John(ny), wie werde ich Rapunzel? – Alles, was wir über langes Haar wissen müssen

20.12.2018 Beauty, box3

ANZEIGE

Als ich 2013 meine Haare raspelkurz abschneiden ließ, befreite ich mich unweigerlich von einer Art Wunschbild, das mir im Spiegel entgegenzwinkern sollte. In der Umkleidekabine einer Modekette beschloss ich von jetzt auf gleich, meinen langen und abermals kaputten Spitzen entgegenzutreten und ihnen ein für alle Mal Adieu zu sagen. Ich wollte so sehr langes Haar haben, wollte, dass die Spitzen vollends den Busen bedecken, stattdessen kämpfte ich gegen Spliss, Haarbruch und resignierte irgendwann bei dem Gedanken daran, die Schwerkraft meiner Brüste würde die Nummer eh für sich entscheiden. Es war keine Entscheidung aus dem Herzen heraus, die Haare abzuschneiden. Es war eine Entscheidung, sich gegen die Langeweile auszusprechen und auf etwas zu warten, dass eh niemals passieren würde. Sich von Bildern lösen zu müssen, ist dabei wohl die beste Erkenntnis, die ich aus diesem radikalen Make-Over gewonnen habe. 

Umso entspannter gehe ich fünf Jahre später an das Projekt „Haare wachsen lassen“ heran und nehme die unvollendete Geschichte noch mal auf. Aber nicht so wie damals, sondern mit dem Ziel, bereits im Hier und Jetzt glücklich zu sein, den Übergang zu mögen, statt ihn als notwendiges Übel anzusehen. Die Krux liegt nicht nur an den richtigen Produkten, denen ich mich übrigens damals auch nur eher sporadisch gewidmet habe, sondern vor allem an meiner inneren und flexiblen Einstellungen, dass es mit dem Rapunzel-Zopf nicht funktionieren muss, sondern kann. Und deswegen wurde das Buch „Einmal lange Haare, bitte“ jetzt ein erneutes Mal aufgeklappt – und diesmal fühlt sich alles richtig an. 

Das Motto von damals „Augen zu und durch“ ist längst ein anderes Kapitel und darum ist vor allem eines wichtig: JETZT muss es funktionieren. Solch eine kleine Frustphase möchte ich wegen Haaren nämlich keinesfalls noch ein weiteres Mal durchziehen.

Als John Frieda im vergangenen Jahr bei uns anklopfte und uns fragte, ob wir nicht Teil ihrer Initiative #madeforme werden wollen, um unsere ganz eigenen Geschichten zu erzählen, war die Sache sofort klar: Natürlich machen wir mit! Weil wir natürlich wissen, dass die Auseinandersetzung mit dem eigenen Haar fälschlicherweise viel zu oft als oberflächlich angesehen wird. Weil eine Frisur eben mehr ist, als bloß ein Haarschnitt, und weil sie viel mehr über uns verraten kann, als wir im ersten Moment annehmen. 

Weil Haarbefindlichkeiten an die Substanz gehen können und natürlich auch, weil das feine oder dicke Horn auf unserem Kopf noch immer viel zu oft in Schubladen gesteckt oder zum Anlass für blöde Bemerkungen oder (Vor-)Urteile genommen wird. Über Haare zu reden, ist jedenfalls alles andere als blöd. Ganz im Gegenteil, es ist eine Reise zu uns selbst und eine Reflexion über Erlebtes, die uns zu dem machen, wer wir sind. 

Es klingt altklug und komplett banal, aber es ist, wie es ist: Wenn wir innerlich unzufrieden sind, können wir auch nur schwer von außen strahlen. Wie sollen wir zufrieden mit unserem Äußeren sein, wenn im Innern so viele Selbstzweifel walten? 

Viele Erfahrungen, Hindernisse und schöne Augenblicke später fühle ich mich so angekommen, wie schon lange nicht mehr – ein Riesenunterschied zu damals. Und das sehe ich nicht zuletzt beim Anblick meines eigenen Spiegelbildes. Wo wir auch wieder bei der einfachsten und doch manchmal so schwierigen Feststellung angekommen sind: Es geht eben doch meist alles Hand in Hand.

Wenn es also mit der inneren, flexiblen Einstellung schon mal läuft, können wir uns gleich dem nächsten Punkt widmen: Nämlich den Produkten und der richtigen Herangehensweise, um langes Haar überhaupt zu bekommen. Und genau dafür habe ich John Frieda Coiffeur und Haar-Spezialist Andreas die wichtigsten Fragen rund um Haarmythen und die richtige Pflege gestellt – und weiß jetzt vor allem eines: Nicht zum Friseur zu gehen, ist überhaupt keine Lösung. Aber lest selbst: 

Meine aktuellen John Frieda-Helfer: 

Andreas, fangen wir doch gleich mal mit den Dont’s an: Worauf sollten wir verzichten, um unser Haar nicht zu strapazieren?

Allen voran natürlich mit den Klassikern, den Haarstyling-Geräten wie z.B. Glätteisen und Lockenstab. Aber selbstverständlich sollten wir auch auf häufiges Färben verzichten, speziell Aufhellen schadet den Haaren. Auch vom Toupieren würde ich Abstand gewinnen. Und oft werden auch ölige Produkte als pflegend abgestempelt, dabei führen sie meist nur dazu, dass wir fettiges Haar bekommen und so wieder öfter Waschen müssen. Mit Conditioner verhält es sich ähnlich: Bitte nur in die Spitzen damit, um den Ansatz nicht zu schnell fettig erscheinen zu lassen. 

Beim Haarewaschen sollten wir natürlich genau andersherum an die Sache rangehen: Vorher könnt ihr euer Haar schon mal kämmen, denn trockene Haare sind viel robuster als nasse. Feuchte Haar ist leicht gequollen und dadurch ist die Haarstruktur besonders sensibel. Es empfiehlt sich also auch, nasses Haar vorsichtig von der Spitze zum Ansatz hin mit einem handgesägten, breitzinkigen Kamm durchzukämmen, während der Conditioner oder die Haarkur noch einwirkt. Dies verringert den Kämmwiderstand und somit den mechanischen Abrieb. Aber zurück zur Wäsche: Am besten nur einmal und nur auf der Kopfhaut das Haar einschäumen. Der Schaum reinigt beim Ausspülen eh die Spitzen, also verzichtet hier auf unnötige Strapazen. Ganz wichtig: Das nasse Haar bitte auf keinen Fall trocken rubbeln! 

Und natürlich strapazieren auch Meerwasser, Chlor und Sonnenstrahlen die Haare. Klar

Apropos Bürsten: Ich verwende am liebsten Naturbürsten, denn das Metall wird in vielen Modellen beim Föhnen viel zu heiß und das könnte dem Haar zusätzlich schaden.

Ein persönliches Don’t habe ich aber noch, liebe Sarah: Haare müssen nicht zwingend lang sein, um gut auszusehen. Denn das, was uns die Kim Kardashians dieser Welt da vorgaukeln, entspricht einfach nicht der Realität. Instagram suggeriert gern, dass alle schöne lange Haare haben können, dabei tragen die meisten Frauen Extensions oder werden tagtäglich professionell gestylt. All das entspricht aber in den wenigsten Fällen der Realität.

Absolut, Andreas. Du hast auch vollkommen Recht. Es ist bloß so, dass ich jetzt wirklich alles an Frisuren hinter mir habe (was die Haarlänge angeht) und ich tatsächlich einfach unheimlich Lust habe, auch endlich mal langes Haar zu tragen. Ich suche hier also keinesfalls nach einer vermeintlich femininen Seite, vielmehr ist es die Neugierde, die mich antreibt. 

Ich wollte dir das auch keinesfalls absprechen. Aber auf eines können wir uns einstellen: 2019 wird das Jahr der Kurzhaarfrisuren, das spüre ich. Nur, damit du bescheid weißt. Aber dann lass uns doch mal auf die Do’s konzentrieren.

Ohja, her damit!

Der Friseurbesuch ist etwas aus der Mode gekommen, dabei sollten wir wirklich auf die Expert*innen vertrauen, die dich am allerbesten beraten können, dein Haar erfühlen und sich auch deine Kopfhaut genau ansehen. Außerdem schneidet man sich ins eigene Fleisch, wenn man nicht regelmäßig zum Spitzenschneiden geht, denn der Spliss wandert hoch oder die Spitzen brechen ab. Der oder die Friseur*in erkennt bei regelmäßigen Besuchen (alle 7 bis 8 Wochen) also sehr gut, wie viel ab muss und ob ein Splissschnitt vielleicht sogar reicht (Anmerk. d. Red. fragt eure*n Friseur*in doch mal nach dem sogenannten Splissschnitt, bei dem das Haar gezwirbelt wird und nur die kaputteren Haare geschnitten werden).

Tipps für die Nacht:

  • Ein Seidenkissen sorgt für weniger Reibung und empfiehlt sich sehr
  • Lasst die Haarkur ruhig mal über Nacht im Haar, aber geht nicht zu häufig mit nassem Haar ins Bett, da die Reibung auf dem Kissen dazu führen kann, dass die Haare verwirren und schneller brechen.
  • Flechtet doch einfach vier Zöpfe mit einem metalllosen Haargummi und legt euch zum Schlafen hin. So entsteht weniger Reibung und ihr habt am Morgen außerdem noch weiche Wellen im Haar. Win Win!

Tipps für den Alltag:

  • Ihr habt leicht fettendes Haar? Vielleicht hilft manchmal auch der Griff zum Trockenshampoo, bevor ihr wieder und wieder eure Haare wascht.
  • Einmal Waschen sollte reichen – und lasst das Shampoo aus den Spitzen!
  • Pustet 80 Prozent eurer feuchten Haare erst einmal so mit dem Föhn trocken, bevor ihr sie mit den Bürsten in Form föhnt. Dabei ist es wichtig, nicht zu heiß zu föhnen, damit die Haare nicht verbrennen. Ein großer Abstand zwischen Föhn und Haar empfiehlt sich natürlich ebenfalls. Und: Bitte nicht überföhnen!
  • Der Mix aus Shampoo & Conditioner macht’s!

  • Bei langen Haaren empfehle ich euch ein Feuchtigkeitsshampoo, damit die Haare ausreichend versorgt sind. Oft verwenden Menschen mit langen Haaren Volumenshampoos, um der langen Matte auch ordentlich „Fluff“ einzuhauchen, du glaube ich auch, stimmt’s? Ich würde dir aber eine Kombi empfehlen, also ein Mix aus beidem. Um schließlich aber doch noch ordentlich Volumen in dein Haar zu zaubern, empfehle ich dir dann eher Produkte, die du kurz vor dem Föhnen in dein Haar gibst. Ich denke, das ist die effektivste Kombination.
  • Gönn‘ deinem Haar am Wochenende die maximale Erholung, heißt: Verzichte, wenn möglich, aufs Föhnen und lass es durchatmen
  • Gönn den Haaren auch unbedingt mindestens alle 10 Tage eine Haarkur

Andreas, stimmt es, dass jeder Mensch eine individuelle Maximalhaarlänge hat, über die er nicht hinauskommt?

Ja, das liegt natürlich an der Beschaffenheit der Haarstruktur und am natürlichen Haarausfall. Durchschnittlich wachsen Haare nur etwa drei Jahre lang, das variiert aber natürlich bei den Menschen: Manche haben deutlich kürzere Wachstumsphasen, bei anderen sind sie doppelt so lang ist. Dementsprechend kann das Haar bei unterschiedlichen Menschen eben kürzer oder länger wachsen – aber es gibt eine natürliche Grenze.

Kann ich mein Haarwachstum denn auch von Innen heraus beeinflussen?

Aber natürlich! Ist das Haar zum Beispiel extrem brüchig, hat man überdurchschnittlich viel Haarausfall oder ist man sehr unzufrieden mit seiner Haarstruktur, dann empfehle ich tatsächlich, einfach mal einen Bluttest zu machen, um zu erfahren, ob es Mängel im Blut gibt, die behoben werden können. Oft zeigen sich die Folgen von Stress, Umwelteinflüssen und Vitaminmangel nämlich als erstes im Haar. Und das beeinflusst natürlich nicht nur unseren Kopf, sondern unseren gesamten Körper. Ich persönlich bin großer Fan von Fischöl, also Omega-Fettsäuren: Stimuliert das Haarwachstum und stärkt.

Noch mehr Tipps gefällig?

  • Eine belebende Kopfmassage sorgt für wunderbare Durchblutung direkt am Haaransatz, entfernt Unreinheiten und Hautschüppchen
  • Auf die richtige Pflege setzen und sie auch anwenden! John Frieda bietet hier zum Beispiel eine virtuelle Beratung für die richtigen Produkte an
  • Wichtig beim Waschen: NICHT rubbeln, sondern mir den Fingerspitzen massieren
  • Haargummis ohne Metallstück verwenden. Unbedingt beachten!
  • Achtet auf eure Ernährung: Unsere Haare benötigen verschiedene Mineralien, Vitamine und Proteine, um gesund zu bleiben. Eine gesunde Lebensweise ist wichtig für die Haare und Kopfhaut.
  • Geduld, meine Lieben. Ein wenig Geduld!

– In freundlicher Zusammenarbeit mit John Frieda –

3 Kommentare

  1. Jana

    Die Tipps kommen genau richtig. Ich versuche nämlich jetzt auch mal wieder wachsen zu lassen. Und by the way: toll siehst du aus. Das längere Haar steht dir schon jetzt sehr gut!

    Antworten
  2. Patricia

    Liebe Sarah, darf ich dich zu deiner Haarfarbe befragen ? Ist das ein gefärbter Ton und wenn ja welcher? Es sieht so natürlich aus aber dennoch irgendwie anders als du es früher hattest.

    Antworten
    1. Sarah Jane Artikelautorin

      Liebe Patricia,
      das ist „leider“ mein natürlicher Haarton, der in diesem Sommer ordentlich durch die Sonne aufgehellt wurde. Je nach Lichteinfall sieht es manchmal heller aus, manchmal aber auch ordentlich grau 😀

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr von

Related