Challenge Accepted: „Capsule Wardrobe“
– die Sarah Jane Edition

01.08.2017 Wir, Mode

Ich bin ehrlich: Mein Kleiderschrank langweilt mich – und zwar so sehr, dass ich morgens beim besten Willen nicht weiß, was ich tragen möchte. Nur eines weiß ich: Es soll nicht länger öde sein. Das Frust-Level ist erreicht – und der Grund sind meine Basics. Jahrelang dachte ich, dass ein ordentliches Repertoire an zeitlosen, unauffälligen Stücken erstrebenswert für mich sei, dass ich beispielsweise eine weiße Bluse brauche, weil alle Welt einem einredet, man brauche sie. Bullshit. Ich mag überhaupt keine weißen Blusen an mir. Zumindest keine klassischen mit Knopfleiste und Kragen. Trotzdem habe ich zig von ihnen, ohne auch nur eine einzige zu tragen. Und damit ist jetzt einfach Schluss:

Ich will einen Kleiderschrank voller Besonderheiten, voller Herzstücke und Schätze. Und bei diesem Prozess will ich herausfinden, wo hin es gehen soll. Vielleicht besteht mein neuer Kleiderschrank aus nur genau 20 Stücken (Himmel, wäre das schön!) und höchstwahrscheinlich werde ich den ein oder anderen Abschied irgendwann auch noch mal schwer bereuen, aber hier und jetzt ist Schluss. Tabula Rasa, alles auf Anfang! 

Ein Erste-Welt-Problem deluxe, schon klar. Natürlich habe ich genug Anziehen, sogar viel zu viel von allem wahrscheinlich. Aber eben nichts, was ich momentan gerade wirklich anziehen will. Eine Handvoll Herzenstücke sind selbstverständlich darunter, aber wo lagen die noch mal? Es liegt an der Auswahl, die einfach zu hoch ist, an Stangen die einfach zu voll sind. Altlasten eben, die ich schon zig mal ausmisten wollte, aber immer wieder dachte, sie wären doch so praktisch. Vielleicht ist es der Überfluss an langweiligen Stücken, der mich wahnsinnig macht. Ich will es herausfinden!

Nike hat das Problem einst ganz gut auf den Tisch gelegt: Schuld daran ist vielleicht das Vergessen von Besonderem zwischen all den Zufallskäufen. Das ständige Nachladen, weil es so einfach ist. Einfacher jedenfalls als das Gedankenmachen über neue Möglichkeiten, die einem im Zweifel schon längst zu Füßen liegen. 

Woher der akute Frust kommt? Es ist tatsächlich so, dass meine roten Schläppchen von Dorateymur mir jüngst die Augen geöffnet haben und mir auf einen Schlag zeigten, dass nicht die klassischen Stücke für mich die Zeitlosen sind, sondern die Besonderen. Dass ich niemals mehr eine schwarze Handtasche brauche (das schreibt jetzt keiner mit!), sondern lieber auf kleine Kunstwerke setzen möchte, dass es klimpern soll und auffallen darf. Dass andere Menschen wegen meiner Fundstücke lieber die Augen verdrehen dürfen, statt sie gar nicht erst zu bemerken. Genau danach ist mir. Also wenn ihr mich zukünftig in immer der gleichen Bluse seht, mit immer der gleichen Handtasche, dann habe ich es wohlmöglich geschafft.

Am Wochenende wurde jedenfalls erst einmal radikal ausgemistet – und nach den kommenden Schritten bin ich vorgegangen. Warum ich von Capsule Wardrobe my Way spreche? Weil Julia Jane erst kürzlich die Idee der Capsule Wardrobe vorstellte, ich allerdings schon im Vorfeld gar nicht so viel Disziplin aufbringen kann: Moodboards, Zeichnungen erstellen, clustern und sorgsam kategorisieren – das überlasse ich unserer Julia. Und trotzdem habe ich mich an ihren 3 Schritten orientiert und sie nach meinem Gusto angepasst. Denn der Grundgedanke bleibt: Alles mit allem zu kombinieren! Here we go:

Capsule Wardrobe my Way in 3 Schritten

1. Hinsetzen und Analysieren

  • Wer willst du sein und wo willst du hin?
  • Welches Kleidungsstück macht dich wirklich glücklich?
  • Was sieht gut aus, ist aber zu ungemütlich?

2. Kleidungsstücke unter die Lupe nehmen

  • ALLES raus aus dem Kleiderschrank! ALLES!
  • Ehrlich sein: Was trage ich überhaupt noch? Und was will ich überhaupt in Zukunft noch tragen? –> wieder in den Schrank hängen
  • Ich mag das Kleidungsstück, weiß aber nicht, ob ich es anziehe und ob die Farbe passt? -> Auf den vielleicht behalten Berg
  • Habe ich ewig nicht angehabt / Weckt in mir keine Emotionen –> Ohne ein zweites Mal zu überlegen: verschenken, spenden oder verkaufen

3. Moodboards & Streetstyles mit „Lieblingsstücken“zusammenstellen

  • Vielleicht sollte ich an dieser Stelle auf Julia Jane hören und Outfits zusammen stellen, aber bereits beim Anblick ihrer sorgsam aufgelisteten Listen, bekomme ich Schweißausbrüche. Stattdessen hole ich mir doch erst einmal Appetit bei anderen und durchforste Pinterest und Instagram. Wer will ich sein, ohne mich zu verlieren? Anhand von Outfit-Zusammenstellungen kommt man hier ganz bestimmt ganz gut voran!
  • Ab in die nächsten Vintage Stores! Einmal zum Abgeben meiner eigenen Sachen und evtl zum Kauf neuer (alter) Ware, um fehlende Bausteine ganz einfach auszugleichen
  • Ja, so mache ich das!

Daumen drücke, dass es klappt!

12 Kommentare

  1. Yvonne

    Immer auch mein Plan – trotzdem die Frage, um aus Deinen aussortierten Looks Highlights zu ergattern: welches ist denn der Second Hand Shop Deiner Wahl? Merci & konsequente Wünsche! Jeje.

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  2. jenny

    Ich stimme Ann erstmal zu…
    aber ich finde Dein Vorhaben sehr gut und wünsche Dir Kraft und Mut dazu. Du schaffst das!

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  3. Anne

    Liebe Sarah, an sich finde ich ein Vorhaben toll, allerdings sollten wir alle nicht vergessen, dass auch diese Tendenz zu „persönlichen, ausgefallene Schatzstücken“ leider nichts weiter als ein Trend ist, der durch Gucci und co. kreiert wurde. Klar, dieser Trend funktioniert ohne klare Grenzen und schreit geradezu „Na, wer bist du?“ und suggeriert daher, dass es sich dabei um unseren ganz eigenen Weg zu modischen Persönlichkeitsentwicklung handelt, allerdings ist das meiner Meinung nach auch nur fingiert und funktioniert durch diese Individualität so gut. Ich habe meine Gaderobe immer rigoros ausgemistet, bis ich irgendwann feststellte, dass ich nach ein paar Jahren immer wieder weggegebene Sachen vermisste. Seither verpacke ich alles in Kisten und warte. Ich glaube, dass alles wiederkommt. Und ihr sagt doch selbst immer, dass ihr euch nicht irgendeiner Definition beugen wollte. Das ist doch bei den meisten so! Und auch super schön, wenn auch anstrengender als ein fester Stil.

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    1. Svenja

      Ich hatte beim Lesen die gleichen Gedanken! 😀
      Sarah, ist du ganz sicher, dass du in fünf Jahren diese ausgefallenen Stücke noch tragen willst? Vor fünf Jahren waren die Berliner Modeblogger noch bevorzugt in schwarzen, androgyn geschnittenen Säcken, gerne von skandinavischen Labels, usw. unterwegs und inzwischen haben sich Trend und Geschmack um 180° gedreht.
      Ich habe die gleiche Erfahrung wie Anne gemacht: vor zwei Jahren habe ich zum Beispiel viel ausgemistet und einen großen Teil bei Kleiderkreisel verkauft. Einiges würde ich jetzt schon wieder tragen, ein paar Teile die nicht weg gingen, werde ich wieder aus dem Keller holen. Ich hab gemerkt, dass ich meinem Stil eigentlich treu bleibe, nur immer mal stark durch Styling und einzelne Teile variiere und immer zu ähnlichen Farben und Mustern greife. Deshalb werden besonders schöne Vintage und Retro Teile, sowie Gestreiftes, Gepunktetes, Kariertes und Blumengemustertes in Zukunft erstmal aufgehoben. Minimalismus ist nicht für jeden die ideale Lösung und es ist OK (nicht zu viele) Klamotten zu horten, wenn Mode eine Leidenschaft ist.

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  4. Franzi

    Liebe Sarah,
    ich wünsche dir ganz viel Erfolg bei deinem Vorhaben. Tschaka!

    Ich selber kleide mich sehr gerne in Basics und wähle dazu z.B. auffälligen Schmuck oder andere Accessoires um nicht 0815 auszusehen und habe darin meinen eigenen Stil gefunden.
    Allerdings habe ich festgestellt, dass ich Kleidung, in die ich ein wenig mehr investiert habe, viel lieber und länger trage und schnell gekaufte bunte Trendteile ganz schnell in die letzte Ecke des Schranks wandern.
    Also kaufe ich lieber hochwertiger und habe mittlerweile nach und nach diese H&M-Trendteile aus meinem Kleiderschrank verbannt.
    Wenn ich dann doch mal Lust auf ein auffälliges Outfit habe (das ist ja wie bei jedem eine Stimmungssache), dann habe ich das ein oder andere Stück im Schrank. Aber alles sehr in Maßen.

    So muss jeder seinen eigenen Weg und Stil finden, daher finde ich deine „Selbsterforschung“ sehr toll!

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  5. Anna

    Du sprichst mir aus der Seele. Habe vor zwei Wochen meinen Kleiderschrank um sicherlich 30% reduziert und es fühlt sich großartig an. Wie befreit 🙂 Ich strebe eigentlich danach, weniger und gezielter + hochwertiger zu kaufen und mal ein Set an Stücken zu haben, das ich Jahre trage ohne alle 12 Monate doch wieder 30% auszusortieren… Ich nähere mich an aber so ganz klappt es noch nicht.

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  6. Leo

    I feel you, Sarah!

    Frage an die Leserinnen: Welche Marken empfehlt ihr denn so als Investitionen in die zumindest mittelfristige Zukunft, die sich auch wirklich mal eine etwas längere Zeit trotz Waschmaschine (Schongang natürlich) und Wäscheständer halten? (: H&M und Co. kaufe ich alleine deswegen nicht mehr, weil ich das Gefühl habe, dass nach ein paar Mal waschen eh alles verzogen ist (dabei schleudere ich kaum etc.).

    Freue mich auf euren Input (:

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  7. Esther

    Mir geht es grad ganz genauso. Ich wollte auch so lange einen basic Kleiderschrank mit ein paar HIghlights, aber das widerspricht meinem Naturell. Alles was mir sofort ein OOOOOOHHHH entreißt ist eben KEIN Basic 🙂
    Ein paar Basics behalte ich dennoch, aber es muss wieder mehr Action geben. Action von guten Teilen, die ich so lange wie möglich tragen will. Bis das nächste Kind kommt oder so 😛

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