Trend: Vom Underground zum Mainstream – SEA PUNK | Die Subkultur der Digital Natives

16.11.2012 Mode, Trend, Kultur, Allgemein, Musik

Nicky Minaj posiert mit blau bemalter Haut in der Vogue. Katie Perry trägt einen türkisfarbenen Bob, genau wie Lady Gaga. Rihanna irritiert bei einem TV-Autritt durch ein mit digitalen Ozean-Spielereien gespicktes Bühnenbild, Azealia Banks bounct mit grünem Haar durch den Clip zu ihrem neusten Track „Atlantis“, surft auf Delfinen und hohen Wellen, das Luxuslabel Proenza Schouler setzt im aktuellen Kampagnenvideo auf verpixelte Computer-Landschaften und auch dort begegnet uns Flippers Zwilling. Zufall? Natürlich nicht.

Was wir hier in den vergangenen Monaten beobachten durften, ist das langsame Vordringen einer bis dato eher unbekannten und ziemlich kleinen Subkultur in den Mainstream: SEA PUNK – Microgenre, Hashtag, Tumblr Topic und Modestil in einem.

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Im Frühjahr 2011 reagierte der Twitter User „Lil Internet“ auf einen seiner absurden Träume mit, natürlich, einem Tweet: „Seapunk leather jacket with barnacles where the studs used to be.” Ein Bekannter komplettierte das Ganze anschließend mit dem dazugehörigen Hashtag #seapunk – die Geburtsstunde jener aquamarinen Subkultur, die gerade zu einem festen Bestandteil der kontemporären Popkultur zu werden scheint, die die Ästhetik der wichtigsten weiblichen Musikerinnen im Business prägt. 2011 ist M.I.A eine der ersten, die ihr Musikvideo zu „XXXO“ optisch am Stil der Sea Punks orientiert. Die NY Times beschreibt den Look wie folgt: „Sprouting from the digital petri dish of social networking, seapunk is a whimsical style that mashes together cartoonish aquatic themes, rave culture and a nostalgia for ’90s Internet imagery.“

Haie und Unterwasserpflanzen, tropische Drucke, Surf-Logos, Ying&Yang, Techno-Hörnchen und Bindis, verpixelte Muster, Pyramiden und Holographie – Cyber Punk meets Underwater Worlds meets Spiritual Healing. Bloß mit Meerjungfrauen sollte man den Original Sea Punk nicht konfrontieren, „cause they kill sea men.“ Grundsätzlich wäre es durchaus denkbar, dass sich die Urheber des Sub Genres und Anhänger erster Stunde nicht sonderlich über den derzeit stattfindenden Hype erfreuen dürften. Denn die Helden aus den eigenen Reihen, die ultimativen Trendsetter, wie „Zombelle“ und „Myrrh Ka Ba“, dessen gemeinsames Album „Tropicult“ an anderer Stelle als ultimative Geburtsstunde des Sea Punks genannt wird, gehen dabei nahezu leer aus. Coral Records hingegen, ein junges Musiklabel aus Los Angeles, schreit Sea Punk in die Welt hinaus und produziert derweil Tracks, die wie ein undefinierbarer Mischmasch aus Trap Music, Witch House, Chiptune und Southern Rap klingen.

Zombelle & Fire For Effect:

Bild via.

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Mit den dazugehörigen Visuals bezieht man sich immer wieder auf den Stil des Grafikers Kevin Heckart. Verpixelt, trashig, irre, wie früher, nur eben jetzt und deshalb visionär, zurück in die Zukunft eben. Der Film „Waterworld“, die Serie „Seaquest“ oder das Videospiel „Ecco the Dolphin“ gelten als weitere Inspirationsquellen der Sea Punk Ästhetik. Aber warum das alles? Weil im Ozean der Anfang liegt, weil der Ozean uns geboren hat. Summer may be over, but the ocean is forever. Up the seapunks!“ Jetzt gibt es bloß ein Problem. Vor lauter Aversionen gegenüber des Mainstreams wollen die wahren Sea Punks nun keine Sea Punks mehr sein. Einige von ihnen nennen sich inzwischen „Slime Punks“ und bleiben lieber im Untergrund, statt auf Tumblr zu posieren.

Artwork von Kevin Heckart:

Azealia Banks:

 

M.I.A.:

Rihanna:

Quellen: Dena, NY Times, Tumblr, dismagazine, crushable.

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