Sarah Jane ist unser Sneaker-Boss im Team, sozusagen die Spürnase für alles rundum um den Turnschuh. Irgendwann einmal, da verguckte sie sich beispielsweise Hals über in Kopf in ein paar mit Kletterschlüssen verzierte zwanzig Jahre alte „adidas Comfort Vintage„, ein Jahr später feierte der Stan Smith samt Klett tatsächlich sein Comeback. Auf das Sarah-Orakel war damals Verlass und so ist es auch diesmal gewesen, im Februar folgte nämlich die Prophezeiung eines Nike Cortez-Revivals, Forest Gump sei Dank. Schon wieder ein Volltreffer.
Jetzt haben wir also den rot-blau-weißen Hype-Salat, denn auf die anfängliche Begeisterung folgte alsbald ein kleiner Anflug von Übersättigung, der vor allem dem lieben Internet, oder besser: Instagram geschuldet war und noch immer ist. Um es in den Worten einiger Follower zu sagen: „Mein Gott, jetzt hat also wieder jeder und seine Mutter das gleiche Paar Schuh geschenkt bekommen, würg.“
Tragik ist Komik ist Spiegelschrift fällt mir da nur immer wieder ein, denn das von spendablen Firmen erzeugte Klontum der Bloggerlandschaft ist längst zum allgemeinen Amüsement avanciert, komisch ist das zwar nicht unbedingt, aber durchaus ein tragisches Dilemma. Aus der Vogelperspektive heraus betrachtet ist der Unmut über so viele Doppelungen an sämtlichen world wide web-Füßen nämlich sehr gut nachzuvollziehen, genau wie der Verlust an der Lust daran, selbst in einen Cortez zu schlüpfen. Dieses Phänomen kennt man vor allem aus Schulzeiten: Sobald die falsche Person das Objekt Begierde trug, war selbiges plötzlich tabu, egal wie lange man es heimlich angeschmachtet hatte. Ähnliches passierte, sofern zu viele Klassenkameraden in Besitz des gleichen Schuhs, der gleichen Jacke oder was auch immer waren. Bloß im eigenen Freundeskreis, da durfte jeder gleich aussehen, kein Problem.
Nun frage ich mich also: Wie begründet ist der erwachsene Unmut über die Omnipräsenz des Nike-Klassikers heute, zehn Jahre später, wirklich? Sollten sich die schimpfenden Rohrspatzen endlich fangen und Ruhe geben? Oder behalten sie Recht?
Ich selbst jedenfalls bleibe meist unbeeindruckt von äußeren Einflüssen – was mir nicht gefällt, blende ich aus, was ich mag, speichere ich ab. Tragen meine Lieblingsbloggerinen also einen Schuh, den nicht auch gern besitzen würde oder sogar besitze, dann ärgert mich das keineswegs, nein, ganz im Gegenteil, ich schaue mir sogar den ein oder anderen Styling-Tipp ab. Und hierbei kommt es nicht darauf an, ob ich ebenfalls beschenkt wurde (wie in diesem Fall hier!), oder selbst den Geldbeutel zücken musste, beides kommt nämlich zu gleichen Teilen vor. In erster Linie muss das, was wir auf unsere persönlichste Leinwand malen, was wir an unserem eigenen Körper tragen, doch zunächst einmal von niemand anderem außer uns selbst als schön empfunden werden. Das Gute ist ja: Jedes „schön“ ist ein anders „schön“ und identische Produkte bekommen durch verschiedene Träger_innen ein ganz eigenen Charakter, wenn man mich fragt.
Die Diskussion über die Übersättigung hat sich demnach beinahe erledigt. Bleibt nur noch eine Frage offen: Wie geht ihr als Leser_innen mit alldem um? Lasst ihr euch weiter inspirieren oder seid ihr nur noch genervt?
Schuhe: thanks to Nike Cortez.