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„Modeblogger – kann man denn davon Leben“

29.01.2015 box1, Print

zeit online this is jane wayne blogger geld verdienenImmer und immer wieder kommen zwei ganz bestimmte Fragen auf: Wie relevant sind Blogger eigentlich wirklich und kann man mit diesem neumodischen Beruf in Deutschland überhaupt Geld verdienen? Wenn man selbst inmitten dieser inzwischen gigantischen Blubberblase sitzt, dann macht man sich zumindest über die Frage der Relevanz nur wenig Gedanken, denn irgendwie läuft ja alles, man wird für Kooperationen und Advertorials, also bezahlte Beitrage, angefragt, man kann, so ist das jedenfalls bei uns, dank der Banner sogar die Miete und ein anständiges Leben aus der eigenen Tasche finanzieren. Und das klingt immerhin nach einem gewissen Grad an Wichtigkeit. So richtig im Klaren darüber, was wir hier im virtuellen wie im wirklichen Dasein während der vergangenen Jahre auf die Beine gestellt haben, waren wir uns allerdings nie, was vielleicht sogar ganz gut ist, wegen des Charakters und der Bodenhaftung unter den Füßen, die so manch einem in unserer Branche tragischer Weise schon entglitten ist. „Wie fühlt sich das an, von über 300.000 Menschen im Monat gelesen zu werden?“ – noch ein Punkt, der uns zu realisieren durchaus schwer fällt, wir sehen hier schließlich nur ein Back End, das jeden Tag mit Zeilen und Bildern gefüttert werden will, eine Handvoll Kommentare und Likes, nie aber die Personen, die hinter all den Klicks stecken. Da vergisst man zuweilen sogar gänzlich, dass man nicht gegen eine stumme Wand schreibt.

Bis zur gerade bestrittenen Fashion Week. Da schüttelten uns plötzlich wildfremde Schönheiten die Hände und gaben uns High Five, wir fanden uns brabbelnd mit dem ZEITmagazin Dreamteam Christoph Amend und Tillmann Prüfer wieder, saßen in der sogenannten „Front Row“, direkt neben dem wunderbaren Alfons Kaiser, Christiane Arp, die von uns hoch geachtete Chefredakteurin der VOGUE, verlor sogar vor laufender Kamera 2,3,4 liebe Worte über unser Baby „This is Jane Wayne“, Arte begleitete uns und unseren Alltag gemeinsam mit Lonamedia und der wahnsinnig bewundernswerten Regisseurin Nicola, die irgendwann für einen kleinen Augenblick sehr ernst wurde: „Ihr Zwei, ihr habt Erfolg und zwar zu Recht, ihr dürft euch also auch so benehmen. Weniger Giggeln, mehr Ernsthaftigkeit, nur keine Scheu.“ – oder so ähnlich.
Als Sarah und ich am letzten Abend der Modewoche im schwarzen Taxi nach Hause gefahren wurden und nur noch blöd auf die ordentlich drapierten Wasserflaschen glotzen konnten, prustete es plötzlich aus uns heraus: „Krass. Das darf doch alles nicht wahr sein.“

Meine Schwester brachte es kurz darauf am Telefon auf den Punkt: „Meine liebe Nitti, aber deshalb seid ihr ja auch ihr. Weil ihr im Mercedes-Taxi tränen lacht über euch selbst und die absurde Situation, statt euch gegenseitig zu komplimentieren. Weil ihr euch danach in Jogginghose auf’s Sofa knallt, um weiter an Artikeln zu schreiben, statt Champagner zu verbrennen.“ Ich weiß nicht, ob man an dieser Stelle begreift, wovon ich hier überhaupt zu tippen versuche, also nochmal kurz und knapp zusammengefasst: Wir sind seit der vergangenen Woche pausenlos dankbar. Und auch ein bisschen stolz. Zweiteres vielleicht sogar zum allerersten Mal, es passiert nämlich nicht allzu häufig, dass mal jemand etwas nettes sagt oder einen Schulterklopfer verteilt, oft hagelt es bloß Getuschel aus den eigenen Reihen und hundsgemeine Blick aus der Richtung großer internationaler Boggerstars (Hallo Pernille!) oder der adretten Dame im Pelzmantel, die „bestimmt nur versehentlich“ neben dich und deine Turnschuhe gesetzt wurde. Das Schönste an dieser Geschichte hier, an diesen Erlebnissen, ist aber nicht die bloße Bauchpinselei. Sondern viel mehr die Gewissheit, dass wir es mit viel Herzblut geschafft haben, uns ein klitzekleines bisschen Relevanz zu erarbeiten – und zwar mit dem, was wir lieben und genau so, wie wir sind.  

Die Zeiten, in denen wir uns kaum trauten „Blogger“ in das Kästchen der tausend Berufe zu kritzeln, ist jedenfalls vorbei. Nicht zuletzt wegen unserer verehrten Print- und Online-Kollegen, die niemals müde werden, das, was Leute wie wir da im Internet treiben, erklären zu wollen. Danke. Hoch eine Trillion. 

Zum ZEIT-Artikel „Kann man davon eigentlich leben“ geht es hier entlang.

 

20 Kommentare

  1. Janine

    Ich kann nichts anderes sagen als: wunderbar! Ich liebe euren Blog, eure Persönlichkeiten, euren Stil und euer Engagement! Ihr zaubert mir immer wieder ein Lächeln auf das Gesicht, weil ihr seit wie ihr seit. Kein Getue, keine 10 cm Heels zum Alltagsoutfit auserkoren, manchmal sehr schön sarkastisch: genau das macht euch so einzigartig! Ihr seit mein persönlicher Girl-Crush!

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  2. JANA

    Liebe Nike Jane,
    ich finde eure Posts sind immer so unglaublich authentisch geschrieben, dass es mich immer wieder berührt. Ihr seid so echt und gebt mir als Leser das Gefühl ernst genommen zu werden.
    Ich bin total beeindruckt, dass thisisjanewayne.com Partnerseite der Vogue ist. Dieser schicke Banner hat mich vor Monaten dazu veranlasst ein bisschen mehr auf dieser Seite zu stöbern und mehr hinzusehen.
    Am Anfang dachte ich ‚Vogue Partnerseite? Wirklich?‘ – ich war ehrlich gesagt ein bisschen überrascht und erst einmal skeptisch und dachte mir: Sind sie wirklich so gut?
    Doch wenn man sich eure Themen und Inhalte genau ansieht stellt man fest, dass ihr wirklich kritisch und auf den Punkt gebracht schreiben könnt und dass ihr euch nicht so leicht ein Blatt vor den Mund nehmen lasst. Und dieses Verhalten wird meiner Meinung nach mehr und mehr zur Seltenheit.
    Alle Daumen hoch, ihr habt es euch verdient. Macht weiter so. : )

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  3. Rahel

    Ahhh ich freu mich so für euch! Ihr habt hier einen nahbaren, klugen und schönen Ort ohne Neid&bitchfight geschaffen. Klar, dass da so viele gern regelmäßig vorbeischauen. 🙂

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  4. Maria

    Ich liebe Euren Blog und die Artikel für Ihre Authenzität, Originalität und Tiefe. Ihr seid total lesens- und liebenswert und mir gefällt der Themenmix auf Eurer Seite einfach nur richtig gut. Endlich mal reale Mädels mit echten Leben und Gedanken, die nicht einfach stumpf das zehnte Paar Chanel-Espandrilles posten und von Jahr zu Jahr immer magerer werden. Bitte unbedingt so weitermachen, ich finde Euch ganz groß!!! Liebste Grüße aus Hamburch, Maria

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      1. Maria

        Ich doch auch! Meine Spaßfrage sollte Solidarität mit Nike und Sarah bekunden (weil die Pernille halt doof geguckt hat) und sowas heißen wie „Wen interessiert die schon?“ Ironie in schriftlicher Form muss ich aber anscheinend noch üben. Kommt irgendwie nicht richtig rüber. 🙂

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  5. Janine

    Liebe Nike, liebe Sarah,

    ganz fantastischer und so authentischer Artikel! Ich lese euren Blog seit einigen Monaten täglich und bin immer wieder auf’s neue glücklich, dass es euch gibt! Dieser Blog ist einer der wenigen, der mich über die Mode hinaus begeistert, denn ich muss gestehen, dass mein eigener Kleidungsstil doch ein bisschen anders ist, als der eure. Aber genau das ist der Punkt: Ihr schafft es, über Outfit-Postings hinaus zu begeistern, mit Schlagfertigkeit, Humor und Sympathie, mit Glaubwürdigkeit und ganz viel „Ungezwungenheit“. Ihr könnt Perlenohrringe tragen, ohne dabei wie Frollein Spieß auszusehen, pinke Glitzerbooties rocken, ohne wie Paris daher zu kommen und selbst das schrägste Teil wirkt bei euch nicht, wie ein „Hipster-Teil“, dass man einfach trägt, weil „Hipster-Teile“ gerade hip sind. Man nimmt euch das Ding hier ab. Und man spürt, wieviel Herz in diesem Ding steckt. Vielen Dank für dieses große Stück Authenzität in einer oft so stocksteifen Fashion-Welt! <3

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  6. Maikie (click)

    Das wäre mein Traum, eines Tages mit meinem Blog gut zu verdienen 🙂 Und mit den Büchern, die ich dann schreibe 😀
    Danke für diesen interessanten Post ! c:

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  7. Schirinsch

    Ich bin eine der 300.000, die hier (fast) nur lesen.
    Und nutze jetzt die Gelegenheit, euch für den Erfolg mit eurem Blog zu gratulieren.
    Den habt ihr vollkommen zu Recht! Darauf müsst ihr stolz sein.
    Ich bin nämlich eigentlich niemand, der sich sooo wahnsinnig für Mode interessiert. Ihr macht es mir am Leichtesten, dies doch zu tun. Weil es bei euch halt auch um anderes geht. Danke!
    Grüße in die Hauptstadt.

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  8. Zhenya

    Hmmm, .. jemand der auf seiner Seite ein solches Video über sich selbst und seine Arbeit präsentiert, sollte lieber die Schnüss halten – insbesondere wenn es darum geht über andere zu urteilen.. . Die Dame war mir bis gerade eben auch gänzlich unbekannt, aber ich kenne mich da zugegebenermaßen auch wirklich nicht gut aus.

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  9. Jasmin

    Diesen Artikel aus der ZEIT habe ich gestern auch gelesen und musste kurz innehalten, als ich euren Namen unter den „erfolgreichsten deutschen Blogs“ gesehen habe. „Was, echt, so ein großes Ding ist das“, schoss mir dann ganz verwundert durch den Kopf. Einfach weil ihr nicht den Eindruck macht. Die Art und Weise, wie ihr schreibt, wirkt so persönlich und nah, als würde eine gute Freundin ein wenig aus ihrem Alltag erzählen. Ganz unaufgeregt und ehrlich, mit viel Liebe, Witz und Köpfchen.
    Ihr Lieben, ihr seid authentisch, das mag ich. Ich freue mich sehr, den Erfolg habt ihr euch echt verdient!

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  10. Mia

    Um hier mal zu beweisen, dass ihr nicht für Wände schreibt: Danke! für kritische Artikel, für Interviews mit Personen, die ich fast nie auf dem Schirm hatte und für einen Schreibstil der selbst den langweiligste Normcore-Outfitpost zum Ereignis machen würde!

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  11. Sabine

    Ach, ihr seid halt einfach meine Herzmädchen in der Bloggerwelt. Während ich mir andere Mädels in Stöckelschuhen und hautengen Klamotten ansehe, das Make-Up so grazil aufgetragen, dass man die stundenlange Arbeit ansieht,denk ich mir: wow, so will ich auch aussehen, weiß aber, dass das nie was wird. Und das ist okay.
    Aber ihr seid wohl die einzigen, bei denen mir neben diesem Gedanken auch noch ein anderer aufkommt: Mensch, mit denen würd ich gern mal n Kaffee trinken gehen. Ihr seid schön bodenständig und authentisch. in jedem Post.
    Das gefällt und ist erfrischend in der Modeszene.
    Ihr habt euch das alles verdient (ach was, eigentich noch viel mehr!)
    Bitte, bitte, bitte verliert eure Bodenhaftung auch weiter nicht und freut euch wie kleine Schulmädchen über ein Privattaxi. Gerne auch gackernd wie Hühner 🙂
    Macht weiter so, euer Blog ist wirklich was Besonderes, liebe Janes <3

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