J.W. Anderson & Dries van Noten S/S 16
– All about the titties

01.10.2015 Mode, Trend

dries van noten jw anderson ss16Dries van Noten gehört zu meinen ganz großen Lieben der Modewelt, es kann also durchaus sein, dass ich an dieser Stelle jegliche Objektivitiät an den Nagel hänge, wenn auch unabsichtlich. Der „Antwerp Six„-Sprössling ist ein Meister der delikaten Stoffe; für das Frühjahr 2016 verheiratete er auf dem Pariser Laufsteg Brokat mit Tüll, Jacquard, Satin und Seide, dazwischen Denim, Transparenzen, etliche Codes der 30er und 40er Jahre, bloß befreit von aller Melancholie. Im Fokus der oft körperfernen, aber immer femininen Looks: Möpse. Herr Noten dreht den Lingerie-Spieß keineswegs als erster aller Designer um, aber diesmal verstehe ich zumindest ansatzweise den Sinn dahinter und verspüre beinahe selbst eine minikleine Lust danach, eingemottete Bustiers vom Staub zu befreien. Warum? Weil Brüste zur Frau gehören wie das Knie zum Bein, es ist also an der Zeit, die zwei prächtigen Stücke, die wir da mit uns herum tragen, endlich zu entsexualisieren und sie als das zu nehmen, was sie sind: Schön, weiblich, vorzeigbar, zumindest mit ein bisschen Stoff darüber.  Ich meine damit nicht, dass der Busen im allgemeinen an Sexyness einbüßen sollte, bloß wäre mehr Gleichberechtigung wünschenswert, ebenso wie weniger Stilaugen seitens des anderen Geschlechts – Dann ist das Bandeau des Dekolletees vielleicht irgendwann das Pendant zur Socke am Fuß. Über baunchnabeltiefe Ausschnitte regt sich schließlich auch nur noch der Kleingeist auf.

Unmut kam bei mir hingegen angesichts der von J.W. Anderson präsentierten Nippel-Schmeichler auf, mit Ausnahme der Volant-Schnitte. Winzigkleine Brüste sind ein Traum, aber ein bisschen mehr Größenvielfalt auf dem Runway hätte der gesunden Einstellung vieler Betrachterinnen zum eigenen Körper womöglich gut getan. Und überhaupt: Die Bras schauen nicht nach Freude, sondern nach kleinen Gefängnissen aus, da hilft auch die klügste Inspirationsquelle nicht: “A woman’s odyssey” nennt Anderson seine Kollektion laut VOGUE.  Dahinter steckt “the idea that if you took a date in time and sliced it through and looked at what everyone was doing at that time—would it mean anything? And would it matter if it didn’t?” Gegenfrage: Wann wird aus gut gemeint endlich gut gemacht?

Dries van Noten:

J.W. Anderson:

Alle Bilder: VOGUE Runway.

2 Kommentare

  1. Thank That

    Wir sind zum einen ebenfalls große Dries van Noten Fans. Und zum anderen unterschreiben wir hier glatt Deine bekennenden Worte zum Thema „Brustvielfalt“ 😉 Wir würden uns ebenfalls, nur all zu oft, auf den Laufstegen mehr Spielraum für unterschiedliche Größen wünschen!

    Antworten
  2. Pingback: J.W. Anderson & Dries van Noten S/S 16 – All about the titties | LilaFine.com

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