Books that saved & shaped my life //
Mit Teresa Köster

06.10.2015 Buch, box1
my life in books teresa koesterFoto: Michael Schulz

Teresa Köster ist freie Redakteurin, Kunstgeschichtlerin und waschechte Berlinerin. Ein stilles Wasser, das so tief ist wie der Atlantik, eines, das es vermag, erst stundenlang zuzuhören, ganz aufmerksam, um kurz darauf in endlosen Nächten vollgepackt mit klugen Gedanken zu versinken. Neben einem furchteinflößenden Wissen über die hiesige Kulturszene verfügt Tete, die es hasst, wenn ich sie so nenne, außerdem über einen brillanten Musikgeschmack. Nur eins kann sie noch besser als stimmungsunterstreichende Soundtracks zu erstellen: Bücher finden. Solche, die gelesen werden müssen, darauf ist Verlass.

Unsere neue Serie „Books that saved & shaped my life“ erkläre ich hiermit also für eröffnet – mit Teju Cole, Susan Sontag, Jonathan Franzen, Klaus Kordon, Siegfried Lenz und Milan Kundera im Gepäck:

my life in books

Klaus Kordon: „Trilogie der Wendepunkte“

Die Trilogie von Klaus Kordon habe ich in meiner Jugend bestimmt zwanzig Mal gelesen. „Die roten Matrosen oder „Ein vergessener Winter“, „Mit dem Rücken zur Wand“, „Der erste Frühling“. Sie begleitet die Familie Gebhardt in Berlin vom Ersten bis in den Zweiten Weltkrieg und macht dabei den Abschnitt deutscher Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven sehr persönlich erfahrbar – die Bücher haben bis heute mein Verständnis jener Jahrzehnte geprägt.

Milan Kundera: „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“
milan kundera
Mit der Feststellung, dass „der Gegensatz von leicht und schwer […] der geheimnisvollste und vieldeutigste aller Gegensätze ist“, beginnt Kundera seine Geschichte. Einerseits  mag ich genau den Ausgangspunkt, anderseits hat meine Ausgabe einen langen Weg hinter sich und genau dafür liebe ich sie: Aus einem Antiquariat ist das Buch irgendwann bei meiner Mutter und dann, vor mehr als 10 Jahren, bei mir gelandet. Dementsprechend „zerliebt“ sieht es auch aus; der Umschlag mit Francis Picabias wunderbarem Bild „The tropics“ ist mittlerweile abgegriffen, die Seiten vergilbt, vor allem aber erzählt es eine zweite Geschichte, die des mir unbekannten Vorbesitzers, denn auf den ersten Seiten klebt eine Schwarz-Weiß-Fotografie eines Pärchens und einzelne Textpassagen, wie auch das Zitat oben, wurden mit dem Stift markiert. Da ist man plötzlich stiller (nachträglicher) Beobachter eines zutiefst intimen Moments – das berührt.

Siegfried Lenz: „Deutschstunde“

Über „Deutschstunde“ habe ich damals meine Bachelorarbeit geschrieben, von daher hat mich das Buch über Monate hinweg intensiv begleitet. Außerdem vereint es für mich symbolisch zwei persönliche Passionen: Literatur und Kunst, denn Lenz erzählt hier ja die Geschichte eines Malers, die stark von Emil Noldes Leben und Kunst inspiriert wurde.

Susan Sontag: „The Doors und Dostojewski“
susan sontag
Hier könnte eigentlich auch jeder Buchtitel von Susan Sontag stehen, aber der kürzlich erstmals in voller Länge erschienene Abdruck eines Interviews mit ihr spiegelt schon im Titel die Vielseitigkeit wider, für die ich Sontag so bewundere: dass sie die Hoch- und Popkultur gleichermaßen liebte und lebte. Eine Frau, deren Kopf ich auch gerne hätte. Vielleicht auch den von Simone de Beauvoir, obwohl der so vollkommen anders tickte.

Teju Cole: „Open City“
teju cole
Mit zeitgenössischer Literatur pflege ich bis heute eine Hassliebe und ein Platz auf der Spiegel-Bestseller-Liste sorgt eher dafür, dass ich ein Buch ganz schnell wieder aus der Hand lege. Teju Cole gehört zu den aktuellen Autoren, die ich allerdings großartig finde und dessen gleichermaßen intelligente wie unterhaltsame Geschichte eines komplizierten Eigenbrödlers eine absolute Zufallsentdeckung während eines Trips im Frühjahr war: bei Hugendubel in Lübeck, mitten auf dem Tisch mit den Bücherempfehlungen. Wer hätte gedacht, dass da solche literarischen Schätze warten.

Jonathan Franzen: „How To Be Alone“
how t be alone
Auf Deutsch möchte man das Buch sofort wieder weglegen, wenn man den Buchtitel liest, so melodramatisch klingt er: „Anleitung zum Einsamsein“. Nachdem ich von unzähligen Menschen Jonathan Franzen immer wieder empfohlen bekommen habe, lese ich mit „How To Be Alone“ gerade das erste Buch von ihm – und bin begeistert!

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