Bedroom Stories //
Zusammen Pornos gucken – mit Erika Lust

04.04.2017 Sex, Kolumne, Leben, box1

Ein Gastbeitrag von Ann, protokolliert von Nike Jane. Teil 1 inklusive wiesoweshalbwarum lest ihr hier.

Ich glaube, ich bin ein bisschen schief gewickelt, wenn es um die Wahrnehmung meiner eigenen Offenheit geht. Denn obwohl ich ohne zu zögern meine Hand dafür ins Feuer gelegt hätte, schon mit meiner (zugegeben sehr späten) Entjungferung eine gewaltig große Portion sexuelle Gelassenheit mit Löffeln gefressen zu haben, wird mir im Angesicht rotweingetränkter Gespräche mit meinen Freundinnen immer wieder das genaue Gegenteil unter die Nase gerieben. Zuletzt am vergangenen Wochenende. Gerade waren wir noch dabei, über das Für und Wider von Cycles, dieser neuen gehypten Verhütungs-App, zu fachsimpeln, da platze es plötzlich aus der wahrscheinlich Runden-Blauesten heraus: Schluss jetzt damit, ihr sei nämlich echt scheißlangwellig im Bett und wirklich wichtiger als das Kalibrieren von Thermometern und Temperaturen seien jetzt verdammt nochmal mal ein paar hilfreiche Tipps und Tricks zum Aufmöbeln der in Daunendecken gebetteten 5-Jahres-Monotonie, sonst würden die Wanzen bald mehr rammeln als sie und ihr Freund, deren gemeinsame Libido derzeit vermutlich irgendwo auf Lanzarote Krabbenfischen würde, und falls sie jemand zufällig treffen würde: Schöne Grüße!

Betretenes Schweigen. Aber nur etwa zwei Sekunden lang. Mir selbst flog gerade etwas Limo aus dem linken Nasenloch, weil Contenance, als irgendwer am Tisch die Initiative ergriff und schnell danach fragte, ob denn noch nicht einmal Pornos helfen würden. Pornos, ja klar, dachte ich. Und oh Gott, Pornos. Hihi. Beinahe hätte ich aus Reflex das Gesicht zu einem Kotze-Smiley verzogen, schließlich schaue ich sowas nur allein und ratzfatz und vor allem heimlich, genau wie mein Freund vermutlich auch. Bis zu diesem Abend kannte ich nämlich nur Youporn. Und da vergeht einem die Lust mitunter schon auf der Startseite, soviel Sperma fliegt da rum. Als gäbe es für eine Frau nichts geileres, als sich in Befruchtungsflüssigkeit zu suhlen.

Der momentan sexuell Frustrierten in unserer Runde ging es offenbar sehr ähnlich. Sie sagte nämlich gar nichts. Außer: Spinnst du? Und da ahnte ich schon, dass es eigentlich genau anders herum sein musste. Sie und ich, wir zwei Möchtegern-Haudegen, hatten in Wahrheit nicht mehr alle Tassen im Schrank zu denken, dass Pornos per se Schweinskram und zumindest offiziell ausschließlich Counter Strike zockenden Clerasil-Fanaten vorbehalten sein mussten. Nein, nein, konterte das Sprachrohr der Lustwandlerinnen am Tisch, ob wir denn noch nie etwas von Erika Lust gehört hätten.

Erika? Spielt die in Boschwanza mit? Nicht im Geringsten. Erika Lust ist Erotikfilm-Regissuerin und bekannt für „feministische Pornos“, die Geschichten erzählen und nicht ausnahmslos in einem glorreichen Cumshot enden. Ihre Filme zeigen echte Menschen, die Spaß am Sex haben und mitunter sogar Liebe machen. Hin und wieder geht es aber auch richtig rund. Allerdings stets ästhetisch. So jedenfalls stand es einst hier auf Jane Wayne geschrieben. Nachdem wir also erfahren hatten, dass die Hälfte des Tisches längst unter die Lust-Fans gegangen war und sich sogar regelmäßig Pornos mit ihren Partnerinnen und Partnern ansahen, klebten auch meine eigenen Finger schon fast auf dem mobilen Download-Button. Wenn mir nicht andauernd die Eifersucht in die Quere käme. Der Gedanke an einen Ständer im Bett, der nicht ich allein durch mich gen Himmel ragt, macht, dass es mir in der Magengrube zwickt. Entspann dich mal, meinten die anderen. Ich solle einfach mal Chips und Cola kaufen, einen gemütlichen Schlafanzug überwerfen, mir der Mann schnappen und schauen, was passiert. Ist gebongt. Man muss das am Ende ja auch nicht mögen. Aber Probieren geht eben über Studieren. Nächste Woche melde ich demnach wohl mit einem Selbstversuch zurück und eigentlich kann es ja auch nur gut ausgehen: Entweder mit Cola im Nasenloch und Chipskrümeln im Bett, oder mit echter, wahrer Lust dank Erika und ihrer Posse.

2 Kommentare

  1. vivien_noir

    Habe mal eine Art Teaser/Doku über ihre Art zu drehen gesehen, und fand sie so entspannt und natürlich und nicht-geschauspielert und so befreiend, dass endlich mal der Sperma-Gartenschlauch zugedreht blieb, dass ich inzwischen wieder überlege, ob ich nicht mal einen Film von ihr ansehen möchte. Tatsächlich ist nämlich die Zeit simultan mit der Motivation/Libido nur so dahingeschmolzen, sobald ich auf Youporn mit der langen, schwierigen, nervigen Suche begonnen habe. Den Heuhaufen habe ich ja gefunden… die Nadel steckt wohl in einem Schenkel der letzten Darsteller, die sich darauf wälzen mussten. Da waren ja die Schwulenpornos noch dankbarer, denn da wurde wenigstens keine Frau in diversen erniedrigenden Stellungen und Posen „glasiert“. Denn genau das war es, was ich an Pornos immer so richig un-erotisch fand.

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