Als ich dieses Bild ein paar Tage nach meiner Abtreibung gemalt habe (‚Ber‘ steht für Berenike, so heiße ich nämlich eigentlich) war ich zutiefst dankbar und unvorstellbar erleichtert. Und trotzdem habe ich geschrien und geweint, nach Luft gerungen, stundenlang, weil ich es nicht besser wusste. Weil ich nach Reue gesucht habe, erfolglos, obwohl doch alle sagten: Oh, das muss schlimm sein. Das Internet war damals noch nicht annähernd so voll mit Unterstützung, obwohl 2017 wirklich nicht lang her ist. Es war ein Sammelbecken für Hass. Ist es bis heute. Kindsmörderin. Das und mehr haben sie mir hundertfach geschrieben, infrage gestellt, ob ich überhaupt eine Mutter sein könne für das Kind, was ich längst zur Welt gebracht hatte. Es gab Drohungen, montagelang, nachdem ich mich dazu entschied, fortan offen über meinen Schwangerschaftsabbruch zu sprechen, aus so vielen guten Gründen. Auch nach meiner Petition #wasfürnspahn. Der Schmerz, der durch die Stigmatisierung von Abtreibungen verursacht wird, ist für Betroffene groß, manchmal auch unerträglich. Er kann tödlich sein. Wie Verbote. Es tut gerade besonders weh, dass wir inzwischen nicht mehr nur für mehr reproduktive Rechte, Frauen*gesundheit und sexuelle Selbstbestimmung kämpfen müssen, für die Abschaffung von Nazi-Paragraphen und gegen die Verletzung von Menschenrechten. Wir müssen dabei zusehen, wie jenen, die ungewollt schwanger werden können, ihr lang erkämpftes Recht auf Unversehrtheit sogar noch weiter genommen wird. Wir beobachten, wie konservative, übermächtige, misogyne Regierungen und religiöse Fundamentalis*innen in Polen und in den USA innerhalb einer einzigen tiefschwarzen Woche alles zerschlagen, woran wir glauben. Was dort passiert, betrifft uns alle. Lest Margaret Atwood. Spendet. Zum Beispiel an Ciocia Basia oder @abortionsupportnetwork. Informiert euch. Haltet durch gegen Rechts. Bleibt wütend und laut. Es muss endlich aufhören, aber es geht nur zusammen. Danke also an alle, die schon lange oder erst jetzt kleine und große Mühen aufbringen. Fuck you, Amy Coney Barrett. Poland, we hear you, we see you, and we’ll fight with you. #abortionwithoutborders #abortionishealthcare #prochoice

27.10.2020

Als ich dieses Bild ein paar Tage nach meiner Abtreibung gemalt habe ('Ber' steht für Berenike, so heiße ich nämlich eigentlich) war ich zutiefst dankbar und unvorstellbar erleichtert. Und trotzdem habe ich geschrien und geweint, nach Luft gerungen, stundenlang, weil ich es nicht besser wusste. Weil ich nach Reue gesucht habe, erfolglos, obwohl doch alle sagten: Oh, das muss schlimm sein. Das Internet war damals noch nicht annähernd so voll mit Unterstützung, obwohl 2017 wirklich nicht lang her ist. Es war ein Sammelbecken für Hass. Ist es bis heute. Kindsmörderin. Das und mehr haben sie mir hundertfach geschrieben, infrage gestellt, ob ich überhaupt eine Mutter sein könne für das Kind, was ich längst zur Welt gebracht hatte. Es gab Drohungen, montagelang, nachdem ich mich dazu entschied, fortan offen über meinen Schwangerschaftsabbruch zu sprechen, aus so vielen guten Gründen. Auch nach meiner Petition #wasfürnspahn. Der Schmerz, der durch die Stigmatisierung von Abtreibungen verursacht wird, ist für Betroffene groß, manchmal auch unerträglich. Er kann tödlich sein. Wie Verbote. Es tut gerade besonders weh, dass wir inzwischen nicht mehr nur für mehr reproduktive Rechte, Frauen*gesundheit und sexuelle Selbstbestimmung kämpfen müssen, für die Abschaffung von Nazi-Paragraphen und gegen die Verletzung von Menschenrechten. Wir müssen dabei zusehen, wie jenen, die ungewollt schwanger werden können, ihr lang erkämpftes Recht auf Unversehrtheit sogar noch weiter genommen wird. Wir beobachten, wie konservative, übermächtige, misogyne Regierungen und religiöse Fundamentalis*innen in Polen und in den USA innerhalb einer einzigen tiefschwarzen Woche alles zerschlagen, woran wir glauben. Was dort passiert, betrifft uns alle. Lest Margaret Atwood. Spendet. Zum Beispiel an Ciocia Basia oder @abortionsupportnetwork. Informiert euch. Haltet durch gegen Rechts. Bleibt wütend und laut. Es muss endlich aufhören, aber es geht nur zusammen. Danke also an alle, die schon lange oder erst jetzt kleine und große Mühen aufbringen. 

Fuck you, Amy Coney Barrett. Poland, we hear you, we see you, and we'll fight with you. #abortionwithoutborders #abortionishealthcare #prochoice
@nikejane

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