BEAUTY INTERVIEW // Nase an Nase
mit Parfümeur Mark Buxton – über Grillhähnchen, Dufttrends und Hien Le No. 1

10.07.2015 box3, Beauty

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Mark Buxton mag nicht jedem da draußen sofort ein Begriff sein – die Parfums, die der Deutsche Parfümeur kreiert hat, allerdings sehr wohl. Mark ist eine Ikone, auch wenn er das niemalsnicht zugeben würde. Er hat schon Düfte für große Modehäuser wie Comme des Garçons, Givenchy, Burberry oder Cartier kreiert, ist auf ‚du und du‘ mit Karl – und Paris ist selbstverständlich seine Homebase. Sein jüngstes Duft-Werk ist nun in Zusammenarbeit mit Hien Le und Verdúu Fragrances entstanden – und herausgekommen ist das erste Unisex Parfum des Berliner Designers.

Nach der Show bat ich den äußerst charismatischen Mark auf eine Zigarette und ein Riechstelldichein auf der Veranda:

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Scalamari: Hätte nicht gedacht, dass Parfümeure rauchen. Das stinkt doch. Was ist denn das Beste was du jemals gerochen hast?

Mark: Der geilste Geruch den es überhaupt auf der Welt, gibt ist gegrilltes Hähnchen – meine Eltern hatten ein Restaurant am Niederrein: mit Salbei und Thymian haben sie das da immer zubereitet – schönste Erinnerungen. Meine Lieblingsblume ist die Lilie und mein liebstes Parfum ist Féminité du Bois von Shiseido. Mit meiner Oma hier in Deutschland verbinde ich den wunderbaren Duft von frisch gemahlenen Kaffee, Schwarzbrot und Holzofen.

Scalamari: Wie kamst du dazu Parfümeur zu werden?

Mark: Ich habe vor 30 Jahren bei „Wetten Dass?!“ mitgemacht „Alle Gerüche erkennen“ – 600 Parfums hatten wir da zusammengesucht – furchtbares Lampenfieber hat meinen Freund und mich dann aber scheitern lassen. Trotzdem bekam ich ein paar Wochen später einen Anruf von der Haarmann & Reimer – das ist die drittgrößte Firma der Welt, die Geschmackstoffe und Duftstoffe herstellt. Nach einem Besuch bei ihnen und dutzenden Tests später fragten sie mich, ob ich den letzten von 4 Plätzen für ihre interne Schule haben möchte. Das wollte ich.

Scalamari: Wie viele von deiner Zunft gibt es denn überhaupt? Und wie lange dauert die Ausbildung?

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Mark: 300 gibt es auf der Welt – 5 Jahre dauert die Ausbildung.

Scalamari: Kann man Geruch lernen oder trainieren?

Mark: Definitiv. Ich denke, jeder könnte theoretisch mit Training Parfümeur werden. Meine Nase ist nicht besser als deine Nase, sondern einfach nur besser ausgebildet. Was einen guten oder schlechten oder mitteguten Parfümeur ausmacht, ist am Ende die Kreativität.

Scalamari: Als was siehst du dich: Visionär? Komponist? Künstler? Trendsetter?

Mark: Ich sehe mich als jemanden, der einen ganz normalen Beruf ausübt. Wir verkaufen zwar Träume, aber es ist in erster Linie ein Handwerk. Wir müssen erst einmal die Technik beherrschen, wie bei einem Instrument auch. Später kommt die Kreativität hinzu. Es gibt furchtbar experimentelle Parfümeure die viel ausprobieren – und es gibt die streng strukturierten die alles nach einem festen Schema abhandeln.

Scalamari: Gibt es zurzeit Dufttrends?

Mark: Oud. Oud ist in den letzten Jahren explodiert. Ein Tierprodukt, tierisch stark, tierisch haftend, tierisch teuer. Ein sehr animalischer Duft, ein bisschen wie eingeschlafene Füße.  Außerdem sind weißblütige Blumen wieder mehr im kommen. Orangenblüte, Ylang – soetwas. Ich muss aber ehrlich sagen, ich bin kein Typ der Trends hinterher läuft. Es sollte immer eine Message übertragen werden – so wie bei Hien Le jetzt auch. Wir haben uns auf ihn als Person konzentriert sowie seine Mode und Kollektionsteile die ja unter dem großen Thema Tennisbekleidung der 60er und 70er Jahre steht, den Mood, die Botschaft und das Gefühl darin – und auch wer er ist, was er mag – ich habe ihn zwei Stunden lang über seine liebsten Düfte und Geschmäcker ausgefragt bevor wir starteten. Entstanden ist ein

Scalamari: Wie sieht dein Arbeitsplatz aus? Wie sieht dein Arbeiten aus?

Mark: Ich bin inzwischen ja selbstständig. Ich habe ein Labor, darin arbeite ich mit ungefähr 400 Produkten. Es gibt um die 2000 Produkte auf dem Markt aber wenn man diese 400 als Basis hat ist das eine gute Grundlage für alles und reicht. Stell dir die Arbeit ein bisschen wie kochen vor. Du hast schon die Sauce Bernaise im Kopf und weißt ungefähr was du brauchst um sie zuzubereiten. Dann perfektionierst du sie oder du wirst wild und kreierst eine ganz neue Sauce. Manchmal versalzt man sie, dann muss man alles neu mischen.

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Scalamari: Wie viele Parfums hast du in deinem Leben kreiert?

Mark: Das werden sowas um die 3000 gewesen sein.

Scalamari: Du bist ja selbst eher gern in der Nischenwelt unterwegs. Hast selbst eine eigene Parfumserie: Ist Deutschland ein Nische-freundliches Land?

Mark: Deutschland ist mit Abstand das nischenfreundlichste Land, der stärkste Markt in Europa. Deutschland ist für Parfümerie viel offener als beispielsweise die Franzosen, die gern für immer auf ihr Chanel No. 5, Guerlain etc. bauen.

Scalamari? Wie riecht Berlin für dich?

Mark: Berlin riecht für mich sehr nach Beton – sehr kalt und auch ein bisschen nach nasser Erde. Gerade hier wo wir sitzen, so halb im Grünen auf der Terrasse riecht es allerdings auffällig neutral. Das gefällt mir.

Danke für das schöne Interview Mark – ich kann dich gut riechen 

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Zu der SS 16 Kollektion von Hien Le: Am Leib trugen die Models der Show aus den Kollektionstextilien gefertigten farbige Eyeliner Elemente, die als Augen Make-Up dienten. Dazu ein frisches Glow Gesicht mit Highlighterwangen, betonte Augenbrauen und viel Natürlichkeit. Die Mädchen trugen außerdem nicht nur tiefen Fischgrätzopf und die Jungen Seitenscheitel, sondern auch folgende Duftnoten des neuen Parfums.

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Scent characteristics Hien Le No 1:


Top: Cedrat oil, green Mandarin, Peppermint, Rosmarin, Orange fower

Heart: Lilly of the valley, Thym, Mango, Magnolia leaf, Sandal,


Fond: Vetyver, Patchouli, Cedar wood, Musk, Amber, Gaiac wood

2 Kommentare

  1. ari

    heee, bei der frage: Gibt es Dufttrends hört die Antwort beo Entstanden ist ein.. einfach auf. bitte um Fortsetzung 🙂 Oder soll das so? 🙂

    Antworten
  2. Oliver

    Interessantes Interview. Der Duft „Hien Le No. 1″von Mark Buxton ist klasse. Gerade bestellt. Allerdings ist Oud kein Tierprodukt, sondern ein Harz, das aus dem Adlerbaum gewonnen wird. Richtig ist, dass Oud extrem teuer ist, weswegen in den meisten Düften (auch Nischendüften) synthetisch hergestelltes „Oud“ zum Einsatz kommt.

    Antworten

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