-18°C, Nackte Beine, keine Socken
– ein Wunsch an die Designer dieser Welt

17.02.2015 Mode, Gesellschaft

fashion week nackte beineAm Wochenende wollte ich nach einem kurzen Anfall von Kleiderschrankfrust gepaart mit bitterer Sehnsucht nach dem Frühling einen kleinen Einkaufsbummel zustande bringen, inklusive Beute, die das Herz langfristig erwärmt. Das Problem: Draußen war es kalt, arschkalt.

Schmachtend und auch ein bisschen sabbernd vor Glück fand ich mich jedenfalls irgendwann vor Button-Up-Röcken im Stil der Swinging 60’s stehend wieder, ich grabschte nach hippiesken Kleidern, nach Siebenachtelhosen und Culottes, die gerade einmal bis zum Knöchel reichten und immer noch reichen. Kurz vor der Kasse, ich war schon ganz wibbelig, entgleiste mir mein debiles Kaufrauschginsen allerdings zu einer Grimasse gefüllt mit lauter großer Fragezeichen. Moment mal, das ist jetzt eigentlich großer Quatsch, dachte ich just in der Sekunde als mich eine geballte Ladung Winterfrust übermannte. Keines, aber wirklich kein einziges dieser schnieken Teile aka Frühlingsboten, die heutzutage ja aber aus unerfindlichen Gründen ganz a-periodisch an den Stangen hängen, hätte ich während der kommenden Wochen, geschweige denn Tage überhaupt ausführen können. Und weshalb? Weil das, was wir auf dem Laufsteg sehen, nur selten in die echte wahre Welt hinein passt, zumindest wenn man die Komplett-Looks quasi wörtlich nimmt. An Strumpfhosen denkt nämlich so gut wie kein Designer und auch keine Designerin dieses Erdballs, höchstens an dicke Socken, die, natürlich, am besten zu nackten Beinen aussehen. 

10990581_427539320748724_79426845_nTibi A/W 2015

The Ultimate Power Move: No Tights at Fashion Week„, ein Artikel des Guardian, ließ mich gestern aus unerfindlichen Gründen trotzdem schadenfroh auflachen. Der Tenor: Die haben ja nicht mehr alle Murmeln im Kopf, all die hübschen Hüpfer auf der New York Fashion Week, die bei -18 Grad ganz unverhüllt an den Streetstyle-Fotografen vorbei ihre Bahnen laufen. Deppen. 

Aber Obacht, wie sooft im Leben musste ich schon einige Minuten nach meinem höhnischen Ausfall innehalten. Mein böses Unverständnis mauserte sich langsam zu aufrichtigem Mitleid. Ja meine Güte, was soll man auch machen, wenn man das Outfit, das sich im Kopf doch so lockenflockig zusammen gesetzt hatte, und zwar ohne Strümpfe, nicht komplett versauen will? Erlaubt mir an dieser Stelle ein paar Übertreibungen – ihr wisst, was ich sagen will. Denn natürlich könnte man einfach umsatteln, aber ab und an muss ein Fuchs eben tun, was ein Fuchs tun muss. Womöglich ist die fesche Fashion Crowd also weniger an den Pranger zu stellen als all jene, die das Form follows funcion Prinzip seit Jahren außer Acht lassen und auch die gesamte Industrie, die sich vor lauter Schnelligkeit beinahe überschlägt und sich irgendwie mit den Saisons vertun zu scheint. 

Wäre ich jedenfalls eine waschechte Modeschöpferin, ich würde mir eventuell Gedanken um meine Kunden machen, schon allein aus Sorge um etliche chronische Blasenentzündungen. Herr Slimane, Butter bei die Fische: Wie stellen Sie sich ihren Rock’nRoll denn nun im Januar vor? 
10953669_539330592836443_653701029_nInstagram „Pinsykes“

Es gibt natürlich auch Ausnahmen. The Row zum Beispiel setzt auf Seidenstrümpfe. Tommy Hilfiger liebäugelt mit bordeauxfarbenen Beinschmeichlern. Aber dann grätscht Altuzarra auch schon wieder dazwischen und zeigt erneut nackte Beine zum Puschelmantel.

Ich weiß schon. In Situationen wie diesen ist unsere Phantasie gefragt, man sollte im besten Falle ja zu eigenen Kombinationen und Kniffen in der Lage sein. Ist aber gar nicht so einfach, wenn man uns zur Schneezeit schon ein illustres Frühlingsleben mit Schmetterlingen im Haar vorgaukelt.

Foto oben: Instagram „A Love is Blind“ ♥

Hier dennoch ein paar Strumpfhosen-Beispiele, die nichts, aber auch rein gar nichts zerstören – zur Aufmunterung. Es geht eben doch anders:
10932418_344679942407230_417541208_nInstagram „LookdePernille“
10932402_1550259105213941_826515581_nInstagram „ManRepeller“
10948956_344892659046810_1352867512_nInstagram „Alwaysjudging“

12 Kommentare

  1. Julia

    Die strumpflose Bekleidung ist nur was für eine Taxifahrt, die einen direkt an die Türen sämtlicher Cafes fährt, damit die Epidermis nicht mit der eisigen Luft in Kontakt kommt. Letztens las ich in einem Magazin von Thermo-Creme für Sportler, die die Blutzirkulation anregen, sodass einem nicht mehr kalt ist. Müsste man mal ausprobieren.

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  2. Kucki

    Aus dem Alter bei dem ich mir für ein schönes Outfit den Arsch abfriere bin ich echt raus. Man kann sich auch schön kleiden ohne sich davor zu fürchten, dass man Frostschäden davon trägt. Ich kann da nur den Kopf schütteln aber wie sagte Franzi von Zukkermädchen gestern auf ihrem Blog? „Mode muss man nicht verstehen“ oder sowas in der Art.

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  3. Lena

    Dumm nur, dass die dünnen Strümpfchen, die du hier auf den Bildern hervorhebst, selbst vielleicht gerade mal in einer windigen Sommernacht warm halten und man in unseren Gefilden dieser Zeit auch mit dicker Leggins unter der Jeans bibbert!

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  4. Isabel

    Kann mich dem oben nur anschließen – für Blasenentzüngen der Mode zuliebe ist man irgendwann zu alt! Strumphosen sind besser als ihr Ruf, ich mag die Russinnen, die sogar graue Wollstrümpfe schick kombinieren so wie NatashaGoldenberg hier : http://www.styledumonde.com/wp-content/uploads/2014/04/Natasha-Goldenberg-by-STYLEDUMONDE-Street-Style-Fashion-Blog_MG_39602.jpg
    Und sonst gibts ja noch Stiefel! Übrigens sind wir in Berlin halt auch arm dran, in anderen Städten wird es einfach wirklich nicht so bitterkalt… Die Engländerinnen (gut die sind auch extra abgebrüht!) können sich u.a. auch deshalb besser stylen, weil
    es selten unter 10 Grad hat….

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  5. Anna

    Hm, vielleicht bin ich zu wenig Modemädchen, aber ich versteh das Problem nur halb. Zu Stiefeln mag ich das Rustikale an dicken Strumpfhosen durchaus leiden. Ich trage gern blickdichte graue Strumpfhosen statt schwarzer: das Outfit ist nicht ganz so dunkel, der Kontrast zu hellen Sachen ist nicht so hart und es beißen sich keine Schwarztöne. Grau sieht erwachsener aus als knallbunte Varianten.

    Beim Schweden in der Fußgängerzone gibt’s graublaue Strumpfhosen im Doppelpack mit schwarzen, die hab ich schon häufig nachgekauft.

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  6. Lela

    Joah, ich finde auch auch man kann sich sehr wohl muckelig warm und trotzdem schön anziehen.
    Niemand MUSS mit nackten Beinen durch den Winter stapfen.
    Müssen die Frühlingsklamotten halt noch einen Monat auf ihren Einsatz warten.
    (Ihr shootet doch Outfits sowieso teilweise indoor.)

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    1. Nike Jane Artikelautorin

      Hahaha, Lela! Aber wir müssen ja dann trotzdem auch mal das Haus verlassen, du Fuchs (wobei ich mich an mein letztes Indoor-Bild ehrlich gesagt nicht einmal mehr erinnere). Und nochmal grundsätzlich: Ich schreibe ja gar nicht, dass es nicht möglich ist, sich schön und gleichzeitig mit Strümpfen im Gepäck zu kleiden, ganz im Gegenteil, versuche ich ja selbst ab und zu. Aber nehmen wir beispielsweise das Instagramfoto von “Pinsykes” – welche Strumpfhose würdet ihr dazu vorschlagen? In meinem Kopf gibt es nämlich keine, die das Outfit nicht doch ein miniklitzekleines bisschen unhübscher machen würde. Ich bin also wahrlich überfragt und brauche dringend Tipps & Tricks <3

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  7. Chael

    Dieses Verknappungs-Ding scheint echt zu funktionieren. Ist es kalt, wollen alle auf einmal nackte Beine zeigen. Ist es warm, wie hier in Kalifornien, dann machen die Leute auf Winter. Ich sehe hier TheNorthFace Jacken, kniehohe Stiefel und schwarze blickdichte Strumpfhose – bei rund 20 Grad Plus.

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  8. modeela

    ALso ich bin Mdoeberaterin und trage seit Jahren keine Strümpfe mehr, warum weil nacktes Bein besser ausssieht.

    So und was die Blasenentzg angeht, diese bekommt man genau wie ein Grippe nur durch das übertragen von Viren und niemals weil man sich angeblich zu kalt anzieht. Fragt mal euren Arzt…….

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