4 Aktionen zur Wahl 2017 //
Der Wahlmüdigkeit den Kampf ansagen

19.09.2017 Allgemein, Politik

Noch nicht mal mehr eine Woche bis zur Bundestagswahl 2017. Noch nicht mal mehr eine Woche, um sich darüber klar zu werden, wen oder was man wählen möchte. Allerdings: So richtige Wahleuphorie scheint in Deutschland nicht aufzukommen. Sind doch eh alle Parteien gleich, Merkel bleibt doch eh Kanzlerin und überhaupt, was zählt schon die eigene Stimme? Diese vier Aktionen von jungen Menschen zur Bundestagswahl haben Politik- und Wahlmüdigkeit den Kampf angesagt und zeigen: Demokratie ist schon was Tolles.

1. Bus der Begegnungen 

 

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Initiiert vom Berliner Shai Hoffmann und unterstützt von mehr als 15 Ehrenamtler*innen hat sich der Bus der Begegnungen am 4. September zu einer Tour durch Deutschland aufgemacht – unter anderem ging es nach Chemnitz, Dortmund, Essen, Schwerin und Neubrandenburg. Dort und anderswo wollten Shai und sein Team mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch kommen und sich mit ihnen auf Augenhöhe austauschen. Dabei sollte es natürlich auch um die anstehende Wahl gehen, darum, wie sich das Leben im Deutschland 2017 für verschiedene Menschen anfühlt, was sie sich wünschen und was sie ändern würden. Es ging darum, sich mal aus der eigenen Filterbubble herauszubewegen und andere „Gesellschaftsblasen“ kennenzulernen – sei es beim gemeinsamen Kochen, Diskutieren oder Spielen. Doch trotz aller Offenheit gegenüber anderen Meinungen: Shai & Co stehen für eine offene, pluralistische Gesellschaft. Und diese werden sie immer und überall leidenschaftlich verteidigen. Welche interessanten Menschen Shai und die anderen auf ihrer Tour getroffen haben, könnt ihr auf dem offiziellen Bus der Begegnungen-Instagram-Account sehen, oder auf Shais privatem Account.

2. Die #ichgehwählenchallenge2017

Zwar ist Kea von Garniers #ichgehwählenchallenge2017 schon rum – aber die Fragen, die Kea auf Instagram stellt, sind zeitlos und laden zur politischen Selbsterforschung ein. Worum es bei der Challenge geht? Dazu sagt Kea: „Ich bin entsetzt darüber, wie sich das politische Klima in diesem und anderen Ländern in den vergangenen Jahren entwickelt hat und schaue ich in die Kommentarspalten der Nachrichtenseiten wird mir regelmäßig übel. Es ist SO wichtig, dass wir unsere Stimmen dagegen erheben – damit wir lauter werden, als die, die hassen, ausgrenzen und diskriminieren.“ Mit ihrer Challenge will sie Lust darauf machen, über Politik zu reden und nachzudenken, darauf, am 24. September wählen zu gehen. Also, mal ganz oldschool den Stift rausholen, überlegen und aufschreiben: „Ein wichtiges politisches Thema für mich ist…“ oder „Von der zukünftigen Regierung wünsche ich mir…“. Oder gucken, was andere unter dem Hashtag #ichgehwählenchallenge2017 teilen.

3. DEMO – Bewegung für Demokratie 

Hinter der Initiative DEMO steckt die Journalistin und Aktivistin Mareike Nieberding. Wie so vielen anderen auch gingen ihr nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November 2016 die Augen auf. In einem Facebook-Post am 10. November 2016 schrieb sie: „Hiermit gründe ich eine Jugendbewegung. Ich weiß, man gründet keine Bewegung, sondern wird eine oder noch besser, ist eine. Aber ich will nicht mehr warten, ich kann nicht mehr zusehen. Ich überspringe das Werden und proklamiere das Sein.“ Wie so viele Menschen in ihren Filterblasen, gab Mareike zu, sei sie „geschockt, verängstigt, in Panik“, sie fühle sich „ohnmächtig“. Also gründete sie die Bewegung DEMO, um offensiv und überparteilich für Demokratie zu werben: „Ich will helfen, mehr Demokratie zu wagen.“ Ziel von DEMO ist es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, über Politik zu reden. Deshalb organisiert DEMO in der ganzen Republik Workshops und Aktionen: 

[typedjs]„Wir jungen Menschen sind so wenige, deshalb müssen umso mehr von uns zur Wahl gehen. Denn wer nicht wählt, für den wird auch keine Politik gemacht. Jede Stimme zählt.“[/typedjs]
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Ein Beitrag geteilt von Polis180 (@polis180) am

4. Polis180: Warum ich wähle

Keine Challenge (wie bei der #ichgehwählenchallenge2017), aber ein Aufruf, sich über die Wahl und die eigene Motivation, wählen zu gehen, auszutauschen – und zwar unter dem Hashtag #warumwählen. Ausgedacht haben sich die Aktion die Jungs und Mädels vom jungen Berliner Think Tank Polis180, denn die finden: #Demokratiebrauchtdich.

Passend dazu organisierte Polis180 übrigens noch die „Demokratie-Tour“, die ihre letzte Station am 8. September in Dresden hatte. Für unentschlossene Wähler*innen bietet sich der Polis180 „Wahlprogrammcheck“ an, der untersucht, welche Rolle z.B. die Themen Europa oder Gleichstellung in den jeweiligen Parteiprogrammen spielen.

6 Kommentare

  1. Sara

    Habt ihr schon die Partei Demokratie in Bewegung entdeckt? Denen geht es darum, dass wieder ein gesellschaftlicher Diskurs über wichtige Themen geführt wird. Daher gilt völlige Basisdemokratie – sowohl Parteimitglieder als auch Nicht-Mitglieder dürfen Inhalte und Forderungen ins Parteiprogramm einbringen und über alle eingebrachten Inhalte abstimmen! Zusätzlich hat die Partei eine 50 Prozent Frauenquote und eine 25 Prozent Vielfaltsquote für alle Menschen, die in Deutschland Diskriminierung erfahren wegen ihrer Hautfarbe, Behinderung, Herkunft, Sexualität usw. Damit will Demokratie in Bewegung erreichen, dass die Bevölkerung im Bundestag besser abgebildet und gerechter repräsentiert wird. Echt eine coole Partei mit einer realistischen Chance, in den Bundestag einzuziehen, weil sie – obwohl neue Partei – bei 75 Prozent der Bevölkerung auf dem Wahlzettel stehen.
    http://www.bewegung.jetzt

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  2. Mari

    Sorry, da muss ich als Politikwissenschaftlerin mal kurz intervenieren. Zu behaupten DiB hätte eine realistische Chance in den Bundestag einzuziehen ist ja schon fast bösartig irreführend. Ich will nicht sagen, dass man DiB nicht wählen sollte – es kann auch Veränderungen in der Parteienlandschaft geben und besser als nicht wählen ist es allemal. Aber wenn man möchte, dass die eigene Stimme das größtmögliche Gewicht gegen rechts im Bundestag hat, dann sollte man eine der ‚etablierten‘ Parteien wählen, denn eine im April gegründete Partei, die nur in 8 Bundesländern antritt wird es (zumindest diesmal) nicht in den Bundestag schaffen.

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    1. Sara

      Hallo Mari, Ich bin auch Politikwissenschaftlerin und DiB ist eindeutig keine typische Kleinpartei, die nur in ein oder zwei Bundesländern auf dem Wahlzettel steht…!
      Und zum Thema „etwas gegen den Rechtsruck unternehmen“: Jetzt so zu taktieren, dass die bestehenden Parteien möglichst viele Stimmen bekommen sollen, um die AfD möglichst klein zu halten, ist sehr kurzfristig gedacht. Die AfD schafft es sowieso rein und wird als Oppositionspartei auch nicht viel ausrichten können. Wenn man wirklich etwas gegen den Rechtsruck machen möchte, dann sollte man Parteien unterstützen, die wie DiB eine wirkliche Alternative zu dem bieten, was die bestehenden Parteien machen und was anscheinend den Menschen als Angebot nicht genügt – sie vielmehr gerade in großen Mengen der AfD zutreibt.
      Denn anscheinend läuft in unserem politischen System etwas grundlegend falsch, wenn erst jahrzehntelang von Politikverdrossenheit die Rede war und jetzt auf einmal eine ultrarechte Partei so einen Zulauf hat. Wirkliche Arbeit gegen Rechts leistet man, wenn man das politische System versucht konstruktiv und positiv zu verändern, so wie DiB das mit ihrem basisdemokratischen Ansatz macht. So dass die Menschen wieder ein Vertrauen in die Politik und auch in ihre eigene Wirksamkeit als Bürger bekommen.

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      1. Mari

        Wie oben bereits gesagt geht es mir nicht darum, dass man DiB nicht wählen sollte, sondern dass man sich darüber bewusst sein sollte, aus welchen Gründen man es tut. Das kann z.B. sein, weil man auf 0,5% und damit Mittel aus der Parteienfinanzierung hofft, aber nicht, weil man fälschlicherweise annimmt, dass es eine realistische (!) Chance für DiB gibt in den Bundestag einzuziehen, wie oben behauptet wurde. (Solche Behauptungen tragen dann übrigens auch nicht gerade zu einem größeren Vertrauen in die Politik bei). Und glaube mir, wenn es Sonntag dahingehend eine riesige Überraschung gibt, dann freue ich mich darüber. Außerdem: Ich finde es macht einen riesigen Unterschied, ob die AFD ’nur‘ in den Bundestag einzieht (schlimm genug!), oder ob sie drittstärkste Kraft (ein weitaus realistischeres Szenario als DiB im Bundestag) und damit ggf. Oppositionsführer wird. Dass sie nichts ausrichten können stimmt so auch nicht – sei es nur destruktiv, wenn es z.B. um das Einsetzen von Untersuchungsausschüssen bzw. deren Verhinderung geht. Dementsprechend finde ich es hochgradig problematisch zu sagen, dass es kein Ziel sein sollte, die AFD möglichst klein zu halten, denn genau darum geht es doch, dass sie möglichst wenig Macht bekommen.

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  3. Sara

    Liebe Mari, dann haben wir einfach zwei verschiedene Ansätze: Du möchtest die AfD möglichst klein halten, auch wenn sich an der Ausgangslage und an dem, was die AfD stark macht, nichts ändert. Und ich möchte mittelfristiger denken und daran arbeiten, das politische System zu ändern, das derzeit so viele Menschen frustriert und in dem sie sich nicht wahrgenommen fühlen. Letztendlich haben wir das gleiche Ziel, nämlich unsere Demokratie zu verteidigen gegen ein Abdriften nach Rechts. Und das ist das Wichtigste. 🙂
    PS: Und ja, du hast recht. Jede Stimme für DiB zählt tatsächlich, weil ab 0,5 Prozent der Stimmen die staatliche Parteienfinanzierung greift. Und gerade bei einer Partei wie DiB, die keinerlei Spenden von Unternehmen oder Verbänden annehmen, ist das superwichtig.

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