Happy Birthday, Vivienne Westwood!

11.04.2011 Allgemein, Mode, Menschen

Sie ist die „Mutter des Punk“, die „Queen of British Fashion“, die authentische Querdenkerin der Modewelt. Lange wurde die Designerin für ihre eigenwilligen Kreationen belächelt. Am Freitag feierte sie ihren 70. Geburtstag – und setzt noch immer Trends.

Dass Vivienne Westwood ihr Modestudium nach nur einem Semester schmiss, um kurz darauf Grundschullehrerin zu werden, mag man kaum glauben. Wir kennen sie als schillernde Lady mit feuerrotem Haar, als Gegnerin der stillen Zurückhaltung und Wegweiser des prallen Stils. Heute gilt sie als eine der bedeutesten Design-Ikonen der Welt.

Ecken und Kanten, auffällige Entwürfe, Punk und Sex – Vivienne Westwood ist eine rebellische Ausnahme zwischen all dem glatt gestrichenen Einheitsbrei der teuren Designer. Sie ist schrill und schräg – genau wie ihre Mode. Angefangen hat alles, als sie Malcom McLaren kennen und lieben lernte, als nach der ersten Scheidung und aus der Not die Schneiderversuche geboren waren und ihre wilde Phase begann. Raus aus dem lagweiligen Leben, weg von ihrem Ex, hin zum Sog der Subkulturen. Gemeinsam mit ihrem neuen Partner McLaren, dem späteren Sex Pistols-Manager, eröffnete sie 1971 „Let it rock at Paradise Garage“ – ihre erste Boutique, in der Klamotten für Teddyboys verkauft wurden. Schnell verletzen die jungen Burschen mit ihren sexistischen und rassistischen Tendenzen den Gerechtigkeitssinn der jungen Vivienne, der Laden wurde geschlossen.

Ein Ende war allerdings noch lange nicht in Sicht: Bald darauf wurde die Boutique unter neuem Namen wiedergeboren und in Erinnerung an James Dean „Too Fast To Live, Too Young To Die“ getauft. Auch dabei blieb es nicht, im Frühjahr ’74 hieß die Boutique schließlich  „Sex“  – Das Angebot: Erotikwäsche, S&M-Artikel und Motto-Shirts – Westwood initiierte den Punk-Look, der sie berühmt machte.

Sicherheitsnadeln, Rasierklingen, Fahrradketten und Hühnerknochen. Sado Maso-Kostüme für die Sex Pistols und schwupps, der Plan ging auf: Nicht nur Gaultier und Versace ließen sich vom selbsterlernten Können der Modeschöpferin Westwood inspirieren- die „Queen of Punk“ war geboren.

Ihre erste professionelle Kollektion „Pirates“ präsentierte die Autodidaktin 1981. Die berühmte Piraten-Kollektion stand für die erstmalige Emanzipierung vom Punk, für den fließenden Übergang hin zum „Mainstream“. Alltagstauglich bedeutet bei Madame Westwood aber nicht, sich zu verlieren. 1983 trennt sie sich von McLaren, hält sich aber an ihren Prinzipien fest. ’92 gibt sie sich der Prêt-à-porter hin, 94 folgt erstmals Haute Couture. Es ist die eigenwillige Art, der gekonnt eklektische Stil, der Dekaden miteinander vereint wie kein zweiter, der uns Vivienne so lieben lässt, der sie einmalig und unverkennbar macht. Und, der sie sie selbst bleiben lässt über all die Jahre – trotz des großen Ruhms.

Pirates

Typische Westwood-Silhouette

Elemente aus dem 18. und 19. Jahrhundert werden im Stil der Zukunft neu interpretiert, Kombinationen wie Reifrock, metallversetzte Spitzenbustiers und Plateauschuhe werden von großen Designer adaptiert und mausern sich zu Westwoods Handschrift. Sie ist verantwortlich für die Renaissance des Korsetts, drappiert wie verrückt, frönt dem Rokoko-Stil und bleibt Materialien im britischen Stil wie Tweed und Schottenstoffe treu. Ja, sie ist nicht abzubringen von ihrem Schönheitsideal, von ihrer forschen Art auf Trends zu reagieren oder besser: Sie selbst zu setzen. Es dauerte eine Weile, bis man sie unter Kollegen vollends zu akzeptieren lernte. Heute aber bewundert man sie.

Für ihre Mode, aber vor allem für ihren Charakter. Für einen freien Geist, der eigene Entscheidungen trifft. Für ihre Entwürfe, die ausschauen, als seien sie geradewegs aus dem kreativen Gedankenwirrwarr auf den Laufsteg gebeamt worden, als seien sie Westwood selbst. Unverfälscht und echt, ohne Rücksicht auf Regeln und Mode-Etikette. Etikette war schließlich noch nie ihr Fachgebiet. Wichtig ist schließlich, dass man selbst entscheidet. Zum Beispiel, wer die eigene Mode tragen darf.

Ein Hochzeitskleid für Kate Middleton kreieren? Pfff. „Ich hätte wirklich gern ihr Kleid entworfen, aber wir müssen abwarten, bis sie in puncto Styling ein bisschen aufholt“. Ehrlichkeit währt eben am längsten.

spring 2011

spring 2011

Bilder via, via und via.

Happy Birthday, Vivienne Westwood!

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