Green Fashion //
Zu Besuch bei „Veja“ in Paris

01.06.2015 Menschen, Schuhe, box3

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Zwei Freunde, eine Vision und ein Label: Veja aus Frankreich. Was so einfach, kurz und knackig klingt, bringt es eigentlich schon auf den Punkt – während zwischen den Zeilen gleichzeitig noch so viel mehr mitschwingt: Zum Beispiel Nachhaltigkeit, Verantwortung, Charme, die Liebe zum Detail, der unendliche Drang, etwas zu verändern und ein ganz klares Ziel vor Augen: Bewusstsein zu schaffen. Ein Erfolgsrezept, das aufgeht und Sébastian und François trotzdem immer wieder an ihre Grenzen treibt – zum Beispiel dann, wenn Ressourcen ausgehen und zart getrampelte Pfade auch schon wieder verlassen werden müssen. 

Wir hatten euch bereits mehrfach von Veja erzählt, so viel wie vergangene Woche in Frankreich haben wir allerdings selbst noch nicht verstanden. 36 Stunden Paris, 36 Stunden aha, whaow und boom. Ich dank euch von Herzen für’s Mitnehmen und erneute Licht Anknipsen im Kopf. Et voilà: Zu Besuch bei Veja in Paris.

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Sébastian und François lebten den Traum eines jeden Finanzmenschens: Irgendwo in New York bei ziemlich namenhaften Banken beschäftigt, dachten sie zunächst, es persönlich geschafft zu haben – bis, ja bis sie bereits wenig später in ihrer ganz eigenen Finanzblase aufwachten und dringend etwas ändern mussten – mit 24 Jahren. Für Beide ging es ganz unabhängig von einander nicht länger so weiter: Macht denn das alles einen Sinn? -Nein, lautete ihre Antwort und eines wurde ziemlich schnell klar: Zurückgeben ist angesagt. Eine Reise voller Research stand den Jungens bevor und noch mehr Fragen im Kopf ploppten auf. Welche Branche? Welchen Fokus? Hundert Fragezeichen, dafür eine klare Kernaussage mehr: If there is no demand there is no offer. Und was tangiert die Menschen am meisten neben Nahrung? -Ganz genau: Kleidung – und das Ziel, genau hier etwas zu verändern, war geboren: Well, hello Veja, hallo neue Branche, hallo wenig Ahnung. Wir schreiben das Jahr 2004.

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Um die eigene Branche noch ein klein weniger enger fest zu zurren, fokussierten die Zwei die Schuhbranche und fanden nach langem hin und her endlich ihre idealen Partner in Brasilien: Von der Produktion des Organic Cottons, der Gewinnung von Kautschuk, dem perfekten Partner für Rinderhäute, die beim Schlachter als Abfallprodukt übrig bleiben oder dem Recycling von wiederverwendetem Plastik für die richtige Mesh-Optik – hier wird alles für Veja produziert.

Die Kinderkollektion:

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Um eines klar zu stellen: Veja („look“ auf portugiesisch) ist kein veganes Label, das komplett auf tierische Produkte verzichtet, dafür gibt es für die Jungs einfach zu wenig gute Alternativen (Stichwort: Erdöl.). Wie sie die Verwendung von Leder dennoch rechtfertigen? Für das Fischleder wird eng mit einem Fischerdorf zusammengearbeitet, das direkt an einem Fluss lebt und dort Buntbarsche fischt (der beliebteste Fisch Brasiliens) – die Fischhaut ist für die Fischer völlig unbrauchbar – und hier setzt Veja ein und nimmt ihnen das Abfallmaterial ab. Und ganz genauso sieht es bei dem Leder aus (99 Prozent Fleisch – 1 Prozent Haut).

Außerdem handeln sie nach dem Prinzip „Mach’s besser als zuvor“ – und hier waltet Agro-Ecology aka Felderwirtschaft, um den Boden nicht komplett zu berauben und ihm Nährstoffe zurück zu schenken. 

Herbst/Winter 2015

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Das Gummi wird übrigens ganz klassisch vom Gummibaum gewonnen und macht heute 40 bis 60 Prozent der Sohle aus. Eine ziemlich smarte Begleiterscheinung: Die Bauern sind dank der Gummi-Gewinnung motiviert, alles dagegen zu tun, um Bäume abholzen zu lassen. 

Was so großartig klingt, hat aber auch seine Schattenseiten: Wo ist das Limit und was passiert, wenn Ernten schlecht ausfallen? -Und genau an diesem Punkt sind die Jungs von Veja gerade. Die Ernten in Brasilien waren aufgrund von Wassermangel in der Vergangenheit leider recht schlecht, weshalb sie gerade auf der Suche nach Alternativen sind – oder muss die Produktion gar ganz verknappt werden? Eine ziemlich schwierige Frage, denn wie das bei einem ganz normalen Unternehmen so ist, hängen hier Arbeitsplätze und Existenzen mit dran. Sébastian und François waren jedenfalls gerade in Brasilien und tüffteln weiter gemeinsam mit ihren 12 festen Mitarbeitern in Brasilien, denn: Es wird eine Lösung geben, wenngleich sie vielleicht nicht ganz so einfach ist, wie gedacht. Felsen im Weg? Kein Problem.

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Wir jedenfalls drücken den Jungens von Herzen die Daumen, glauben mit ihnen an ihren Traum und legen das Thema Nachhaltigkeit ab sofort wieder verstärkt auf Janes‘ Tagesordnung. Versprochen. 

Eines beeindruckt am allermeisten: Mit jeweils 5000 Euro im Gepäck zogen die Zwei los und mobilisierten alles und jeden, um ihren Traum wahr zu machen. #Boycrush ohne Ende und der beste Beweis dafür, dass das Verlassen der eigenen Comfort Zone oft die allerbeste Entscheidung ist.

Zur Herbst/Winter Kollektion selbst brauchen wir euch eigentlich gar nicht mehr zu erzählen, oder? Denn eigentlich dürfte das Ergebnis ziemlich offensichtlich gelungen sein. Oder was meint ihr? 

Das war’s an dieser Stelle allerdings noch lange nicht von meinem 36 Stunden-Trip: Sébastian hat neben Veja nämlich noch einen der schönsten Stores Paris geöffnet – und knüpft damit an das Veja-Konzept an: Ausgewähltes, nachhaltiges Design, das beeindruckt – vereint in einem Store: Im Centre Commercial. Aber dazu später mehr <3

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Die ersten Kreationen kommen übrigens im Juli in die Stores – im September folgt schließlich der Rest. Und mehr Infos zu ihren Arbeitsmethoden und zur Produktion findet ihr hier.

Nike hatte erst kürzlich den Status Quo nochmal knackig für euch zusammen gestellt:
Alle Schritte in der Produktionskette werden von der unabhängigen internationalen Zertifizierungsgesellschaft FLO-CERT zertifiziert. 90% der Bio-Bqaumwollproduktion kauft Veja von ADEC in Brasilien. Das Verwenden von ökologischem Leder mit Pflanzenextrakten wie Acacia verringert die Verschmutzung des Wassers, das nachhaltige Produzieren sowie die Logistik hinter Veja dämmt den Co2 Ausstoß ein. Adieu Düngemittel und Pestizide. Plus: Fair gehandeltes Latex (siehe oben) und lückenlos faire Produktionsbedingungen. Um die Lagerung in Frankreich kümmert sich beispielsweise das Atelier sans Frontières – ein Verein, der sich um die Wiedereingliederung von sozial Benachteiligten durch Arbeit kümmert.

– Work in Progress – und wir danken von Herzen für so viel Ehrlichkeit, Jungens!

6 Kommentare

  1. Gianna

    Vielen Dank für den Beitrag!! Veja ist eine tolle Alternative zu den üblichen Verdächtigen. Und die Babyschuhe sind echt zuckersüß. Bitte nicht zu besserwisserisch aufnehmen… „veja“ heißt „schau!“ – also nur auf Englisch „look“ 🙂

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  2. Susanna

    Ich finde es so gut, dass es so tolle Labels gibt die auf green Fashion bedacht sind.
    Ich habe auf meinem Blog einen Beitrag über DearGoods veröffentlicht. Das ist ebenfalls ein Label, bei dem Mensch – Tier und Umweltfreundlichkeit im Fokus stehen. Gibt es auch in Berlin!

    http://www.susannavonundzustil.de

    Antworten
  3. Bibi King

    Vielen lieben Dank für diesen ausführlichen Artikel. Ich beschäftige mich seit einer Weile mit dem Thema Nachhaltigkeit und Mode und suche immer wieder nach neuen Labels und Alternativen. Veja ist mir schon mal über den Weg gelaufen, aber so knackig und trotzdem ausführlich noch nicht. Ihr seid super!

    Liebe Grüße,
    Bibi

    Antworten
  4. Pingback: Fair–Linkt im Juni - Kunstkinder Mag

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