Buch-Tipp //
„Strangeland“ von Tracey Emin

17.09.2014 Buch

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Ihr lieben Janes und Johns, ich hoffe ihr seid bereit für das was jetzt kommt: Noch mehr Bücher-Tipps für Zwischendurch! Wie sie heißen wird, dürft ihr an dieser Stelle einfach gern loswerden – wir haben uns in alter Jane Wayne-Manier nämlich noch gar nicht festlegen können. Was das nun jetzt genau bedeutet: Ich werde euch in Zukunft nicht einfach „nur“ von meinen Lieblingsbüchern vorschwärmen, sondern auch noch lauter Mädchenpowerwälzer ans Herz legen.

Der Bücherdschungel ist voll mit tollen Romanen von talentierten Autorinnen, Lebensgeschichten von außergewöhnlichen Frauen oder Bildbänden von großartigen Künstlerinnen – auf gar keinen Fall dürfen diese Schätze im Buchstabendickicht verloren gehen. Jawohl und genau deswegen will ich auch gar nicht mehr länger um den heißen Brei herum zu reden und eröffne unsere neue Mädchenserie freudig mit der Autobiografie von Tracey Emin.:

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Ich muss zugeben, mit der britischen Künstlerin verband ich lange Zeit lediglich wunderschöne Neonröhren-Sprüche und ein ungemachtes Bett, das überhäuft mit schmutziger Unterwäsche und benutzen Kondomen in der Londoner Tate für Furore sorgte. Mein Wissen über Tracey Emin war nun verhältnismäßig oberflächlich, bis mir eine befreundete Buchhändlerkollegin die Memoiren der besagten Künstlerin ans Herz legte.

„Strangeland“ ist Tracey Emins sehr intime und poetische Auseinandersetzung mit körperlichen und seelischen Zusammenbrüchen, eine Beschäftigung mit Wünschen und sexuellen Begehren und bereits beim Lesen des ersten Satzes wird klar: Emins Lebensgeschichte ist keine Feel-Good-Story mit Happy End.

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Zusammen mit ihrem Zwillingsbruder wächst Tracey Emin unter prekären Bedingungen bei Ihrer Mutter in einem trostlosen englischen Küstenort auf und ist bereits als kleines Mädchen auf sich alleine gestellt. Als Jugendliche wird sie Opfer von sexueller Gewalt, sie bricht ihre Schulbildung ab, arbeitet zeitweise in einem Sexgeschäft und begibt sich in zahlreiche Affären. Emins Schilderungen sind teilweise hart, radikal, brutal und verstörend, doch die Autorin möchte in keinster Weise Mitleid erhaschen, viel eher scheint Emins Aufarbeitung eine Versöhnung mit ihrer Vergangenheit zu sein.

„Für mich war alles, was passierte, Teil des Lebens, wenn auch eines seltsamen Lebens. Die Wahrheit habe ich nie erfahren; Wahrheit, Vernunft, Begründungen kümmerten mich nicht. Ich lebte in einer Welt aus Träumen, guten wie schlechten.“

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Tracey Emins Geschichte ist in drei Kapitel „Motherland“, „Fatherland“ und „Traceyland“ aufgeteilt. Während sich Emin im ersten und berührendsten Kapitel des Buches ihrer Kindheit, Jugend und der Beziehung zu ihrer Mutter widmet, beschäftigt sie sich in „Fatherland“ mit einer Reise in die Heimat ihres türkisch-zypriotischen Vater. Ein Trip, der in erster Linie der Selbstfindung dienen sollte, eine Konfrontation mit Emins Wurzeln und der Beziehung zu ihrem Vater. In „Traceyland“ verarbeitet Tracey ihre Abtreibungen, schreibt über ihre Auffassung von Geschlechtern und ihr Leben als Künstlerin in New York und London. 

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Tracey Emin blendet ihren künstlerischen Werdegang fast vollständig aus. So erfährt man nichts über ihre sieben Jahre am Royal College of Art in London oder ihren ersten Kunstshop, in welchem sie selbstbemalte T-Shirts und Aschenbecher verkaufte. Tracey Emin schreibt nicht über ihre Werke und doch beginnt man beim Lesen von „Strangeland“ einiges zu verstehen über Emins Kunst welche so eng mit ihrer Biografie verbunden ist. Und obwohl Tracey Emins Buch ein Buch über schmerzliche Schicksalsschläge, Armut und Selbstzweifel ist, gelingt es ihr mit viel Selbstironie und Humor die wohl wichtigste Botschaft überhaupt zu vermitteln: das Leben ist ein spannendes Abenteuer. 

„Ich bin nicht gestorben. Das Leben wurde sogar besser.“

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