Dolce & Gabbana // #DGMillennials
Influencer statt Models – das Ende oder der Anfang?

16.01.2017 Mode, box2

dolce gabbana millenials menswear influencer

Selten habe ich eine Branche so sehr munkeln, diskutieren und schimpfen hören. Ob hinter vor gehaltener Hand, in kleinem Kreise oder ganz öffentlich, seit Samstag macht sich vor allem eines breit: Ratlosigkeit. Dicht gefolgt von vielen fetten Fragezeichen. Auslöser für das Kopfzerbrechen ist die jüngst gezeigte Menswear Show von Dolce & Gabbana, die vor Jugendlichkeit und Social Media Power nur so strotzte. Statt hochkarätiger Models ließen die beiden Designer ausschließlich „influencer“ über den Catwalk laufen. Neben den beiden Deutschen Stefanie Giesinger (Germany’s Next Topmodel) und Caro Daur (860.000 Instagram-Follower), fanden sich vor allem „Schwestern von“ oder „Söhne von“ zusammen, um das Thema der Kollektion, nämlich „Royalty“, zu zelebrieren – später auch auf der After-Show-Party, samt funkelnder Diademen für alle.

Eine Show als logische Fortsetzung der #DGMillennials Kampagne, die nicht weiter verwundern sollte. Schon 2010 zeigte sich das italienische Luxushaus überraschend aufgeschlossen gegenüber neuen Internet Stars und deren Einfluss. „Blogger demokratisieren das Business“ bemerkte Stefano Gabbana damals gegenüber der FAZ. Zum aktuellen Spektakel erklärt er: „These are the new generation, we liked the idea of adding ordinary people who have become famous thanks to the web.“ Auf der Suche nach einer eigenen Meinung war ebenjener Satz wohl der erste, der mich stutzig machte. Ist mit „ordinary“ etwa „ordinär“ gemeint, oder zählen die Signores Dolce und Gabbana die Brut von Jude Law, Pamela Anderson oder Cindy Crawford tatsächlich zur „gewöhnlichen“ Masse?

Zunächst einmal schieben wir den leichten Anflug von Sarkasmus allerdings beiseite, denn eines muss vorab gesagt sein: Statt uns in Missgunst zu üben, sollten wir vor allem in Bezug auf Caro Daurs mitunter stark belächelten Auftritt anerkennen, dass Instagram Stars aus Deutschland mittlerweile bierernst genommen werden. Das ist gut und wichtig und ein Umstand, der uns zum Beglückwünschen veranlassen sollte, die 21-Jährige hat es nämlich ganz allein nach Mailand geschafft. Ein erstes Pro auf der Liste also, genau wie die Tatsache, dass eine junge Generation hier für voll genommen wird, etwas, das die Politik zum Beispiel noch lernen muss. Fahren wir fort: Die Diversität der Körper! Da ist sie, zumindest in Ansätzen, etwa dank „The Atomics“ Sängerin Queen Starlie.

Queen Starlie & Lory Harvey

Queen Starlie & Lory Harvey

Ganz abgesehen von dem gewaltigen Medien Buzz, der in den kommenden Tagen wie eine Lawine durch die Internetlandschaft rollen wird. Ein smarter Schachzug, wo die Mode ohnehin zweitrangig geworden zu sein scheint und stattdessen wachsende Followerzahlen und das Pflegen einer gerade heranwachsenden neuen Käuferschaft im Fokus stehen. Wir sollten uns ohnehin davor hüten, Spektakel wie diese in der gedanklichen Trash-Schublade zu verstauen, denn ihr wisst schon: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Und es ist kein Geheimnis, dass die Branche derzeit schlichtweg nach neuen Ansätzen suchen muss, um nicht gänzlich vor die Hunde zu gehen. Was dabei allerdings auf der Strecke bleiben könnte, ist der gute Stil. Der mitunter elitäre Anspruch der Mode, das Kunsthandwerk. Das Zusammenspiel von Konsum- und Kulturgut. Außer, man ist aufrichtig gewillt, das digitale Dasein der Digital Natives als waschechtes kulturelles Phänomen zu begreifen. Möglich ist das sehr wohl, aber gewiss nicht immer leicht für jene, die seit Jahrzehnten über die Magie von Handwerk und Design, über ihre Leidenschaft schreiben – Ein Déjà-vue übrigens, das uns bereits seit Jahren in Form des ewigen Clinchs zwischen frühen Blogger*innen und alt eingesessenen Printlern begegnet.

Wer genau sich denn jetzt eigentlich noch mit dieser Marke identifizieren soll, fragt man sich dieser Tage etwa. – Die Jungen, die Reichen, die Schönen, lautet die Antwort. Und all jene, die nach ebendiesen Zielen streben, die sich nach einem kurzweiligen „Crisp of Youth“ sehnen. Was wir als Betrachtende wirklich verstehen müssen: Brands, die sich in einem Preissegment wie diesem bewegen, leben nunmal ei Stück weit auch von Exklusion. Davon, dass nicht jeder dazu gehören kann, weil Unerreichbares Begehrlichkeit weckt. Hier stößt selbst besagte Demokratisierung der Mode an ihre Grenzen. Mit einer einzigen Ausnahme, der Haupteinnahmequelle sämtlicher Luxusunternehmen: Taschen und Parfums: Mit solchen Kinkerlitzchen können sich selbst (Beinahe-)Normlaos ein ansehnliches Stück vom royalen Kuchen leisten. Womöglich zielt der #DGMillennial Vormarsch demnach auf exakt jene Zielgruppe ab und ein wenig auch auf Sprösslinge, die durch die Geldbörsen ihre Eltern über eine enorme Kaufkraft verfügen. Womit das Wiesoweshalbwarum vorerst geklärt wäre.

Nichtsdestotrotz fällt es mir schwer, mich endgültig auf eine Seite zu schlagen, auf die der Kritiker etwa oder die der Befürworter. Was hier gerade passiert, ist traurig, logisch, fortschrittlich, zerstörerisch, wirtschaftlich und notwendig zugleich und ich fürchte vor allem: Im Sinne der Designer selbst. Wohin es ihre Marke tragen wird, liegt nicht in unserem Ermessen. Darüber zu urteilen kommt mir deshalb ebenso falsch vor. Einen kleinen Wunsch habe ich dennoch in petto, für andere Brands, die gerade womöglich darüber nachdenken, nachzuziehen: Das Arbeiten mit Influencern kann durchaus Substanz haben. Es gibt sie zweifelsohne, die jungen Millennials, die eine Stimme haben. Die für etwas stehen. Und zwar nicht nur für den Vorteil einer prominenten Sippschaft.

 

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23 Kommentare

  1. Carolin

    Wo wurde Caro Daurs Auftritt denn „mitunter stark belächelt“?
    Ich stehe der ganzen Sache auch zwiegespalten gegenüber. Natürlich ist es harte Arbeit, sich eine so immense Followerschaft aufzubauen – jeder, der einen Instagram-Account hat, weiß das. Andererseits hat das für mich nichts mit Demokratisierung und „Normalos“ zu tun, schließlich schicken die Designer eben keine Mädels mit 100 Followern auf den Laufsteg, sondern die Influencer-Elite. Somit kommt es doch auch D&G letztlich nur auf die Reichweite an, die Personen selbst sind ihnen egal. Was mich wirklich grübeln lässt: Was passiert danach mit den Influencern – danach, wenn man sich sattgesehen hat oder es wieder neue Trends gibt?

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  2. Sabrina

    Über „ordinary people“ stolpert man genauso wie über den Hashtag #realpeople – damit wird so eine Authentizität behauptet, die ja im Bereich Social Media stets eine große Rolle spielt. Ich bin da auch gespalten, ob es jetzt eine gute oder eine schlechte oder vllt. auch einfach nur eine zeitgemäße Entwicklung ist. Allerdings sehe ich hier nicht, inwiefern ein Mensch irgendwo in den Mittelpunkt gestellt wird. Eher werden die Marken der Influencer für die Marke D&G genutzt. Nicht mehr und nicht weniger und das ist durch die Auswahl eher verschwendetes Potential.

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  3. Kristiane

    Das genannte Pro nämlich „Die Diversität der Körper“ geht meines Erachtens beim Betrachten des Videos irgendwann nahezu völlig unter. Im Grunde besteht der vormerkliche Unterschied zu professionellen Models doch lediglich in der oftmals geringeren Körpergröße und dem überraschend ungelenken Umgang mit Beinen&Co. Das hatte schon fast etwas Erfrischendes. Aber ob die Bilder wirklich ein positives/gesundes Körperbild vermitteln, stelle ich dann doch in Zweifel.

    Viele Influencer kennzeichnen sich durch vormerklich schönen Schein und nicht vorhandene Haltung. Schade, denn irgendwo ist dieser ganze Influencer-Zirkus mmn nur die Fortsetzung dessen was uns die Frauenmagazine bereits seit Jahrzehnten eintrichtern: Du bist nicht gut genug, so wie Du bist. Sei bitte gertenschlank, immer top gestylt, und Dein Lebenssinn ist der Konsum. Das Credo scheint heute – dem Internet – sei dank, allgegenwärtig zu sein.

    Aus unternehmerischer Sicht (denn auf beiden Seiten stehen sich Unternehmen gegenüber) ist dieser Zug D&G’s – im klassischen, kapitalistischen Sinne – durchaus nicht dumm. Um es mal vorsichtig und höflich zu formulieren. Denn aus meiner Sicht gehört der gegenwärtige, ressourcenfressende Kapitalismus mehr als kritisch hinterfragt.
    Und irgendwie passt die Zusammenarbeit sogar zu dem Bild, dass ich von der Marke D&G habe. Ob die Zielgruppe einer C. Daur wirklich den Umsatz von D&G steigert wage ich zu bezweifeln. Aber schon allein der Umstand sich als erstes Unternehmen mit einer Modenschau wie dieser ’schmücken‘ zu können, sorgt bestimmt für ‚gute‘ PR und wurde entsprechend mitbedacht.

    Unterm Strich denke ich mir aber immer öfter „ich bin zu alt für diesen Scheiss“ und möchte diesen Zirkus einfach ausblenden 😉

    Trotzdem wäre ich dann doch daran interessiert mir einen Eindruck von Influencern „Die für etwas stehen.“ zu verschaffen. Mir selbst fällt prompt Maddie aka dariadraia ein und dann ist auch schon Schluss. An wen hast Du denn dabei noch gedacht Nike?

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    1. Nike Jane Artikelautorin

      Liebe Kristiane,
      mit „Influencern“ meine ich gar nicht automatisch Blogger*innen o.ä., viel eher junge Menschen, die zwar in der Öffentlichkeit stehen, aber mehr als schöne Fassade sind. Echte Role Models, Vorbilder sogar, wenn man so will. Das können Musikerinnen sein, die ihrer Leidenschaft folgen und richtig gut sind, in dem, was sie tun. Oder nehmen wir die Schauspielerin Amandla Stenberg zum Beispiel, die Debatten über Intersektualität, Vielfalt und Gleichberechtigung führt und Botschafterin für No Kid Hungy ist. Wenn wir aber beim Thema Mode bleiben wollen, dann plädiere ich immer noch für eine Tavi Gevinson. In Deutschland wäre es für mich ebenfalls eine Maddie oder Claire Beermann. Bloß hätten beide zu wenig Reichweite für ein Spektakel wie das obige, das leuchtet mir immerhin aus wirtschaftlicher Sicht ein. Aber es muss sie doch geben. Millenials, die massenhaft begeistern und dennoch irgendwie „mehr“ sind. Aber, ganz wichtig: Das bedeutet nicht, dass D&G es falsch gemacht hätten, es stimmt sogar, das Image sitzt. Bloß für andere Marken würde ich mir wie gesagt auch andere Persönlichkeiten wünschen. Falls das überhaupt zur Debatte steht.

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      1. Kristiane

        Danke Dir.

        Ich selbst habe den Begriff wohl recht eng gefasst. Und prompt fällt mir noch Emma Watson ein, die ich in dem was sie tut und indem sie ihre Stimme einsetzt sehr bewundere.

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  4. Lisa Marie

    Mich als Model ärgert das extrem. Ich möchte meinen Beruf auch gerne ausüben können, ohne mein Leben auf Instagram ausschlachten zu müssen.

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  5. hallo

    „Die Brut von“ ; „stark belächelt“ samma, wasn hier los? N bissl im Ton vergriffen, oder? Willst Du, dass man dein Kind, nur weil es aus dir rauskam, als “ die Brut von so ner Modebloggerin“ bezeichnet?
    Jedenfalls merkt man nicht gerade, dass ihr euch wohlwollend damit auseinander gesetzt habt. Das ist doch nur das Next-Level von all dem Kram den ihr auch macht – gestern post du selber noch Wanne-Be-Model-mäßig für Nike rum und heute schon frotzelst du über die Konkurrenz. In Wirklichkeit scheinst du wohl nicht so heitschibumbeitschi lustiglockerflockig zu sein, wie du dich hier gerne geben würdest – vielmehr offenbarst du dich hier als Tratschepizentrum. Pfui Spinne.

    Über das Event kann man auch wirklich diffirenzierter und n bissl erhabener sprechen.

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    1. Nike Jane Artikelautorin

      Liebe Jen aka „hallo“,
      ich glaube, du hast den Text nicht richtig gelesen oder verstanden.
      Caros Auftritt wurde von mir nämlich keineswegs „belächelt“ und ja, ich denke, mein Sohn ist wohl meine Brut.
      Schade immer wieder zu lesen, dass bei dir nicht alles „heitschibumbeitschi“ zu sein scheint, pfui Spinne. Sonst würdest du hier wohl einen respektvolleren Ton anschlagen, hm? Und beim „Nike Shooting“ handelte es sich tatsächlich um ein Kampagnenshooting und so ein Kampagnenshooting gehört, obwohl ich kein Model bin, wirklich und wahrhaftig zu meinem Job, für den ich furchtbar dankbar bin.

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  6. Sina

    Wo und inwiefern wurde Caro daur denn für ihren Auftritt belächelt?! Habe jetzt verschiedene Artikel zu dem Thema gelesen, aber „belächelt“ wurde da niemand. Finde ihre „Karriere“ bis dato auch eher ziemlich beachtlich & ihren Social Media-Auftritt sehr symphatisch.

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      1. Carolin

        Das würde mich, siehe oben, auch sehr interessieren. Vielleicht meint Nike aber auch „intern in ihren Kreisen“ belächelt?

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        1. Nike Jane

          Genau, ihr Lieben! Es ist Fashion Week und viele Veranstaltungen fanden bereits am Wochenende statt – da wussten viele schon vom großen Clou. „Mitunter belächelt“ heißt aber auch: Die Sache wurde eben nur „mitunter“ und nicht ausschließlich belächelt. Und vielleicht ja auch nur im ersten Augenblick. Liebe Grüße!

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  7. SAbine

    Finde es total super, dass auch Social Media Stars sowas machen dürfen. Das zeigt von Zukunft und von Offenheit. Wobei seit Chiara F ist es ja schon so – mehr junge echte Leute. Und Caro hat das super gemacht. Ich mit 21 war da anders drauf und finde die Disziplin toll!
    Ich glaube auch, dass diese Aktion zeigt, dass viel möglich ist – nee nee ich erhoffe mir, dass es das zeigt. Denn für mich ist mit Anfang 30 der Schritt von der Wirtschaftsprüfung ins bloggen auch nur aufgrund meines Kindes gekommen. Und ich glaube daran, dass Man mit einem Blog auch Momentum schaffen kann. Schön, dass die Fashion Branche so offen ist

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  8. Anne

    Was G&B gemacht hat finde ich eher gut als schlecht. Aber ein anderer Punkt: Ich kenne mich nicht wirklich aus mit Caro Daur und Instagram Influencern, aber ich tu mich wirklich immer schwer mit diesen „harte Arbeit“ Aussagen. Ist das wirklich harte Arbeit? Für mich ist harte Arbeit, eine körperlich oder kognitive Herausforderung. Und sicher, um die Welt reisen ist sicherlich körperlich anstrengend – aber in welchem Verhältnis steht das zu der Bezahlung die die Influencer bekommen für ein Foto oder ähnlichem? Arbeit ist hart wenn man viel Anstrengung für relativ wenig Gewinn macht, und das jeden Tag. Ich habe nix dagegen sich selber zu vermarkten und finde es toll wenn junge Frauen eine Stimme bekommen die solch eine Reichweite hat wie die von Carl Daur. Aber sind Mädels wie sie, wirklich die besten Vorbilder für junge Mädels? Wenn man sich ihren Feed anschaut bekommt man doch fast automatisch Minderwertigkeitskomplexe. Sie sieht toll aus, trägt die tollsten Klamotten, trifft interessante Menschen, und kann um die Welt jetten. Aber ist das was junge Mädchen anstreben sollten?! Ich finde nicht. Absolut nicht. Deswegen, ich habe Respekt vor ihr als Person, aber die „Arbeit“ bekommt viel zu viel Aufmerksamkeit. Ich will dass meine zukünftigen Töchter oder Nichten nicht zu Instagram Influencern aufschauen, sondern zu „normalen“ Frauen die viel Größeres, aber erreichbares (!), erreicht haben: z.B. die Nachbarin die Dekanin an der Uni ist, die Mutter die mit 18 ein Kind bekommen hat aber ihre eigene (Aus)Bildung nie vernachlässigt hat, die Arzt-Frau die trotz Kindern und gutem Einkommen (des Partners) nicht auf eine eigene Karriere verzichtet hat, weil ihr Traum vom Frau sein auch hypothetische finanzielle Unabhängigkeit bedeutet, oder auch Nobelpreis-Gewinnerinnen in männlichen Domänen, wie Naturwissenschaften oder großartige Ingenieurinnen. Oder meinetwegen auch eine Emma Watson, die Intelligenz, Stil, und politischen Bewusstsein vereinbart und ihre Reichweite für wichtigen Themen nutzt. Mit erreichbar meine ich: Etwas das man durch eigenen Fleiß, Interesse, und Leidenschaft für eine Sache erreichen kann. Nicht durch Gene, Make-up oder Operationen. Denn wenn wir ehrlich sind, es ist schon ziemlich unmöglich Instagram Star zu werden ohne tolles Aussehen – und das macht auch nur Sinn, denn der Mensch ist ein visuelles Wesen und reagiert besonders stark auf Schönheit. Das ist wissenschaftlich belegt und zeigt dazu das Dilemma von uns Frauen. Denn es ist keine falsche Behauptung, dass Frauen häufig auf das körperliche reduziert werden bzw. Schönen Frauen anders behandelt werden (oft bevorzugt und oft unterschätzt). Daher finde ich wir sollten aufhören uns ständig unser eigenes Grab zu schaufeln. Lasst uns weg gehen davon Influencer hervorzuheben, sondern lass uns wirklich interessanten Frauen mehr Gehör verschaffen. Und das eine hervorzuheben, heißt ja noch lange nicht das andere schlecht zu machen!
    Ich lese euren Blog wirklich gerne, mag euren Stil, und sehe meine Meinung in vielen eurer Posts vertreten, aber ihr seid dennoch Teil einer sehr, zu sehr, „visuellen Welt“. Damit will ich euch nicht beschuldigen, überhaupt nicht, denn ich lese euren Blog so gerne weil so viele Themen behandelt werden die über das rein „visuelle“, was ja von Instagram sehr beeinflusst wird, hinausgeht. Ich würde mir nur wünschen Feminist*innen würden sich selber mehr auf weltbewegende Themen konzentrieren als auf Aussehen, Mode, und gesellschaftliche Events… Denn wenn man das so betrachtet haben wir uns seit dem 19. Jahrhundert nicht viel weiter entwickelt und sind sogar selber noch diejenigen die dieses Bild von Frauen verstärken.
    Ihr mögt das anders sehen, da ihr ja aus der Szene kommt und somit ja auch Selbstschutz betreibt wenn ihr zu kritisch seid. Ich selber bin beruflich in einer ganz anderem Szene und Mode und politische & gesellschaftliche Themen sind einfach meine private Leidenschaft (daher lese ich euren Blog) und mir fällt die Kritik daher relativ leicht 😉 Und trotzdem, ich komme mit meinem feministischen Selbst dann immer in Konflikt, denn ich frage mich: Ist das Neid (s. o. -> Minderwertigkeitskomplexe?!) ? Will ich auch gerne so eine Stange Kohle für ein paar Fotos bekommen? Will ich (hundert) tausende an Followern die meine Fotos (und mich!!!) liken? Gönne ich ihr das alles nicht?
    Wenn ich ehrlich bin, ich würde gerne ihre Klamotten haben und toll sieht sie auch aus (und ich bin mir sicher sie Arbeit dafür körperlich hart!). Aber mein Ärger kommt von einer ganz anderen Seite. Das körperliche und sexuelle das bei jedem einzigen Instragram Star hochfrequent zu finden ist: Unterwäsche- und Bikinifotos. Von Carl Daur, über die Kardashians, bis hin zu jedem zweiten Menschen der einem zum Folgen vorgeschlagen wird. Das macht mich wütend, denn man tut uns Frauen (euch, mir, und vielen Mädels in unserer Generation), die sich gerne mit wirklich wichtigen gesellschaftlichen Themen beschäftigen und gerne über die schwierigen Fragen im Leben nachdenken, keinen Gefallen. Und mir gehts dabei um die nächste Generation, die jetzigen Teenies, die so sehr mit sozialen Medien aufwachsen. Und damit das nicht falsch verstanden wird, ich bin froh darüber dass eine Frau heutzutage sexuell, und darauf auf stolz, sein darf. Yes! Aber ging mit der sexuellen Befreiung nicht auch die kognitive Befreiung einher? Tun wir nicht fast nur Männern einen Gefallen wenn wir Bikini-Fotos auf Instagram veröffentlichen? Ich glaube wenn wir ehrlich sind, dann wollen wir Bewunderung für unseren Körper durch solche Fotos, von Frauen und von Männern. Es geht dabei ja nicht mehr um Provokation oder so.
    Ich würde aber viel lieber für mein kritisches Denken und meinen kognitiven Fähigkeiten bewundert werden … denn das liebe Mädels, bleibt ein Leben lang.

    Unser Gehirn formt sich zu einem großen Teil aufgrund unserer Erfahrungen. Unser Gehirn formt Denkprozesse aufgrund dieser Erfahrungen und formt sich dann eine ganz eigene Welt. In welcher Welt sollen sich junge Mädels bewegen wollen? Wovon sollen sie träumen? Das sie an einem Tisch sitzen mit Caro, Chiara, und Kylie? Oder mit Marie Curie, Ada Yonath, und Jane Austen?

    Der Grund warum ich das euch schreibe ist, dass ihr eine Reichweite habt und über sexy Themen berichtet. Ihr verkehrt in dem Kreis der unsere und die nächste Generation von Mädchen und Frauen so stark beeinflusst. Ihr habt Einfluss der für Blogger mit „unsexy“ Berufen im Bereich des Maschinenbau, der Wissenschaft, und so weiter, nicht möglich ist, leider! Zumindest noch nicht! Es wäre toll wenn sich das ändert.

    *noch einmal: Caro ist der Anstoß für meinen Kommentar. Nicht der Grund für meine Aufregung. Ich bin mir sogar sicher, dass sie ein ganz tolles und intelligentes Mädchen ist! Ich würde mir nur wünschen es drehe sich mehr genau darum, bei ihrem Ruhm 😉

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    1. Sarah

      Liebe Anne, einer der besten Kommentare, die ich seit langem gelesen habe. Super ausformuliert und du triffst den Nagel auf den Kopf. Stimme dir 100% zu. Liebste Grüße, Sarah

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    2. hallo

      ja, bloggerinnen sind der lebende beweis, dass man sein leben auch mit absolut sinnfreiem bullshit füllen kann und sich damit auch noch hart abmüht.

      wenn die damen aber selber nicht dazu kommen sich zu hinterfragen und konsum und darstellung eines künstlichen lebensstils als hohes gut erachten, dann sind da wohl auch hopfen und schmalz verloren. umso schöner zu sehen, dass es auch bloggerinnen gibt, die die sinnlosigkeit und den schaden für unseren planeten und alle menschen auf dieser welt den sie mit designer- bis billigklamotte anrichtet erkennen können und sich dann anderen themen widmen (s. daria).

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      1. Nike Jane Artikelautorin

        Ich erlebe hier kaum jemanden so furchtbar unreflektiert und garstig wie dich, immer wieder, kaum jemanden, der über die Arbeit anderer so respektlos urteilt, ohne auch nur ansatzweise eine Vorstellungen von diesem Beruf zu haben. Es ist richtig schlimm, ständig diesen Frust zu spüren und dann kommst du ja doch immer wieder her – bloß wenn du was zu stinken hast, nennst du dich eben „hallo“ statt „jen“. ich wünschte mir, du würdest deinen eigenen Groll hinterfragen und wünsche dir wirklich sowas wie Zufriedenheit mit dir selbst.

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      2. Anne

        Das stimmt wohl, dass es auch Bloggerinnen gibt die sich anderen Themen widmen. Aber auch für Madeleine von dariadaria, die ich total super finde, ist das ein Job und sie tut Dinge um Geld zu verdienen und ihr Image zu polieren. Und trotz ihrer vielen Reisen im Zug wegen des „ecological food print“, reist sie doch mehr mit dem Flieger als ein Normalbürger, oder? Nimm doch Blogs als Inspiration für DICH das beste aus DEINEM Leben zu machen. Und falls du das alles mit dem Bloggen noch nicht ganz verstanden hast: Besuche doch diesen Blog nicht mehr wenn er dich so nervt. Im Endeffekt unterstützt du doch die Mädels, die so heuchlerisch findest, mit jedem Klick der zu diesem Blog geht.

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