OUTFIT // Stay young.

08.03.2016 Outfit, Wir, Mode

weekday outfit„Stay young“ sagt man ja immer, jedenfalls im Herzen, nicht auf der Stirn, so ein paar Falten sind schon sehr ok. Diesen Monat werde ich 28 und ihr werdet lachen, für einige ist das schon wahnsinnig alt. Meine kleinen Schwestern zum Beispiel behaupten, ich sähe kleidertechnisch keineswegs mehr aus wie ihre Mitschülerinnen, selbst wenn ich Turnschuhe trüge, dann seien das definitiv die falschen. Und meine Nachbarin, die gerade ihr Abitur bestanden hat, bringt zum Verrecken kein „Du“ über die Lippen, wann immer wir uns den Aufzug teilen. Beim letzten Mal habe ich laut gelacht und irgendwas Tanten-mäßiges von wegen „So reif bin ich jetzt nun auch wieder nicht gefaselt“, während ich zumindest auf ein gespiegeltes Lächeln ihrerseits hoffte, aber nichts dergleichen geschah, sie machte vielmehr ein Gesicht wie das Emoji mit den weit auferissen Augen und schob noch ein „na, jedenfalls wollte ich Ihnen nur sagen, dass wir am Wochenende eine kleine Feier machen und es echt laut werden könnte“ hinterer. Als würde mich sowas stören. Ich war zutiefst getroffen. Und dann gibt es diese Tage, an denen sich der Spieß komplett umdreht, genau wie die Garderoben-Ordnung an meinem Körper; ich wisst ja, dass ihr es Dries van Noten zu verdanken habt, dass ich seit einer Weile Bustiers, Bikini-Oberteile und Mini-Tops drüber statt drunter trage.

Manchmal, wenn ich meinen Sohn bei seiner Tagesmutter abhole, machen wir noch einen kleinen Abstecher auf den Spielplatz. Das heißt also, dass es durchaus vorkommen kann, dass ich im Arbeitsfummel im Sandkasten buddle. Warum ich mir noch kein Logo-Shirt mit der Aufschrift „Teenage Mum“ zugelegt habe, frage ich mich dann zuweilen, immerhin werde ich nicht selten beäugt als sei ich genau das. Oder zumindest leicht pflichtwidrig – wer rote Schuhe mit Bart oder BH über der Bluse trägt, hat natürlich ganz automatisch weniger Interesse am Rutschvergnügen, stattdessen aber viele Flausen im Kopf. Auch mein Lieblings-Späti-Verkäufer fragte mich einst, ob ich die Babysitterin sei. Mir schwant demnach, dass 28 ein seltsames Alter sein muss, nichts Ganzes und nichts Halbes und auf einer Skala von 1 bis erwachsen irgendwo kurz davor. Keine Ahnung also, wie man sich mit Ende Zwanzig „dem Alter entsprechend“ verhält. Sollte mir aber auf Ewig nachgesagt werden, ich sei ein alter Kindskopf, dann werde ich zutiefst zufrieden sein. Stay young steht nämlich auch auf meiner im Dunklen leuchtenden Licht-Box geschrieben, die in einer ziemlichen Rümpelecke meiner halberwachsenen Wohnung thront. Sie steht da nicht ohne Grund. Ich fühlte mich bloß schon zu alt für so ein Tattoo.

weekday outfit

I heard about being young
but I’m not sure how it’s done
thought I heard a mumble
something about „fun“weekday outfitweekday outfitweekday outfitThe sky is a special orange streak
between balloons, two moons, a leak
of light in a blue town like this
the clouds are you, the sky a kiss weekday outfitweekday outfitweekday outfitthat never shows or comes oh what
a waste sits in the parking lot
I just wanna be alive, that’s it
alive.

Frankie Kosmos – Young
weekday outfitJACKE // WEEKDAY CLASSIC JACKET MEN
BLUSE // WEEKDAY MAX SHIRT
TOP // WEEKDAY RIT KNIT
JEANS // WEEKDAY CUT
TASCHE // GVYN
SCHUHE // GUCCI

– in Kooperation mit Weekday – 

25 Kommentare

  1. Laura

    Wunderbarer Text, liebe Nike. Ich hab wirklich Schmunzeln müssen. Als jemand, der Ende des Jahres der großen 30 entgegenblickt, frage ich mich auch zunehmend, bin ich denn eigentlich erwachsen und will ich das überhaupt sein? Umso mehr beruhigt es, dass mein Umfeld immer wieder sichtlich irritiert ist, wenn zur Sprache kommt, dass ich tatsächlich schon „so alt“ bin – dafür sei ich irgendwie noch immer viel zu lebhaft, begeisterungsfähig und (vor allem) modisch experimentiertfreudig. So ein ewiges Kind im Kopf istz meiner Meinung nach die beste Sache, die man haben kann. 😉

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    1. Sabine Brunner

      Liebe Nike, liebe Vorrednerin,
      Himmel, was soll man sagen. Es wird so bleiben, das Gefühl der Alters-/Angemessenheitsdiskrepanz. Ignorieren, rät ein fast 39-jähriges () noch recht jugendliches Geschöpf… Lese deine Texte trotz unseres Altersunterschieds gern und kann mich (noch) recht gut in dich hineinversetzen.
      Grüße
      S

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      1. Hannah

        Haha, das dachte ich mir auch mit 32… noch dazu seit 12 Jahren in einer festen Beziehung, mittlerweile verheiratet, zweites Kind unterwegs, im Angestelltenverhältnis arbeitend und Rentenbeiträge zahlend…
        Und dennoch erwische ich mich mit meinen geliebten DrMartens oder wahlweise mit roten Wildlederstiefelchen im gediegenen Wellnesshotel, wo ich angestarrt werde, als ob ich vom Mars komme (vielleicht lag`s auch an der glitzernden Lurexstrumpfhose…). Ich hab`s auch schon wieder nicht geschafft, mir endlich mal einen Wind-/Wetter-/Winter-und-Spielplatzfesten Mantel zu kaufen (jetzt lohnt sich`s eh nicht mehr…), geschweige denn Handschuhe, ärgere mich darüber, wenn mir beim Kind-in-die-Kita-bringen, der hellblaue Nagellack, den ich am Abend zuvor mit einer für mich unbeschreiblichen Geduld aufgetragen habe, wieder mal abplatzt, weil ich irgendwo hängen bleibe, und noch dazu gebe ich einfach all mein Geld für Urlaube und schöne Dinge aus, anstatt es für irgendwann, irgendwas oder für irgendwen anzulegen… und ja, ehrlich gesagt, träume ich auch immer noch davon alles liegen und stehen zu lassen und ein Leben in einem alten Camper in Andalusien am Meer zu führen mit Blumen im Haar und nichts als Liebe im Herzen… so bin ich nun mal und ehrlich gesagt, war ich nie anders vielleicht nur mit weniger Selbstbewusstsein.
        Das bleibt (hoffentlich) so und hat nichts mit dem Alter zu tun!!!
        Vielleicht sollten wir uns einfach mal verabschieden von Schubladen und uns nicht so viel um uns selbst drehen, sondern zusammenhalten mit all unseren Erfahrungen und Unterschieden.
        Und wenn einen andere irgendwo meinen einordnen zu müssen, kann man sich einfach freuen, nicht mehr 18 sein zu müssen, auch mal ohne Handy und Internet gelebt zu haben, das persönlich beste Konzert von Tocotronic 2004 erlebt zu haben, gleichzeitig schon Kohle zu verdienen und sich damit etwas leisten zu können und dennoch jederzeit abends in einer Kneipe abstürzen zu dürfen…
        In diesem Sinne: Einen schönen internationalen Frauentag!!!

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          1. mia

            ich schließe mich an. das macht mut (:

            (ebenfalls endzwanzigerin, in letzter zeit desöfteren auf feiereien mit aufgerissenen augen konfrontiert, wenn ich mein alter preisgebe und mich ob der unterschiede langsam ein minibisschen greisfühlend. )

  2. Michelle

    Kenn ich nur zu gut! Ich bin 32 und hab zwei Kinder und werde regelmäßig als Babysitterin gehalten. Das nervt ungemein. Ätzend sind auch Sprüche wie: “ Coole Frisur, bin morgen auf einer Bad Taste Party, das ist mal ne Idee…“ Von den Arbeitskollegen. Oder auch der Klassiker: „Na, welches Schulprojejt stellst du vor?“, obwohl ich den Hauptvortrag halte. Kotz!!! Da hilft auch kein „Mit 40 bist du froh so jung auszusehen!“ Mag sein, aber jetzt bin ich noch keine vierzig und muss meinen Sohn zur Schulanmeldung begleiten! Ich hasse diese Oberflächlichkeit. Bei uns liegt das sogar in der Familie. Meine Mutter wurde bei ihrer Hochzeit für das Blumenmädchen gehalten und bekam einen Lolli im Restaurant. Was bring es ihr nun mit knapp 60 für fünfzig gehalten zu werden. Warum reißen sich die Leute nicht mal zusammen mit ihren Wertigkeiten?

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  3. Michelle

    P.S.: Wenn jemand einen guten Text zum Kontern hat, bitte gerne her damit. Ich bin immer nur baff und getroffen und lächle dümmlich 🙁

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    1. maja

      Gehöre auch zur Gruppe der immer viel zu jung geschätzten (Highlight letztes Jahr: bei der Lottoscheinabgabe wurde nach meinem Perso gefragt, den ich vorzeigen musste (mit 35) und wie oft ich schon weit über 18 im Kino meinen Ausweis vorzeigen musste, k.A., obwohl es nicht an der Kleidung liegen kann, eher an der Körpergröße. Einziger Rat meinerseits: lernen mit der oberflächlichen Ignoranz der Menschen zu leben.

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      1. anna-lisa

        Zum Thema Alterskontrolle möchte ich mal sagen, dass ich da überhaupt nicht nachvollziehen kann, wie man sich bei der Frage nach dem Perso irgendwie angegriffen fühlen kann. Ich jobbe im Einzelhandel und muss regelmäßig nach dem Ausweis fragen, wenn ich Alkohol verkaufe. Je älter man wird, desto weniger kann man unterscheiden ob jemand 17 oder 23 ist. Wenn ich einem Jugendlichen unter 18 ne Flasche Schnaps verkaufe und dabei erwischt werde, werde ich nicht nur angezeigt und muss eine Strafe im 4-stelligen Bereich zahlen, sondern verliere auch meinen Job. Ich frage nicht, weil ich jemanden foppen will oder dessen geistige Reife bezweifle, sondern weil ich es muss.
        Also einfach mal locker durch die Hose atmen und es als Kompliment sehen.
        In anderen Situationen, Spielplatz usw., versteh ich aber dass es nervt.

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        1. maja

          Keine Sorge, ich rege mich gar nicht auf, wollte nur verdeutlichen, dass ich die Situationen kenne., deshalb auch lernen damit zu leben, man kann es ja nicht ändern. Dennoch zwischen 18 und 23 besteht vielleicht ein kleinerer Unterschied als zwischen 35 und 18? Ich fand das eher lustig.

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  4. Isabel

    Hach ja, ich erinnere mich: die Endzwanziger bringen solche Gedanken wohl einfach mit sich! Und LEIDER ist es eben in unseren Gefilden etwas Besonderes, wenn man so jung Kinder bekommt. Ich bin zwar älter, sehe aber nicht so aus und werde aber auch immer wieder komisch angeschaut auf dem Spielplatz. Und weißte was? Ich mag das. Ich bin gerne ein bisschen anders als die anderen, noch ein bisschen grüner hinter den Ohren, noch ein bisschen wilder im Kopf, noch ein bisschen unverkrampfter mit meinem Kind (glaube ich zumindest). Alles richtig gemacht würde ich sagen! und spätestes, wenn die schlimme 30 mal da ist und gar nicht so schlimm ist, wenn dein Kind dann schon aus dem Gröbsten raus ist und andere sich Gedanken über das Einfrieren von Eiern machen müssen, wirst du das sicher auch so sehen. :*

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  5. Renate

    Ich verstehe ehrlich gesagt nicht was schlimm ist für sehr viel jünger gehalten zu werden 🙂 es kommen 10000% Zeiten wo man da etwas wehmütig zurückdenken wird. Ich weiß wovon ich rede, denn ich bin sehr viel älter als alle hier. Einfach mal genießen und nicht alles hinterfragen, analysieren und vielleicht auch noch für schlecht befinden 🙂 PS: mein erstes Tattoo hatte ich Mitte 30 und das letzte mit Mitte 40. Es ist doch völlig egal wie alt man ist ! Wichtig ist sich wohlzufühlen

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  6. Josie

    Ich war 27, als ich mein Kind bekommen habe. Und in den Jahren danach gab es eigentlich nur 2 Fraktionen Mütter: Bei den meisten Grüppchen war ich schon die Uralte, weil alle schon mit 23 gefühlt ihr dreittes Kind da sitzen hatten. Oder ich war das Küken bei den Frauen in den 40ern, die spät begonnen haben. Dazwischen gab es erstaunlicherweise sehr wenig.

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  7. JIL EDG

    <3 genau deswegen lese ich euren blog so gerne 🙂 sehr geniale socken-schuh kombi, vielleicht hör ich jetzt auch endlich mal auf immer an meinen socken zu ziehen, nur damit ja keine haut zwischen leggings und socken rausschaut. außerdem hasse ich ballerina-söckchen, dann lieber gleich richtige socken. ist ja wirklich völlig egal und sieht noch dazu an dir richtig supi aus. love, JIL EDG

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  8. Lena

    Jahrelang wurde ich für jünger gehalten, nun sind die ersten weißen Haare da und ich sehe auf einmal aus wie 35, was ich auch bin! Sehr gewöhnungsbedürftig, aber ich habe beschlossen, mich dran zu gewöhnen.

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  9. Lena

    Toller Text! Und ein ganz super Outfit. Bustier über Bluse mag ich so langsam. Ich bin noch ein paar Jährchen jünger und fühle mich auch irgendwie nicht erwachsen. Manchmal schon, manchmal nicht. Kann dich also verstehen. Ich glaube das können viele, die in den Zwanzigern hängen.

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  10. Constanze Zimmermann

    Wunderbarer Text… Ich bin vor kurzem 30 geworden und fühle mich langsam überhaupt bei mir selbst angekommen. Lustigerweise traue ich mich modisch jetzt viel mehr, als mit Anfang 20. Deshalb habe ich gerade auch dieses tolle Bustier bestellt. 🙂 Danke für die Inspiration!

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  11. jule

    Ich freue mich richtig über die Kommentare der Ü30-Jährigen hier. Bin selber Mitte 30 und lese nur Blogs von etwas Jüngeren. Kenne leider auch niemanden in meinem Alter, der einen Modeblog schreibt.

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  12. Sophie

    Wunderbarer Text und wunderbares Outfit. Was ist schon dem Alter entsprechend? Das Outfit entspricht dir und das zählt doch. Siehst super aus 🙂

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  13. flo

    danke für den text, nike! und wie grossartig zu wissen dass ich nicht die einzige leserin bin die deutlich ü30 ist 🙂 so 10 jahre ü … ich dachte immer ihr seid alle so 27-30… stay young!

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  14. Sabine

    Hihi – ebenfalls Ü30, knapp 34… Habe ähnliche Fragezeichen im Kopf ob des Alters und sogar „altersadäquater Gefühle“… Sollte ich jetzt nicht langsam so und so fühlen…? Bereit sein für dies oder jenes? Jüngst habe ich mir die Adidas Superstar zugelegt, die ich schon mit 20 trug und so ganz manchmal kommt ein leiser Gedanke, ob das nicht irgendwie komisch ist…?! 🙂

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  15. Frau Auge

    Ich bin 40 und immer noch gekränkt, wenn die mich in meinen Lieblingsläden siezen.
    Und diese Schuhe wieder… Gut, dass sie in Rot ausverkauft sind.

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  16. Alice

    Toller Text und erst rechtes tolles Outfit! Nike, du landest echt immer wieder eine Punktladung. <3

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