wir finden es gut, wenn man sich kritisch mit der Thematik auseinander setzt bzw. können es auch nicht verstehen, wie man ohne Diagnose auf bestimmte Lebensmittel verzichten sollte. Das ist nicht nur unverständlich, sondern teilweise auch gefährlich, wenn dann gewisse Nährstoffe fehlen.
    Fakt ist aber auch, dass immer mehr Menschen Unverträglichkeiten entwickeln, (was nicht nur dem Hype um Ernährung zuzuschreiben ist, sonder wie ja schon von vielen erwähnt, einfach dadurch kommt, dass gewisse Nahrungsmittel, wie eben Weizen und Co sich Industrie-bedingt verändert haben).
    Es muss ja auch nicht immer gleich eine Allergie sein (weil du von 1% gesprochen hast, die Zahl der Menschen mit DIAGNOSTIZIERTER Unverträglichkeit ist sicher weitaus höher) und auch eine Unverträglichkeit kann sich sehr quälend äußern. Wo ist also das Problem, wenn es immer mehr Alternativen (die in Deutschland bzw. Europa ja auch noch relativ rar sind, jedenfalls wenn es um glutenfrei geht) für Betroffene gibt? Ich würde auch nicht sagen, dass Kellner und Köche in Restaurants dadurch genervter sind. Jedenfalls mache ich genau die entgegengesetzte Erfahrung. Immer mehr Menschen haben Verständnis und es wird nicht gleich mit dem Kopf geschüttelt oder man einfach nur als Hysterisch und sensibel bezeichnet. Mir geht es da trotzdem ähnlich wie deiner Freundin, mir ist auch immer noch unangenehm nachzufragen oder sozusagen eine Extrawurst zu bekommen…aber ich denke das ist ja eher ein persönliches Ding.
    Und zur ganzen Hashtag-Thematik 🙂 Warum taggt man denn ein Bild? Also wir tun das, damit andere die nach dem Hashtag suchen auf unser Bild kommen. Wenn also andere die sich auch glutenfrei ernähren müssen nach neuen Rezepten suchen, können sie uns finden…Da geht es doch viel mehr um den Austausch. Ist ein Kuchen besser oder gesünder weil er glutenfrei ist? Sicherlich nicht, ist ja schließlich Kuchen 😀 Und wie schön, wenn “Allesesser“ diesen Kuchen dann auch noch ansprechend finden (warum auch schließlich nicht, kann ihn ja egal sein ob sie an Tag x Reismehl oder Weizenmehl im Kuchen haben, solange der Geschmack gut ist?!) Aber diejenigen die darauf angewiesen sind, sollten doch auch die Möglichkeit auf Genuss und Alternativen haben.

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  28. caroline

    Liebe Nike! Bitte werf Gluten und Kuhmilch nicht in einen Topf. Jemand mag aus anderen Gruenden als der Lactose-Intoleranz Sojamilch bestellen. Ich bin seit Jahren Veganerin – ein grosser Teil meiner Freunde uebrigens auch – und ich finde es toll, dass es mittlerweile fast ueberall Sojamilch oder andere Alternativen wie Reis- und Hafermilch angeboten werden. Auch wenn der Carnivore schlussendlich nach der Sojamilch fragt – es ist immerhin besser als wenn wer nach Kuhmilch fragen wuerde. Das Angebot an Milchersaetzen hat sich nunmal erweitert (gottseidank) – wieso nicht davon Gebrauch nehmen? Der Eiweissgehalt von Sojamilch reicht aus, viele Sorten werden mit Calcium angereichert, wer sich also gesund und ausgewogen ernaehrt, brauch sich ueber schlechte Blutwerte nur weil er Kuhmilch durch Sojamilch ersetzt in der Regel keine Gedanken zu machen. Schoen, dass es das gibt! 🙂 Trend hin oder her. Am Ende zaehlt das Resultat!

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  29. caroline

    P.S. Ich bin kein Veganismus-Messias und verlange nicht, dass man mit Sojamilch mitzieht. Ich finde es trotzdem toll, wenn man es tut, weil man der Welt ein bisschen mehr Gutes tut als mit Kuhmilch halt. 🙂 Der Mensch des 21. Jahrhundert ist frei genug, sich seine eigenen moralischen Gedanken zu machen. Das ist ok. Es gibt schlimmere Trends. Felljacken tragen z.B. ! Das ist Regression. Und tatsaechlich zeigen Statistiken, dass immer mehr Menschen sich vegetarisch oder vegan ernaehren. Ich kanns nur wiederholen: ob sich das nun aus einem Trend entwickelt hat ist doch wurscht.

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    1. Veronika

      Absolute Zustimmung zu Deinem Kommentar, liebe Caroline! Begeistertes Auf- und Ab Hüpfen inklusive:-)
      Alleine schon wegen tollen Kommentaren wie diesem hat sich der Artikel/Blogpost schon gelohnt, Daumen hoch für die intelligenten & interessanten Leser von TIJW <3

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  30. Jael

    Ich kann bei deinem Artikel definitiv mit, Nike und finde das Gesundheitsmäntelchen, das momentan jeder hippen Modeerscheinung umgestülpt wird auch dezent anstrengend.
    Aber was mich an diesen Debatten einfach am meisten an den Rand bringt, sind die missionarisch anmutenden Essens-Predigten – auf beiden Seiten! Wenn sich jemand aus figurbetonten Gründen vegan ernährt, soll er doch. Und wenn ein anderer 1x pro Woche mit dem Fast-food-Restaurant liebäugelt, dann soll er doch.
    Jedem das seine, und vorallem: jedem das eigene Tellerchen!

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  31. tessa

    Exactly my thoughts … vor allem beim Scrollen durch meinen Instagram-Feed: Alle vertragen aufeinmal kein Gluten mehr. Vor allem der letzte Punkt, den du ansprichst, finde ich sehr wichtig und ich hab darüber in englischsprachigen Medien schon viel gelesen: Durch „Unverträglichkeiten“ werden gern Essstörungen verschleiert. Alles ist auf einmal verboten, ist böse … und bei böse und ungesund ist meistens schlicht „hat viele Kalorien, Fett, Kohlenhydrate“ gemeint.
    Ich war früher Vegetarierin und da ist Berlin, wenn man vom Land kommt, wo Vegetarier ignoriert werden, ein Paradies. Dass hier fast alle Restaurant vegetarische Angebote haben, ist toll, und auch für Veganer. Und auch bewusst essen, sich über Zutaten und Nährstoffe informieren ist gut … solange es keine Obsession wird und man Angst vor Essen bekommt, was den selbst gesetzten Regeln und Verboten nicht entspricht. Wer Panik beim Anblick eines Bananabreads bekommt, das nicht gluten-frei ist, und denkt, es macht mich krank oder geht auf die Hüften, der hat leider bereits ein gestörtes Essverhalten, und das wird schnell zu einer Essstörung. Und dafür ist das Leben leider zu kurz. Essstörungen rauben Zeit, Energie, Lebensfreude und Freunde.
    Ich bin übrigens meiner Schwangerschaft sehr dankbar, dass sie mein gestörtes Essverhalten geheilt hat, und mein Körper auf einmal ganz klar wusste, was er brauchte, u.a. Kohlenhydrate in rauen Mengen. Und er hat mich da einfach überstimmt. Lustigerweise war die Handhabe, nun einfach zu essen, auf was ich Lust hatte und vor allem mich satt zu essen genau richtig: Meine größte Sorge, in der Schwangerschaft viel zuzunehmen, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil. Man sieht mir wenige Wochen nach der Geburt nicht mehr an, dass ich schwanger war. Ich bin gesund und das Baby auch. Und ich glaube das liegt mit daran, dass ich statt immer über Essen nachzudenken, einfach gegessen habe.

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  32. Lela

    Ich bin jetz absolut kein Experte auf dem Gebiet. Mir wurde mal erklärt, daß das heute angebaute Getreide stark verändert und auf die industriellen Maßstäbe zugeschnitten ist. Stichwort Gewinnoptimierung usw..
    Dies sei der Grund warum immer mehr Menschen eine Glutenunverträglichkeit entwickeln.
    Ich persönlich verzichte nicht auf Gluten, da ich die Information habe, dies sei nur bei einer Zölikie notwendig.
    Ernährung ist echt ein schwieriges Thema für mich.
    Man weiss ja es gibt Erdbeerjoghurt der nie Erdbeeren gesehen und all diese Geschichten. Ich reg mich aber jedesmal wieder aufs Neue auf wenn ich etwas darüber höre was die Lebensmittelindustrie uns vorsetzt.
    Oder z.B. Antibiotika in Fleisch. Warum ist sowas erlaubt, wenn sogar die Ärzte schon davor warnen?
    Werde mir die Kommentare hier nachher mal in Ruhe durchlesen.
    Gibt sicher was zu lernen für mich. Würde mich gerne gesünder ernähren. aber ohne mich komplett verrückt zu machen.

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  33. Nike Jane Artikelautorin

    Wowi! Ihr seid die oberkrasstollsten Leser! Danke für die vielen geistreichen Kommentare und Denksanstöße. An alle, die jetzt ein bisschen sauer auf mich sind: Ich hoffe, ihr versteht, dass dieser Artikel, so spitz we er formuliert ist, genau das bezwecken sollte, nämlich eine gedeihende Diskussion. Chapeau, ihr alle <3

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  34. Nora

    Liebe Nike,

    ich bin nach deinem Artikel hin- und hergerissen.
    Dass man den Glutenfrei-Hype und den Verzicht auf tierische Produkte wie z.B. Milch, auch wenn er wie in deinem Eingangsbeispiel nicht durchgehend praktiziert wird, nicht unbedingt vergleichen kann, wurde schon an anderer Stelle gesagt.
    Außerdem ist es doch schön die Auswahl zu haben und seinen Horizont kulinarisch zu erweitern- oft eröffnet das Ausprobieren neuer „Trends“ doch den Blick auf Alternativen, bisher unbekannte Lebensmittel und neue Rezepte, anstatt, wie von dir porträtiert, im Tunnelblick zu münden. Gleiches gilt für Soja-, Mandel-, Reis-, Hafermilch. Ist doch schön!

    Und was die diagnostizierten Unverträglichkeiten angeht: Einerseits muss ich auch immer ein bisschen lachen, wenn ich höre, dass die Zahl derer mit selbstdiagnostizierten Unverträglichkeiten um ein vielfaches über den tatsächlich diagnostizierten Zahlen liegt. Anderseits müssen es ja nicht die 1% sein. Unwohlsein kann sich auch ohne ärztliche Diagnose äußern. Und wem überlässt man hier die Definitionsmacht über das eigene Wohlbefinden? Einer medizinischen Diagnose oder vielleicht doch dem (Bauch-)Gefühl? Damit meine ich keine Panikmache oder Hypersensibilität. Aber mir ging es z.B. früher so, dass ich von Kuhmilch extrem schlechte Haut und Pickel bekommen habe. Keine Einbildung. Die Erkenntnis, dass es an der Milch lag, kam erst viel später. Seit ich vegan lebe habe ich viel bessere Haut und auch kaum mehr Neurodermitis. Was ein Arzt mir dazu sagen würde ist mir recht egal, da ich ja weiß was für mich persönlich gut ist. Abgesehen davon ist Kuh- oder andere Tiermlich nun mal nicht für die Ernährung erwachsener Menschen gedacht. Das ist Babynahrung. Für Kühe. Da wundert es auch nicht, dass Laktoseintoleranz in weiten Teilen der Welt verbreitet ist. Die Verträglichkeit von Kuhmilch unter den meisten Europäern ist eine historisch bedingte globale Ausnahme (und heute wohl nicht mehr notwendig).

    Was das Lästern über selbstdarstellerische Hashtags auf Instagram angeht, ist es doch leider so, dass jeder Hashtag, jedes gefilterte Selfie und jedes hübsch angerichtete Vorzeigemittagessen letztendlich ein Akt der Selbstdarstellung ist. Dabei wissen wir alle, dass niemands Leben tagein tagaus aus nichts anderem besteht als #soulfoodessen mit #lieblingsmenschen im #hippstencafé im #angesagtestenkiez – selbstverständlich #lalaberlintragend und #ironischehashtagsverwendend. Wir wissen, dass Instragram, so sehr es uns vorgaukelt, Einblicke in die Leben anderer Leute zu erhaschen, eine besonders schön schimmernde Seifenblase im Internetkosmos ist. Nur das Zerplatzen, das sieht man meistens nicht, denn das passiert dann doch eher offline. Es ist eine hübsche Illusion, der man sich gerne einmal hingibt, aber dass es nicht der vollen Realität enspricht, wissen wir alle. Ob glutenfreies Essen oder Hochglanzbilder von einem selber. Es ist ein Ausschnitt, ein Trend.
    Und das ist auch ok, oder nicht? Das eine zu verteufeln während man selber sehr aktiver Teil dieses Internetphänomens ist, finde ich ein bisschen arg. Und ich liebe dein Instagram, nicht falsch verstehen.

    Generell glaube ich nur, dass diesem Artikel ein bisschen mehr Reflektion gut getan hätte. Dass es ein sensibles Thema ist sieht man ja allein an der Anzahl der Kommentare. Gerade ob seiner Sensibilität wäre dem Thema vielleicht ein etwas differenzierterer Artikel gut bekommen anstatt in sich in die Angriffsposition zu begeben und einfach mal zurückzuhauen. Bringt ja auch nichts, und Essgewohnheiten zu bashen hat auch noch keinem möglicherweise essgestörten Menschen geholfen. Und das sind ganz sicher nicht alle Leute, die in ihrem Leben mal glutenfreies Essen ausprobiert haben – ob on- oder offline.

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    1. Nike Jane Artikelautorin

      Liebe Nora danke für deinen tollen Kommentar!
      Aber genau darum geht es hier. Ich habe mich nämlich ganz bewusst davor gehütet, einen „gut recherchierten Artikel“ und ei Welt heraus zu schreien, da hätte ich nämlich noch mehr Schelte kassiert. Das kommt daher, dass ich vorher tatsächlich recherchiert habe – bloß sind selbst sämtliche „fachmännische Artikel“ in sofern nicht aufschlussreich, als dass der eine Pro ein ganzes Buch über böse Gluten veröffentlicht, ein anderer Pro dieses Buch bis aufs Blut kritisiert und zwanzig weitere sich gar nicht so sicher sind. Deshalb der freche Ton, als Stimme derer, die es nicht verstehen und ein bisschen besorgt sind ob all der Food-Trends. Kurzum: Niemand weiß so genau, was es mit den Gluten auf sich hat, jeder hat bloß eine halbfundierte Meinung, weil die Forschung quasi noch in den Kinderschuhen steckt. Selbst das Argument der heute stark manipulierten Getreide, etc, wird in sämtlichen Studien, die besagen, dass sich keine großen Unterschiede zwischen Gluten heute und damals feststellen lassen, schon wieder geköpft. Es ist ein einziges Hin und Her. Daher: Idee geglückt, es findet eine (ganz wunderbare) Diskussion statt, die dem ein oder anderen vielleicht doch noch bei der Meinungsbildung hilft <3

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  35. Fräulein Julia

    Gut, dass du dieses kontroverse Thema mal auf den Tisch gepackt hast! Ich finde es ziemlich klasse, dass es immer mehr gluten- und laktosefreie Produkte gibt – damit diejenigen, die wirklich und ehrlich unter diesen Allergien leiden, ein bisschen Abwechslung in den Speiseplan bringen können.
    Wer aber freiwillig auf Gluten verzichtet, hat meiner Meinung nach schlicht einen an der Waffel und mit gesunder Ernährung hat das auch wenig zu tun.

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  36. manuela

    DANKE, liebe Nike!
    Schwieriges Thema. Ich sehe das so: jeder sollte sich so ernähren, wie er das für richtig hält. Allerdings sollte man vermeiden, anderen Vorschriften zu machen. Ich habe selbst habe unzählige Lebensmittel Allergien und eine Fructose Intoleranz (ärztlich nachgewiesen) und wünschte ich könnte alles essen worauf ich Lust habe. Deshalb kann ich natürlich nicht nachvollziehen, dass sich Menschen aus freiem Willen selbst Geiseln (veganer und Vegetarier aus ethischen Gründen mal abgesehen) aber jeder muss selber wissen was er tut. Und für „echte“ intolerante/Allergiker hat es massive Vorteile. Natürlich werden sie oft nicht ernst genommen (ich kenne das ja selbst) aber auf der anderen Seite: liebe Laktose und Glutenintolerante, ihr habt durch diesen Hype sooooo viele Vorteile gewonnen, Glutenn und Lactose werden mittlerweile auf (fast) allen Lebensmitteln deklariert, sogar im Restaurant, fast jeder weiss was es ist, fast jeder Kellner weiss bescheid, es gibt mittlerweile auch so viel Auswahl an deklariert freien Gerichten. Freut euch darüber! Ihr könnt fast normal essen gehen. Wenn ich überhaupt mal essen gehe, suche ich mir ein Gericht auf der Karte danach aus, wo hoffentlich am wenigsten fructose und keine sonstigen allergen drin sind. Hilfestellung der Kellner und köche gleich fehlanzeige. Sehr oft bleibt mir nur ein grüner blattsalat mit Öl oder eine schlaflose nacht mit Magen/darmproblemen weil doch zu viel drin war.
    Diskutiert fleissig weiter!

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  37. Lienushka

    Das gibt es alles, weil die Leute sich langweilen und ihre Individualität betonen wollen. Eins merken die meisten Unverträgler jedoch schnell – sie vertragen doch fast alles und langweile kehrt wieder ein. Doch was nicht bemerkt wird, individuell ist daran gar nichts!

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  38. Mme Makaleiska

    Finde es spitze, dass dieses Thema hier angesprochen wird. Ich kann es nämlich auch kaum mehr ertragen. Selbstredend sind diese Produkte für all jene, die tatsächlich an einer Unverträglichkeit, einer Allergie oder dergleichen leiden, eine absolute Bereicherung. Aber freiwillig auf Gluten zu verzichten, käme für mich absolut nicht in die Tüte. Warum auch? Gesund ist es nicht und darüber hinaus doch eigentlich nur Geldmacherei!

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  39. Moana

    Echt ein Thema, das die Geister erhitzt … Wow!

    Ich leide an starker Neurodermitis und habe daher schon so ziemlich alles ausprobiert, was mit Essen und vor allem Nicht-Essen zu tun hat. Daher kann ich beim besten Willen nicht verstehen, wie man es einfach nur schick finden kann, auf bestimmte Nahrungsmittel zu verzichten. Schoki-Orgien zu Weihnachten? Undenkbar für mich.

    Am Ende ist es doch aber so: Wir leben in einer Überflussgesellschaft, die es jedem ermöglicht, das zu essen (oder eben nicht), was ihm Spaß macht. Wichtig finde ich dabei, dass man für sich selbst entscheidet, mit welchem Essen und welchen Konsumentscheidungen man gut und gesund lebt und im besten Fall noch so, dass man es moralisch vertretbar findet. Es gibt dabei halt nicht eine Regel, die für alle gilt.

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  40. Lisa

    Irgendwie scheint das ‚Food shaming‘ und das Empfinden sich für seine Essenswahl rechtfertigen zu müssen/ sich von Menschen die sich Gluten, Kuhmilch-, blablafrei ernähren, angegriffen zu fühlen, ein besonders deutsches Phänomen zu sein.
    Ich habe seit meiner Geburt eine Kuhmilch/Milcheiweiss Allergie und weiß sehr gut was es heißt sich für seine Essenswahl rechtfertigen zu müssen. Von Sprüchen wie „Watt willste? Magarine? Butter ist doch viel gesünder“, über Standpauken, dass der Sojaanbau den Regenwald zerstört und ich lieber Kuhmilch trinken soll über verdrehte Augen und wertende Blicke die sagen „Achja so eine scheiß Veganerin wieder“, alles dabei. Wie du Nike schon geschrieben hast, führt die sich veränderte Ernährungsweise von vielen dazu, dass man mit wirklichen Allergien oder Lebensmittelunverträglichkeitrn weniger ernst genommen wird. Andererseits habe ich dem veganen „Trend“ zu verdanken das ich auch mal einen Kaffee mit Milch trinken kann, selbst ein Stück Kuchen im Gespräch mit Freunden essen kann oder in den Genuss einer nicht trockenen Pizza komme.
    In anderen Ländern und vor allem in England und den USA scheinen die Menschen jedoch eine höhere Toleranz gegenüber anderer Ernährungsweisen zu haben. Da ist es oft eine Selbstverständlichkeit das sich die Küche um eine Alternative für einen kümmert, in Deutschland hingegen wird man leider in den meisten Fällen abgewiesen oder muss sich ein blödes Kommentar anhören.
    Das heißt nicht, dass ich verlange das man mir immer eine Alternative vor die Füße trägt. Doch wünsche ich mir ein wenig mehr Toleranz und eventuell Verständnis.

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  41. Kat

    meine Antwort ist zwar etwas spät,(lebte&reiste das letzte Jahr in Neuseeland und Australien) &habe nicht jeden Tijw Eintrag aktuell mitbekommen.
    @lisa,da stimme ich dir völlig zu.
    Jedenfalls ist es meiner Meinung nach auch so,dass hier in Deutschland immer ein blödes Theater um Essverhalten und andere Themen wie Kinder und Erziehung gemacht wird. Diese oftmals mangelnde Akzeptanz, das fehlende Interesse und dieses ewige Hipstergedisse könnte man echt mal minimieren.
    Down under und nz ist es,wie ich es mitbekommen habe so. Ob glutenfrei, Vegan, cleaneating ,whatever. Es gibt in Cafés,Restaurants und Supermärkten ein wirklich riesiges Angebot an Alternativprodukten und in vielen Cafés ist es mittlerweile Standart mindestens 5 verschiedene Milchsorten anzubieten. Warum auch nicht?! Die Nachfrage ist nunmal da. Die Leute da scheinen viel interessierter an neuen Produkten und Möglichkeiten zu sein , akzeptieren das Essverhalten der anderen und man muss sich mit Allergien,Unverträglichkeiten,seinen Überzeugungen oder einfach Interesse nicht wie der letzte Depp fühlen.
    Sojaanbau zerstört den Regenwald, aber Viehmast nicht?! Informieren hilft. Danke.

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  42. Moira

    Hi Nike, ich hab deinen Blog gerade erst entdeckt! Was für eine interessante Diskussion! Allerdings finde ich die mangelnde Akzeptanz, die aus dem Artikel spricht, wirklich schade. Vor allem, weil man ja nie wissen kann, ob die Person, die glutenfrei isst, nun wirklich eine Unverträglichkeit hat oder eben einem Trend folgt – da finde ich den Rundumschlag nicht angebracht. Mir persönlich geht’s ohne Gluten besser und beim Anblick einer normalen Pizza blutet mir auch schon mal das Herz. Ich finde es gut, dass sich immer mehr Menschen mit ihrer Ernährung auseinander setzen und bewusster konsumieren.

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