Fotografie: Jillian Marleen Becker + Kurzinterview

07.12.2011 Allgemein, Fotografie

Jillian Marleen Becker ist eines dieser detailverliebten Mädchen, die Schönes sehen, wo andere bloß Löcher in die Luft starren. Eigentlich studiert die 21-jährige aus Hannover Soziale Arbeit, aber seit wir ihre analogen Traumtänzer-Aufnahmen entdeckt haben, bezweifeln wir beinahe, dass sie den einfachen, vorherbestimmten Weg wählen wird. Viel eher sehen wir sie irgendwo in einer Welt zwischen Kirschbäumen und nebligen Wunschmomenten herumfliegen, vielleicht in Schweden, Portland oder Island. Eben da, wo ihresgleichen sich tummelt, wo man Kreativität aus jedem Regenfass schöpft.

Fest steht: Wir mögen Jillian. Aber was mag sie? Das verrät sie uns in einem kleinen Interview:

Welches Lied hörst du gerade am meisten?

 „I know“ von David Lynch. Das rührt daher, dass die wundervolle Fotografin Laura Makabresku vor kurzem ein kleines Video kreirt hat, in dem der Song vorkam. Und der hat mich dann total von den Socken gehauen, unheimlich intensive Stimmung.Ich kannte Lynch schon vorher, wusste aber nicht, dass er selbst Musik macht. Falls ich noch einen zweiten Titel nennen darf: „Little Bird“ von Lisa Hannigan ist auch so wunderschön…

 Dein Lieblingsfotograf/ deine Lieblingsfotografin?

 Oh.. schwere Frage ..es gibt einige, eher unbekannte fotografierende Menschen, die mich wahnsinnig inspirieren. Gerade bei flickr gibt es eine Vielzahl, da kann ich mich unmöglich festlegen…momentan ist es aber vor allem die bereits erwähnte Laura Makabresku, zu deren Bildern und Person ich eine ganz besondere Verbindung spüre. Außerdem immer und immer wieder Rüdiger Beckmann, der vermutlich der Grund ist, weswegen ich überhaupt mit der analogen Fotografie angefangen habe und mich auch irgendwann getraut habe, Leute anzusprechen, ob sie nicht mein Model sein wollen. Seine Motivation, die Ehrlichkeit einer Person einzufangen und sie anzunehmen wie sie ist, ist etwas, das ich auch in meinen Bildern versuche umzusetzen. Dann finde ich noch die Arbeiten von Francesca Woodman und Herbert Tobias sehr beeindruckend – für mich haben beide eine unglaubliche Ästhetik in ihren poetischen, teils düsteren Aufnahmen gezeigt, wenn auch auf ganz unterschiedliche Art und Weise.

Dein schönster Traum?

Ich träume so viel krankes und verworrenes  Zeug, dass es mir schwer fällt, mich an wirklich schöne Träume zu erinnern. Und wenn das doch mal vorkommt, muss ich wohl so enttäuscht sein darüber, dass sie nicht real sind, dass ich sie schnell wieder vergesse. Als kleines Mädchen habe ich jedenfalls mal geträumt, mit einem schwarzen Pferd über eine verwunschene Blumenwiese zu galoppieren. Das war ziemlich schön. Unglaublich waren auch immer die Träume als Kind, in denen ich „böse“ Monster damit bekehrt habe, ihnen zu sagen, dass sie liebenswürdig sind und im Grunde ihres Herzens doch gar nicht töten wollen. Manche haben sogar geweint.

Was ist das Schöne am Jung-sein?

Man weiß noch nicht so viel und folgt mehr seiner Intuition. Man probiert sich aus und hat noch unendlich viele Möglichkeiten, die Welt ist wie eine Spielwiese. Ich denke im Umkehrschluss, je mehr man weiß, desto schwerer ist es, sich ganz pur und ehrlich auf die eigenen Gefühle einzulassen. Jedenfalls fühle ich mich gar nicht mehr so jung und merke ständig, wie stark ich mich von meinem Verstand diktieren lasse…oh, da habe ich nun was Negatives erwähnt, dabei soll es doch in der Frage nur um Positives gehen…

 Und was das Blöde?

Man ist stärker abhängig, man tut Dinge dessen Konsequenzen man nicht ahnt und plötzlich tut’s dann weh. Aber eigentlich ist genau das ja auch das Gute: Man lernt sich selbst besser kennen…

Wo wärst du jetzt gerne?

In einem gemütlichen Café in meiner insgeheimen Lieblingsstadt Wien oder noch besser in den nach Freiheit riechenden Wäldern Schwedens. Und danach bitte mit einem Becher heißem Kakao und Sahne im Landhaus am Kamin sitzen und dem Knistern des Feuers lauschen, bis man in einer Wolldecke eingekuschelt wohlig einschläft…

Der Winter ist schön, weil…

 Alles irgendwie klarer und stiller ist. Ich mag die Melancholie der dunklen Jahreszeit, solange sie nicht Überhand nimmt. Die Gemütlichkeit, bei draußen vorherrschenden klirrenden Temperaturen im warmen Zimmer auf dem Sofa zu faulenzen und einen Film zu sehen. Das Jahr Revue passieren zu lassen und all die kleinen wichtigen Veränderungen zu bemerken, die man im Trubel des Sommers nicht wahrgenommen hat…

Wenn ich groß bin, will ich….

Angeblich bin ich ja schon erwachsen… Aber ich würde gerne einmal ein Buch veröffentlichen. Ein Gedichtsband mit Fotografien oder sogar einen Roman.. das ist mein größter Kindheitstraum, neben doch noch irgendwann Musik zu machen und wie Fiona Apple völlig authentisch verrückt auf der Bühne die Seele aus dem Leib zu singen… Toll wäre auch, mit meinen Bildern ein wenig Geld zu verdienen. Auch wenn das ganz sicher nicht der Grund ist, weswegen ich knipse. Ansonsten möchte ich einfach immer das weiter machen, was mir wichtig ist und damit hoffentlich auch andere Menschen berühren. Und ganz plakativ: Glücklich sein. Ich will also eine Menge…

Ich kann nicht….

Funktionieren. Ich bin zu empfindlich und dünnhäutig für diese Welt. Irgendwie lebe ich aber noch, verrückt. Auch wenn ich das nicht gut kann, ich finde, es lohnt sich.


Ein Selbstportrait. Mehr von Jillian seht ihr hier!


Alle Fotos: Jillian Marleen Becker.

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