Fair Friday // Auf einen Kaffee mit…
Maddie von Dariadaria

05.05.2017 box1, Fair Fashion

Manchmal kann es eine gute Idee sein, andere zu Wort kommen zu lassen, statt sich in seinen eigenen mehr oder weniger sinnigen Halbsätzen um sich selbst zu drehen. Gar nicht schwer, denn meiner Kandidatin für eine neue Runde „auf einen Kaffee mit…“ höre ich von Herzen gerne zu – und am liebsten hätte ich ihr gleich 500 Fragen gestellt.

Madeleine Alizadeh von Dariadaria ist wahrscheinlich die einflussreichste Bloggerin Österreichs und der nachhaltigen Szene in einem und schafft es doch tatsächlich ohne Probleme, How-To Videos für natürliche Locken mit Themen wie Selbstliebe, Flüchtende, Tierschutz, Zukunftsängste oder Depressionen zusammen zu bringen, ohne dass etwas aufgesetzt oder nicht stimmig wirkt. Maddie hat uns in der Vergangenheit vor allem eins gezeigt: Dass man aus einem erfolgreichen konventionellen Blog ein noch erfolgreicheres nachhaltiges, politisches und vor allem extrem ehrliches Medium machen kann. Da liegt es nahe einmal mehr zu fragen, wie es einem eigentlich geht mit so viel Offenheit, negativen Kommentaren und dem ständigen Druck, das in den Augen anderer vermeintlich Richtige tun zu müssen. 

Liebe Maddie, was ist das Beste, was dir in den letzten Wochen passiert ist?

Ich durfte mit den Vier Pfoten einen Löwen und eine Bärin aus einem Krisengebiet retten! Das war super spannend.

Verfolgt man deinen Blog schon eine ganze Weile, kann man den Wandel, den du sicher auch persönlich durchläufst, förmlich spüren. Beiträge, die du vor dem Umschwung auf mehr Nachhaltigkeit geschrieben hast, sind leichter, lockerer, ja simpler als die, die du jetzt schreibst. Völlig klar: Die Thematik ist ernster und vielschichtiger geworden. Wie hast du die Veränderungen in deinem Job und deinem Privatleben in den letzten Jahre erlebt?

Die Thematik ist auf jeden Fall ernster geworden, ich versuche aber nach wie vor nicht zu ernst daran zu gehen. Ich war zwischendurch sehr streng zu mir, auch aufgrund des Drucks von Außen, und probiere nun, mir mehr Freiraum zu geben. Auch wenn das als Person der Öffentlichkeit zu Verurteilungen führt. Ich habe gemerkt, dass so ein thematischer Umschwung einfach große Erwartungen erzeugt und man damit sehr vorsichtig umgehen muss! Gerade beim Thema „Vegan“ ist das manchmal schwierig, da ich ja zum Beispiel Leder aus zweiter Hand oder Wolle aus biologischer Gewinnung trage. Das gefällt vielen nicht und sie würden mehr Konsequenz erwarten! Auch Zero Waste schaffe ich nicht so umzusetzen, wie ich das gerne würde. Ich habe aber gelernt, nicht alles auf einmal tun zu wollen.

Bist du glücklich?

Sehr!

Gerade in den letzten 1,5 Jahren sprichst du vermehrt über dich, deinen Körper, deine Gefühle, Ängste, Ziele und Verfehlungen – würdest du einige Artikel gerne rückgängig machen oder macht es dir nichts aus, viel von dir preiszugeben bzw. sehr ehrlich zu sein?

Jein. Die Themen, bei denen es um Enttabuisierung geht, möchte ich nach wie vor veröffentlichen, auch wenn sie teils sehr persönlich sind. Womit ich aber gelernt habe, vorsichtiger umzugehen, ist meine Privatsphäre. Anfang des Jahres gab es viel Gossip rund um mein Beziehungsleben und viele Leser*innen haben sehr passiv aggressiv eingefordert, ihnen Information über meinen Beziehungsstatus zu geben. Das hat mich sehr belastet und ich habe daraus gelernt.

Wenn es um destruktive Kritik und Hasskommentare geht, schreibst du öffentlich darüber, wie schwer es ist damit umzugehen und wie unfair das Ganze ist. Die Kommentarfunktionen sind auf deinen Profilen der sozialen Kanälen oft abgeschaltet. Geht es hier mehr darum, dich selber zu schützen oder willst du unreflektierten Menschen keine Plattform bieten?

Sowohl als auch. Ich möchte erstens meine Zeit nicht damit verbringen bzw. es lesen müssen und zweitens diesen Menschen die Plattform nicht geben. Außerdem habe ich bei manchen Themen einfach keine Lust auf die Diskussion, die vorprogrammiert ist und immer gleich abläuft.

Vor gut zwei Jahren hattest du auf deinem Blog einen Artikel „Ich bin ein naives Dummchen“ veröffentlicht, um den es auch in diesem Interview mit Nike Jane ging. Im Grunde genommen hast du danach genau das Gegenteil von dem gemacht, um was es in diesem Artikel ging: Du hast dich immer mehr der Nachhaltigkeit zugewendet, dich sozial engagiert und alle an dieser Reise teilnehmen lassen. Wieso hast du dich doch entschieden, deinen Weg konsequent weiterzugehen?

Ich glaube der Artikel war wichtig, um die Menschen ein bisschen mehr wachzurütteln. Ich war so frustriert zu diesem Zeitpunkt, dass ich einfach nicht mehr weiter wusste und sozusagen die weiße Flagge gehisst habe. Mein Drang zu Engagement war am Ende des Tages aber doch stärker als das Bedürfnis, mich vor Kritik zu schützen.

Du bist Veganerin, hast aber diesen Winter in einem Outfitpost einen Wollmantel aus nachhaltiger Produktion vorgestellt. Du hast es oben schon einmal angesprochen, aber wie passt das für dich zusammen und was sagst du, wenn dir jemand Inkonsequenz vorwirft? Ganz wertfrei: Ist es doch okay, wenn man Wolle trägt, die aus nachhaltiger und je nach Betrachtung aus tierfreundlicher Produktion stammt?

Für mich: ja. Ich würde auch ein Ei essen, wenn es meine Hühner wären. Für mich steht an allererster Stelle, wenn es um Mode geht, die Umwelt. Wenn wir den Planeten mit Plastikmode zunichte richten, wird es den Tieren auch nicht besser gehen. Das heißt: Leder aus zweiter Hand oder aus Lebensmittelproduktion bzw. Wolle, von sehr strenger, biologischer Haltung, kommt für mich in Frage. Ich nehme inzwischen auch sehr ungern das Wort vegan in den Mund, weil es sofort mit Dogmen und Regeln assoziiert wird. Für mich gibt es keine geschriebenen Regeln, außer das zu tun, was in meinem Ermessen für Tier, Umwelt und Mensch am Besten ist.

In deinem Instagram Profil steht „Just another narcissist“. Wieso bezeichnest du dich als Narzisstin?

Das ist durchaus als sarkastischer Kommentar mit einem Augenzwinkern zu sehen. Und irgendwie sind wir doch alle im Internet Selbstdarsteller*innen!

Gibt es etwas, was dein Beruf an dir persönlich für immer verändert hat?

Bestimmt vieles! Ich blogge seit fast 7 Jahren, seit ich 21 bin. Ich habe die wohl prägendste Zeit meines jungen Erwachsenenlebens mit dem Bloggen verbracht! Schwer, konkret Dinge zu nennen. Ich würde aber sagen, dass ich durch’s Bloggen sehr viel Selbstbewusstsein und Vertrauen in meine Fähigkeiten und Möglichkeiten, Dinge zu verändern, gewonnen habe.

@jungleroombali is really such a great location. It’s a little outside of canggu craziness, small, eco friendly with amazing staff. I highly recommend it! On a side note: I still left my heart in ubud. I had troubles adapting to the superficial world outside of my spiritual bubble again and be in a place, that’s more about looks and parties (reality check!). Don’t get me wrong: that’s just my very personal, very bold opinion. Most people love canggu! But: I had one of my best yoga lessons ever in here at @thepracticebaliyoga with @octaviosalvado studying moonology lately and after all of what I told you about the lunar cycles and what it means especially for women, I really enjoyed the very special hatha moon class at the practice I loved how it was about breath (so important for me) and about the calm, steady part of yoga. Also (side note of the side note) I stumbled upon this quote that I loved: „holding on to anger is like drinking poison and expecting the other person to die.“ ✨#canggu #thepracticebali #jungleroom #barterdeal #dariadariaadventures

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Was magst du an dir am meisten?

Meinen Humor.

Verrätst du uns, auf welche deiner Projekte wir uns dieses Jahr noch freuen dürfen?

Ich darf noch nicht zu viel verraten, aber: Es wird auf jeden Fall mehr Yoga Content geben!

Danke für das schöne Interview, liebe Madeleine.

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