BRAIN-BLAH // #Afterbabybody – Vom Körper-Krieg & Verantwortung

15.06.2015 Baby Jane, Gesellschaft, box2

afterbabybodyMein persönlicher Hashtag des Grauens: #AFTERBABYBODY. Bis wann hat man überhaupt so einen Nach-Dem-Baby-Körper? Zwei Monate lang, sechs, so lange man stillt, erst dann, wenn man abgestillt hat oder sogar für immer? Weiß der Teufel, wer diesen absurden Begriff überhaupt erst etabliert hat. Und was kam zu erst, das Ei oder das Huhn, Instagram oder all diese Mutti-Definitionen, die im Grunde nur eins können: Uns fertig machen. Da wird verglichen, geschimpft und reduziert: Auf Bäuche und Brüste.

Vergangene Woche veröffentlichte ich das obige Bild. Eigentlich ging es um das Bikinioberteil, in Wahrheit aber offensichtlich um meine Figur. Erst ein Kommentar, dann 40, sieben davon habe ich gelöscht. Man munkelte darüber, wie ich acht Monate nach Lios Geburt schon wieder so ein steiler, schlanker Zahn sein könne. „Kann doch gar nicht sein.“  -„Stillen, ist doch klar!“ – „Also in meinem Rückbildingskurs sieht niemand so aus“. Bis hierher alles harmlos, abgesehen davon, dass ich mich fragte, was man mir da eigentlich durch die Blume sagen wolle, nach Tipps hat jedenfalls nur eine findige Leserin gefragt. #plasticsurgery hätte ich am liebsten gepöbelt, damit wäre das Thema vielleicht vom Tisch gewesen. Weil Lügen aber kurze Beine haben, beschloss ich, zu schweigen. Und zu zensieren. Auf die Blacklist haben es Kommentare wie „#morgenskaffeemittagskotzen“ oder „#dünnumjedenpreis – vielleicht besser mal mit dem Kind spielen, statt Diät zu machen“ geschafft. Nichts im Vergleich zu einer Email, die ich in der Nacht darauf erhielt: (…) ich finde dein Verhalten unverantwortlich. Du suggerierst Müttern und Schwangeren, dass es völlig normal ist, sofort wieder seine alte Figur zu haben, aber das ist nicht die Realität. Deine Zurschaustellung kranker Schönheistideale ist nicht nur für dich gefährlich, sondern auch für deine Leser. “ Das ist natürlich erst einmal eine ziemlich kernige Aussage, die übrigens weder höflich, noch fair ist. Zu Herzen genommen habe ich sie mir trotzdem, wer weiß, wer da draußen noch im stillen Kämmerlein vor Wut überschäumt. Eines darf dennoch nicht unerwähnt bleiben: Das Label „afterbabybody“ habe ich weder meinem Foto noch meinem Körper selbst verpasst, was darin begründet liegt, dass ich mich keineswegs als Post-Gebärende, sondern als Frau definiere.

Und, jeder weiß es, wir Frauen sind nunmal seit jeher ganz unterschiedlich ausgestattet, im positivsten aller Sinne, Weiblichkeit strotz ergo nur so vor Diversität und Facettenreichtum. Wer der „Norm“ nicht entspricht, muss allerdings damit rechnen, Schelte zu kassieren. Das gilt für Dicke wie für Dünne, für jene, die trotz Kind wieder in ihre alte Jeans passen ebenso wie für Kilo-Kämpferinnen. Warum das so ist? Weil Frauen gelernt haben, unzufrieden zu sein – da tut es gut, sich stets ein noch Schwächeres Mitglied in der Kette zu suchen, zum Besserfühlen, oder auch eines, das trotz weniger optischer Makel aber ganz bestimmt an anderer Stelle leckt. Nichts da Girlpower. Eher Girl-Shaming. Mich macht das wütend, sogar sehr. Und traurig, weil wir noch immer nicht gelernt haben, uns zu lieben, egal wie wir sind. Weil wir noch immer viel zu häufig der Meinung sind, anderswo wachse stets grüneres Gras als auf dem eigenen Acker. Aber ich sage euch jetzt mal was: Meistens ist das gar nicht so, Unkraut gibt’s überall. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass dem doch nicht so ist: Drauf geschissen. Es gibt größere Gründe für Glück als Orangen-lose Oberflächen. Das Kind, was da aus euch raus gekommen ist zum Beispiel. Babyküsse. Patschehände. Und an euch selbst: Glänzendes Haar. Gesunde Füße. Wache Augen. Um nur ein paar Volltreffer zu nennen, für die man weder Diäten noch Sport braucht.

Aber zurück zu meinem flachen Bauch, der dieser Tage für erhitzte Gemüter sorgte. Entwarnung. Ich ernähre mich ausreichend (wenn auch nicht immer gesund) und ansonsten ist auch alles paletti. Das hat mehrere Gründe. Gute Gene etwa (ja, ich weiß, ein ewig leidiges Thema, aber so ist das, wenn ich mir meine Maman und ihren Raketen-Körper so anschaue, wohl wirklich), eine Frühgeburt (den richtig prallen Bauch hatte ich also nie, was ich nicht feiere, sondern beweine), keinen Mutterschutz, keine Elternzeit, wenig Schlaf, viel Tamtam, Yoga und c’est ça. Es gibt sicher viele, das beneiden. Aber nur sehr wenige, die gern tauschen würden, glaubt es mir. Und dann wäre da noch die Sache mit dem Sein und Schein. Ihr seht zwar einen „Bikinibody“, aber keine leer genuckelten Möpse, die mal richtig frisch und pralle waren. Ganz zu schweigen vom verlorenen gegangenen Hinterteil, das, wenn man es freundlich ausdrücken will, eher einem Rücken mit Ritze gleicht, statt einem Äpfelchen. Ich sage das jetzt nicht, um Vorangegangenes zu relativieren, sonder um zum eine Trillionste Mal an unsere auf der Strecke gebliebene Selbstliebe zu appelieren. Mops weg? Egal. Baby da. Rettungsring an Land gezogen? Sei’s drum, dafür Wurzeln geschlagen.

Wir schleppen alle unsere Sozialisierungs-bedingten Päckchen mit uns herum, aber ich kann mich nicht daran erinnern, ein fremdes jemals mit Abneigung betrachtet zu haben. Vielleicht würde es helfen, uns ab und an mal durch die Augen unserer Freunde zu betrachten. Die filtern nämlich ganz automatisch kleine Makel aus, oder, noch besser, sind ganz vernarrt in selbige. Das ist zwar leichter gesagt als getan, aber einen Versuch wäre es durchaus wert. Vielleicht entdecken wir beim nächsten #Afterbabybody Bild dann auch den Bikini, der nicht grundlos in verschiedenden Größen verfügbar ist. 

 

86 Kommentare

  1. Saskia

    Hey,

    ich habe vier Kinder und trage inzwischen auch wieder Größe 36.
    Aber einen Bikini werde ich dennoch niemals wieder anziehen können. Daher empfinde ich immer etwas wie Trauer, wenn ich eine Mutter sehe, die unbeschadet durch ihre Schwangerschaft(en) gegangen ist.
    Mein Körper war nach der ersten Schwangerschaft wirklich sichtbar mitgenommen und hat sich nie erholt, ganz gleich, was ich an Sport gemacht oder wie viel ich abgenommen habe.

    In schlank fühle ich mich am wohlsten, also habe ich abgenommen. Dennoch habe ich auch nach 13 Jahren Mutterschaft das Argument: „Freu dich, du hast doch vier Kinder“ nie als sehr tröstlich empfunden. Zum Einen weil andere auch Kinder bekommen und danach nicht körperlich so aussehen, dass sie nicht mehr ganz glücklich sind und zweitens, weil ich es als besonders „tollen“ Lohn empfinde, für’s Leben-Schenken … wer auch immer sich das ausgedacht hat. Statt dass man hinterher noch viel großartiger aussieht, muss man erst einmal mit sich hadern.

    Also mein körperliches Selbstwertgefühl hat sich noch durch keinen Spruch und kein Kompliment wesentlich verbessert. Nur durch das Schlanksein.

    Ich war in der Tat mal bei einem Operateur, der sich meinen Körper ansah.
    Dieser allerdings meinte dann:
    „Ganz ehrlich? So sehen die allermeisten Frauen nach mehreren Schwangerschaften aus. Früher war das bekannt und akzeptiert. Meine Frau sieht ganz genau so aus. Sie haben die perfekten weiblichen Proportionen – ihr Körper ist im klassischen Sinne ideal. Ich möchte sie nicht operieren. Ich möchte nichts straffen und nichts lasern. Ich wünsche ihnen, dass es ihnen gelingt, sich schön zu finden. Ich zeige ihnen den Preis dieser OP und hoffe, er schreckt sie ab.“
    😉

    Ich gönne trotz meiner Trauer jeder Frau einen Körper, in dem sie sich wohlfühlt. Wie käme ich dazu, einen fremden Menschen zu beleidigen? Oder meinen Neid auf sie zu projizieren moralisch zu werden („Kümmer dich lieber um dein Kind!“). Immer wieder zum Kopfschütteln, was manche Menschen äußern. Man muss doch echt nicht jedes Gefühl ungefiltert nach außen lassen …

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  2. ALMA.

    du bist ein knaller, nike. ein richtig guter.
    gut gesagt – die sollen alle mal runterkommen und sich um sich selbst kümmern.

    und jetzt sag mal, dieser hübsche anlass, das bikinioberteil, hat sarahjane das selbstgehäkelt oder woher stammt das?
    das ist nämlich formidabel, finde ich!
    much <3 <3 <3!

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  3. VM

    Ich finde es soooo unverschämt, dass du dich für deinen Körper rechtfertigen musst!! Ja, ich gebe zu, dass ich auch gerne wieder schlanker wäre. Meine Tochter ist jetzt 14 Monate alt und ich dachte, ich würde zu dieser Zeit schon längst wieder in meine alten Jeans passen. Tu ich aber nicht!! Aber ich würde nie auf die Idee kommen, andere Mütter anzupampen bzw. zu beleidigen… Mann, mann, mann…
    Ich finde es gut, Nike, dass du dazu etwas geschrieben hast, denn ich hoffe, dass es andere Frauen zum Nachdenken anregt: 1. Nicht einfach den Unmut über seinen eigenen Körper an andere auszulassen und 2. mal über die Geschichte dahinter nachzudenken (z,B. dass Lio leider ein kleiner Frühstarter war…)!

    Großer Lob für deine Offenheit und dass du trotzdem noch so ruhig geblieben bist 🙂

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  4. Moana

    Liebe Nike,

    du bist toll und siehst umwerfend aus! Lass die Neider und Besserwisser nicht an deinem Ego rütteln. Kinder und Tiere sind ja leider zwei Themengebiete, die es den Stänkerern besondern angetan haben – vielleicht, weil sie so sensibel sind und jeder eine Meinung dazu hat, die um jeden Preis in die Welt muss. Schade, dass die Leute dabei nicht respektvoll miteinander umgehen können. Deine Reaktion aber ist wie immer eine Granate! Mach bitte weiter so! Deine vielen Fans danken es dir. <3

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  5. Sassi

    Als ich das obige Bild erspäht habe, war mir aboslut klar, dass eben genau diese hasserfüllten und neidvollen Kommentare auf dich einprasseln werden. Das ist arm aber so sind Frauen nun mal häufig 😉 Und man kann es auch niemals ändern. Ich bin mir ganz sicher, bei meinem miesen Bindegewebe, werde ich bereits nach einem Kind eine unglaublich schlimme Haut haben. ABER: Was solls! Man kann es nicht ändern! Selbst Sport bringt bei mir nicht viel. Mein Hintern ist jetzt schon vor einer Geburt ein Zebra. Und dennoch: Es gibt nichts schlimmeres, als Hass, weil man eben nicht das Glück oder aber eben einfach anderes Glück hat. Jeder hat so seine Probleme und Unzufriedenheiten aber auch ich kann so Dinge nicht mehr hören, wie: Lieber was auf den Rippen und Titten. Denn angeblich hat man diese ja schon allein dann, wenn man mehr wiegt. Dass solche Sprüche eben meist von fülligeren Frauen kommen, die nichts anderes können, als schlankere Frauen für eben zum Beispiel kleinere Brüste zu mobben, macht sie eben genauso unerträglich und unfair wie eben die, die über pralle „Dicke“ schimpfen. Und um es zum Ende zu bringen: Ich bin schlank und tu dafür auch viel! ABER meine Titten wären auch nicht größer, wenn ich mehr wiegen würde denn: Meine Titten sind nun mal winzig UND ICH kann und muss damit leben. Kein anderer. Nur ich. Hört doch einfach ALLE mal auf zu schimpfen und unterstützt euch gegenseitig! Aber das könnt ihr scheinbar nicht, weil es dann ja nichts zu jammern gäbe. In diesem Sinne, Nike, du hast eine wundervolle Figur – egal ob mit oder ohne Arsch, ich hätte auch gerne Titten und ich freue mich für alle, die welche haben, auch wenn ihr mich Dünne weiter mobbt! Und um es mit (deinen) Nikes Worten zu sagen: DRAUF GESCHISSEN! <3

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  6. Maria

    Love from Hamburg, Nike! Und Girlpower ohne Ende! Dieses ständige Bashing überall im Netz, es macht wirklich keinen Spaß mehr und irgendwie geht das alles doch in eine völlig falsche Richtung. Stay as you are, das geht raus an alle Janes! 🙂

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  7. kiddo the kid

    Oh, interessant! Ich hab grad gestern selbst zum Thema Körperbilder und Vorbild sein gebloggt. Und wie es sich anfühlt, nach langer Zeit langsam Frieden mit dem eigenen Körper zu machen 🙂

    Ein wichtiges Thema, ein politisches Thema – nicht bloß ein privates.

    Ich hab Dein Bild auf Instagram gesehen, aber die Kommentare dann nicht mehr mitbekommen. Ätzend, dass Du Dich rechtfertigen musst. Ätzend, dass jede sich dauernd rechtfertigen muss. Weil sie nicht mehr in die alten Jeans passt. Weil sie zu schnell wieder in die alten Jeans passt. Weil sie nicht stillt. Weil sie immer noch stillt. Und so weiter.

    Manchmal glaub ich wirklich, wir Frauen sind uns selbst der schlimmste Feind.

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  8. Merle

    Liebe Nike,

    ich bin SO froh, dass du diesen Artikel verfasst hast! Als ich dein Bild bei Instagram gesehen habe, fielen mir zuerst die ganzen Kommentare auf und ich ahnte es schon…Natürlich schaut man neben dem schönen Bikini-Oberteil auch auf den Rest deines Körpers..und das darf man auch, aber was sich da irgendwelche hysterische „afterbabymütter“ erlaubt haben an Kommentaren…ey ich war fassungslos. Wie kann man nur mit jemanden, der tagtäglich so schöne Texte auf dem Blog hier veröffentlicht, so umgehen und ihn dermaßen reduzieren. Mir ist echt schlecht geworden als ich das gelesen habe (by the way ich kann dieses #afterbabybody genauso wenig verstehen wie den #beachbody). Für mich sind das wirklich einfach arme, hysterische und anscheinend unzufriedene Weiber, die da ihren Frust an dir ausgelassen haben. Und ja, du scheinst gute Gene zu haben, aber was wollen die? Dass du jetzt einen super innovativen „how to get a #beachbody #afterpregnancy“ launchst? Ich hätte schreien können und wie ich grade sehe hast du das in diesem Artikel getan, was ich toll finde. An deiner Stelle hätte ich so eine Wut in mir gehabt…wirklich. Und als ich das Bild bei Insta gesehen haben, habe ich nur gehofft, dass dieser Artikel hier entstehen wird.

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  9. Vanessa

    Mensch Mensch – was ist denn mit uns Frauen los? wann fangen wir an und selbst zu lieben und hören auf ständig zu vergleichen!!! Das ist doch traurig wir sollten uns unterstützen und austauschen und nicht cannibalisieren und fertig machen!! Dein Artikel beschreibt es sehr treffend! Anstatt neidisch zu sein und fiese Kommentare zuschreiben (die im Übrigen ganz miese Karma Punkte geben) stellt euch vor den Spiegl und schaut euch selbst wohlwollend an und achtet bewusst auf eure Vorteile und nicht auf die kleine Plautze oder hängende Oberarme!!! Wollen wir wirkich unsere Zeit verschwenden mir solch negativen Gedanken – NEIN!!
    Ein kleiner Buchtipp für alle die sich selbst mehr lieb haben wollen: Radical Self Love von Gala Darling!!! schaut euch auch mal an was sie bei TED gesagt hat…
    http://tedxtalks.ted.com/video/TEDxCMU-Gala-Darling-Radical-Se;search%3Atag%3A%22tedxcmu%22
    In diesem Sinne habt euch lieb!!!!

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    1. Tanja

      Och je, klar, aber was soll das „achtet bewusst auf eure Vorteile und nicht auf die kleine Plautze oder hängende Oberarme!!!“ -> das Ziel soll doch sein, dass „Plautze“ und „hängende Oberarme“ allgemein nicht mehr als schlecht/hässlich/eklig etc. erachtet werden! Nichts und keine Form des (weiblichen) Körpers ist ein Nachteil!!!!!! Das ist auf dem individuellen Level immer schwer anzuerkennen, weil man sich nie freimachen kann von dem Druck, aber:
      Ich würde eher sagen: Habt euch lieb, habt andere Körperformen lieb und versucht euren Teil dazu beizutragen, dass irgendwann niemand mehr schreibt/sagt dass eine „kleine Plauzte“ oder „hängende Oberarme“ negative Seiten an euch seien.

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  10. susi

    Unglaublich, dass solche Sprüche aus einer Leserschaft gerade DIESES Blogs kommen! Haben die jemals irgendetwas auf dem Blog zum Thema Körper oder Feminismus gelesen?! Traurig. Aber super Erwiderung hier mit diesem Artikel, danke.

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  11. frau.martha

    liebe nike, vielen dank für die wie immer offenen worte. denn egal ob mit oder ohne baby: wer hat gesagt, dass wir ein anrecht auf einen „makellosen“ körper haben? irgendwas stört jeden an sich. immer. ändert, was ihr ändern könnt, wenn es euch wirklich so stört. und der rest: lebt damit und reduziert euch nicht auf irgendeinen vermeintlichen makel. und vor allem: lasst es nicht an jemand anderem aus, wenn ihr mit euch unzufrieden seid.

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  12. Vivi

    Liebe Nike,
    vielen Dank für diese schönen Worte.

    Ich schäme mich jetzt noch für den wirklich aller ersten Gedanken, der mich im wahrsten Sinne des Wortes erschüttert hat, als ich mit meinen 22 Jahren auf den positiven Schwangerschaftstest starrte: „Jetzt werde ich richtig fett und hässlich! Und nie wieder in meine Klamotten passen, obwohl ich doch schon immer für die 36 kämpfe!“ Und in diesem Moment hätten mir wirklich 1000 andere Gedanken in den Kopf schießen können, z.B. dass ich von einem Mann schwanger bin, den ich eigenltich noch gar nicht richtig kenne, mitten in einer Ausbildung stecke und mir gerade mal meine Miete zusammen verdienen kann…..

    Was ist nur los mit uns Frauen? Wie kann es sein, dass so ein Wunder (so kitschig wie es auch klingen mag) von solchen bescheuerten Ängsten, wie dem „körperlichen after Baby Zustand“ überschattet werden???

    Ich hatte das Glück nach der Schwangerschaft sofort wieder in meine Hosen zu passen und nicht einen einzigen Schwangerschaftsstreifen an meinem Körper zu finden. Lediglich meine Brüste sehen nun eben so aus, als wären sie in wenigen Tagen nach der Geburt von 75 B auf 85 D „gereift“ und hätten anschließend ein Jahr lang ein Baby genährt. Das mein Körper wieder so aussieht, finde ich natürlich super… …. aber zu welchem Preis!?

    In den 9 Monaten meiner Schwangerschaft habe ich mehr Zeit aufgebracht meinen Körper mit überteuerten Ölen (manchmal 3x am Tag???!!!) einzuschmieren, bloß nicht zu viel zu essen und jede freie Sekunde alle möglichen Foren und Seiten im Internet zu durchforsten, was ich nach der Schwangerschaft alles tun kann, um wieder so auszusehen wie vorher.

    Vielleicht habe ich jetzt gut reden, und vielleicht würde ich (wenn ich nicht so ausehen würde wie vor der Geburt) anders denken, jedoch schäme ich mich jetzt für diesen ganzen Quatsch.
    Für jeden Gedanken und jeden Zwang, den ich mir auferlegt habe. Viel lieber hätte ich die Zeit damit verbracht, mich einfach nur auf mein zukünftiges Leben mit meiner neuen kleinen Familie zu freuen! Oder mir mal zwischendurch ein kleines Stückchen Schokolade zu gönnen, wenn ich von meinem Beruf und dem ganzen Stress, trotz Schwangerschaft mein Leben in der Geschwindigkeit weiterzuführen, mit dem Schlafmangel usw. zu vereinbaren, wieder mal total fertig und verzweifelt zu Hause im Bett lag und eine kleine Aufmunterung gut getan hätte.

    Eines ist mir jedoch jetzt endlich bewusst geworden: Dieses Kind, mein wundervoller Sohn, liebt mich als seine Mutter. Als die Mutter, die ihn Abends in den Schlaf singt, die jeden Abend das von ihm ausgeräumte DVD Regal mit einem Lächeln wieder einräumt, die mit ihm rumflachst und spielt und es genießt mit ihm Zeit zu verbringen.
    Mein Sohn wird mich nie lieben, weil ich für H&M Strandmode präsentieren kann, keine Schwangerschaftsstreifen haben und in eine 36er Jeans passe. Nicht am Abendessen teilnehmen kann oder zickig bin, weil ich eigentlich Hunger habe und mich ständig selbst kasteie um nicht dick zu werden und somit ständig für schlechte Stimmung sorge, wenig Geduld habe und nur unzufrieden bin.

    Es ist egal, wie ich jetzt aussehe, aussehen würde, oder wie ich aussehen werde, ob alt, ob dick, ob abgemagert ob, ob, ob….
    Meine kleine Familie wird mich immer auf einer anderen Ebene lieben, die mit diesen ganzen Oberflächlichkeiten gar nichts zu tun hat.

    Also liebe Frauen, liebe Mütter, ich glaube, dass wir mit unserem Verhalten uns selbst gegenüber und mit dieser Angst nicht irgendwelchen Normen zu entsprechen oder diese sogar zu übertreffen, nicht nur uns selbst zerstören, sondern auch einen großen Schaden in unserem Umfeld anrichten von dem wir oft gar nichts merken.

    Wir haben den Sinn dafür verloren zu erkennen, auf welche „Schönheit“ es eigentlich ankommt…

    Antworten
  13. Franny

    Krass, mir fehlen die Worte! Ich finde es super mutig von Dir, das noch einmal zur Sprache gebracht zu haben. Ich finde, es sollte jedem selbst überlassen bleiben, wie schnell er (in diesem Fall natürlich „sie“) nach einer Schwangerschaft wieder rank & schlank wird. Ich habe das Model aus Amerika, dass während der Schwangerschaft weiter an seinem Sixpack gearbeitet hat, auch gefeiert <3 Ich finde es absolut bewundernswert, wenn man so etwas schafft! Ganz ehrlich…diese verbitterten Bratzen sind doch nur neidisch. Lass Dich nicht fertig machen, ich finde Deine Figur klasse 🙂

    Gruß
    Franny

    Antworten
  14. Natascha

    Und darum liebe ich Euren Blog.
    Du siehst toll aus. Und glücklich!
    Freu mich für dich, dass Du Dich nicht beirren lässt und auch uns mal an Deinen Gedanken teilhaben lässt. Mehr davon!

    Antworten
  15. Marie

    Alle Menschen sollten sich einfach an den Satz „if you don’t have nothing nice to say, say nothing at all“ halten. Ich finde es FURCHTBAR, dass sich mittlerweile jede Frau, egal welche Figur sie hat, rechtfertigen muss. Ist man schlank, wird man als magersüchtig beschimpft, isst man gesund, macht man Diät, ist man kurvig, sagen sie du bist fett. Das ist unfair und krank.
    Ich wünsche dir alles Gute, liebe Nike und egal wie man aussieht, als Mutter kann man immer stolz sein!

    Liebste Grüße,

    Marie

    Antworten
  16. Pingback: Lieblinge der Woche #17 - One Year of Sunday

  17. Pingback: Der 6. Wochenrückblick – Brücken für den Gluteus Maximus, Gedanken zu Fremdurteilen und dem (Un-)Wohlfühlen im „After-Baby-Body“ – Mini and Me

  18. Claudia

    Liebe Nike,

    vielen lieben Dank für deinen tollen Post und deine ehrlichen Worte.
    Ich habe mit dem selben „Problem“ zu kämpfen. Nach der Schwangerschaft bin ich dünner als zuvor und an meinen Bauch zeichneten sich schon ganze 2 Wochen nach der Geburt wieder die gewohnten Bauchmuskeln ab. So, als ob wäre ich nie schwanger gewesen.Und ich habe ganze 14 Tage übertragen. Ich höre immer wieder neidvolle Worte oder auch üble Beschimpfungen, insbesondere von Müttern. Ich kann nichts dafür – es sind zum Großteil, wie du sagst, die Gene. Der Stress, der wenige Schlaf und das viele „um-sich-kümmern-und-hinterherlaufen“, sind alles Dinge, die mich den ganzen Tag in Bewegung halten. Ich freu mich sehr, dass ich damit nicht alleine bin 🙂 Und ich freue mich auch sehr über eure neue Kategorie. Bitte weiter so!!!

    Viele liebe Grüße

    Antworten
  19. Pingback: Lieblings-Links – Schönes aus dem Web | Fräulein*Shafi bloggt!

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