Black Girl Confessions // Manche Kostüme sind keine Kostüme.

12.02.2018 Gesellschaft, box2, Leben

Helau und Alaaf! Ich komme aus dem Norden und habe von Fasching (oder Karneval?) ehrlich gesagt keine Ahnung. Den Rosenmontagsumzug halte ich deshalb für ein fröhliches Kollektivbesäufnis. Nichts dagegen einzuwenden! Sich gemeinsam verkleiden und dabei Schabernack treiben? Klingt doch wunderbar! Mit Süßigkeiten um sich schmeißen von diesen hübschen, politischen Wägelchen herunter, die durch die Stadt fahren? Ich wäre am Start wirklich. In der Schule und im Kindergarten früher, da gab es für mich sogar auch noch Verkleidungen als Hexe oder als Tiger geschminkt, und jedes Mal eine Polonaise durch den Toberaum, hinter mir ein Krokodil und vor mir Pocahontas, die mit der linken Hand auf der Schulter des Vordermannes „Wuwuwuh“ Laute machte. Nun bin ich ja aber ein bisschen älter geworden und denke: Und Was früher nichts weiter als ein herrlicher Spaß war, kommt mir heute mindestens so furchtbar wie der Federschmuck auf dem Coachella Festival. Denn, wenn man mich fragt: Nein, die optische Nachahmung von traditioneller Kleidung eines indigenen Volkes ist kein angebrachtes Kostüm. Und ich erkläre auch gerne, warum.

Aber nochmal kurz zurück zum Ursprung dieser Debatte: Schon wieder surfte ich neulich nämlich wutentbrannt im Internet herum. Das jährliche Blackfacing aus Fulda hatte ich noch nicht einmal richtig verdaut, genau so wenig wie die ganzen wütenden Stimmen da draußen, die sich „ihren Karneval“ nicht nehmen lassen wollen, als ich plötzlich aus allen Wolken fiel, während ich bei otto.de nach einem neuen Kühlschrank suchte. Nur so zum Spaß machte ich parallel dazu einen kleinen Abstecher in der „Karnevalsabteilung“ von Mamas liebstem Versandhaus – ehrlich gesagt längst ahnend, dass wenig Gutes dabei heraus kommen würde. Dass der Vogel allerdings so präzise abgeschossen werden würde, damit hätte aber nicht einmal ich gerechnet. Man ist in diesem Unternehmen offenbar weit, weit davon entfernt, zu verstehen, was politische Korrektheit bedeutet. Was Sensibilität anderen Kulturen gegenüber heißt. Oder Respekt. Selbst bei jedem eingefleischten Faschings-Freund sollten da doch die Alarmglocken läuten, oder nicht?

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Im ansprechend kuratierten Online Sortiment findet die motivierte Karnevalistin alles, was ihr Herz höher schlagen lässt. Bereitgestellt über otto.de, produziert von Deutschlands vermeintlich größten Karnevalshersteller Kostüme.com. Es gibt da zum Beispiel einen „stylischen Scheich“, die „Mexikanierin Yari“, „Eskimo Männer „Ukulo“, diverse Variationen von „asiatischen“ Stereotypen und sogar ganze „chinesische Familien“, aber auch „sexy Geishas“ oder „Reis-Sammler“. Am meisten schaudert es mich allerdings vor dem „afrikanischen Uhreinwohner“. Wie lustig! 

Kostümauswahl via otto.de/karnevalskostüme/folklore

Besagte Materie scheint emotional aufgeladen und sensibel wie kaum eine andere zu sein. Karneval trifft viele Menschen mitten ins Herz: Tradition, Kindheitserinnerung, Spaß an der Freud und überhaupt: Früher, da war es doch vollkommen egal, ob der kleine Max ein „Indianer“ Kostüm trug, oder nicht? Da gab es diese Diskussionen über politische Korrektheit noch nicht und außerdem verstehen wir, die Kritiker*innen, doch allesamt überhaupt keinen Spaß. Wohin soll sie nur führen, die Übersensibilität?! Aber jetzt mal ehrlich: Ein wenig Rücksichtnahme  versaut euch schon nicht das Karnevalsfest, kein Sorge. Es geht nämlich auch ohne Verkleidungen, die andere verletzten. Wer keine Alternativen findet, dem mangelt es womöglich bloß an einem: An Fantasie. 

 

[typedjs]Wir wollen euch euer Karnevalsfest nicht kaputt machen. Wir wollen nur, dass es zu einem respektvolleren Fest wird. Ohne Kostüme, die eigentlich überhaupt keine Kostüme sind.[/typedjs]

Nehmen wir als Beispiel doch eines der beliebtesten Kostüme aller Zeiten, von Kindergartenkindern angefangen bis hin zum erwachsenen Jecken: Ein paar bunten Streifen ins Gesicht, dazu noch der Federschmuck auf den Kopf und schwups – sind alle Sorgen, der Völkermord und die bis heute andauernde Diskriminierung amerikanischer Völker vergessen. Traditionen und Habitus, Jahrhunderte alt und gepflegt, werden unüberlegt verhökert, verspottet und Stereotypen zur Schau gestellt, nur so aus Spaß versteht sich und überhaupt nicht böse gemeint. Weil es so einfach ist, wenn man selbst nicht betroffen ist. 

Ähnlich verhält es sich mit „afrikanischen Uhreinwohnern“ und „Chinesen“: Wie kommt man (zumindest nach eingehender Aufklärung) überhaupt darauf, gegen diese „neue und nervige politische Korrektheit“  in Bezug auf Kostüme, zu wettern? Müsste man nicht eher denken: Ups, stimmt! Darauf achte ich ab sofort gern!? Wieso sollte  man weiterhin auf die Idee kommen, sich temporär mit Attributen anderer Ethnien zu schmücken, sich mithilfe von körperlichen Merkmalen zu  verkleiden, die Menschen aus China, schwarze Menschen oder POC aber niemals ablegen können werden? (Stichwort Blackfacing, Afro-Perücken oder Augenformen). Und unter denen sie, im Gegensatz zu all den Jecken, die sich dieser Merkamale binnen Sekunden wieder entledigen können, rassismusbedingt bis heute leiden, die ihr Leben mitunter bestimmen?

„Ich bin kein Kostüm!“ ist eine Plakatkampagne, die vom Forum gegen Rassismus und Diskriminierung auch in Deutschland aufgegriffen und mit Geldern des Antidiskriminierungsverbands Deutschland sowie dem Verein der Bundestagsfraktion DIE LINKE e.V. durchgeführt wird. Die Plakate werden anlässlich des diesjährigen Straßenkarnevals auf den Infoscreens in den U-Bahnen zu lesen sein. In einigen Teilen der U.S.A klären seit 2016 sogar diverse Universitäten ihre Student*innen über unangemessene Halloween-Verkleidungen auf – Tendenz steigend.

Denn einige Kostüme stärken rassistische und stereotype Bilder. Europäer_innen benutz(t)en diese Bilder, um Ausbeutung und Unterdrückung von bestimmten Menschengruppen zu rechtfertigen. 

 

Wie kommt man nur auf die Idee, dass all das in Ordnung sei? Wie kommt man darauf, dass damit „der gesamte Spaß verboten“ würde, ja der Karneval an sich „in Gefahr“ wäre? Wie kann man ernsthaft meinen, „das sei ja gar nicht so schlimm“? Und, selbst wenn man letzterer (problematischer) Meinung ist: Weshalb kann man dann nicht zumindest aufgrund tausender Alternativen (wie wäre es etwa mit einem prächtigen Fabel-Vogelwesen, wenn man doch so sehr auf Federn steht) einfach nur Rücksicht auf fremde Gefühle und (diskriminierte) Kulturen nehmen? 

Ihr lieben Jecken. Habt das bunteste und wildeste und schönste Karnevalsfest aller Zeiten. Aber bitte, bitte, versucht zu verstehen, dass ein paar wenige Kostüme nicht zum Karneval dazu gehören sollten. Weil der mitschwingende Hohn beim großen Besäufnis oder der Polonäse nicht wegzukriegen ist und weit über kulturelle Aneignung oder einen respektvollen Umgang miteinander hinausgeht. 

In diesem Jahr habe ich mich lange vorbereitet auf die einseitigen Diskussionen unter kritischen Artikeln bezüglich Blackfacing und unangemessener Karnevalskostüme. Ich versuche, mich darüber zu freuen, dass Vorfälle wie diese überhaupt medial aufgegriffen, dass sie präsenter werden, dass ein Diskurs entsteht. Ich habe inzwischen auch gelernt, mich zu wehren. Die Wut und Verletzung, die ich nach meinem Fund auf otto.de unter der Rubrik Folklore verspüre, stellt mich trotzdem vor eine neue Aufgabe: Wie geht man mit diesen Kränkungen um? Schweigen ist jedenfalls keine Lösung. Die Mail an Kostüme.com ist bereits auf dem Weg.

24 Kommentare

  1. Nike Jane

    Liebe Fabienne, tausend Dank für den Denkanstoß!
    Eine Frage, die hier gerade im Büro kursiert: Gibt es für dich beim Indianderkostüm einen Unterschied zwischen Kostümen für Erwachsene (die tatsächlich tendenziell lächerlich ausschauen und damit Stereotype bedienen) und Kindern, die solche Kostüme aus ganz anderen Beweggründen und womöglich sogar „wertschätzend“ tragen?

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    1. Cora

      Genau das habe ich mich auch gefragt. Das Kind im Pocahontas-Kostüm kommt mir persönlich weniger problematisch vor,weil ich selbst mir als Kind über so etwas nie Gedanken gemacht habe bzw eben keine Gedanken machen musste,was aber vermutlich das perfekte Beispiel für „white privilege“ und somit das Problem an sich ist.
      Deine Meinung dazu würde mich wirklich interessieren Fabienne!

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      1. Bärbel

        „Die Mail an Kostüme.com ist bereits auf dem Weg.“ ist ja richtig „Anzeige ist raus.“ – Style, hier..;)

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    2. Fabienne Sand Artikelautorin

      Liebe alle,
      ich sehe zwischen erwachsener und kindlicher Kostümierung definitiv einen Unterschied. Ohne Mama zu sein, verstehe ich kindliches und naives Interesse und auch die Faszination am Verkleiden an sich. Ich möchte aber daran erinnern, dass auch das kindlichste Interesse an dem was heute im Volksmund zu oft „Indianer“ gennant wird, auf einem Stereotyp, auf einem Mythos beruht, den wir als Kinder ja auch via Disney und Westernfilm kennengelernt haben. Ein weiterer Grund dafür, dass es heute so viele schwer haben zu verstehen. Es ist eben schon immer o.k. gewesen. Aber wie ich finde einfach nicht mehr Zeitgemäß. Letztendlich ist auch das Kinderkostüm was ich kaufen kann die versuchte Nachahmung eines Stereotypen Bildes, kommt mit Pfeil und Bogen und einem Schlachtruf daher. Eben genau so, wie die westliche Welt indigene Völker schon immer gesehen hat und verstehen wollte. Wenn ich die „Ureinwohner Afrikas“ Kostüme verurteile, die traditionell anmuten und mit Rasselschmuck und Perlen verziert sind und meinem Kind nie anziehen würde, was rechtfertigt selbiges dann bei einem „Indianer“ Kostüm? Ich würde fast sagen, dass die vorherrschende Glorifizierung der ganzen Historie es irgendwann OK und wichtig gemacht hat, solche Verkleidungen inklusive Tipi und Materpfahl im Kinderfachhandel anzubieten. Da machen Pocahontas, Winnetou und „Hol das Lasso raus (…)“ nur den Anfang aus. Ich kann nur versuchen den Schmerz nachzuempfinden, wenn Menschen immer wieder damit konfrontiert sind, dass andere ihre Traditionen inklusive Kleidung und Habitus nachahmen. Wichtige Relikte aus dem jetzt oder der Vergangenheit die für viele andere nur noch eine Farce darstellen. Das Kinder sich nicht rechtfertigen müssen versteht sich von selbst. Eine Erklärung der Eltern die wirklich wirklich fundiert ist und Sinn macht, würde ich aber gerne hören.

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      1. Fabienne Sand Artikelautorin

        Noch ein kleiner Nachtrag der mir sehr wichtig nachdem ich der tollen Empfehlung von Julia hier in den Kommentaren nachgegangen bin:
        (Ein sehr wichtiger und eindeutiger Abschnitt im Text wie ich finde)
        https://www.situationsansatz.de/files/texte%20ista/fachstelle%20kinderwelten/kiwe%20pdf/KiDs/kids_fasching.pdf
        “ »ICH WILL ABER ALS YAKARI GEHEN!«
        KOSTÜMIERUNG ALS AMERIKANISCHE
        ERSTBEWOHNER_INNEN
        Die sogenannten »Indianer« gibt es nicht und gab es nie.
        Der Begriff wurde im Zuge der Kolonialisierung Nord- und
        Südamerikas der damaligen Bevölkerung aufgezwungen
        und steht somit in Zusammenhang mit der brutalen Vernichtung
        großer Teile dieser Personengruppe.
        Damals wie heute kennzeichnet(e) die so benannten Gruppen
        und Stämme eine Vielzahl unterschiedlicher Bräuche,
        Sprachen, Trachten und alltäglicher Handlungen. Sie mit
        einem Überbegriff zu benennen, ergibt so viel Sinn wie sich
        als »Europäer« zu verkleiden und ein Kostüm mit Dirndl,
        Holzschuhen und Baskenmütze auszudenken – wobei
        hinzukommt, dass beispielsweise Federschmuck und Gesichtsbemalung
        mehr als eine dekorative Bedeutung haben.
        Das macht es noch respektloser, sie als Verkleidung
        zu benutzen.
        Den Kindern wird sowohl falsches Wissen über eine ausgedachte
        Gruppe nahegelegt als auch vermittelt, dass es in
        Ordnung sei, sich über Andere lustig zu machen. Und auch
        in Deutschland wachsen Kinder auf, deren Familienmitglieder
        amerikanische Erstbewohner_innen und von diesen
        Klischees betroffen sind. Wie ist es für sie, mit diesen verschobenen
        Vorstellungen konfrontiert zu werden?
        Ein Navajo-Laguna-Kiaoni-Pueblo Mädchen berichtet:

        »ICH WERDE WÜTEND, WENN KINDER SICH ÜBER MEINE
        KULTUR LUSTIG MACHEN. […] ICH MÖCHTE NICHT, DASS
        DIE KINDER ALS ERWACHSENE DENKEN, DASS INDIANER
        SICH FEDERN INS HAAR STECKEN UND UMS FEUER
        TANZEN. DAS MACHEN WIR NICHT. […] ICH HAB MAL EIN
        KIND GESEHEN MIT FEDERN IM HAAR, DAS SICH MIT DER
        HAND AUF DEN MUND GESCHLAGEN UND KOMISCHE
        GERÄUSCHE GEMACHT HAT. ICH HAB GEWEINT, ALS DAS
        PASSIERT IST. WAS ICH ALSO VON EUCH MÖCHTE, IST […],
        DASS IHR EUCH MIT UNSERER WIRKLICHEN GESCHICHTE
        AUSEINANDERSETZT.«
        (Quelle: http://www.oyate.org, Übersetzung B. Wolter)

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  2. Jane

    Liebe Fabienne,
    danke für diesen (und auch deine anderen!) wichtigen Artikel. Dass dich die Otto-Kostümierungsideen erschüttert haben, kann ich mir gut vorstellen. Nicht vorstellen kann ich mir hingegen, wer für sowas das okay gibt?!
    Gerne möchte ich noch auf einen älteren Artikel von Ringelmiez aufmerksam machen, der sich der Frage, was machen bei Kinderkostümierungswünschen (die ja laut Nikes Kommentar auch schon in der Redaktion aufkam), annimmt: http://ringelmiez.de/2015/02/13/kulturelle-aneignung-und-alltagsrassismus-im-fasching-warum-nicht-nur-kinder-keine-indianerkostueme-tragen-sollten/
    Dies war übrigens der erste Artikel, der mich mit diesem Thema detaillierter vertraut machte.
    Es kann nicht genug darauf hingewiesen werden, viele Menschen sind ja einfach sehr arglos&nehmen tatsächlich gerne derartige Hinweise auf.
    Viele Grüße

    Antworten
  3. Julia

    Ohja, danke für den Beitrag! Selbiges empfinde ich auch, sogar insbesondere bei der Kostümwahl für Kinder! Denn hier werden doch die Grundsteine für die Normvorstellung bzw. das Verständnis von richtig und falsch gelegt. Und nicht nur bezüglich der Differenzlinie „Ethnie“, sondern auch „Geschlecht“ etc.
    Eine gute Publikation für Pädagog_innen und Eltern habe ich hier gefunden: https://www.situationsansatz.de/files/texte%20ista/fachstelle%20kinderwelten/kiwe%20pdf/KiDs/kids_fasching.pdf

    Antworten
  4. Lilli

    Super Artikel, danke fürs Sensibilisieren, liebe Fabienne. Ich hätte da allerdings noch eine Anmerkung: Sind es nicht eigentlich die Kinderfilme, die diese Stereotypien fördern? Asterix&Obelix, Pocahontas etc.? Sollte man diese Filme seinen Kindern in letzter Konsequenz „verbieten“ (sofern das möglich ist)? Ich hadere da sehr. Ich habe Asterix&Obelix als Kind geliebt. Ist es vertretbar, weil sich dort über alles und jeden lustig gemacht wird?

    Antworten
    1. Fabienne Sand Artikelautorin

      Liebe Lilli,
      ich verstehe deine Unsicherheit doch irgendwie auch nicht. Das liegt zum einen Sicherlich daran, dass für mich der Sachverhalt relativ deutlich wäre, sofern sich über Personengruppen, Ethnien, Völker lustig gemacht werden würde, zum anderen bin ich aber auch keine Mutter, kann also die Situation in der du dich befindest mit emotionaler Verbundenheit zum Medium aber selbstverständlich auch zum Kind nicht 1:1 nachfühlen.
      Da es ein tolles, politisch korrektes Angebot an Kindermedien gibt, würde fragwürdige Konsorten grundsätzlich eher ausklammern. Vielleicht kann man, sollte es irgendwann doch dazu kommen, dass das Kind konsumiert, beratend und erklärend zur Seite stehen wie man es auch sonst tun würde, wenn das Kind sich über die Welt wundert oder besonders interessiert ist. Zuletzt habe ich beim Babysitten aus einem Buch über den Elefanten vorgelesen. Da waren haufenweisen Abbildungen drin auf denen gezeigt wurde, wie gerne Menschen auf Elefanten reiten und wie sehr der Elefant es genießt. Auch hier gab es für mich vorsichtig aber bestimmt einiges richtig zu stellen.

      Antworten
      1. Lilli

        Danke für deine Antwort! Du hast Recht, es gibt wohl genug andere schöne Filme – obwohl man wirklich staunen kann, wie viele Filme es gibt, die diese fest verankernden Klischees schön weiter befeuern. In letzter Konsequenz werde ich meinem Kind diesen Film wahrscheinlich nicht verbieten, aber erklären und ihm hoffentlich so viel Empathie mit auf den Weg geben, dass er die Argumente versteht.

        Antworten
  5. Lina

    Liebe Fabi,

    danke für den guten Artikel! Zwei Fragen, die sich mir in dem Zusammenhang noch gestellt haben:

    1. Gibt es für dich einen Unterschied zwischen dem Verkörpern des Stereotyps eines ganzen Volkes (der „Indianer“) und dem Verkörpern einer bestimmten Figur aus Literatur oder Fernsehen (Pocahontas)?

    2. Ist es deiner Meinung nach okay, ein Kostüm zu tragen, das Stereotypen ausdrückt, aber nicht solche traditionell unterdrückter, diskriminierter Gruppen – z.B. das in den USA gern getragene Dirndl als „German beer girl“?

    Antworten
    1. Fabienne Sand Artikelautorin

      Liebe Lina,
      ich danke dir für deine Fragen!

      Zu 1.: Ich würde grundsätzlich davon ausgehen, dass die Verkleidung, die auf Pocahontas gemünzt ist, dem gleichen Stereotypen folgen würde wie die des „allgemeinen Indianers“ (furchtbar klingt das, verzeih). Grundsätzlich bleibt es ja eine westliches Konzept des indigenen Volkes, welches nachgeahmt wird und als Verkleidung dient, es hat also recht wenig mit der tatsächlichen Pocahontas die im 16. Jahrhundert lebte zutun. Ich würde trotz alledem behaupten, dass es in der gemeinten Aussage des Kostüms einen Unterschied gibt, es eventuell mehr Wertschätzung oder Bewunderung ausdrückt. Letztendlich ist Übermittler Nr. 1 (was Pocahontas angeht) für mich noch immer Walt Disney. Vor allem in dieser populären Geschichte gibt es ziemlich viele Ungereimtheiten.

      Zu 2.: Die traditionell deutsche Tracht wird, so wie ich es verstehe, weltweit in keiner Weise mit Primitivität, „Wildheit“ oder minderer Intelligenz in Verbindung gebracht. Ich wüsste abgesehen davon auch nicht genau, in wie weit der traditionelle Wert einer Tracht mit dem traditionell-religiösen Wert einer religiösen Kleidung eines Stammes oder einer Religionsgemeinschaft zu vergleichen wäre, da bin ich bei Dirndl und Co. leider überfragt, würde aber vermuten dass es eher schwer zu vergleichen ist.
      Long Story Short: Ja, es ist meiner Meinung nach OK.

      Liebst, Fabi

      Antworten
      1. Lina

        Liebe Fabi, vielen Dank für deine Antwort! Das ist sehr nachvollziehbar und in die Richtung gingen meine Gedanken dazu auch. Ich finde es großartig, dass hier ein Forum geschaffen wird, wo solche Fragen gefragt werden dürfen und ernst genommen und diskutiert werden!

        Antworten
  6. Tina

    Ich werde mich jetzt hier sehr unbeliebt machen, aber ich finde man kann es mit der Korrektheit auch übertreiben. Schliesslich geht es an der Fasnacht (wie es bei uns in der Schweiz heisst) ja auch mal darum in andere Rollen zu schlüpfen, den Alltag mal hinter sich zu lassen… Klar: Komplett Manieren und Anstand zu Hause zu lassen ist falsch und diese Billigkostüme finde ich schrecklich! Aber ein wunderschönes, oft handgenähtes Kostüm finde ich was wundervolles, auch wenn es schlussendlich einen Eskimo, Mexikaner oder was auch immer darstellt. Muss man immer gleich in allem eine Provokation sehen?

    Antworten
    1. Fabienne Sand Artikelautorin

      Liebe Tina,
      schau dir doch mal das Video von „Jäger und Sammler“ an, was ich verlinkt habe. Es rollt die Materie sehr spielerisch und genau erklärt noch einmal ganz von vorne auf, sodass auch du es vielleicht nachvollziehen kannst. Auch die verlinkten Texte in den Kommentaren werden dir hoffentlich schnell helfen es zu verstehen. Vor allem das Ende deines Kommentars finde ich erschütternd.

      Antworten
    2. Wiebke

      Hallo Tina,

      ganz knapp – ich persönlich finde: Nein. Wenn solche „Kostüme“ Menschen verletzen, dann sollte man davon Abstand nehmen. Schau Dir mal die Kommentare weiter oben an. Es gibt so viele, viele Möglichkeiten, den Alltag hinter sich zu lassen und viele Rollen, in die man schlüpfen kann, ohne damit jemanden zu kränken.

      Antworten
    3. Lilli

      Wenn du jemanden sagst, dass sein Verhalten für dich verletzend ist, dann würdest du dir sicherlich auch wünschen, dass derjenige damit aufhört, oder? Natürlich kann ICH nicht verstehen, was daran verletzend ist, wenn an Fasching ein betrunkener 18-jähriger im „Indianer“ Kostüm rumrennt, den man höchstwahrscheinlich noch nicht mal persönlich kennt. Aber die Betroffenen können das verstehen und nachfühlen und dann sollte man dies einfach respektieren und annehmen. Tut ja nicht weh.

      Antworten
      1. Tina

        Viele wollen sich heute ja auch angegriffen fühlen. Warum muss in allem immer gleich eine Provokation gesehen werden? Aufklährung ist wichtig, Diskussion auch. Aber muss wirklich immer alles gleich auf die goldene Waage gelegt werden? Ich finde nicht!

        Antworten
        1. Wiebke

          1. Was andere verletzt, kannst Du nicht entscheiden.
          2. Deinen ersten Satz finde ich ziemlich vermessen. Hast Du den Artikel und die in den Kommentaren verlinkten Artikel überhaupt gelesen?
          3. Ich würde Dir empfehlen, ein bisschen die Luft anzuhalten und den Leuten zu zu hören, die es verletzt und warum.

          Antworten
  7. Pingback: Cherry Picks #5: Karneval, Feminismus & Instagram-Sucht - amazed

  8. Anna

    Liebe Fabienne,
    ein toller Artikel! Ich habe mich selbst auch schon als Indianer etc. verkleidet und ehrlich gesagt nie darüber nachgedacht. Nach dem Lesen des Artikels wundere ich mich etwas über mich. Erstaunlich wie sehr man in seinen Mustern drin steckt und oft nicht mehr hinterfragt. Vor allem da es so eine breite Masse an Alternativen gibt!
    Ich denke wenn man nie mit Rassismus am eigenen Leib bzw. Veralberungen der eigenen Kultur konfrontiert wurde, fällt es schwer sich dafür zu sensibilisieren.
    Ich danke dir zumindest. Dafür, dass ich etwas über meinen Tellerrand hinausgeblickt habe. Ohne das ich dafür Spaß opfern muss.

    Antworten

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