Kurzer Gedankengang: Warum ich die Mode-Blogosphäre manchmal verabscheue, mich inklusive.

24.09.2012 Allgemein, Wir, Leben

Wie einge von euch eventuell bemerkt haben könnten, bin ich in letzter Zeit ein klein wenig auf Krawall gebürstet. Seit diesem Augenblick, in dem ich merken musste, wie verblendet ich selbst plötzlich war. Von romantischen Gefühlen für Materielles. 

Natürlich fällt mir das ein bisschen schwer und auf Lieblings-Stücke werde ich trotzdem nicht verzichten. Es geht mir bloß um diese unersättliche Masse an Neuzugängen im Kleiderschrank, an das nicht eintreten wollende Sättigungsgefühl. Und eine erschreckende Verschiebung von Prioritäten. All diese Gedanken führen manchmal sogar so weit, dass mir ein paar (oder recht viele) Personen der Blogosphäre beinahe leid zu tun und zwar aufrichtig. Weil man beobachten kann, wie sich das Kaufverhalten im eigenen Minikosmos langsam wandelt, oder schlimmer: Wie sehr manch einer sich durch Statussymbole definiert und die eigene Persönlichkeit beinahe gänzlich hinter gigantischen Taschen oder teuren Mänteln verschwinden lässt.

Es ist nicht so, als könnte ich das alles nicht verstehen, schließlich habe ich selbst wirklich nur ganz knapp die Kurve gekriegt. Was ich mir wünsche, ist ein gesunder Umgang mit Mode und ihren Möglichkeiten, den eigenen Mitteln entsprechend. Jeder von uns darf selbst entscheiden, wofür all das Geld ausgegeben wird, natürlich. Selbst wenn man lieber zum It-Bag greift als in den Urlaub zu fahren oder der volle Kühlschrank dem neusten Kenzo-Pulli weichen muss – solange wir dabei glücklich sind, ist alles paletti. Ich wage allerdings zu behaupten, dass die Realität ganz schön häufig anders aussieht. Oft bleibt schon eine Woche nach so einem Kauf nichts weiter übrig als der Drang nach dem nächsten hippen Schnapper, der Druck, mithalten zu können. Ein Teufelskreis also. Ein ziemlich unnötiger noch dazu – denn am Ende kapitulieren wir doch wieder vor der Erkenntnis, dass die schönsten Köpfe Charakterköpfe sind. Und die würden uns auch in Lumpen die Sprache verschlagen.

25 Kommentare

  1. Mae

    Vielleicht klingt das alles erst einmal ein bisschen zu dramatisch, aber letztendlich sind es wahre Worte. Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du da beschreibst, ich habe es vor einiger Zeit selbst so empfunden. Manchmal ertappe ich mich immernoch dabei, ständig Ausschau nach was Neuem zu halten – nur wozu?? Diese Selbstverständlichkeit und auch die Leichtigkeit, mir der Mode getragen werden möchte und somit auch präsentiert wird hat damit nichts mehr zu tun. Und genau: letztendlich soll es Spaß machen.
    … mir gehen die meisten Mode-Blogs auch tierisch auf den Zeiger, war auch nicht immer so. Es ist nur noch ein Abgucken und Wetteifern, gepaart mit einer riesen Portion Selbstdarstellung.
    Ihr seid da anders – und das macht euch so besonders und liebenswert! ♥

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  2. Devi

    Es gibt so viel Nützliches zu tun in der Welt, warum die Zeit mit Mode verschwenden? Und Charakter & Geschmack kann man eben nicht kaufen.

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  3. Shanta Vela via Facebook

    Es gibt so viel Nützliches zu tun in der Welt, warum die Zeit mit Mode verschwenden? Und Charakter & Geschmack kann man eben nicht kaufen.

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  4. Nike Jane Artikelautorin

    Devi, das ist mir ein bisschen zu radikal. Mode ist durchaus wichtig. Das vergessen bloß sehr viele. Jeder, der sich überhaupt nichts aus Mode macht, drückt dadurch doch auch schon wieder eine bestimmte Haltung aus und zwar unweigerlich. Aber auch über den persönlichen Umgang mit Mode hinaus, oder besonders da, empfinde ich Mode als sehr wichtig; ihre Entwicklung geht mit der Entwicklung der Gesellschaft einher. Das wird uns jedoch meist erst im Rückblick bewusst. Ich denke da an die 20er Jahre, an die Hose für die Frau! Oder an Orte, an denen es nicht üblich ist, dass man sich nach Belieben kleiden darf – ich schätze, jedes bisschen Freiheit in der Kleiderwahl bedeutet dort ziemlich viel – und zwar nicht, weils gut aussieht.

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  5. nadine

    nach dem ganzen jammertal (muss ja auch mal sein) und dem erkenntnisgewinn (der sollte dann unbedingt sein) bin ich jetzt einfach nur noch neugierig, was du draus machst. kleiderschrankinventur? festigung des eigenen stils (der dann ja durchaus auch investitionen rechtfertigt)? fokus auf kleinere labels? mentales training gegen spontankäufe? treuhänderische kontoverwaltung?
    zufriedenheit und das „hauptsache glücklich“-gefühl kann man sich ja erfahrungsgemäß nicht einfach vornehmen. bin gespannt und drücke die daumen…

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  6. Nike Jane Artikelautorin

    Ihr Lieben, haben schon eine böse Email geschrieben und hoffen, dass die Wrbung ganz fix verschwindet! Das ist nämlich gar nicht erlaubt bei uns, in dieser Form!
    Und zu Nadine: Oh ja, ich bin auch gespannt. Derzeit krame ich in meinen alten Kleiderkisten. Und ich habe mir zum Beispiel eine Liste angefertigt, mit Dingen, die ich gerne haben würde / „brauche“, für den Winter. Ich erlaube mir, sie langsam abzuarbeiten. Aber eben nicht alles auf einmal. Und nicht mit hundert Zwischenkäufen.
    Wie gesagt, es geht nicht darum, nichts mehr zu kaufen, sondern sich selbst glücklich zu machen, wenn man etwas ersteht – und nicht die anderen.

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  7. Theresa

    Liebe Nike,

    eine Freundi hat erst letztens einen Artikel auf meinem Blog dazu verfasst:https://meschuhgge.wordpress.com/2012/09/17/nachdenke-erlaubt-am-falschen-ende-gespart-1-thinking-allowed-saving-at-the-wrong-end/

    Ich glaube nämlich auch daran, dass man sehr schwer glücklich ist, wenn all das Sein und Denken immer nur um Konsum kreist. Natürlich geh ich auch das ein oder andere Mal gerne einkaufen, aber ist es nicht immer wieder schön zu realisieren, was man eigentlich schon tolles hat und was man gar nicht braucht? Ich jedenfalls möchte total ungern all meine anderen Hobbys einschränken oder an anderen Ecken extrem sparen müssen um mir die neue Proenza Schopuler Tasche kaufen zu können…

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  8. Lea

    Yes. Das denke ich auch sehr oft. Manchmal über mich. Oft über andere.

    Ich habe letztens Mal ein Gedankenexperiment (haha!) gemacht. Einfach weil ich im Moment auch in so einer „Brauch ich den ganzen Mist wirklich?“-Phase bin (nicht nur was Mode angeht). Ich habe versucht mir vorzustellen ob ich mich ohne meine Klamotten weniger wie ich selber fühlen würde, wenn plötzlich alles was ich besitze weg wär. Und die Antwort ist: Ja. Erstmal. Aber das ist ja noch lange nicht alles was mich ausmacht. Es gibt auch andere Wege sich auszudrücken. Aber Mode ist mir wichtig und ich möchte das nicht missen. Nur den Stellenwert den Sie manchmal in meinem Leben einnimmt (Und Mode gehört nur bedingt zu meinem Beruf. Eher Trends.) möchte ich Überdenken.

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  9. Katharina

    Da ist wohl an allem was Wahres dran. Mir gehts immer dann so, wenn die ganzen neuen Kollektionen und/ oder sale ist….da find ich 1000 tolle Sachen…hab mich nur schon so oft dabei erwischt, dass ich alles einmal getragen hab und dann gabs was Neues und dann wurde wieder nur das getragen, aber beim Ausmisten will ich‘ s dann auch nicht verbannen….glaube aber bei mir liegts daran, dass ich so richtig „mein Ding“ noch nicht gefunden hab…deshalb glaube ich immer ganz Vieles brauchen zu müssen! Wird Zeit zum Überdenken!

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  10. frida

    liebe nike,
    wieder einmal kann ich deine gedanken komplett als die meine ansehen. vor 2 jahren noch hortete ich alles an klamotten, die ich besaß und konnte mir niemals vorstellen irgendetwas davon wegzugeben. mit dem credo: kind, es kommt doch alles wieder!
    nach drei zwangsflohmärkten mit freundinnen und öfter auftauchender akuter geldnot ertappe ich mich nun dabei, dass ich das vierte mal was bei ebay reingestellt habe. das schlimme daran: die sachen werden dabei immer jünger. letzten winter noch heiß angeschmachtet und schnell im affekt gekauft, verpacke ich es heute und schicke es nach wanne eickel für ein viertel des preises. mein google reader ist dabei nicht ganz unschuldig. und ich bin froh, nach dem letzten offline urlaub gemerkt zu haben, dass ich nur so extrem konsumscharf bin, wenn ich den ganzen tag im internet abtauche und alles haben muss, was andere haben. das paradoxe wiederum: manche blogs gehen mir genau aus diesem grund so auf den senkel, weil es ihnen tatsächlich nur um das haben-haben geht. hallo authentizität? und dann schaue ich auf die straße und sehe mädels, die diese attitüde besitzen, sie hätte noch nie was von blogs gehört, dabei natürlich trotzdem irgendwie den heißen shice tragen und ich mir denke: ja genau! ich will so sein wie sie. ich will keine modeblogopfer sein, dass allem hinterher rennt. und ich will ich sein. dafür brauche ich doch wirklich nicht den grünen kenzo pulli. oder doch?

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  11. Annemarie

    Also ich weiß nicht, für mich ist Mode ein Hobby – klar kostet das Geld und natürlich „fällt“ man – wenn man sich damit beschäftigt, öfter mal über neue Sachen, die man gerne hätte, als jemand, der sich eher peripher dafür interessiert. Ich gebe definitiv auch zuviel Geld dafür aus, auch wenn ich bei den teuren Designer-„Musthaves“ bisher immer ganz gut widerstehen konnte (die Kenzo-Sweatshirts reizen mich null) – mag am Alter liegen. Aber auch „Kleinvieh“ macht bekanntlich Mist. Mich jedoch mit Mode auszudrücken und kreativ auszutoben, macht mir Spaß. Und desto größer der Fundus desto besser. Wenn nur nicht das leidige Platzproblem wäre…und ja, man verliert manchmal die Übersicht über das, was man eigentlich schon alles so hat…

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  12. maja

    Zu diesem Text fällt mir spontan ein: „Qualität statt Quantität“!
    SEIN vom HABEN abkoppeln und dann kommt die entspannte Sicht auf Mode von ganz allein. Wahrscheinlich sind hierfür aber ein gutes Selbstbewusstsein sowie ein eigener Stil (oder wenigstens eine Idee davon) unabdingbar. Ich beobachte unterschiedliche Blogs und fühlte mich noch nie „unter Druck“ gesetzt, was zählt ist zu wissen was man mag, was man will und was man braucht. Es schadet nie Dinge aus einer anderen (fremden) Perspektive zu betrachten, aber man sollte sich dabei nicht selbst verlieren.
    Oft habe ich das Gefühl, dass Mode mit Konsum oder Trends verwechselt wird, für mich ist Mode aber in erster Linie Ausdruck meiner Persönlichkeit und diese ist mir soviel wert, dass ich sie nicht „zumüllen “ möchte!

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  13. maike

    guter text! nicht so selbstmitleidig wie bislang oder mädchenmädchen-lastig. dieses (selbst-)kritische steht dir gut.

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  14. Laura

    So viel Wahres in diesem Text! Am schlimmsten finde ich, ist der Moment in dem man gehüllt in ein schweineteures Desginerteil, das man die vorangegangenen Wochen so sehr begehrt hat, auf die Straße tritt und anhand der irritierten Blicke der eigenen Umwelt feststellt, dass man viel zu lange in einem eigens geschaffenen Elfenbeinturm gehockt hat. Draußen interessiert es schließlich keinen, ob man das neueste Trendteil von XY trägt, wenn man sich im Gegenzug nicht mal mehr einen Drink mit Freunden leisten kann. Und viel zu oft bemerke ich außerdem bei mir selbst, dass eine Kaufrauschphase meist dann einsetzt, wenn mich seelsich etwas bedrückt. Die resultierende Ausbeute vergammelt meist recht schnell im Schrank und hängt allmorgendlich wie ein Mahnmal vor mir.

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  15. Nico

    Ich gebe zu, dass ich mal so war: Habe was gesehen, was mir gefallen hat und ich habe es gekauft. Einige Tage habe mich daran erfreut und zack, ist es in der Tiefe meines Kleiderschranks gelandet und wurde durch ein anderes Teil ersetzt. Geld habe ich nur verdient, um meine Sucht, ich nenne es bewusst Sucht, da so ein Verhalten nicht normal ist (!), zu finanzieren. Ekelhaft! Ich schäme mich nicht dafür, da ich sud dem Fehler gelernt habe. Klar, ich konsumiere weiterhin, aber nicht mehr so wie früher. Gott, das sage ich gerade mal mit 21 Jahren.
    Mittlerweile weiß ich, dass man nicht jeden Trend mitmachen muss und sollte!
    Mode sollte die eigene Persönlichkeit schon etwas widerspiegeln – und nicht das nachgekaufte Outfit von z.B. einer Bloggerin sein.

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  16. Joelle

    Lustig, vor 2 Wochen hatte ich eine Grippe und ich lag tagelang im Bett und konnte kaum etwas machen.
    Während dieser Zeit ging mir genau das selbe durch den Kopf.
    Es tat so gut einige Tage keinen Blog anschauen zu müssen, sich einfach nur auf die nächste Mahlzeit freuen zu können und nicht auf den nächsten Einkauf.
    Ich glaube es ist sehr schwierig dieses fast „kaufsüchtige“ Verhalten wieder loszuwerden.
    Ich denke der einzige Weg der helfen könnte ist, raus in die Natur zu gehen, geniessen und abschalten.
    Entzug vom Internet, Einkaufen und all diesen Sachen die es nur noch verstärken. Nur noch Natur.

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