Partnerlook-Pärchen sind ein Graus – oder?

17.05.2011 Allgemein, Wir, Leben

„Vive la différence!“, heißt es doch. Unsere rein theoretisch perfekte Gesellschaft huldigt der Einzigartigkeit, jeder soll im besten Fall ein Individuum sondergleichen sein, sich frei entfalten können und wollen. Ihre Mitglieder ein tolerantes, harmonisches, multikulturelles Puzzle ergeben. Jedenfalls entspricht genau das wohl der Auffassung unserer aufgeklärten Generation. Die Realität demonstriert uns aber, dass der persönliche Kleidungsstil von jedwedem Einzelgängertum zu trennen ist – wer sich lieb hat, sieht identisch aus. Jedenfalls manchmal.

Peinlich, diese Anorak-Touri-Pärchen mit ihren hässlichen auf Plastik-Klamotten gedruckten Farbeskapaden. Unangenehm sind sie, diese sabbernden Turteltauben, die gleichzeitig Ringelpullis ausführen, sich ähneln wie Hanni & Nanni und das Ganze dann auch noch für erstrebenswert halten. Ja, das war bisweilen meine strikte Meinung. Eine Meinung, die wohl auf innerem Hass gegenüber allen sich liebenden basierte. Gestern wurde mein Weltbild erschüttert. Zutiefst. Denn: Ich war plötzlich Teil der Bewegung. Teil des Märchenpärchen-Alptraums, ein Abbild meines Freundes. Irgendwie jedenfalls. Brechreizerregend, oder?

Mein Freund und ich, wir trugen weder die gleichen Jeans, noch ähnliche Farben. Aber auf einmal war da dieser Moment, in dem ich tatsächlich sagte: „Ach, wat nett. Guck mal, wir sehen sogar schon aus, als würden wir zusammen gehören.“ Ich weiß nicht, wie das passiert ist und ich erschrak fürchterlich. Sein Blick sprach Bände. Zurecht. Wir hatten nichts an, das sich ähnelte, bloß das Komplettpaket war ungewohnt stimmig. Und ich fand diese optische Harmonie auch noch „süß“. Klasse. Vorbei ist’s mit dem Freigeisttum. Ich hätte bitte gerne, dass jeder sieht, dass der große Blonde da mein Herzbub‘ ist, oder wie? Und meinen Kleidungsstil mag er auch, hört ihr? Sonst sähe er ja nicht aus wie ich, nur halt in männlicher Ausführung.

Fest steht: Außenstehende würden waschechten Partnerlook-Tätern am liebsten vor die Füße kotzen. Diese fühlen sich wiederum sichtlich wohl in ihrer Haut. Wer hat denn nun Recht? Seit gestern bin ich tatsächlich nicht mehr sicher. Ist es schlimm, Teil eines Ganzen Sein zu wollen, der Deckel zum Topf? Ist es verwerflich sich gut zu fühlen bei der äußeren Demonstration der verknallten Innenwelt? Oder ist es bloß der Neid, der da von Seiten der Mitmenschen auf Bonnie & Clyde niederprasselt? Weil sie sich derartige Styling-Ausflüge in eine gleichgeschaltete Stilwelt niemals wagen würden? Weil sie sicher sind, ihr Partner würde sie für jedweden Versuch eines Doppelgänger-Daseins kreuzigen?

Bald zum Beispiel. Da kommen Schuhe von Ebay an, die der Mann mir freudestrahlend ersteigert hatte. Doof nur, dass das gleiche Clarks-Modell, von dem ich wusste, dass er es ebenso verehrt, ein paar Tage zuvor bereits von meinem Account aus bestellt wurde – für ihn. Wir werden zukünftig also da stehen, peinlich berührt, mit dem gleichen Schuhwerk. Größe 39 und Größe 45, ein identisches Modell, bloß ist eins Braun und eins Beige. Und dann? „Dann müssen wir uns eben absprechen, damit wir nicht wie das doppelte Lottchen aussehen“, war sein Vorschlag. Aber ich schwöre euch, der Tag wird kommen. Dieser eine Tag, an dem wir uns gegenüberstehen werden, beide mit Wallabees an den Füßen und einem kleine Lächeln im Gesicht. Weil wir uns dumm vorkommen, erstmal. Weil wir so peinlich sind. Weil wir im Partnerlook vor die Tür gehen, uns unseren Freunden stellen müssen. Weil wir beide wissen, dass ganz tief in uns drin ein kleines Glücksgefühl steckt. Denn wir gehören nun mal zusammen und auf einmal ist es uns ganz egal, was andere von uns denken.

Bilder via, via, via und via.

4 Kommentare

  1. christina

    da sollte aber jemand nochmal über seinen text schauen und die flüchtigkeitsfehler korrigieren 😉
    bei diesem wort bin ich mir allerdings sicher, dass es nicht mal existiert 😀 -> demonstratiert

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  2. Nike Artikelautorin

    demonstratiert. nein, das sagt mir auch nichts 😀
    danke, christina, hab noch mal drüber geschaut und hoff, es ist alles wieder richtig. ich hatte übrigens letztens einen komplettausfall: intellektisch – das sollte wohl intellektuell heißen. aber eigentlich fand ich die wortneuschöpfung ganz gut. (:

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  3. hédi

    nun gut, ich hab den text vor der korrektur von christina nicht gelesen … dafür aber jetzt (wenn noch irgendjemand diesen kommentar zu einem text der fast ein jahr alt ist überhaupt anschaut). um auf die frage sprechen zu kommen. es muss nicht in dem sinne partnerlook sein – es darf nicht sein. aber das was du beschreibst mit ’stimmig‘, find ich superschön! das zeigt doch nur, dass da zwei zueinander passen. denn ganz oft sieht man auf der strasse paare, die sich überhaupt nicht ’stimmig‘ kleiden: er voll der hiphopper, sie die megatusse – das passt zwar vom clichée her, aber mein auge störts trotzdem.
    mein freund und ich handhaben das auch sehr locker. was wir aber mal gemacht haben war, denselben rucksack von ‚mammut‘ zu kaufen und damit auf den camino de santiago (jakobsweg in spanien) zu gehen. da der rucksack rot ist, hiessen wir ziemlich schnell überall ‚las rojas‘ (=die roten) und alle wussten: die zwei gehören zusammen. gerade auf so einem interessanten/harten weg fand ich das sehr bestärkend …

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  4. hédi

    ach so: ich bin auf diesen kommentar mit der ‚korrektur‘ nur deshalb gekommen, weil mich solche kommentare göttlich nerven! – ich selbst arbeite z.T. als lektorin für zeitschriften und masterabsolventen und entsprechend fallen mir fehler auch schnell auf. das kann man ja, wenns einen ganz arg stört, vlt. auch mal diskret erwähnen, doch den kommentar nur darauf zu beschränken, und nicht auf den inhalt des texts einzugehen, finde ich einfach nur peinlich.
    sorry, das musste jetzt sein 😉

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