Beauty // Im Interview:
Microblading – Ja, nein, vielleicht?

08.05.2017 Beauty, box2

Wer dachte „The bushier, the better“ ist eine Glaubensbewegung, der hat nicht ganz unrecht, denn pure Natürlichkeit ist jetzt im Gesicht gefragter denn je. Und damit meine ich nicht den No-Make-up Trend, sondern die Natural Brow-Bewegung. Eine befreundete Make-up Artistin erklärte mir erst kürzlich, dass Färben das neue Zupfen und Waxen ist – soso. Getreu dem Motto Let it spring habe ich mich mit meinen zwei crazy Brows also mal umgehört, welche Beauty-Trends gerade so in aller Munde sind und bin letzte Woche – ihr erinnert euch – auf Microblading aka DAS Ding im Beautykosmos gestoßen. Und zu meiner Überraschung hat mittlerweile jede Dritte in meiner Blubberblase es entweder schon hinter sich oder wird sich demnächst auf die Microblading-Liege legen. Alle applaudieren Beifall und feiern den neusten permanent Make-up Trend. Und ich? Ich bin ein wenig verwirrt und weiß noch nicht so richtig was ich davon halten soll. Selbstoptimierung hin oder her: Warum etwas permanent nachziehen, was wir uns noch bis vor ein paar Jahren mit unseren eigenen Händen weggezupft haben? Eben genau aus diesem Grund!

Um der Frage noch einmal auf den Grund zu gehen, spazierte ich vergangene Woche in Jogginghosenmontur über die Straße zu Leni auf einen ausgedehnten Beauty-Talk. Leni hat sich die Lücken in ihren Brauen ganz frisch auffüllen lassen – und ich wollte die zwei Prachtexemplare für euch mal genauer unter die Lupe nehmen und noch mal genauer wissen: Was muss man beim Microblading beachten? Wie lief die Umsetzung wirklich ab, tut es so weh, wie viele behaupten und was kostet der Spaß eigentlich wirklich? 

Lenis Brauen vor der Pigmentierung

Leni, du hast, soweit ich mich erinnere, von Natur aus schöne Augenbrauen. Warum hast du dir daran rumfummeln lassen? 

Meine Brows waren weniger Bro’s als entfernte Verwandte. Und das liegt zum Teil an meinem 13-Jährigen Ich, das sich ausgiebig an der Pinzette versuchen wollte. Sagen wir es mal so: Theorie und Praxis hatten in dem Fall so wenig miteinander zu tun wie Kanye und Beethoven – und die kahle Lücke, die nie wieder zugewachsen ist, zeugt noch heute von meinen misslungenen Experimenten.

Also wolltest du deine Lücken kaschieren
und hast dich dabei für welche Technik entscheiden?

Microblading – dabei wird keine Maschine, sondern eine feine Klinge benutzt, um die Härchen so realistisch wie möglich auf die Haut zu zeichnen. Gleichzeitig wird dabei die vorher abgestimmte Farbe in die so entstehenden feinen Narben gegeben, sodass man am Ende kaum unterscheiden kann, welche Härchen echt sind und welche nur gezeichnet. Ich hatte gerade meine zweite Sitzung hinter mir.

Gleich zwei Sitzungen waren es schon? Mein lieber Scholli!
Wann war die erste Sitzung? Und wann war die Zweite?

Zwei Sitzungen sind fast immer Pflicht. Bei der ersten wird das „Gerüst“ gebaut, die einzelnen Linien sehen sehr dunkel und dick aus – und man selbst wie Bert von der Sesamstraße. Ich wurde aber zum Glück vorgewarnt, sonst wäre ich nicht gerade begeistert gewesen, als ich mich nach der ersten Session im Spiegel gesehen habe! Die feinen Narben verheilen aber innerhalb von 4 bis 5 Tagen, die Haut erneuert sich und die Pigmente wachsen quasi an. Alles Überflüssige wird mit der Kruste – sorry, man muss hier so ins Detail gehen – abgestoßen. Und zurück bleiben wortwörtlich haarfeine Linien, die den eigenen Härchen nachempfunden sind.

Die zweite Sitzung sollte innerhalb von 4 bis 5 Wochen durchgeführt werden, weil die Haut in dieser Zeit vollständig verheilt und man dann auch sehen kann, wo die Pigmente gut angenommen wurden und wo sie noch etwas blass wirken.

Und wie lange dauert eigentlich diese Prozedur?

Mit Beratung, dem Abstimmen der Farbe, Vorzeichnen und dem Microblading an sich sollte man sich circa drei Stunden Zeit nehmen. Nach der Prozedur bleibt man nämlich auch kurz liegen, weil das Ganze auch ziemlichen Stress für den Körper bedeutet und man nicht sofort weiter rennen sollte.

Ich hab mir natürlich alle Arten von Videos bei YouTube dazu reingezogen.
Das sieht nach Schmerzen aus. Hand aufs Herz, was muss man da so ertragen? 

Um ehrlich zu sein, habe ich es mir schlimmer vorgestellt. Die Haut unter den Augenbrauen ist ja relativ dick und durch unsere Zupf-Attacken auch einiges gewohnt. Man kann hier das Kind einfach beim Namen nennen: Es werden kleine Striche in die Haut geritzt. Allerdings nur an die Oberfläche und mit einer sehr feinen Klinge. Übrigens wird nach dem ersten Durchgang, wenn die Haut „geöffnet“ ist, eine Betäubungssalbe aufgetragen – danach spürt man eigentlich fast gar nichts mehr.

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Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass du es wirklich gemacht hast. Hast du eigentlich vorher schon mal eines der Augenbrauengels, die das Wachstum anregen, getestet? Wäre es nicht eine gute Alternative?

Ich hatte mal so ein Wimpernserum, das meine Wimpern zum Wuchern gebracht hat, also habe ich es mir auch auf die besagte Lücke geschmiert. Leider hat sich da nichts getan und deshalb habe ich auch von speziell auf Augenbrauen abgestimmten Seren die Finger gelassen. So viel, wie die kosten, kann man sich auch so einige Augenbrauenstifte zulegen – oder eben zum Microblading greifen.

Wie lange hält das jetzt überhaupt?
Man hört immer, es soll nach 1 bis 2 Jahren verblassen. 

Meine Brauen sind ja erst frisch gemacht, aber man sagt, je nach Farbe und Dichte hält das Ganze bis zu drei Jahren.

Und ich habe gehört, dass die Haut die Pigmente schneller verliert, wenn man oft ins Solarium oder in die Sauna geht und die Haltbarkeit hängt wohl auch noch von der Regenerationsgeschwindigkeit und dem Fettgehalt der Haut ab. Und wie bei einem herkömmlichen Tattoo sollte man Sauna und starke UV-Strahlung vermeiden.

Lenis Brauen fast fertig

Was mich aber noch interessiert, und das ist vielleicht auch der Grund, warum ich mich mit permanent Make-up nicht anfreunden kann, sind die ausgeblichenen Ergebnisse Jahre später. Sag‘, hast du denn keine Angst von diesen blau-grünen Brauen? Ist ja schließlich eine neue Technik. Es gibt keine Langzeitstudien und man kennt ja bereits Bilder von tätowierten  Augenbrauen. 

Klar, die Angst hatte ich. Deshalb habe ich mir auch erst jetzt, mit 29 so etwas relativ Permanentes geleistet. Vorher habe ich nämlich ewig recherchiert und verglichen – so entwickelt man auch als Laie ein Gefühl dafür, was möglich und was realistisch umzusetzen ist. Irina, die Dame, die meine Augenbrauen gemacht hat, leitet außerdem eine eigene Schule und kann eine über 20-jährige Erfahrung vorweisen. Das hat mich am Ende definitiv überzeugt! Damit auch farbtechnisch nichts schief geht, muss man sich wirklich gut beraten lassen und den richtigen Farbton finden. Auch darf nicht zu tief geritzt werden, das kann dazu führen, dass die Farbe zu tief in der Haut liegt und irgendwann nach vielen Jahren bläulich wirkt.

Was sollte man bei der Recherche und Beratung beachten?

Mittlerweile ist Instagram der Ort, wenn es um Recherche geht. Ich habe das Gefühl, dass jeder Brow-Artist, der etwas auf sich hält, einen InstaChannel mit seinen Arbeiten vorweisen kann. Bei manchen weiß man sofort: SUPER, genau das will ich! Und bei manchen wünscht man sich, sie hätten doch noch etwas geübt…

Natürlich sollte man auf die Hygiene achten, wie eben bei einem richtigen Tattoo. Das Werkzeug muss steril sein und man sollte sich wohlfühlen.

Ja und bitte die Risiken nicht vergessen! Das kling ja schon alles wunderbar, aber ich finde, man sollte niemandem blind vertrauen. Lieber vorher ausquetschen, ob was schief gehen kann. Wusstest du, dass Allergiker die Art der Pigmente vorher mit ihrem Arzt abstimmen und das man Botox- oder Hyaluronunterspritzungen lieber nach der Pigmentierung vornehmen sollte, da sonst das Ergebnis sehr schnell verblasst? 

Und bist du jetzt eigentlich durch mit den Sitzungen
oder musst du noch immer täglich deine Brauen nachmalen?

Bei mir gibt es rechts noch eine relativ blasse Stelle, die ich mir in 2 Wochen nach schattieren lassen würde. Aber den Augenbrauenstift lasse ich seit der ersten Session links liegen und wache jeden Morgen mit Brows auf, die mittlerweile tatsächlich als Bro’s durchgehen würden!

Ok und jetzt Hosen runter, was kostet der Spaß? 

350 € muss man dafür in die Hand nehmen.

Whaow. Aber sag‘, bist du zufrieden? 

Ich bin suuuuper zufrieden! Gerade bei dunklen Augenbrauen ist es sehr wichtig, dass sie die richtige Form haben und nicht wie zwei schiefe Balken im Gesicht rum hängen. Bei meiner täglichen Beautyroutine waren die Brauen mit der wichtigste Schritt, den ich jetzt getrost überspringen kann. Vor allem sehe ich jetzt tatsächlich jeden Tag wie derselbe Mensch aus, was nicht immer der Fall war, wenn ich mal verschlafen und keine Zeit zum Schminken hatte.

Danke Leni!

Ich bin übrigens der Armen fast ins Gesicht gekrochen und muss wirklich zugeben: Holla die Browfee, die Arbeit kann sich blicken lassen. Ich habe weder Patzer, unschöne Linien oder Unnatürlichkeit sichten können und muss wirklich mein anfängliches Misstrauen revidieren. Alles herrlich natürlich. Und für die Unsicheren unter euch: Es gibt auch die Bio Tattoo Version, soll 2 bis 3 Wochen halten (siehe Bild unten). Da der Trend noch recht neu ist und es keine Langzeitstudien gibt, konnte ich auf meiner Microbladingreise nicht herausfinden, ob daraus irgendwann WIRKLICH blaugrüne Balken werden – wir hoffen selbstverständlich nicht. Wir bleiben noch immer ein klein bisschen misstrauisch, hoffen aber, ein klein bisschen Licht ins Augenbrauen-Dickicht für euch zu bringen.

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Augenbrauen via Man Repeller.

3 Kommentare

  1. Theresa

    Hmmm… Wie weit wollen wir uns selbst noch optimieren? Und wie gleich alle aussehen?

    Ich habe von Natur aus schmal geschwungene Augenbrauen und zupfe nahezu nie. Viele fragen mich entsetzt, wieso ich die Brauen noch wie in den 90ern „zupfen“/tragen würde? Entschuldigung, die sind eben so! 🙂 Natürlichkeit war selten so aufgesetzt und anstrengend wie jetzt. Äußerliche „Fehler“ zulassen und gern haben… <3

    Antworten
  2. Sophie G

    Hallo! Danke für das Tolle Interview! Hat mir Spaß gemacht beim Lesen und außerdem fand ich es auch sehr informativ. Ich habe erst vor ein Paar Monaten von Microblading erfahren, und da ich selber nicht die „bushiesten“ Augenbrauen, habe ich mich sofort dafür interessiert. Wie lange halten denn solche „gezeichneten“ Härchen?
    LG Sophie

    Antworten
    1. Elina Artikelautorin

      Hello liebe Sophie,

      also, es kommt ganz darauf an wie deine Haut die Farbe annimmt und wie du deine Haut pflegst, aber in der Regel hält das Microblading bis zu zwei Jahre.

      Liebe Grüße

      Elina

      Antworten

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