New York: 10 Dinge, die ich in den ersten beiden Tagen gelernt habe. #desigual

09.09.2013 Travel, Allgemein, Wir

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Das hier ist ein ehrlicher Bericht über die ersten beiden Tage der Fashion Week New York. Über das Dasein als Moderedakteur, über teure Hotels, große Städte und grelle Farben, die manch einem in den Augen weh tun und für andere die Erleuchtung sind. 

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#1 – Gewöhnung

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 Schon zum dritten Mal durfte ich in diesem Jahr nach New York fliegen. Beim ersten Mal schlackerten mir die Beine. Beim weiten Mal bebte das Herz. Und jetzt? Genau das gleiche Spiel. Bloß anders. Dankbarkeit, Jauchzen, Aufregung. Und dann: New York! Endlich wieder da. Hallo Manhattan, hallo Brooklyn, hallo alle. Aber beim ersten Spaziergang vergesse ich, zu staunen. Alles ist groß, aber nicht überwältigend. Eher heimelig. Ich bin ein bisschen sauer auf mich selbst, nenne mich „verwöhnte Göre“, frage mich, wann das Kribbeln im Bauch wieder einsetzt. Und dann hält neben mir ein gelbes Taxi, fährt die Fenster runter und pumpt Jay-Zs „Holy Grail“ durch die Straße und meine Adern. Gänsehaut und Euphorie – man kann sich also doch nicht an diese Stadt gewöhnen, weil jeden Tag alles anders ist. Weil Dinge passieren, die aus gewöhnlichen Momenten Erinnerungen machen, die noch ein paar mal im Bauch explodieren werden. Danke, big city of dreams. 

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#2 – Hotel-Dekadenz

Das Dream Downtown Hotel in New York City ist super fancy und super teuer. Wie kann es also sein, dass beinahe ausschließlich junge Leute dort herum lungern und in der Lobby zu den Red Hot Chili Peppers mit dem Kopf wippen? Ich fürchte, hier hat so gut wie niemand selbst gezahlt – sondern der jeweilige Chef. Und hier wären wir wohl am zwiespaltigsten Zweispalt der Modewelt angelangt: Leisten können sich den ganzen Klimbim nämlich nur die Allerwenigsten. Man lebt also immer wieder temporär über seine Verhältnisse. Anfangs findet man das noch ein wenig verwerflich. Aber mit der Zeit kehrt Ruhe in’s eigene Gewissen ein: Wenn man sich schon das ganze Jahr über für viel zu wenig Kröten den Allerwertesten aufreißt, um all seine Arbeitgeber glücklich zu stimmen und der Leidenschaft zu folgen, statt Geld zu schöffeln, dann darf man auch mal genießen und den Kopf ausschalten, Einladungen annehmen und Danke sagen.

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#3 – Fashion Week Zelt bleibt Fashion Week Zelt

Ich wurde irgendwann einmal auf ziemlich gemeine Art und Weise in der Berliner Morgenpost zitiert: „Das Fashion Week Zelt hat einen gewissen Muff“. Man ließ diese Aussage zusammenhangslos so stehen, was dazu führte, dass die Macher des Ganzen mir wohl am liebsten an die Gurgel gegangen wären. Ein Jahr später finde ich mich also im New Yorker Zelt wieder und schäme mich selbst ein wenig für meine Aussage von damals. Hier sieht’s nämlich auch nicht anders aus. Es ist ein bisschen so wie mit Fußball-Stadien oder Konzerthallen: Von Außen betrachtet glitzert alles und sieht so furchtbar unerreichbar und gigantisch aus. Am Ende wird aber überall nur mit Wasser gekocht. Menschen bleiben Menschen. Und grauer Teppichboden sieht eben nirgends richtig schön aus. 

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#3 – Modemenschen können furchtbar sein – aber Ausnahmen bestätigen die Regel

Fast immer, wenn ich auf andere Moderedakteure treffe, landen wir beim selben leidigen Thema: Wie geht man mit Modemädchen um, wenn man selbst eins ist? Und wieso müssen die alle bloß so furchtbar elitär, verblendet und hochnäsig sein, wo ist denn bloß der Spaß geblieben? Sagen wir’s so: Es gibt sie, die Furien. Die Mademoiselles, die sich wohl nur in teure Kleider betten, weil der Charakter allein offensichtlich nicht genügend Strahlkraft besitzt. Aber: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Und während wir so vor uns hin lamentieren, uns in den Armen liegen und von zukünftigen Karrieren als Kindergärtnerinnen träumen, fällt uns auf, dass wir eigentlich ganz ok sind. Dass wir immerhin uns haben, die Anker im Meer der tausend grässlichen Ursulas:

Miriam von der Grazia und Fashionmafiadaily.com (Cardigan: Desigual!): 
IMG_3398Die legendäre Lisa Buys van Houtem (Brigitte Online):
IMG_3399Fotografin Joanna Lutynska:
IMG_3397IMG_3487# 4 – Streetstyles

Mit werden auf Ewig jene am liebsten sein, die den eigenen Charakter über alles stellen, statt den Menschen in der Kleidung im Trend-Moor zu ertränken:

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#5 – Desigual, die Marke, an der sich die Geister scheiden

Wer hat mich eigentlich nach New York gebracht? Die Auflösung: DESIGUAL, das spanische Brand, dessen Farbvielfalt manch einem in den Augen brennt. Während ich demnach ziemlich lange überlegte, ob man eine Reise überhaupt antreten darf, obwohl man eben nicht einhundert Prozent hinter dem Veranstalter steht, erinnerte mich Sarah Jane an unseren Vorsatz: Vorurteile sind Banane, get over it. Und: Geschmäcker sind verschieden und wir sind keineswegs das Maß der Dinge. Ich befragte also meine Freundinnen –  Hin da, oder lieber absagen?

Auffällig war, dass es beim Thema Desigual keine Mitte zu geben scheint. Nur Schwarz und Weiß. Liebe oder Abtörn. „Alter Falter, das ist wirklich ganz furchtbar“ gegen „Boah, ich liebe all die Muster und Farben, da schwingt dieses spanische Flair mit, mega!“. Dann schaute ich mir die Kampagnenbilder an und geriet in Schockstarre. Das. ist. wirklich. nicht. mein Geschmack. „Hmm, also ich find’s toll, du musst dich mal ein bisschen von deinen Assoziationen im Kopf befreien, dieses Kleid letztens, das du an mir so schön fandest, das war tatsächlich Desigual – die Kirschen rauspicken, das weißt du doch eigentlich!“, maunzte meine Schwester am Telefon. Und schon wieder: Geschmäcker sind eben verschieden. Na gut. Recht hat sie. Desigual boomt, daran besteht kein Zweifel. Jetzt heißt es nur noch verstehen, wieso. Irgend etwas muss dort doch zu holen sein – Schließlich sollte Desigual als erstes europäisches Brand die New York Fashion Week eröffnen. 

OLYMPUS DIGITAL CAMERADas erste Model (Amber Le Bon & Tali Lennox liefen!) betrat also den Laufsteg, aus den Boxen dröhnte ein ziemlich lebensbejahender Track, alle wippten, die Mädchen auf den Catwalk strahlten. Diese Südländer, von denen sollten wir morbiden Deutschen uns mal eine Scheibe abschneiden, dachte ich. Ich begriff, dass es sich mit der Mode ein bisschen wie bei Musik verhält: Auf den Kontext kommt es an und eben auch auf das Gefühl. Und plötzlich konnte ich also doch verstehen, weshalb man dieses Brand so gern hat.

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Ich muss euch nicht anflunkern: Desigual wird niemals zu meinen Lieblings-Brands zählen, wirklich nicht. Was ich aber mit ziemlicher Sicherheit sagen kann: Ich bin nun kein Skeptiker mehr, kein Nörgler oder Nichtsblicker. Miriam von der Grazia kombinierte ihren Desigual-Cardigan (siehe oben) am kommenden Tag nämlich beispielsweise so geschickt zur Lala Berlin-Bluse, dass selbst die Verkäuferinnen bei Chanel in’s Schwärmen gerieten, kein Scherz. Ich hingegen verlor mein Herz an ein rotes Babycord-Hemd aus der Herrenabteilung und eine Elle-Redakteurin saß blumig betucht in der Frontrow.

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#6 – Second Row Gossip

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Jap. Wo wir wieder bei der allgemein bekannten Zwei-Klassen-Gesellschaft angelangt wären. Man beteuerte zwar, es handle sich keinesfalls um ein persönliches Problem, sondern um ein Prinzipien-Ding, aber nun ja. Weltuntergang, ist ja ganz klar. #fremdschämen

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#6 – Der Touri-Bus 

Beim Touri-Bus-Fahren sollte man den Kopf einziehen und für bessre Bilder auf keinen Fall die Arme gen Himmel recken – ganz knappe Kiste.

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#7 Basics sind die besseren Hingucker

Neues Dreamteam von &otherstories: Blauer Rock + oranges Shirt = große Liebe.

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#7 – Love is all you need

Merkt man, weil man an jeder Ecke New Yorks an seine Lieblingsmenschen erinnert wird und dann ab und an das Herz ein bisschen weh tut.

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#8 – Freisein, Spontansein

Verrückt sein macht Spaß und gemeinsam verrückt sein macht doppelt Spaß. Vor sechs Jahren ließ ich mir mein allererstes Tattoo während einer Nacht und Nebel Aktion in Seattle stechen (es ist damals ein Herz geworden), am Wochenende folgte auf dem Broadway das inzwischen dritte. Miniklitzeklein, superpersönlich und zauberschön. Ich finde ja, solche kleinen Sünden sollte man niemals bereuen – solange kein Arschgeweih dabei heraus kommt. 

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 #8 – Schuh-Neid

Lisa, ich sage das hier noch einmal ganz offiziell: Ich könnte mir – auf Deutsch gesagt – in den Arsch beißen. Nachdem ich nämlich tausend Mal über den Kauf eines Paar Vans samt Kenzo-Druck gegrübelt hatte, entschied ich mich fälschlicherweise dagegen. Sollte irgendwer die gelb/blauen Slip-Ons verkaufen wollen – hallöchen!  
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#9 – Im Cupcake Himmel

Mit Miriam und Johanna, bei Billy’s. Ich bin überhaupt kein Kuchenfan, aber Cupcakes vernebeln mir das Hirn.
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Liebes Desigual Team, liebe CLY-Familie, liebe Vice, liebe Joanna, liebe Miriam, liebe Johanna und liebe Lisa: Es war mir ein inneres Blumenpflücken! Tausend Dank, von Herzen. <3 

10 Kommentare

  1. golden cage

    Oh, Mann, was liebe ich diesen Artikel. Echt großes Kino. Ich finde es so toll wie Du schreibst. So einfach von der Seele weg. Kein bla bla Fashionweek- Geplänkel, sondern so wie Du es empfindest und nicht wie es jeder lesen will. Sehr sympathisch. Mit Dir möchte ich auch mal gern um die „Fäschnzelte“ ziehen und ich muss keine Angst haben, das Du mich komisch anschaust, wenn ich beulige Knie zum Desigual-Kleid trage und sehnsüchtig auf die Isabel Marant-Kollektion bei H&M warte, weil ich mir das andere nicht leisten kann. Chapeau vor so viel Ehrlichkeit! Viele Grüße aus Kölle, Koko

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  2. Saskia

    Mir geht es ähnlich wie dir mit der Marke… Vor 7 Jahren bin ich noch stolz wie Bolle mit einem Rock von Desigual aus Barcelona nach hause gekommen. Da sich mein Modegeschmack bekanntlich des Öfteren ändert, konnte ich die vielen bunten Prints bald nicht mehr sehen und bin bis heute kein Fan mehr geworden. Sobald ich einen Store betrete sehe ich nur noch Prints, Farben, Muster… Doch manchmal sehe ich elegante Damen auf der Straße, die einen Mantel oder ein Kleid von Desigual tragen, das doch tatsächlich meine Blicke auf sich zieht. Die Outfits der Models aus New York können sich meiner Meinung nach auch sehen lassen. Denn irgendwie ist etwas weniger doch manchmal mehr. Und die gute Laune auf dem Laufsteg ist auch mal ganz schön anzusehen 😉
    liebste Grüße

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  3. Lea Feicks

    Sehr toll geschriebene Texte, Designual ist auch nicht mein Fall, aber mich erinnert es immer an eine ganz besondere Person, die ich immer im Herzen halten will.
    Liebste Grüße, Lea <3

    zucker-schlecken.blogspot.de

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  4. Mira

    Muss auch nochmal ein Kompliment für den Artikel machen! Soo schön! Nach dem Lesen fühlt man sich irgendwie gleich besser…, denn auch ich kann mir leider keine Chanelbag leisten und warte auch schon sehnsüchtig auf den 14. November wenn H&M mit Isabel Marant die Türen öffnet! Gott sei Dank gibt es so sympatische Bloggerinnen!
    Was Desigual angeht.. bin da auch überhaupt kein Fan, es erinnert mich immer an Grundschullehrerinnen und das könnte daran liegen, dass meine Mutter eine ist und das ein oder andere Teil im Schrank hat 🙂

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