Let’s Talk about: Unternehmerinnen und großartige, weibliche Vorbilder – unterstützt von Mastercard

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Man mag es kaum glauben, aber: Auch 2019 gelten Gründerinnen in Deutschland noch immer als Seltenheit. In nicht wenigen Branchen, die weiterhin von männlichen Kollegen und Vorgesetzten dominiert werden,  werden Frauen, vor allem in Führungspositionen, bis heute als Rarität betrachtet. Eines stimmt jedenfalls ganz sicher: Eine Frauenquote ist dringend notwendig, um der Vetternwirtschaft ebenso wie der Diskriminierung von Müttern in der Arbeitswelt entgegenzuwirken. Denn noch immer mangelt es an Gleichgewicht, aber auch an Narrativen, die mit patriarchalen Machtstrukturen abrechnen und an vielfältigen Geschichten, die Vorbilder aufzeigen und Inspiration bieten. Wer sprechen hier keineswegs nur von einem Gefühl, das sich beim Betrachten der gegenwärtigen Chefetagen, Führungspositionen und Start-Up-News bereit macht, sondern von einem Problem, das wir an diversen Stellen schwarz auf weiß so nachlesen können, wie zum Beispiel im jüngst veröffentlichten Mastercard Index of Women Entrepreneurs, einer Studie, die Mastercard jedes Jahr weltweit durchführt, um die Arbeitsbedingungen für selbständige Frauen zu ermitteln. Dort können wir es nachlesen und staunen nicht mal mehr, wenn wir Deutschland nicht unter den Top 10 wiederfinden können. Zeit, genau daran etwas zu ändern, aber auch Sichtbarkeit aufzuzeigen, denn natürlich existieren eine Vielzahl an selbstständigen Frauen auch hierzulande längst und könnten als grandiose Vorbilder angesehen werden – nur muss die Gesellschaft ihnen endlich mehr Gehör verschenken! 

Das zeigte uns zuletzt die Panel Diskussion „From Mom to Mompreneur„, die vergangenen Montag im Wunderhaus Berlin von Mastercard unterstützt wurde, ziemlich eingehend. Ein spannendes und wichtiges Event war das, eines, bei dem acht großartige Frauen ihre ganz persönlichen Erfolgsgeschichten mit uns teilten. Sie alle haben sich im Laufe der Zeit, entweder noch während oder nach den Schwangerschaften mit kinderbezogenen Themen oder Produkten für die Kleinsten, selbstständig gemacht und beweisen einmal mehr: Kinder müssen mitnichten Karrierebremsen sein, ganz im Gegenteil. Das Muttersein kann vielmehr zum Motor werden. Zum Schmieröl, das Energie und Leidenschaft liefert.

© NORA TABEL

Alle acht tatsächlich sehr unterschiedlichen Frauen eint dabei, dass sie aus ihren eigenem Erfahrungsschatz schöpfen können und wollen – und anderen Eltern mit ihren Tipps, Tricks und Ideen zur Seite stehen, ganz besonders in einer Zeit, in der alles plötzlich ganz neu ist. Das Gefühl von echter Gemeinschaft und Verlässlichkeit spielt dabei eine besonders große Rolle: Miteinander statt gegeneinander, lautet das Credo. Aber von wem reden wir hier eigentlich?

Mit dabei waren die Gründerinnen Liz und Carmen von Löwenzahn Organics, die sich dem Thema Baby- und Kindernahrung verschrieben haben, Isabel und Marie von Little Years, die werdenden Eltern seit rund sechs Jahren mit Rat und Tat zur Seite stehen, Karo von It’s a Box, die werdenden Eltern das Rundumsorglos-Paket für die Zeit nach der Geburt inklusive Binden, Windeln und Co zusammenstellt, Sandra von Coworking Toddler, die Deutschlands erste KiTa mit Coworking Space in Berlin eröffnet hat, außerdem die wunderbare Daria von dem Walking the Cat, einem der schönsten Berliner Stores für Kinderkleidung und schließlich Gastgeberin Shirley vom Wunderhaus Berlin, die Eltern wie Kinder dazu einlädt, in ihrem „Safe Space“ zu verweilen,  entspannen und sich in allererster Linie wohl zu fühlen.

© NORA TABEL

Hier stecken sie also zum Beispiel, die Vorbilder, die wir dringend brauchen und denen noch viel häufiger eine Bühne geboten werden sollte. Um lauter sein zu können als all die Vorurteile und (strukturellen) Ungerechtigkeiten dieser Gesellschaft. Es bleibt schließlich essenziell, vielfältige Werdegänge sichtbarer zu machen –  auch jene der „Mompreneuers“. Weil sie uns jeden Tag dazu ermutigen können, die eigene Karriere zu gestalten. Weil sie in der Lage sind, uns zu bestärken – ohne dabei Druck auszuüben. Denn auch das wurde während der Gespräche deutlich: Wir müssen das alles nicht wollen, überhaupt nicht. Aber es tut gut, Erfahrungen zu teilen, ganz gleich, wie am Ende unser persönlicher Weg aussehen mag. 

All die Frauen, die hier zusammenkamen, haben aus tiefster Überzeugung ein eigenes Business gestartet. Ein ganz bestimmter Impulsgeber für den Schritt in die Selbstständigkeit wurde jedoch auffällig häufig genannt:

 
 
 
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Der Wunsch danach, endlich jene Lücken zu füllen, denen sie während der eigenen Schwangerschaft immer wieder begegnet sind. Es ging also nie vorrangig um das ganz große Geld. Sondern, tatsächlich, zu allererst darum, anderen Eltern etwas mitgeben zu können. Vielleicht liegt hier ja tatsächlich schon das erste Geheimnis für ein erfolgreiches Business begraben. 

Es gibt aber doch nichts, das es nicht gibt? Weit gefehlt. Denn gerade Themen wie Schwangerschaft und Kinder sind in den eigenen Empfindungen so individuell, dass es womöglich gar nicht genug unterschiedliche Ausrichtungen geben kann – und damit eben auch nie genug Ideen für das eigene Unternehmen. Aber Moment mal. Wer hat denn als frisch gebackene Mami überhaupt noch die Energie für sowas?

 
 
 
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Müssten wir nicht eigentlich davon ausgehen, dass es keinen denkbar schlechteren Zeitpunkt als die anstrengende Phase rund um die Elternzeit aussuchen könnten, um unseren Ideen nachzugehen? Ist das nicht Herausforderung genug? Für viele ja. Andere erzählen aber, dass die aufkeimende Energie, die mit all den neuen Eindrücken kam, ihnen das Gefühl gegeben hat, plötzlich Berge versetzen zu können. Das Kinderkriegen habe die ein oder andere noch stärker gemacht. À la: „Wenn ich das hier geschafft habe, dann ist der Rest wohl auch noch drin.“

Eines aber sollte absolut klar sein: Regenwettertage kommen, ganz gleich, ob das Baby schreit oder uns etwas ganz anderes quer sitzt. Haben wir uns aber dennoch etwas ganz bestimmtes in den Kopf gesetzt, sollten wir vielleicht aber trotz ganz natürlicher Befürchtungen endlich loslegen, in unserem eigenen Tempo, statt ewig auf den richtigen Moment zu warten – der wird nämlich wahrscheinlich nie kommen.

So romantisch die Idee von der Selbstständigkeit in der Elternzeit auch klingen mag, es ist tatsächlich wahnsinnig kräftezehrend – da waren sich dann doch wieder alle Mütter einig. Sie erzählten nicht nur von den vielen Stunden an Arbeitszeit, sondern vor allem auch von der Schwierigkeit, die passenden Investor*innen zu finden –  zumal gerade diese noch immer vorwiegend männlich sind und oft meinen, die „Sexyness“ eines Produkts sei wichtiger als sein Nutzen. Man kämpfe zudem oftmals gegen männliche Wettbewerber, die die Sache mit der Gemeinschaft noch nie so richtig verstanden hätten und sich munter der Ellenbogenmentalität hingeben. Umso schöner, dass die Teilnehmerinnen des Panel Talks es längst anders machen: Nämlich Hand und Hand. Sie tauschen sich aus und stehen sich mit Rat und Tat zu Seite. Sie bestärken sich, statt sich klein zu machen. Das könnten die Männer zwar auch ganz gut – nur blieben die noch immer viel zu gern unter sich. Schade eigentlich. Solange nicht alle Menschen an einem Strang ziehen und sich supporten, bleibt noch viel zu tun. 

Für eine ausgedehnte Frage-Runde war im Anschluss aus Zeitgründen leider kein Platz mehr, dafür aber habe ich mir gleich zwei ganz großartige Ladies aus der Runde geschnappt, um ihnen noch die ein oder andere Frage zum Thema Selbstständigkeit und Vereinbarkeit entlocken können.  

Liebe Marie, liebe Isabel, ihr habt euch zeitgleich mit eurer Schwangerschaft bzw. mit der neuen Rolle als werdende Mamas mit eurem Blog „Little Years“ selbstständig gemacht. Was glaubt ihr, warum es erst dazu kommen „musste“, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen?

Isabel: Ach, so war das bei mir gar nicht! Ich war damals noch in einer guten Festanstellung geparkt, und habe eher gegründet, um mir die Elternzeit zu vertreiben.

Marie: Ich dagegen hatte gerade meinen Job bei Etsy gekündigt und war tatsächlich sehr froh über die neue Aufgabe, da ein lang gehegter Weltreiseplan durch die Schwangerschaft erstmal nicht möglich war. Aber es ist natürlich so, dass es für viele Frauen genau so läuft, wie du es beschreibst: 

Die deutsche Arbeitswelt ist so familienunfreundlich, dass viele Mütter schon während der Schwangerschaft wissen: So kann es nicht weitergehen und vor allem auch: So möchte ich das nicht.

Isabel: Genau. Unflexible Arbeitszeiten, unbezahlte Überstunden, späte Meetings – das ist ja leider bei Vielen ganz normal und geht mit einem kleinen Kind schlecht zusammen. Übrigens für Väter und Mütter. Zudem verschiebt sich bei vielen Frauen auch während der Schwangerschaft die Perspektive: man stellt in Frage, was man bisher gemacht hat und traut sich auch oft ganz viel, weil man ja nun schon so mutig war, sich ein Baby anzuschaffen. Das ist sicher auch ein Grund, warum viele in der Schwangerschaft oder in den ersten Jahren mit Kind gründen oder den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.

Das klingt natürlich immer alles furchtbar romantisch, aber wir alle wissen: Wenn man Eltern wird, dann verändert sich eh schon irgendwie alles und auf einmal stellt man fest, wie viel Zeit man zuvor hatte. Ihr habt euch parallel ja auch selbstständig gemacht: Wurde die romantische Vorstellung wahr oder fandet ihr euch schnell auf dem Boden der Tatsachen wieder – durch die doppelte Belastung, sozusagen?

Isabel: Bei uns ging das gut, denn wir haben nicht viel Geld in die Hand genommen, waren mit dem Elterngeld einigermaßen abgesichert und konnten erstmal ins Blaue arbeiten. Finanziell war es dann aber tatsächlich auch schwierig die ersten Jahre, 2013 saßen die Budgets für Online-Werbung einfach noch nicht so locker, das kannst du sicher auch bestätigen! Ich bin dann nach sieben Monaten wieder Teilzeit in meinen Job eingestiegen, dann wurde es schon knackig, allerdings habe ich damals schon eine sehr gleichberechtigte Beziehung geführt, wir haben das Kind und alle anderen Aufgaben, die seither anfallen von Anfang an geteilt. 

 
 
 
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Aber, na klar: Die Idee, sich eine Beschäftigung für die Elternzeit zu suchen, weil es sonst langweilig werden könnte: dafür habe ich mich selbst ziemlich schnell belächelt. Man hat schon irre viel zu tun plötzlich – mit so einem Kind!

Marie: …aber wir hatten auch total viel Energie irgendwie, und von Anfang an eine große Leserschaft, die uns motiviert hat. Dazu kommt, dass unsere Babys jetzt nicht so wahnsinnig kompliziert waren. Wir saßen oft bei einem von uns zuhause, haben gearbeitet und die beiden Jungs lagen auf der Krabbeldecke. Mein Sohn kam dann mit 10 Monaten in eine Tagespflege, dann ging es richtig los. Parallel habe ich ein Master-Studium angefangen und irgendwann stellte ich wie Isabel fest: Es war viel. Und doch ging es irgendwie. Tatsächlich haben wir total schöne Erinnerungen an diese erste Zeit.

Viele Menschen fürchten, dass Kinderkriegen sie ausbremst und gerade ihren beruflichen Werdegang zum Stillstand bringt. Ihr beweist in dieser Hinsicht allerdings das komplette Gegenteil: Kinderkriegen als Motor und sozusagen als Karriere-Kick und werdet damit zu wahren Vorbildern. Wie tretet ihr Eltern entgegen, die euch mit der oberen Befürchtung entgegentreten?

Isabel: Ich denke, diese Befürchtung ist auch völlig berechtigt, wobei ich aus Menschen „Frauen“ machen würde. In vielen Beziehungen geht es vor dem Kind recht gleichberechtigt zu, aber die Frauen machen da schon den Haushalt. Dann gehen sie ein Jahr in Elternzeit, weil man das halt so macht und es da auch schon einen gesellschaftlichen Druck gibt, dass das Kind bei der Mutter am besten aufgehoben ist. Der Haushalt verfünffacht sich mit einem Baby, den macht sie dann auch noch. Dann geht sie Teilzeit zurück, da mehr Arbeitszeit mit dem Kind und dem Haushalt an der Backe überhaupt nicht vereinbar wäre Und Teilzeit bedeutet eben in Deutschland oft, dass man nicht nur wesentlich weniger Geld verdient, sondern auch die spannenden Projekte nicht mehr machen darf, sodass man ein bisschen auf dem Abstellgleis steht. Ach ja, die Väter arbeiten währenddessen munter weiter, viele werden genau in dieser Zeit sogar noch befördert, das ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Ihr könnt ja mal „Fatherhood Wage Premium“ googeln.

 
 
 
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Marie: Ich rate also immer allen: Seid realistisch. Nehmt die Väter von Anfang an in die Pflicht. Nicht jede muss nebenbei noch ein Start-up gründen, nicht jedes Paar muss 50/50 machen. Aber realistisch sein, das ist schon wichtig. Und über die eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse sprechen. Sonst schlittert man nach der Geburt des ersten Kindes plötzlich in eine Situation, die beide eigentlich so nicht wollten. Das Fünfziger-Jahre-Paar lässt grüßen.

Isabel: Bei uns gab es auch viele Ups and Downs. Und natürlich gibt es Kinder, die sind sehr fordernd. Da ist dann erst Mal kein Raum mehr. Das muss man dann auch akzeptieren. Mein zweites Kind war so eines, Marie hat viel aufgefangen, aber in dieser Zeit haben wir wirklich nur das Nötigste geschafft. Und ich weiß gar nicht, ob man das sagen kann, dass die Kinder bei uns der Motor für den Karriere-Kick waren, auch wenn es das sicher auch gibt! 

Ohne Kinder hätten wir natürlich gar nicht angefangen, und wir sind sehr happy darüber, dass es so kam. Auf der anderen Seite, wenn wir mal ganz ehrlich sind: ohne die Doppelbelastung mit den Kindern würden wir beruflich heute vielleicht ganz woanders stehen. Die Kinder waren Motor, aber auch manchmal Bremse. Und das ist ja auch völlig okay so.

Wir hier im Jane Wayne Office stören uns oft am Labeling von Frauen-Tätigkeiten: Mom Boss, Girl Power oder wie in diesem Fall „Mompreneur“, müssen in diesem Fall aber tatsächlich ein bisschen Einknicken und zugeben „Nun gut, ihr seid Unternehmerinnen, die sich mit dem Kinderkriegen selbstständig gemacht haben und euch mit Kinderthemen beruflich beschäftigt. Mompreneur macht irgendwie Sinn, weil es in einem Wort alles beschreibt. Geht es euch denn manchmal ähnlich mit diesem Labeling oder geht ihr damit entspannter um?

Marie: Wir finden es auch furchtbar. Kennt irgendjemand denn einen Dadpreneur? Ich finde es schade, wenn Frauen sich so nennen. Das hat für mich immer einen bitteren Beigeschmack, so von wegen: Ich bin Unternehmerin und mache das ziemlich gut, ABER ich bin Mutter und deshalb ist es etwas ganz Besonderes, was ich da auf die Beine stelle (also bitte bewertet meine Arbeit nicht mit dem regulären Maßstab). Wenn das Muttersein in manchen Fällen, wie du sagst, einen Marketingwert hat, kann man meinetwegen diesen Begriff nutzen, ansonsten kann der Fakt, dass ich Mutter bin, auch gern meine Privatangelegenheit bleiben. Solche Begriffe halten uns als Frauen klein, ähnlich wie das „Girls“ in der Tech-Szene.

Was waren, rückblickend betrachtet, die größten Herausforderungen in eurer bisherigen Laufbahn als Unternehmerinnen?

Marie: Das, was alle Eltern herausfordernd finden: die viele Rollen erfüllen, mit den Partnern alles unter einen Hut bekommen, andere emotionale Belastungen plus der ganze Alltag. Den Kindern gerecht werden und dennoch professionell sein. Und natürlich gab es immer wieder Phasen, in denen wir auch finanziell rechnen mussten. Mittlerweile haben wir ja auch Mitarbeiter*innen, ein Büro und andere Fixkosten. Der Druck ist größer geworden, dass es laufen muss.

Isabel: Alles in allem hatten wir aber vergleichsweise wenige Herausforderungen zu meistern. Little Years ist organisch gut gewachsen und wir haben ein riesiges (Frauen)-Netzwerk um uns herum, das uns in allen möglichen Bereichen unterstützt. Viele Frauen scheitern ja an männlichen Investoren und an den männlichen Strukturen – das konnten wir ganz gut umgehen.

Aber, momentchen Mal: Das klingt bei euch alles so luftig leicht und einfach in der Umsetzung: Aber wie bekommt ihr eure Babys eigentlich alle unter einen Hut, um nicht schier wahnsinnig zu werden und allen irgendwie gerecht zu werden?

Isabel: Bei mir klappt das sicher insbesondere so gut, weil ich mit einem Mann zusammen bin, der es gerecht findet, die Hälfte von allem zu machen.

Wir teilen die Arbeitstage, den Haushalt, die Kosten und auch alles, was sonst so anfällt: vom Geschenke kaufen bis zum Fingernägel schneiden. Das ist natürlich ein ständiges Ausbalancieren und Koordinieren: Wer hat welchen Job, was muss erledigt werden. Aber ich finde es gerecht. Man bekommt das Kind ja erstmal zu zweit. Und natürlich gibt es auch hier Zeiten, da brennt’s, da wird alles zu viel. Das geht wohl allen Eltern so, es ist eben die Rush Hour of Life.

Marie: Ich bin schon seit Jahren vom Vater meines Sohnes getrennt, er ist eine Woche bei mir und eine Woche bei seinem Vater. In den Wochen, in denen er nicht da ist, kann ich durcharbeiten und auch mal zum Sport gehen, die andere Woche nehme ich mich dann immer ein bisschen zurück.

Nun bekomme ich im September noch ein Baby, und das aber auch mit einem Mann, dem Gerechtigkeit sehr wichtig ist. Ich mache mir also keine zu großen Sorgen: Er wird seinen Share übernehmen und ich bin zuversichtlich, dass wir einen guten Weg finden werden. Auch wenn es – wie Isabel erzählt hat – sicherlich auch mal brennen wird. Aber das kennen wir ja jetzt schon, das schaffen wir auch.

Was muss sich, aus eurer Sicht, noch ändern, damit mehr Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit oder in führende Positionen wagen?

Isabel: Ich weiß gar nicht, ob Selbstständigkeit das Ziel sein sollte. Viele tun das ja aus der Not heraus, verrechnen sich dann und sorgen zum Beispiel nicht mehr fürs Alter vor, weil das Geld eben nur gerade so reicht. Wenn man mal durchrechnet, was man selbstständig verdienen muss, damit man etwas zurücklegen kann, damit meine ich auch Urlaubszeiten finanzieren, Steuern und Versicherungen zahlen etc, dann ist das ganz schön viel! Ich denke, das Ziel sollte sein, dass Frauen und insbesondere Mütter in der Arbeitswelt gleichgestellt sind. Führende Positionen: JA! Ich fände eine Pflicht-Elternzeit für Väter gut, gerne auch mehr als zwei Monate. Gleichzeitig brauchen Väter auch mehr Rechte, die haben sie nämlich momentan auch noch nicht. Das Ehegattensplitting begünstigt Familien, in denen ein Teil Vollzeit (meist der Mann) und ein Teil nicht oder Teilzeit (meist die Frau) arbeitet, auch das ist unfair – so ganz werden wir es wohl nicht los, aber man kann ja mal drüber sprechen: Denn das tut die Politik gerade gar nicht.

 

Marie: Ich fände auch Anreize für Unternehmen gut, familienfreundlicher zu werden. In Schweden gibt es da richtige Battles unter den Unternehmen und flexible Arbeitszeiten werden groß geschrieben. Aber abgesehen von der Privatwirtschaft muss auch der Staat ran: Wo ist zum Beispiel der Kündigungsschutz für Väter, die in Elternzeit gehen? Und dann müsste natürlich noch die Kinderbetreuung besser ausgebaut und vor allem besser werden, sodass auch wirklich alle, die das möchten, ihre Kinder mit gutem Gewissen dort lassen können.

Isabel: Und wir brauchen mehr Frauen als Vorbilder. Mehr Frauen, die zeigen, dass man natürlich erwerbstätig und sogar erfolgreich sein kann und eine liebevolle Mutter gleichzeitig ist. Da sind viele im Kopf noch nicht so weit.

 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Shirley Erskine (@wunderhaus_berlin) am

Es gibt viel zu viele Klischees und festgefahrene Denkmuster rund um das Muttersein. Und wir brauchen auch mehr Vater-Vorbilder. Chefs mit Kindern, die sechs Monate Elternzeit nehmen, oder die – wie in anderen Ländern üblich- mehrere Nachmittage in der Woche nicht im Büro sind, weil sie die Kinder abholen.

Marie: Es ist also noch viel zu tun!

Ich danke euch sehr, ihr Lieben, und eröffne hiermit die Kommentarfunktion. Wie seht ihr das Ganze? Wo liegen eure Ängste und was können wir tun, um andere Frauen zu bestärken?

 

– In freundlicher Zusammenarbeit mit Mastercard –

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