Happy Birthday, Buffy!
Warum die Serie heute genauso modern ist wie 1997

14.03.2017 Feminismus, Film, box2

Buffy – Im Bann der Dämonen ist 20 geworden. Von Falten aber keine Spur: Die Serie ist heute noch genauso modern wie 1997.

In Horrorfilmen sind die blonden, hübschen Frauen meistens die Ersten, die laut kreischend eines gewaltsamen Todes sterben. Nicht so Buffy, die in der gleichnamigen Serie furchtlos Vampire und andere Monster kalt machte. Pflock in der Hand, Entschiedenheit im Blick – mit Buffy ist nicht zu spaßen.

Mehr als nur eine toughe Kämpferin

Die erste Folge von Buffy – Im Bann der Dämonen lief am 10. März 1997 im amerikanischen Fernsehen und die Handlung ist schnell zusammengefasst: Die 16-jährige Schülerin Buffy Summers (genial gespielt von Sarah Michelle Gellar) lebt im nur dem Namen nach sonnigen Sunnydale. In Wirklichkeit befindet sich dieses pittoreske südkalifornische Städtchen nämlich direkt über dem Höllenschlund, der regelmäßig Monster verschiedenster Art ausspuckt. Nur gut, dass Buffy „Die Jägerin“ ist, vom Schicksal dazu berufen, die höllischen Eindringlinge zu bekämpfen. In jeder Generation gibt es nur eine Jägerin und das Ganze ist ein generell ziemlich einsamer Job – doch Buffy bekommt Unterstützung von der sogenannten „Scooby Gang“. Dazu gehören ihre besten Freund*innen Xander (Nicholas Brendon) und Willow (Alyson Hannigan), aber auch ihr „Wächter“ Rupert Giles (Anthony Stewart Head), Highschool Queen Cordelia (Charisma Carpenter) und später der Werwolf Oz (Seth Green), die ehemalige Rachedämonin Anya (Emma Caulfield) und die Hexe Tara (Amber Benson). Dann wären da noch Buffys große Liebe Angel (David Boreanaz) – ein Vampir, dem durch einen Fluch seine Seele zurückgegeben wurde –, sowie Spike (James Marsters), ebenfalls Vampir und unfreiwillig zum Verbündeten der Jägerin mutiert.

Vordergründig geht es in Buffy um die Jagd auf Dämon*innen, doch es steckt so viel mehr dahinter: Die Serie behandelt Themen wie Erwachsenwerden, Macht, Zweifel, Liebe, Trauer und Freundschaft. Die Dämon*innen repräsentieren ganze reale Ängste von Teenager*innen und jungen Erwachsenen – Serienschöpfer Joss Whedon nahm diese Ängste und machte sie, im wahrsten Sinne des Wortes, lebendig. Buffy kämpft gegen diese personifizierten Ängste, aber sie ist stets mehr als nur eine toughe Kämpferin: Sie ist eben auch eine junge Frau, die ihren Weg im Leben erst noch finden muss. Sie macht Fehler, sie trifft dumme Entscheidungen und muss dann mit den Konsequenzen leben. Und sie muss feststellen, dass es Dinge gibt, die auch die Jägerin nicht bekämpfen kann – wie den Gehirntumor ihrer Mutter Joyce. Fast immer findet die Serie dabei den richtigen Ton, bietet herzzerreißend-dramatische Momente genauso wie trockenen Humor und Wortwitz.

Vielschichtigkeit statt Klischees

Immer wieder nimmt Buffy typische Frauen-Klischees aus Filmen und Serien und macht aus ihnen vielschichtige, weibliche Charaktere: Buffy ist eben nicht nur das blonde Püppchen, Cordelia nicht nur die zickige Queen Bee, Willow nicht nur die schüchterne beste Freundin der Heldin. Die Serie erkundet die Beziehungen zwischen Frauen, thematisiert Konkurrenzdenken und Freundschaft genauso wie Liebe und Solidarität. Sie zeigt, dass diese Beziehungen komplex und kompliziert sind. Buffy fragt auch danach, was es bedeutet, als junge Frau in einer Welt aufzuwachsen, die bestimmte Erwartungen an Frauen stellt und sie in einem Zustand der Machtlosigkeit halten will. So kämpft Buffy nicht nur gegen Monster, sondern auch gegen das Patriarchat – sie kämpft dafür, sie selbst sein zu dürfen.

Genau wie ihre Freund*innen. Willow verliebt sich in eine Frau, Tara, und das stellt ihre gesamte Welt auf den Kopf. Xander erkennt, dass er sich nicht immer hinter einem witzig-ironischen Spruch verstecken kann. Anya setzt ihre Identität Stück für Stück neu zusammen, als sie von der Rachedämonin zum Mensch wird. Buffy findet für all diese Konflikte starke Bilder und Metaphern: In einer Folge (Once more with feeling) beispielsweise sind Buffy und ihre Freund*innen durch den Fluch eines Dämons gezwungen, ihre Gefühle ungefiltert hinauszusingen – das klingt kitschig, führt aber zu interessanten Konfrontationen und Situationen. Überhaupt hat Buffy nie Angst, sich aus verschiedenen Genres zu bedienen. Ob Highschool-Komödie, Soap, Teenie-Horrorfilm oder Musical, die Serie nimmt diese Elemente und macht aus ihnen etwas ganz Eigenes, gespickt mit popkulturellen Zitaten und Anspielungen.

Frauen als Opfer und Monster, Heldinnen und Schurkinnen

20 Jahre ist Buffy – Im Bann der Dämonen jetzt alt und noch so aktuell und relevant wie damals. Die Serie spielt mit unseren Erwartungen, zeigt Frauen als Opfer und Monster, als Heldinnen und Schurkinnen. Sie zeigt, dass Frauen sehr wohl die Architektinnen ihres eigenen Lebensentwurfs sein können, auch wenn ihnen ständig etwas anderes erzählt wird. Dafür brauchen sie nicht unbedingt einen festen Partner – eine der besten Entscheidungen war es, die Serie mit Buffy als Single enden zu lassen –, sondern die Unterstützung von Freund*innen und Mitstreiter*innen. „Du bist nicht alleine“, scheint die pflockschwingende Buffy zu sagen, „es ist kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu holen, wenn du sie brauchst.“ Buffy mag übermenschliche Kräfte haben, letztendlich ist sie aber auch nur ein Mensch. In Buffys Worten: „Ich bin auch nur ein Mensch. Sie dürfen mich nicht immer bloß als Jägerin sehen. Das ist… diskriminierend!“.

3 Kommentare

  1. Alex

    Das ist eine der treffendsten Beschreibungen, die ich je über Buffy lesen durfte! Vielen Dank! Ich hoffe, in zwanzig Jahren werden die Leute immer noch über dieses wirklich wichtige Stück Seriengeschichte reden…

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  2. Christine

    Buffy ist ein Meilenstein feministischer Popkultur. Oft kopiert und unerreicht. Danke für die treffenden Zeilen.

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