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„Das Problem mit den Frauen“

16.02.2017 box2, Feminismus, Buch

Warum tauchen eigentlich so wenige Frauen in den Geschichtsbüchern auf? Diese Frage diskutiert die Zeichnerin Jacky Fleming ironisch-unterhaltsam in ihrem neuen Buch Das Problem mit den Frauen. Ihre Antwort: Frauen sind Männern biologisch einfach unterlegen.

Ach je, die Frauen. Sie können wirklich nicht besonders viel: zu schwach, um Pinsel zu halten, zu kleine Köpfe, um ordentlich zu denken. Kein Wunder, dass es in den Geschichtsbüchern kaum beeindruckende Frauen gibt. Zumindest lautet so die Erklärung, die die britische Zeichnerin Jacky Fleming in ihrem Buch Das Problem mit den Frauen (Kiepenheuer & Witsch) liefert. Ihre mit Liebe zum Detail gezeichneten Frauen kommen gegen das schiere Genie ihrer männlichen Zeitgenossen einfach nicht an – und landen deshalb im (ebenfalls zeichnerisch dargestellten) „Abfalleimer der Geschichte“.

Kleine Köpfe, kleine Hirne

„Früher gab es keine Frauen, deshalb lernt ihr im Geschichtsunterricht auch nichts über sie“, stellt Fleming gleich zu Beginn klar. „Es gab nur Männer, und ziemlich viele waren Genies.“ Ein paar Frauen gab es dann noch, allerdings: „sie hatten sehr kleine Köpfe, weswegen sie zu nichts nütze waren, außer zu Handarbeit und Krocket.“ Schließlich stellte schon Darwin fest, dass Frauen Männern biologisch unterlegen sind. Während die Frauen hysterisch heulend zu Hause bleiben müssen, leisten die Männer großartiges und tragen dabei eine Auswahl prächtiger Bärte, zum Beispiel den Autoritätsbart, Geniebart oder Kompetenzbart.

Im Laufe des kleinen Büchleins finden sich jede Menge weitere Gründe dafür, warum Frauen so unglaublich unwichtig und unbedeutend sind – stets in Form von Statements (übersetzt von Silke Pfeiffer), deren Verkündung man sich automatisch in einer belehrend-autoritären (männlichen) Stimme vorstellt. Da wären natürlich die körperliche Minderwertigkeit von Frauen: „Ein Frauenhirn war nicht nur kleiner und leichter, es bestand auch aus einem weichen, schwammartigen Material.“ Der weibliche Verstand konnte also nur wenig verstehen. Nicht so schlimm, waren Frauen doch sowieso eher dazu gedacht, Männern zu applaudieren, zu sticken, oder enttäuscht zu sein. Auch ihre Kleidung – Korsett und Reifröcke – hinderte Frauen lange Zeit an der Ausübung verschiedener Tätigkeiten. Da Frauen aber vor allem hinreißend aussehen sollten, war das kein Problem.

Bärtige Ausnahmefrauen

Manchmal, ganz selten, schaffte es dann aber doch die ein oder andere Frau ins Geschichtsbuch. Wie Marie Curie, „die einzige Wissenschaftlerin, seit es Frauen gibt.“ Ehrgeizigen und wissbegierigen Frauen drohte allerdings Schlimmes: Ihnen konnten Bärte wachsen oder das zum Anlocken von Männern gedachte Haar wurde dünn. Auch bestand die Gefahr, durch Flucht vor der Haushaltung „Männerhände“ zu entwickeln – ein möglicher Vorteil, wie man meinen könnte, aber: „Auch mit Männerhänden schufen Frauen nur kleine Kunst, mittelmäßige oder höchstens etwas größere Kunst, wenn Pferde drauf waren, aber nie und nimmer große Kunst, wie nur ein Mann sie hervorbringen kann.“

Jacky Flemings Zeichenstil ist einfach, aber expressiv und voller Details. Ihre Frauenfiguren haben Persönlichkeit, gucken böse, gelangweilt, konzentriert oder unbeeindruckt. Immer wieder spielt Fleming in ihren Zeichnungen mit verschiedenen Stilen: Queen Victoria wirkt fast wie auf einer Fotografie, Picassos Muse erscheint wie ein Gemälde des Künstlers. Zusammen mit den trockenen Kommentaren, die fast jede Zeichnung begleiten, fügt sich all das zu einem kurzweiligen Vergnügen. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass Das Problem mit den Frauen vielleicht in der ein oder anderen Schulklasse landet – und nicht nur im Regal mit „frechen Büchern für freche Frauen“.

 © Jacky Fleming „Das Problem mit den Frauen“ 2017, Verlag Kiepenheuer & Witsch

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