Sexistisch?
Warum ich die ewige Diskussion über
American Apparel nicht mehr ertrage.

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Um eins schon mal vorweg zu nehmen: Ich als Frau empfinde keineswegs das obige Bild als sexistisch. Sondern die pseudo-feministische Auschlachterei des immer gleichen Themas: American Apparel will nur Böses! American Apparel zeigt halbnackte Mädchen in obszönen Posen! Amercian Apparel ist der Teufel, weil viel zu sexy! Eigentlich wollte ich diesmal, pardon, meine Klappe halten. Denn weder stamme ich aus Dhaka, noch hatte jemals mit meiner eigenen Religion zu kämpfen, noch weiß ich zu hundert Prozent, was dort hinter den Türen des Mega-Konzerns mit Sitz in den USA passiert. Ob dort wirklich alles so fair zugeht, wie behauptet wird, und so weiter und so fort.

Made in Bangladesh“ steht jedenfalls über den Brüsten der 22-jährigen Maks geschrieben, die genau dort geboren wurde. Im kleinen Text darunter liest man, dass Maks zwar aus Bangladesh stammt, ihre Jeans aber von „23 begabten amerikanischen Arbeitern in Downtown Los Angeles hergestellt worden, die alle fair bezahlt wurden und Zugang zur Krankenversicherung haben“ (American Apparel steht laut eigener Aussage seit jeher für das sweatshopfreie Herstellen von Kleidung unter fairen Produktionsbedingungen in den USA). Sie selbst arbeite seit 2010 als Einkäuferin für das Unternehmen. Das absurde an der Diskussion, die durch die neueste Werbekampagne aus dem Hause AA ausgelöst wurde, ist allerdings, dass es um reißerische Aussagen wie „Made in Bangladesh!“ längst nicht mehr zu gehen scheint. Im Fokus steht, wie immer, American Apparels verquertes Frauenbild und der damit propagierte Sexismus. 

9826_MAKS_AD_040314_LGBild: American Apparel 

Horstson schreibt zum Beispiel: „Wo zum Teufel liegt der Sinn darin, dass für Schmuck und Lingerie mit einem Bild geworben werden muss, auf dem eine junge Frau sitzt, die wie eine Zwangsprostituierte irgendwo auf einem touristisch beliebten Inselreich wirkt?“ Vermutlich wollen meine Augen die Wahrheit nicht erkennen – denn alles, was ich sehe, wenn ich die 22-jährige Maks betrachte, ist eine wunderschöne junge Frau. Mit Brüsten zum Neidischwerden. Was mich am meisten an Texten wie solchen von Horstson stört: Das Ignorieren des Statements jener Frau, über deren Foto hier so harsch diskutiert wird. Sie selbst erklärt nämlich: 

„I fully support the message of the ad. I love and embrace all cultures and religions. I am choosing to be creative and expressing myself freely. (…) ‘We should all be able to freely express ourselves no matter where we come from.“ (Daily Mail). 

Ihr ginge es „um mehr Ausdrucksfreiheit, darum, „ein Zeichen zu setzen für das weibliche Selbstbewusstsein“. Auf Huffingtonpost.de erfahren wir, weshalb: „In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka geboren, wanderte Maks im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern nach Kalifornien aus. Ihre Jugend erlebte die 22-Jährige in einer konservativen muslimischen Familie. Religion prägte einen Großteil ihrer Kindheit. Doch als sie später von der Highschool kam, hatte sie den Wunsch, eine eigene Identität zu finden – und distanzierte sich von ihrer Religion.“ 

Wo hört Sexismus auf, wo fängt Feminismus an? Das Problem ist doch: Weil es viele Frauen gibt, gibt es natürlicher Weise auch viele Arten von Feminismus und damit auch viele unterschiedliche Meinungen. Was richtig ist und was falsch, das kann und muss jede von uns selbst entscheiden. Maks hat genau das getan. Sei es aus Gründen der Selbstverwirklichung, wegen des Protest oder der purer Freude an Provokation. 

Wann immer ich über starke Frauen nachdenke, kommen mir schließlich nicht bloß zugeknöpfte Intellektuelle in den Sinn, sondern ein ganzes Potpourri aus unterschiedlichen Charakteren. Alice Schwarzer-Anhänger werden es nicht gern hören, aber unter anderem gehören für mich nun mal auch junge Frauen wie die EVES zu den aufrichtigsten aller Feministinnen. Die Gründerinnen der Plattform „Eve without Adam“ sind so radikal sexy, dass selbst mir manchmal die Spucke von der Unterlippe tropft. Sie zeigen Dekoleté, Arsch und Bein – und zwar so stolz und selbstbewusst, dass wir uns im Grunde alle eine Scheibe von den beiden abschneiden könnten, sollten, müssten. Die Eves stehen zu ihren Körpern und zelebrieren ganz öffentlich die Schönheit der Weiblichkeit – inklusive all ihrer köstlichen Reize. 

Bildschirmfoto 2014-03-12 um 13.18.26Bild: Instagram „evewadam“ 

Wer sich also im Fall von American Apparel an der in den Kampagnen propagierten Erotik, am Sex und der Darstellung des weiblichen Körper stößt, der hat das Frausein noch nicht ganz verstanden. Der vergisst, dass für unterschiedliche Menschen unterschiedliche, ganz persönliche Regeln gelten. Dass Feminismus ganz viel mit Freisein zu tun hat – und dazu gehört eben auch die bewusste Entscheidung, dann und wann wie Miss Sexgöttin höchstpersönlich auszusehen. Frauen MÜSSEN ihre Brüste nicht zeigen. Aber sie sollten es DÜRFEN.

 

47 Kommentare

  1. suzie

    Nein. Sehe ich nicht so. Warum müssen Frau Brüste zeigen, um damit Stärke und Selbstbewusstsein zu demonstrieren? Kein Mann hat sein Bedürfnis, seinen Penis permanent in jede Webekamera oder auf einem Zeitschriftencover wiederzufinden. Jungen Frauen wird eingeredet, dass twerken, nackte Brüste und Miley Cirus nur ein weiteres Beispiel für Emanzipation sind. Und letzten Endes wird von der (Männer)-Welt doch wieder nur Druck auf junge Frauen ausgeübt, die nicht den Normkörper UND auch noch eine tolle gesellschaftliche Stellung haben. Wir werden weiter sexistisch unterdrückt, aber jetzt denken wir, dass es unser eigener Wille ist. Wir konzentrieren uns weiter hautsächlich auf Schönheit, dissen uns gegenseitig („schau her -wie frei ich meine Sexualität lebe und du nicht!“) anstatt auf Wissen, Bildung und wirklich Wichtiges in der Welt. Und die Männerwelt lacht sich ins Fäustchen.

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    1. Nike Jane Artikelautorin

      Nein. Das sehe ich auch nicht so. Ich habe bisher weder einen Mann kennengelernt, der seinen Penis gerne auf einem Cover prangen sehen würde, noch eine Frau, die sich über eine Nahaufnahme ihrer Vagina von unten betrachtet freuen würde. Venushügel und Penisse an sich habe ich Magazinen allerdings schon oft bestaunen können. Du sprichst darüber hinaus einen ziemlich großen Komplex der Frauenwelt an: Wieso sollte eine Frau, die ihre Sexyness zur Schau stellt, nicht gleichermaßen schlau sein? Reduzierst nicht du als Betrachterin sie bloß auf das Äußerliche? Liegt der Fehler dann nicht bei dir? Und wieso sollte sie sich nicht gern von Männern anschauen lassen, wenn es ihr selbst Freude bereitet? Genau das ist es, was mich an dieser ewigen Diskussion so stört. Man unterbindet Freiheiten und lässt keine unterschiedlichen Meinungen mehr zu. Sollte Feminismus nicht Freiheit propagieren? Stattdessen hacken Frauen auf Frauen rum. Verurteilen sie. Im Feminismus muss es darum gehen, Frauen eigenen Entscheidungen treffen zu lassen. Meinetwegen auch für ein Leben hinter dem Herd oder eben dagegen. Und um wieder auf Plakate wie diese zurück zu kommen:

      Zeig mir einen Mann, der sich ins Fäustchen lacht. Der beim Betrachten der Maks nicht über ihre Schönheit staunt, sondern sie als bloßes Sexobjekt ansieht. Ich kenne vermutlich keinen einzigen. Das ist übrigens umgekehrter Sexismus. Ich sage auch nicht, dass Frauen ihre Brüste zeigen MÜSSEN. Ich sage: Sie sollten es dürfen.

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      1. suzie

        Aber es ist doch wieder nur ein „Norm-Körper“. Die meisten Frauen haben keine perfekten Körper. Warum hat American Apparal nicht eine Frau mit kleinen Brüsten, einem dicken Bauch genommen? Warum ist es so wichtig, darunter im Kleingedruckten zu schreiben, dass sie auch schlau ist? Warum ist es nicht selbstverständlich? Du kannst schon einen anderen Kontext dazu herstellen – was aber mit 12 Jährigen Mädchen in der Pubertät? Ängstlich, verunsichert, nicht Norm-Konform? Nackte Brüste zeigen, damit Männer sich daran erfreuen können. Ich erfreue mich daran nämlich nicht – sehe ich jeden Tag.

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    2. Jens

      Aber Männer zeigen ihren durchtrainierten Oberkörper, Unterwäschemodels (male) lassen sich gerne die Hose aufplustern 😉 So what!
      Ich denke wichtig ist der letzte Satz: Frauen MÜSSEN ihre Brüste nicht zeigen. Aber sie sollten es DÜRFEN.

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  2. Tine

    Chapeau. Das ist das Schlauste, was ich seit langem zum Thema gelesen habe, obwohl ich sogar in der Uni viel damit zu tun habe. Ich gebe dir Recht in allen Punkten!

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  3. Katharina

    Ich liebe das Maks-Werbefoto – kann’s aber nicht leiden, wenn Rihanna, Miley und Co. sich ständig halbnackt in Porn-Posen für instagram-Pics oder Videos inszenieren. Dabei bin ich auch für die Freiheit der Selbstdarstellung und kein Gedankenleser. Trotzdem habe ich das starke Gefühle, dass es bei Maks um den Ausdruck eine eigenbestimmten weiblichen Selbstbewusstseins handelt, und bei den Mileys dieser Welt um fremdbestimmtes. Die erste erfreut sich an sich selbst und hat sicher auch nix dagegen, wenn sie anderen so gefällt), die letzeren erfreuen sich daran, dass sie so andere erfreuen (weil sie einem KSexappeal-Klischee entsprechen). Klingt jetzt komisch, ist aber für mich so. Nachvollziehbar?

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  4. sarah

    ich sehe das ein wenig anders. leider!
    feminismus hat wahrlich sehr viel mit frei sein zu tun. wie möchte ich mein leben gestalten? wen liebe ich? wo lebe ich und wie kurz darf mein rock sein?! in einer idealen welt, können frauen sich benehmen, zeigen und geben wie sie möchten- ganz ohne bewertung. leider leben wir aber nicht in einer perfekten welt. leider muss man als moderne frau noch immer eine sehr feine gratwanderung zwischen selbstbewusstsein und fremdwirkung hinlegen. ich finde alle frauen sollten ihre brüste zeigen können wo und wann sie wollen. nur leider wird dies vom grossteil der gesellschaft immernoch nicht als zeichen der unabhängikeit gedeutet, sondern als „all you can jerk off buffet“.
    die frage hier ist also nicht wo sexismus und feminismus sich treffen, sondern wo sich die sehr gut kalkulierte, medienwirksame und umsatzstarke werbung von dov cherny mit der rolle der modernen frau trifft und wer bei dieser kosten- nutzen- rechung leer ausgeht.

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  5. Dim

    Toller Beitrag! Der erstaunlicherweise recht konträr zu dem blöden Beitrag über die Zhukova ausfällt.
    Grundsätzlich kann ich nur sagen, dass obwohl es noch vernunftbegabte Menschen auf dieser Welt zu geben scheint (siehe Ihren Beitrag), wird es vermutlich in der „1.“Welt darauf hinauslaufen, dass Frauen keine entblößten Körperteile mehr zeigen dürfen und Make Up unter Gefängnisstrafe gestellt wird. Ferner wird dann auch eine besondere, grau – uniformierte Truppe aufgestellt, die die Medien nach ausbeuterischen Darstellungen durchsucht und die Straßen nach aufreißerisch gekleideten, vom Wege abgekommenen feministischen Genossinnen kontrolliert und diese dann in Umerziehungscamps schickt, wo sie lernen sollen sich im feministischen Sinne korrekt zu verhalten.

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  6. Sarah

    Und zack, hier bin ich 🙂
    Aaaah, mir ist ganz schwindelig. Meine erste Reaktion ging auch in die Richtung „Ey, warum muss eine Frau immer gleich Brust zeigen um eine feministische Debatte ins Rollen zu bringen?!“ Aber ich finde deinen Zugang sehr spannend und intelligent. Ich verstehe pro und contra und ich brauch noch ne Minute um mir eine Meinung zu bilden.
    Ein Mini-Satz stört mich ein wenig, wenn du nämlich auf die „Brüste zum neidisch werden“ hinweist und damit Schönheitsideale reproduzierst. Unsere Brüste sind alle voll gut!

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  7. szabina

    Das möchte ich so echt nicht stehenlassen. Bei AA findet eine Objetkifizierung der Frau statt, die mit keinem Feminismus der Welt zu vereinbaren ist.

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    1. Nike Jane Artikelautorin

      Und was ist mit AAs Petra F. Collins- Kollaboration?
      Mit den Schamhaar-Schaufensterpuppen?
      Mit Kampagnen-Models wie Jacky O’Shaughnessy ?
      Um nur einige Beispiele zu nennen.

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      1. sarah

        Also, ich finde Petra Collins und ihre Selbstdarstellung auch ein wenig fragwürdig. Die Schamhaar- Puppen sowei Jacky O’Shaughnessy sehe ich ja eher als Beweis für eine recht smarte PR Abteilung von AA. Da geht es wohl eher um die Zahlen, als um den Wunsch wirklich etwas zu bewegen.

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        1. Nike Jane Artikelautorin

          Petra Collins – da wären wieder bei dem leidigen Thema „Geschmacksache“! Ständig finden Frauen andere Frauen fragwürdig, komisch, blöd, zu hübsch, zu hässlich oder zu hässlich, weil zu hübsch, übertrieben oder wasweißichnichtwas – genau wie deren Art der Selbstdarstellung. Und: Ganz gewiss steckt eine smarte PR & Marketing Abteilung dahinter – anderes anzunehmen wäre über alle Maßen naiv. In dieser Diskussion geht aber nicht um das „warum“, sondern um den Effekt an sich.

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        2. szabina

          Mir geht es um die Darstellung der Frauen in der Werbung. Hier eine unendliche Auswahl an Beispielen: https://www.google.de/search?q=american+apparel+ad&client=firefox-a&hs=N66&rls=org.mozilla:de:official&channel=sb&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ei=TnggU5FQxKDiBNXGgHg&ved=0CAkQ_AUoAQ&biw=1366&bih=639.

          Die Petra-Collins-Aktion mag da eine Ausnahme sein, die Schamhaar-Geschichte geht in meinen Augen aber auch weniger in eine feministische Richtung als in eine pornografische, in der Schamhaare in einer Welt des cleanen, gephotoshoppten Sex „schmutzig“ sind.

          Antworten
      2. szabina

        Äh, hier wollte ich antworten, nicht unten:

        Mir geht es um die Darstellung der Frauen in der Werbung. Hier eine unendliche Auswahl an Beispielen: https://www.google.de/search?q=american+apparel+ad&client=firefox-a&hs=N66&rls=org.mozilla:de:official&channel=sb&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ei=TnggU5FQxKDiBNXGgHg&ved=0CAkQ_AUoAQ&biw=1366&bih=639.

        Die Petra-Collins-Aktion mag da eine Ausnahme sein, die Schamhaar-Geschichte geht in meinen Augen aber auch weniger in eine feministische Richtung als in eine pornografische, in der Schamhaare in einer Welt des cleanen, gephotoshoppten Sex “schmutzig” sind.

        Antworten
        1. Nike Jane Artikelautorin

          Ich bin überhaupt nicht Pro-AA oder sonstwas, von daher kann ich deinen Einwand natürlich auch verstehen, oder sagen wir „akzeptieren“. Mich stört bloß diese Pauschalisierung und das ganze lahme Gedisse, sobald AA auch nur darüber nachdenkt, ein neues Foto zu veröffentlichen. Das, was da zu jeder Fashion Week auf den Laufstegen passiert, könnte man schließlich auch befeuern ohne Ende. Wenn man denn wollte. So wie so ungefähr alles und jeden.

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    1. Nike Jane Artikelautorin

      Einen WOW-Effekt. Ein wunderschönes Mädchen, dachte ich. Allerdings möchte jetzt weder die Hose besitzen, noch bei AA arbeiten. Und eine ganz persönliche Kleinigkeit verrate ich auch noch. Ich dachte mir nämlich: Demnächst trägste mal wieder ein figurbetontes Oberteil , denn Brüste, egal welcher Größer oder Form, sind ja schon was sehr, sehr Schönes. Denn auch ich bin Laufsteg-geplagt und denke manchmal, man müsse flach wie ein Brett sein. Aber nein, aber gar nicht! Wie oben schon erwähnt: Alle Brüste sind schön.
      Das war mein ganz persönlicher Effekt.

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  8. sarah

    Ich habe eine ganze Weile für AA gearbeitet und ich beitze sogar immernoch so eine ähnliche Hose 🙂
    Hej, dass das der Effekt bei dir war ist wenigstens etwas gutes. Klar sind Brüste toll und man könnte sich jetzt auch fragen, warum man sich als Frau so schnell Bilder in den Kopf setzen lässt…vom Catwalk, von AA, von ich hab keine ahnung was allem.
    Das dieses Bild inspirieren kann verstehe ich gut, ich sehe es halt aber trotzdem als einen schritt zu einer etwas verqueren Form der Emanzipation.

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  9. Lara

    „Wer sich also im Fall von American Apparel an der in den Kampagnen propagierten Erotik, am Sex und der Darstellung des weiblichen Körper stößt, der hat das Frausein noch nicht ganz verstanden. “
    Zuallererst mal verwahre ich mich gegen diesen „Frausein“ Imperativ. Frausein/Mannsein muss jede/r für sich auffassen. Gerade in der Mode inszenieren wir unsere Geschlechtlichkeit, und da macht es ja auch jeder anders und drückt seinen Zugang dazu aus.

    Also, ich finde die AA-Ads ja auf ihre Art hochinteressant, denn sie sind sehr einzigartig und typische für unsere Zeit. Zeitschriften wie die Neon kopieren diesen Bildstil schon seit Jahren. Die AA Models sind fast nie perfekt und selten schön. Aber sie sind immer entblößt, oft schmutzig dargestellt, immer wirken sie sehr selbstbewusst. Trotzdem werden sie stark instrumentalisiert. Irgendwo zwischen edgy und creepy, weisen die Fotos die Ästhetik eines privaten Shoots mit einem schmierigen Hipster-Fotografen auf (Terry Richardson anyone?). Sie sind schon irgendwie nicht in Ordnung und trotzdem geben sie stinklangweiligen Baumwollsocken eine ganz andere Aura. Es ist eben sehr einfache Kleidung – irgendwie muss man sie ja interessant machen. Ich würde sagen – alle Seiten haben irgendwie recht.

    Die Ad oben finde ich persönlich super, weil das Model unheimlich stolz und stark aussieht und keineswegs die übliche „ich winde mich unter dir in verschwitzten Laken“-Ästhetik vorherrscht. Auch das Thema finde ich gut aufgezogen. Eine stolze, wohlgenährte Frau als Kontrastprogramm zu all den Bildern von verhärmt aussehenden, ausgebeuteten Näherinnen, die einem bei der Titelphrase in den Kopf steigen. Politisch korrekt? Eher nicht. Marketingtechnisch ist das aber genial. Die Jeans ist natürlich auch hier wieder Nebensache. Aber anders als bei den verstaubten Schockplakaten von Bennetton gibt es hier trotz Allem einen Bezug zum Produkt.

    Dass bei AA dennoch mit Sexismus gearbeitet wird, kann man glaube ich nicht leugnen. Alle (ehemaligen) Mitarbeiterinnen, die ich kenne, wurden stark nach äußerlichen Gesichtspunkten ausgewählt, zu knapper Kleidung und einem ähnlichen Style wie auf den Fotos genötigt, viele fanden die eindeutigen Fotos im Arbeitsumfeld sehr unangenehm, aber das durfte man natürlich nicht laut sagen. Eigentlich Hollister in grün.

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  10. Lena

    American Apparel geht nun mal einfach mit Terry Richardson einher, der nicht erst seit gestern mit dieser Marke stark assoziiert wird.
    Und dass der Terry sich von seinen mindejährigen Models regelmäßig den Schwanz lutschen lässt und sie mehr oder minder dazu zwingt, doch noch ein paar mehr Hüllen fallen zu lassen, ist ja bekannt (…und am nächsten Tag Obama ablichtet) und dann
    ist der Gedanke „Sexismus“ im Zusammenhang mit American Apparel nicht sooo ganz unverständlich. Du bist zwar von einem ganz anderen Punkt ausgegangen, aber Markenimage ist nunmal ein großer Teil einer Marke…

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  11. Judith

    sehr schöner artikel, danke nike!
    ich glaube, dass nackte brüste, selbst wenn sie wie hier in neutraler, nicht sexuell gemeinter pose präsentiert werden, deshalb ein problem sind, weil frauen sich von männern tendenziell sexuell bedroht fühlen müssen – und umgekehrt nicht. ein mann mit nacktem oberkörper muss keine blöden kommentare oder gar übergriffe befürchten, eine frau dagegen schon – und das ist glaube ich der grund, dass so ein bild bei frauen oft auf ablehnung stößt. das gefühl, das geht so nicht. so kann man sich nicht präsentieren. das ist gefährlich. schade ist das!

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  12. Merle

    Liebe Nike, ich finde deinen Artikel äußerst interessant, aber ich finde auch, dass du einige Dinge nicht bedenkst. Du sagst, dass du es gut findest, wenn Frauen ihren Körper mögen und ihn auch mal (sexy) präsentieren. Dagegen spricht überhaupt nichts, wenig unterstütze ich mehr, als dass Frauen ihre Körper mögen, sich sexy fühlen und zu sich stehen. Es ist aber ein wichtiger Unterschied, ob man dies für sich selbst privat (was öffentlich nicht ausschließt) tut oder ob damit geworben wird. Wenn mit Bildern von Frauenkörpern geworben wird, bedeutet dies leider eine Reduzierung der Frau auf ihr Äußeres und ihre sexuellen Reize. Siehe dazu hier: http://thesocietypages.org/socimages/2012/07/02/sexual-objectification-part-1-what-is-it/ und hier: https://www.youtube.com/watch?v=kMS4VJKekW8 Dieses Phänomen findet fast ausschließlich bei Frauen und viel weniger bei Männern statt. Das spricht doch schon für sich, oder?

    Des Weiteren sollte man sich fragen, wer definiert was „sexy“ ist? Warum sind nackte Brüste sexy und kein hochgeschlossener Ausschnitt, der Dinge nur erahnen lässt? Was bei Frauen als sexy gilt, wird leider in der Regel von Männern bestimmt. Das merkt man auch selber sehr deutlich daran, mit welchen Kleidungstücken man mehr Blicke und Aufmerksamkeit auf sich zieht und womit man besser ankommt. Und hier liegt meiner Meinung nach das Kernproblem. Frauen wird leider immer noch eingetrichtert, dass sie (Männern) gefallen müssem, dass sie nur dann attraktiv und eine vollwertige Frau sind und dass gutes Aussehen und Sexyness unglaublich wichtig sind. Wir werden als Frauen massiv über unser Aussehen definiert! Dieses Bild wird für mich mit dieser Werbung unterstützt! Denn was sieht man hier? Eine attraktive und sexy Frau, die allen vermeintlichen Regeln weiblicher Attraktivität entspricht.

    Du schreibst weiter oben, dass keiner deiner Freunde diese Frau als reines Sexobjekt betrachten würde. Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte, dass du vermutlich überweigend gut gebildete, reflektierte Freunde aus verhältnismäßig gutem Hause hast, oder? Denn dann darf man einfach nicht vergessen (das darf man nie), dass die eigenen Freunde nur einen Teil der Gesellschaft und des gesellschaftlich verbreiteten Denkens darstellen. Und glaub mir, es gibt Männer, die bei solchen Bildern einfach nur „Boah geil!“ denken – Vergleichbares habe ich bei meinem eigenen Bruder schon erlebt (und wir kommen auch aus gutem Hause ;))!

    Woran ich mich wirklich sehr, sehr störe ist folgender Satz: „Wer sich also im Fall von American Apparel an der in den Kampagnen propagierten Erotik, am Sex und der Darstellung des weiblichen Körper stößt, der hat das Frausein noch nicht ganz verstanden.“ Was heißt denn Frausein? Wer definiert was Frausein heißt? Erotik, Sex und Darstellung des weiblichen Körpers = Frausein? Das ist doch genau das, was uns immer eingetrichtert wird! Das darf gerne auch ein Teil sein, aber das definiert nicht das Frausein an sich!!

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  13. Pia

    Signed. Der Kommentar von Lara ist so intelligent, nuanciert und differenziert, wie die Diskussion um Sexismus und Feminismus im Idealfall sein sollte!
    Ich weiss, dass ihr beiden Janes Journalistinnen (und keine Wissenschaftlerinnen) seid und dass ihr gemaess eures Credos „was stimmt, darf man sagen “ auch gern mal eine kantige Meinung in den Raum werft – um zu provozieren und zum tiefergehenden Nachdenken jenseits von „oberflaechlich und nett anzusehen“ anzuregen.
    Das finde ich toll und mutig – vor allem, da ihr hierdurch heiklen Themen in einem Modeblog Raum gebt und damit auch eine Zielgruppe erreicht und mobilisiert, die sonst vielleicht keinen Bock haette, sich mit solchen tiefschuerfenden Themen auseinanderzusetzen.
    Leider ist dieser (sorry, aber meine Oma nennt das bei mir immer „gassenhauerische“ 😉 Ansatz aber bei solchen facettenreichen und gesellschaftlich immens wichtigen Themen manchmal schwierig:
    In einem pointierten, stark subjektivem Kurzbeitrag kann niemals die „Wahrheit“ dargestellt werden.

    Da ich davon ausgehe, dass du die Themen Feminismus und Sexismus so oft aufgreifst, weil sie dir (genau wie mir) sehr am Herzen liegen, liebe Nike, wuerde ich mir sehr, sehr wenig pauschalisierende, dafuer nuanciertere und ausfuehrlicher recherchiertere Artikel dazu wuenschen. Oder eben eine deutliche, bewusst provokante Positionierung mit einem expliziten Aufruf zur Diskussion und der Bitte, das Thema mit dir zusammen tiefergehend und differenzierter zu ergruenden und auch Gegenargumente zu erlaeutern. Mit Statements wie „Wer sich also im Fall von American Apparel an der in den Kampagnen propagierten Erotik, am Sex und der Darstellung des weiblichen Körper stößt, der hat das Frausein noch nicht ganz verstanden“ unterbindest du leider eine solche offene, wertschaetzende Diskussion.

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  14. Pia

    Ich verstehe, dass solche Beitraege mit ner Prise „wissenschaftlicher Bescheidenheit“ und einer etwas bedachteren zweiseitigen Argumentation eventuell aufwaendiger zu schreiben, weniger leicht zu verdauen und nicht so populaer sind, aber da du dich dem Thema immer wieder freiwillig und gern widmest, koenntest du damit die Aufklaerung und Meinungsbildung eures Publikums im Sinne des Feminismus viel zielfuehrender vorantreiben. Ich hoffe, ich trete dir mit dieser wirklich konstruktiv gemeinten Kritik nicht auf den Schlips, liebe Nike. Wie gesagt, ich finde deinen Mut und deine Schreibe toll, aber dieses Herzblut-Thema verdient wirklich eine nuanciertere Elaboration!

    Zum Thema American Apparel hast du ja vor kurzer Zeit selbst mal fallen lassen, dass du „von der Aesthetik genervt bist“ und auch Terry hat zu Recht (!!!) sein Fett wegbekommen. Diesmal argumentierst du aber sehr einseitig – und Gegenmeinungen abwertend – anders herum.
    Auch, wenn ich (wie du) in der hier diskutierten Werbung eine schoene, starke, sexuell selbstbestimmte Frau sehe, und darueber hinaus die AA-Unterstuetzung von Petra Collings abfeiere, die mit Witz und Charme eine oeffentliche Diskussion fragwuerdiger gesellschaftlicher Einstellungen zu Schambehaaerung und Monatsblutungen anfacht, kann man NICHT DARUEBER HINWEGSEHEN, dass die Frauen-Darstellungen der Modemarke oft grenzwertig sind:
    Dass die Geschlechterdarstellungen von AA oft Gefaelle zwischen Maenner und Frauenrollen unterstuetzen, haben einige sehr bedachte und clevere Kommentatorinnen ja schon angebracht.
    Sehr schoen auf den Punkt bringen dies z.B. folgende Artikel, die darstellen, wie unterschiedlich die Marke ein und dasselbe Unisex-Kleidungsstueck an Frauen- und Maennerkoerpern vermarktet und dadurch Gender-Roles und eine Objektifizierung der Frau etabliert, die nichts mit selbsbestimmter Sexualitaetsdarstellung zu tun hat:

    http://enblommigtekopp.se/2013/may/american-apparel-really-know-about-that-unisex-thing-damn-well-english-version.html
    http://www.policymic.com/articles/42717/think-american-apparel-isn-t-sexist-maybe-this-will-convince-you
    http://www.dailylife.com.au/dl-fashion/when-men-pose-the-same-way-women-do-in-american-apparel-ads-20130523-2k21u.html

    Maenner werden hier als coole, in sich ruhende, ueberlegene und sich selbst genuegende SUBJEKTE dargestellt, sie wirken in normalen, alltaeglichen Posen attraktiv (vielleicht weil man mit ihrer Darstellung andere, innere Werte assoziiert?) – Frauen hingegen werden als uebersexualisierte OBJEKTE praesentiert –WARUM? Sehr interessant ist, wie irritierend es auf uns wirkt, wenn die Geschlechter genau gegenteilig inszeniert werden (letzter Link). Die laszive und teilweise auch devote Koerperhaltung wird bei Frauen als erotisch empfunden und faellt kaum auf, sie wirkt „normal“ – wenn Maenner hingegen so praesentiert werden, kommen da ganz andere – oft negative – Assoziationen auf. Der Feminismus ist noch lange nicht am Ziel, solange es solche Schranken im Kopf und unterschiedliche Maasse fuer Maenner- und Frauenrollen gibt. Ein solches „wie waere es andersherum“-Gedankenspiel gibt immer wertvolle Hinweise, um fuer sich selbst herauszufinden, ob man das Sujet wirklich freisprechen kann von Sexismus.

    Feminismus will GLEICHBERECHTIGUNG, und das heisst nicht (nur), dass man fuer Frauen kaempft, sondern, dass man mit Maennern zusammen als Gesamtgesellschaft eine Kulisse schaftt, in der jeder sich frei von Druck zu Rollenkonformitaet als Mensch entfalten kann. Wenn man das Pferd von hinten aufzaeumen mag, kann man hier auch argumentieren, dass Maenner sich von maskulinen Erwartungen emanzipieren muessen. Auf den Fall von Amercian Apparel uebertragen hiesse das: Solange man es als seltsam, irritierend und anstoessig empfinden wuerde, wenn Maenner sich mit nacktem Arsch und lasziven, kecken Schulterblick vor der Kamera raekeln oder einen mit gespreizten Beinen im String-Tanga lustvoll anlechzen, sollte man sich fragen, warum man das bei Frauen anders bewertet (hallo, Dimm).
    Es ist gefaehrlich, den hier propagierten neuen, scheinbar stolzen und sexuell selbstbestimmten „show off“ Feminismus unhinterfragt abzufeiern, wenn damit immer noch das Bild „Frau muss schoen und sexy sein, Maenner machen aber andere Werte attraktiv“ etabliert wird.

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    1. Mila

      Sehr guter Beitrag, danke!
      Und die nebeneinander gestellten Bilder der Unisex-Klamotten-Präsentation sagen mehr als Worte, finde ich.

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      1. Pia

        danke sehr mila.
        ich finde es super schade, dass nike die hier angeregte diskussion nicht mehr kommentiert und auf die tollen kommentare und wichtigen argumente von z.B. lara, judith, merle und kaethe ueberhaupt nicht eingeht.

        dieser engagierte und selbstdenkende teil der leserschaft waere fuer mich als autor eine viel groessere auszeichung als dauernickende fangirls…

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        1. Nike Jane Artikelautorin

          Ich platze fast vor Stolz wegen Lesern wie euch, na klar! Und ich kann jedem Kommentar eine große Portion Weisheit abgewinnen und habe jeden einzelnen mit Spannung verfolgt – ich lese manchmal aber auch gern, wie es hier hin und her gehrt zwischen euch, statt jedes Mal meinen Senf dazu zu geben. Mir bleibt nämlich leider nicht immer die Zeit, auf jeden einzelnen von euch einzugehen, jedenfalls nicht so, wie manche der hier ausgeführten Kommentare es verdient hätten.

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  15. SoSo

    …“Im kleinen Text darunter liest man, dass Maks zwar aus Bangladesh stammt, ihre Jeans aber von “23 begabten amerikanischen Arbeitern in Downtown Los Angeles hergestellt worden, die alle fair bezahlt wurden und Zugang zur Krankenversicherung haben” (American Apparel steht laut eigener Aussage seit jeher für das sweatshopfreie Herstellen von Kleidung unter fairen Produktionsbedingungen in den USA). …“ Und damit das so bleiben kann, müssen Frauen „lediglich“ mit sex dafür werben, oder wie ist das zu verstehen? Ob das Freiheit ist, wage ich zu bezweifeln! Liebe Musliminen aus Bangladeschs Sweatshops: Wieso zieht ihr euch nicht einfach alle aus!? Damit lässt sich wesentlich mehr Geld machen und vielleicht bekommt ihr dann auch eine Chance auf faire Bezahlung und eine Krankenversicherung!

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  16. Käthe

    Brüste zeigen darf natürlich jeder, aber in der obigen Anzeige erschließt sich mir der Sinn einfach nicht. Sie hätte das ganze genauso gut mit nem T-Shirt an ablichten können. Deswegen ist es sehr wohl sexistisch. Mal ganz abgesehen davon, dass „Made in“ in der Regel auf PRODUKTEN steht. Sie macht sich hier selbst zum Produkt, zu einem Gut, dass man „erwerben“ kann. Natürlich liegt die Entscheidung bei ihr, sexistisch ist es trotzdem. Männer müssen auch nicht sexy sein, um Stärke etc. zu beweisen.
    Und um es mal mit deinen Worten zu sagen: Frauen, die immer noch nicht verstanden haben, dass solche Kampagnen das Bild, dass in unserer Gesellschaft über Frauen herrscht, verstärken, haben einfach immer noch nicht kapiert, dass Sexismus existiert und man sich auch heute noch nicht alles als Frau (oder Mann, je nach Situation) gefallen lassen muss!!

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  17. Nike Jane Artikelautorin

    Ich möchte noch kurz einen Abschlusskommentar los werden, ihr Lieben! Danke für die wunderbaren Kommentare – es ist so schön zu merken, dass ihr da seid und interessiert und alles andere als mürbe im Kopf ( so wie das Klischee der Modeblog-Leser es immer wieder so gerne verlangt).

    Viele eurer Beiträge haben mich nachdenklich gestimmt, sehr oft musste ich nicken und das überdenken, was ich zuvor gesagt hatte, aber dennoch muss ich diesmal im Großen und Ganzen bei meiner Meinung bleiben.

    Das größte für mich erkennbare Problem bleibt nämlich nicht die heutige Darstellung des weiblichen Körpers, sondern das, was wir daraus machen. All die Komplexe, Theorien, Vorwürfe, die beim Anblick solcher Bilder in unseren Köpfen aufloppen – die für mich als Mensch allerdings längst nicht mehr nachzuvollziehen sind. Ich weiß sehr wohl, dass noch sehr viel schief läuft, dass es noch immer Frauen gibt, die sich durch derartige Fotos degradiert fühlen, Männer, die ausschließlich an Sex denken. Müsste man aber nicht eher daran arbeiten, dass sich in DEREN Köpfen etwas dreht? Und wenn ja, dann gelingt das sicher nicht, indem man derartige Kampagnen künftig verbietet. Ich glaube, Werber der 80er und 90er Jahre würden sich heute ins Fäustchen Lachen über unsere seltsame Spießigkeit.

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  18. Pia

    Mmh, also ich reibe mich hier leider weiterhin an der fehlenden Differenzierung.

    Wenn es dir um die Frage geht, ob die selbstbestimmte und starke Selbstdarstellung von weiblichen Koerpern (mit selbstgewaehltem Nacktheits- oder Koerperbetonungsgrad) innerhalb des Feminismus mehr Akzeptanz finden soll, sage ich -> auf jeden Fall! Moepse sind toll, da sind wir uns einig (hab auch aus keinem einzigen Kommentar herauslesen koennen, dass sich hier jemand durch ein solches Foto an sich degradiert fuehlt). Auch, wenn es darum geht, dass Frauen, die sich gerne zeigen, schminken, schoen anziehen oder Pumps tragen (etc.) nicht der Feminismus abgesprochen werden darf, bin ich vollkommen bei dir. Wenn dich ganz persoenlich diese „neue“ starke UND sexy Frauendarstellung dazu inspiriert, auch mal etwas figurbetonteres anzuziehen, ohne gleich deinen eigenen Feminismus in Frage stellen zu muessen ist das ein toller Befreiungsschlag. Go for it!! Genauso toll finde ich es, wenn die selbstgewaehlte Nacktheit von weniger normschoenen Frauen wie Lena Dunham in ihrer eigenen Serie „Girls“ als weiblicher Befreiungsschlag gefeiert wird. All dies ist sehr begruessenswert, weil es wirklich mega-traurig und arm ist, wenn schoenen, modeinteressierten, sexy oder zeigefreudigen Frauen von „zugeknoepften Intellektuellen“ automatisch der Feminismus abgesprochen wird. ABER:

    Du diskutierst ja hier nicht die autarke Kuenstlerin Maks, die durch eine selbsterdachte Aktion auf ihren neuentdeckten Feminismus im fantastischen „hier findet jeder seine Freiheit und Bestimmung“-Kalifornien aufmerksam machen will, sondern ein Werbeplakat einer Marke mit einer einschlaegigen Historie fragwuerdiger Geschlechterrollen-Darstellungen. Da sollte man schonmal darueber nachdenken duerfen, inwieweit die Moepse hier instrumentalisiert werden. So schoen und stark und selbstbestimmt die Story von Maks auch klingt: Du kannst meinem „educated guess“ als Markt- und Werbepsychologin mal glauben schenken, dass AA hier bestimmt nicht auf einmal als Primaerziel weibliche Selbstbestimmung propagieren will.

    Wenn du nun aber die Sorte Feminismus, die diese werbliche (!) Instrumentalisierung oder das vor der Karren spannen/Verfestigen von fragwuerdigen Gechlechterrollen kritisiert, mit Aussagen wie „Pseudo-Feminismus“, „hat das Frausein noch nicht ganz verstanden“ und „seltsame Spiessigkeit“ die Gueltigkeit absprichst, stellst du – wie Lara es so super-treffend formuliert hat – genau so ein „Frausein“ Imperativ auf, wie du es bekaempfen willst. Keiner hat das Recht auf Auschliesslichkeit. Was Frausein und Feminismus bedeutet, hat viele Gesichter und das muss – wie du es so schoen selbst sagst – jede von uns fuer sich selbst entscheiden. Dein Werturteil, welcher Feminismus der aufrichtigste ist, finde ich ehrlich gesagt anmassend: Neben Frauen, die dafuer stehen und kaempfen, dass sie SELBSTBESTIMMT schoen und sexy sein duerfen, muss es genau so Frauen geben duerfen, die „zugeknoepft und intellektuell“ an das Thema herangehen. Es ist superwichtig, dass Frauen sich in unserer Gesellschaft auch als wertvolle und fantastische Menschen fuehlen duerfen, wenn sie nicht normschoen und normsexy sind, sich gerne praesentieren oder sonstigen typischen Frauenrollen entsprechen – und eine ebensolche Emanzipation von „typischen Gechlechterrollen“ wuensche ich mir übrigens auch fuer Maenner!

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