Frauen in Filmen // Gleichen weibliche Ghostbusters einer Apokalypse?

frauen im film ghostbusters 3 2016 this is jane wayneDer neue – weibliche – Ghostbusters-Film ist zur Abstimmung darüber geworden, ob Filme von bzw. mit Frauen überhaupt jemand sehen will und ob diese gut sind. Das nervt.

Ein Nachmittag im Kino, voller Erwartung auf den neuen X-Men-Streifen. Während auf der Leinwand der gefühlt hundertste Trailer zu irgendeinem Film läuft, dreht sich mein Bekannter zu mir: „Guckst du dir eigentlich den neuen Ghostbusters-Film an? Mit den Frauen?“ „Klar“, sage ich, woraufhin mein Bekannter das Gesicht verzieht: „Aber der hat auf Youtube total schlechte Kritiken bekommen. Ich glaube, der Film ist echt mies – und das sage ich nicht, weil die Hauptpersonen Frauen sind.“

Ich bin baff: Seit wann gelten Youtube- „Kritiken“ ( = Klicks auf den Daumenhoch/Daumenrunter-Button plus User-Kommentare) als Hinweis darauf, ob ein Film gut oder schlecht ist? Und warum muss extra betont werden, das Problem seien nicht die Frauen – wenn sie es offensichtlich sind? (Letztens las ich einen Artikel, der ernsthaft den Titel trug: I despise Hillary Clinton and it has nothing to do with her gender – genau, schon klar). Ich werde den neuen Ghostbusters-Film mit Kristen Wiig, Leslie Jones, Melissa McCarthy und Kate McKinnon gucken, keine Frage: Jede einzelne dieser Frauen finde ich witzig und unterhaltsam und warum sollte die Kombination aus all diesen Frauen nicht einen lustigen Film ergeben?

Männliche Fanboys fühlen sich verraten

Allerdings: Ich habe mittlerweile auch Angst, den Film zu sehen. Was, wenn er schlecht ist? Unwitzig? Dumm? Eigentlich sollte Ghostbusters ein Feel-Good-Summer-Movie sein, eines, das man sich anguckt, um Spaß zu haben und sich gut unterhalten zu fühlen. Tatsächlich ist Ghostbusters aber mittlerweile zu einer Art politischem Akt geworden. Ihn zu sehen ist feministische Pflicht – und wehe, er erfüllt nicht die Erwartungen. Das nervt. Und wem haben wir all das zu verdanken? Gefrusteten Männern, für die weibliche Ghostbusters einer Apokalypse nahekommen, die alles vernichtet, was ihnen lieb und teuer ist. Sie klickten so oft den Daumenrunter-Button auf Youtube, dass der Filmtrailer nach seiner Veröffentlichung im März 2016 schnell zum „most-disliked movie trailer in Youtube history“ wurde. Gratulation zu dieser konzertierten Aktion! Bei den Kommentatoren unter dem Trailer scheint es sich hauptsächlich um Männer zu handeln, die in dem Film einen Angriff auf ihre Kindheit sehen: Es kann nur ein Ghostbusters geben (nämlich den Film von 1984 mit Billy Murray, Dan Aykroyd, Harold Ramis und Ernie Hudson)! Als ob durch ein Remake der Original-Film irgendwie inexsistent gemacht würde.

Seit der Reboot des 1984er Films und das Casting von Melissa McCarthy & Co bekannt gegeben wurde, macht eine kleine, aber gut organisierte Gruppe von männlichen Online-Trollen und Fanboys Stimmung gegen das Projekt. Das sei ja auch eine Form von Sexismus, so eines der logischen Argumente, wenn man nun alle Männer durch Frauen ersetze. Die Fanboys fühlen sich verraten – ein Remake mit einem Cast, der so ganz anders ist als der im Original? Skandal! Viele von ihnen „wissen“ jetzt schon, dass der Film mies sein wird, warum sich also im Kino selber eine Meinung dazu bilden? Geldverschwendung! Auch der beunruhigend orange-leuchtende, professionelle Frauen- und Minderheitenhasser Donald Trump hat dazu eine Meinung: „They’re remaking Indiana Jones without Harrison Ford – you can’t do that! And now they’re making Ghostbusters with only women. What’s going on?”

Männer gelten nicht als Risiko, Frauen schon

Ja, what’s going on? Vor allem doch das: Seit dem Überraschungshit Bridesmaids von 2011 steht fest, auch Frauen können lustig sein. Klingt komisch, ist aber so. Trotzdem haben solche Filme es nach wie vor schwer, überhaupt auf die Leinwand zu gelangen. Wenn ein Film, mit männlichem Regisseur und männlichen Hauptdarstellern schlecht läuft, ist das halt so. Der nächste Film dieser Art kommt bestimmt. Auf Filme von Frauen mit Frauen trifft das nicht zu – jeder Film von einer Regisseurin und/oder mit weiblichen Hauptdarstellern wird zur Abstimmung darüber erklärt, ob Filme von bzw. mit Frauen überhaupt jemand sehen will und ob diese gut sind. Wie oft schon habe ich von männlichen Freunden gehört, der Film Sisters von 2015 mit Amy Poehler und Tina Fey sei wirklich wirklich schlecht – Freunde, die sich trotzdem jeden Adam Sandler-Film anschauen. In Hollywood gilt: Mit Männern ist man bereit, ein Risiko einzugehen. Mit Frauen nicht. Beziehungsweise: Männer gelten einfach generell nicht als Risiko, Frauen schon.

All das führt dazu, dass Ghostbuster die an ihn gestellten Erwartungen überhaupt nicht erfüllen kann. Im Rennen um den Sommer-Blockbuster ist der Film zu „dem“ feministischen Kandidaten mutiert – wenn er schlecht läuft oder schlechte Kritiken bekommt (oder beides), wird das vermutlich direkte Auswirkungen auf die Chancen von Frauen in Hollywood haben, vor und hinter der Kamera. Das nervt. Ghostbusters sollte unterhalten, zum Lachen bringen, eine Geschichte erzählen. Er sollte nicht zum erneuten Beweis dafür werden müssen, dass Frauen a) lustig sein können und b) Menschen diese lustigen Frauen auf der Leinwand sehen wollen. Ghosbusters startet am 4. August in Deutschland. Ich werde mir ein Ticket dafür kaufen, wahrscheinlich viel lachen und am Ende das Kino mit dem Gefühl verlassen, gut unterhalten worden zu sein. Und um mehr sollte es dabei eigentlich auch nicht gehen.

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Von Julia Korbik.
Julia Korbik
(*1988) lebt als freie Journalistin und Autorin in Berlin. 2014 erschien ihr Buch Stand Up. Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene (Rogner & Bernhard). Julia ist Gründerin und zuständige Redakteurin von Mind the Gap, der Gender-Rubrik des sechssprachigen Europa-Onlinemagazins cafébabel. Auf ihrem Blog Oh, Simone dreht sich alles um die französische Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir.

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10 Kommentare

  1. Sara "Was ich noch erzählen wollte..."

    Ich hatte weder den Trailer noch den Film auf dem Schirm, aber dank deines Artikels (und weil zumindest ich den Trailer gut finde) wird nun zumindest 1 Person mehr ins Kino laufen. Den Originalfilm habe ich übrigens nicht gesehen, bin also gar nicht voreingenommen.
    LG
    Sara

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  2. maja

    Mir erscheint der Artikel etwas überdramatisiert. Klar gibt es viel Kritik an dem Remake, aber geht es dabei nur darum, dass Frauen die Hauptrollen spielen? Mir scheint der Hauptkritikpunkt ist, dass es ein einfallsloses Remake ist (es werden nur noch Remakes, Prequels, Spin-Offs usw.) gedreht. Und zweitens ist man (insbesondere als Frau) doch nicht dazu verpflichtet einen Film zu mögen, nur weil Frauen mitspielen usw. Mich persönlich interessiert der Film nicht, ich habe aber ein zwei Interviews dazu geshen und insbesondere Melissa McCarthy empfinde ich in ihrer aufgesetzten Lustigkeit und Lautheit als unerträglich (dabei mochte ich sie in GilmoreGirls). Abgesehen davon ist es doch eher ein belangloser Film, wie das meiste was in Hollywood produziert wird und ich frage mich ernsthaft, wer diese Witze, vorhersehbaren Szenen usw. ernsthaft lustig findet??? Ein viel größeres Problem beim Thema Frauen und Kino ist es doch, dass es speziell Filme für Frauen gibt (RomComs) und ich das Gefühl habe , dass sehr viel Frauen sich dem darin propagierten Bild unterwerfen und viel schlimmer noch, dem dadurch etablierten Klischee (Shoppen ist alles, ich hab so viele Schuhe, wo ist mein Märchenprinz mit dem sexy Body und alles ist besser als allein zu sein, …) nacheifern um von sich selbst und den anderen als Frau wahrgenommen und bestätigt zu werden. Und mit der Rolle die Chris Hemsworth (?) in Ghoustbusters übernimmt, ist auch dieser Film genau das.

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  3. Marie

    als ich meine mutter fragte, ob sie schon von dem neuen ghostbusters gehört hat, in dem nur frauen die hauptrollen spielen, fragte sie zurück „ist das ein porno?“
    dieses beispiel spricht, neben vielen anderen punkten, dafür, dass dieser text gar nicht überdramatisiert ist, sondern sehr gut beschreibt, was da so alles schief läuft [und das beschweren über die fußballkommentatorin ist doch ganz ähnlich, nicht?]

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    1. maja

      Ein Film in dem vier Frauen die Hauptrollen spielen und das erste was einem einfällt ist Porno? Seltsam und traurig und ein Beleg dafür, dass auch Frauen zu oft in Kategorien und Klischees denken. Leider.

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  4. Bibi King

    Julia, ich muss dir da zustimmen.
    Und jetzt wo du es sagst, fällt mir auf, dass eigentlich keiner dieser „Action-Leichte-Unterhaltung-Aber-Viel-Budget“-Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe Frauen in der Hauptrolle hatte. Ok, die Avengers hatten eine bzw. jetzt zwei. Aber richtige Hauptrollen sind die nicht. Und „richtige“ Superkräfte haben die auch nicht. Ich gucke mir diese Filme gerne im Kino an, weil ich dann mit meinen Freunden zusammen bin und es mich auch unterhält. Meistens sind es nur Männer mit denen ich ins Kino gehe. Ab und an ist mal die ein oder andere Frau dabei. Aber diesen Film finden alle meine Freunde scheiße, weil Frauen die Hauptrolle spielen. Und auch ich wollte ihn auch nicht sehen. Melissa McCarthys Humor und meiner könnte nicht weiter von einander entfernt liegen. Außerdem finde ich es auch irgendwie doof, dass sie jetzt Ghostbusters mit Frauen machen. Warum ein Remake? Aber es passt doch auch. Remakes finden gerade großen Anklang und warum da nicht mal ´ne weibliche Note in den Hollywoodmainstream packen? Das überzeugt mich und irgendwie doch nicht.

    Am meisten nervt mich, dass die Männer mit denen ich ins Kino gehe, weibliche Hauptdarstellerinnen generell doof finden. Und wenn Frauen kämpfen, gibt es für sie nichts schlimmeres. Als Kind wollte ich auch immer kämpfen wie meine Helden. Nie kam ich auf die Idee, dass ich das nicht könnte (weil ich ein Mädchen bin und alle meine Helden Jungs). Die männliche Sicht meiner Freunde, die mit den gleichen (männlichen) Helden aufgewachsen sind, schockiert mich. Warum sollen Frauen langweilig oder unrealistisch sein? Da kämpft gerade ein Mensch mit nuklearen Kräften gegen einen Geist, der mit seinen Atem die Welt einfrieren kann. Wie realistisch ist das anyway?

    Und dennoch habe ich mich aufgeregt, dass bei dem Turtles Remake Megan Fox April spielt. April mochte ich als Kind. Sie war so cool und für mich auch immer eine Kämpferin. Das war wohl mein verklärtes Kinderherz. Warum also so eine „Sexbombe“ wie Megan Fox als Powerfrau? Hat mich dann wieder genervt, dass ich so denke.

    Manchmal wünsche ich mir, die Männer würden auch einfach darüber stehen und die Figur sehen. Ihre Superkraft, Humor, Emotion und nicht in erster Linie das Geschlecht. Es geht doch um den Menschen. Und ich hab keine Lust mich als Frau immer erklären zu müssen, wenn ich das Thema anspreche und gleichzeitig sage, dass ich keine Lust auf das Ghostbusters Remake habe. (Wie gesagt mir gefällt Melissa nicht und ich denke es ist nicht mein Humor – Humor scheint ja das Kriterium für den Film zu sein).

    Liebe Grüße,
    Bibi von http://happyandcity.blogspot.de/

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  5. Arthur R.

    Ich finde dieses Remake entsetzlich. Offensichtlich haben ein paar Kampfemanzen und ihre Unterstützer vor einiger Zeit darüber nachgedacht, welchen erfolgreichen Filmklassiker mit männlichen Hauptrollen sie für ihren Feminismuswahn missbrauchen können. Das lächerliche Ergebnis dieser verachtenswerten Absicht ist dieses Ghostbusters-Remake. Es ist so peinlich, den gleichen Film zu drehen und dabei nur die Geschlechter der verschiedenen Filmpersonen zu vertauschen. Das zeigt so sehr, wie sehr sich diese Kampfemanzen danach sehnen, auch so cool, lustig und unterhaltsam zu sein, wie es die männlichen Hauptdarsteller im originalen Ghostbusters-Film sind. Und weil sie offensichtlich keine eigenen Ideen für neue Filmgeschichten mit neuen Charakteren hatten, versuchten sie dieses lächerliche Remake. Es ist so peinlich und eine Beleidigung für den Originalfilm und seine Fans. Ich hoffe sehr, dass der Film ein finanzieller Flop wird, so dass hoffentlich keine weiteren Vergewaltigungen dieser Art erfolgen werden. Die derzeit bereits über 900.000 Dislikes auf Youtube zum Trailer sind schon mal ermutigend. Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=w3ugHP-yZXw. Trotzdem kann ich mich weiterhin für richtige Frauen begeistern. Aber diese Kampfemanzen widern mich einfach nur an.

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    1. Arthur R.

      Ich bin sehr erfreut, dass es bisher so gekommen ist, wie ich es mir gewünscht habe. 😀 Siehe z. B.: „Ghostbusters sequel ‚unlikely‘ because of a lack of box office success“ http://www.bbc.co.uk/newsbeat/article/37044106/ghostbusters-sequel-unlikely-because-of-a-lack-of-box-office-success. Hoffentlich bleibt es dabei und führt auch dazu, dass keine weiteren Klassiker mit männlichen Hauptrollen von diesen Kampfemanzen für ihren Gender-flipping-Wahn missbraucht werden.

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  6. Jen

    Hast du den Film überhaupt gesehen, Arthur?
    Ich fand ihn herrlich. Er war witzig, er war Popcorn, er war klug. So muss ein guter Blockbuster sein. Aber was das wichtigste ist: Er funktioniert einwandfrei. Es ist völlig egal, welches Geschlecht wer hat. Was jedoch schlimm ist, ich habe da gesessen und gemerkt, dass ich sowas noch nie vorher gesehen hatte. Einen Blockbuster, der witzig ist, mit Frauen, in dem es mal nicht darum geht, dass sie am Ende ihn findet. In dem die weibliche Hauptrolle eine andere Aufgabe bekommt, als den Mann ihrer Träume zu finden. Und DAS ist doch bemerkenswert.
    Ich bin jedenfalls froh, wenn das nun normaler werden sollte. Für meine Töchter. Es sollte nämlich tatsächlich scheiss-egal sein. Und gerne dürfen die Filme dann kein Remake von irgendwas sein, sondern Originale.

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  7. Sven

    Hi

    Ich weiß auf dieser zartrosa seite ist mein kommentar jetzt schon scheiße, weil ich erstens ein kerl bin ind zweitens den film doof finde… ich finde jetzt schon doof oceans echo, brokeback mountain remake, superwomen und sonstiges gedrisse in der richtung. Was soll diese ständige kampfansage? Warum muss irhendwer beweisen wollen dass frauen etwas genau so gut machen oder sogar besser als männer. Das hängt zum hals raus. Eckelhaft ist da sogar der ghostbuster zeichentrick: mit nem kerl, einer frau, einem behinderten und einem schwarzen. Bei so etwas geht es nach meiner auffassung nicht um den plot sondern um eine kampfansage und der dumme versuch irgendwas zu gendern…
    Natürlich gibt es einen haufen mülliger file mit frauen als hauptdarsteller… aber schon mal filme wie black swan, the others oder sonstige titel gesehen? Das sind GUTE FILME mit frauen in der hauptrolle ohne kampfansage oder beknacktem gendering. Bei einem film ist es eigendlich egal wer der/die/das hauptdarsteller ist. Ein schlechtes remake ist und bleibt ein schlechtes remake. Hätte man statt den frauen Charlie cheen und ähnliche eingesetzt wäre der auch mist geworden. In einem solchen klassiker alle protagonisten im geschlecht zu drehen zeigt mir nur: schau mal wir können auch. Beachte uns, wir haben zwar keine ideen aber wir brauchen das andere geschlecht nicht. Damit reduziert sich der film selbst auf das geschlecht. Die kampfansage ist gemacht und dann winderts beim gegenwind.

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