Frankfurter Buchmesse: Die Kämpfe kämpfen immer dieselben

21.10.2021 Gesellschaft

Frankfurter Buchmesse 2021: Ein rechter Verlag nimmt inmitten der Traditionsveranstaltung nicht zum ersten Mal Raum ein. Autor*innen wie Jasmina Kuhnke, Ciani Haoeder und Annabelle Mandeng nehmen aus Sorge um die eigene Sicherheit und Solidarität nicht mehr Teil. Einige entscheiden sich hingegen, trotz des unsicheren Raums, bewusst dazu, ihre Arbeit zu präsentieren. Es sind Konflikte, Sorgen und Kämpfe, ausgetragen von Betroffenen, die innerhalb der Debatte zahlreiche Erklärungen, Statements und Positionierungen abgegeben haben und die Diskussion so ins Rollen bringen. Und weiße Autor*innen und Verlage? Für die hat sich, wie sooft, nicht so viel verändert.

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Es ist nicht das erste Mal, dass die Veranstalter*innen der Frankfurter Buchmesse ein mehr als zweifelhaftes Verständnis von Meinungsfreiheit proklamieren. Bewusst wurde in dieser Entscheidung übergangen, dass nicht-weiße Menschen Gewalterfahrungen machen. Bewusst wurde ignoriert, dass in diesem Jahr so viele Schwarze Autor*innen wie nie mit ihren Werken auf der Messe vertreten gewesen wären. Ein schlichtes Ausladen des rechten Verlags sei aufgrund der gezahlten Standmiete und der potenziellen Möglichkeit einer Klage gegenüber der Veranstaltung nicht so einfach, heißt es − in einer Demokratie müssen also Rassismus, Sexismus und Antifeminismus ausgehalten werden, sofern auch die Gegenseite ihren Raum erhält. Eine schräge Rechnung, die missachtet, dass es sich innerhalb demokratischer Wertverhältnisse hier nicht um politische Einstellungen, sondern um die Gefährdung von Grundrechten handelt. Wie also umgehen mit einer Veranstaltung, die neben dem Auftreten rechter Verlage auch immer wieder die Verhandlung ihrer Legitimität denen überlässt, die genau solche Räume einnehmen sollten, statt sie aus Angst oder Solidarität zu meiden?

Wie sooft bleibt die Verhandlung der Thematik nicht nur an denen mit Expertise, sondern auch an denen mit Betroffenheit hängen. Ein Armutszeugnis, wenn auch ein Katalysator für gesellschaftliche Veränderung, wie wir aus der Vergangenheit gelernt haben. Während Positionierung, Protest oder Solidarität nämlich vor allem von denen angebracht wäre, die auch so schon überaus problemlos Räume einnehmen und besetzen können, sehen viele weiße Autorinnen und Verlage sich nicht in der Verantwortung. Ein Status quo, der die Aufmerksamkeit auf die Entscheidung derer lenkt,

die sich aktiv wehren müssen oder wollen. Ein Status quo, der für marginalisierte Gruppen und Individuen mehr als unbequem sein kann. Als gute Schwarze, böse Schwarze werden sie im Ringen um Positionierungen, was oftmals in viel intimeren Räumen als den sozialen Medien stattfindet, deklariert. Schwarze Solidarität fängt nämlich nicht erst dort an, wo man sie öffentlich proklamiert. Wenn Kandidatin 1 aus Angst nicht teilnimmt, ist es mehr als ein politisches Moment, sich zu solidarisieren. Es ist schnell ein sensibles Moment des Mitgefühls, des Hineinversetzens und des geteilten, potenziellen Schicksals, in einem durch Rassismus zersetzen Land.

Wer wo wie viel Raum einnehmen kann, ist nämlich weder auf der Buchmesse noch in anderen Alltagsorten in Deutschland selbstverständlich. Das wissen vor allem diejenigen, von denen oft mehr Partizipation eingefordert wird, die sich dabei zugleich aber weder wohl noch sicher fühlen. 

Die Kunst innerhalb dieser Debatten und Kämpfe liegt darin, Respekt vor den anderen Positionen zu wahren, ohne als Außenstehender ein „wir und sie“ zu manifestieren. Der Kampf um Demokratie und gleichberechtigte Freiheit kann nämlich nie nur der einer einzelnen Gruppe sein. Nein, er sollte sogar so fest in uns verankert sein, dass eine Teilhabe entweder für alle oder niemanden möglich ist.

Mehr zum Thema:

Statement der Frankfurter Buchmesse
Deutsches Traditionsbewusstsein – Hengameh Yaghoobifarah / TAZ
Kommentar von Aminata Touré

16 Kommentare

  1. Heinz Wittel

    Danke für Deine Meinung. Ich sehe das aber ganz anders. Das konsequente Eintreten für Meinungsfreiheit innerhalb gesetzlicher Rahmen schafft Transparenz. Die kritischen Themen kommen ans Tageslicht und werden diskutiert. Wäre der Verlag ausgeladen, so hätte die Auseinandersetzung gar nicht stattgefunden. Zudem ist es nicht Aufgabe des Veranstalters, inhaltlich Stellung zu nehmen. Zensur und mediale Bücherverbrennung, das sind die Instrumente diktatorischer Systeme. Und genau das wollen wir ja nicht haben, oder?

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  2. Verena

    Liebe Fabienne

    die Frankfurter Buchmesse ist eine Handelsmesse und richtet sich als solche nach den Statuten des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Die besagen schlicht: wer sich anmeldet und seinen Stand bezahlt, der kommt rein. Eine Ausnahme gibt es lediglich, wenn Bücher verlegt werden, die von Gerichten aus dem Verkehr gezogen werden, salopp formuliert.

    Was die Messeleitung denkt und wie sie zu gesellschaftlichen Themen steht, kann sie unter anderem im Rahmenprogramm darlegen.

    Was Jasmina Kuhnke und ihre Sorge um ihre Sicherheit angeht: meine Güte, Salman Rushdie war auf der Messe, als ein Kopfgeld auf ihn angesetzt war. Sie kann doch nicht allen Ernstes annehmen, dass sie größeren Gefahren ausgesetzt ist als Rushdie?

    Schade, dass sie durch dieses unglückliche Agieren den Fokus von ihrem Buch weg gelenkt hat. Ihr pöbelhaftes, aggressives Auftreten bei Twitter Andersdenkenden gegenüber ist ja nicht dazu geeignet, Interesse an den Problemen des Rassismus zu erwecken. Vielleicht wäre das bei ihrem Buch anders gewesen, schade!

    liebe Grüße!

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  3. Anna

    Puh, ich musste erstmal schlucken als ich die Kommentare gelesen habe und bin ehrlich gesagt sprachlos bei so viel fehlender Empathie. Was ermächtigt jemanden dazu, darüber zu urteilen welche Gefahren ein anderer in Kauf zu nehmen hat? Und nein, auch ein Messeveranstalter muss nicht jedem, der zahlt, einen Stand anbieten (Stichwort: Vertragsfreiheit). Es setzt eine aktive Entscheidung der Veranstalter voraus. Und eben das macht die Sache problematisch.

    Liebe Fabienne, danke für Deinen aus meiner Sicht wieder einmal unglaublich wichtigen Artikel und den Einblick in Deine Wahrnehmung des Konfliktes. Deine Kolumnen haben mir schon sehr oft die Augen geöffnet und motiviert mehr zu lernen und zu hinterfragen und einen Veränderungsprozess in Gang gesetzt. Danke.

    Antworten
    1. Verena

      LIebe Anna

      selbstverständlich kann ich darüber urteilen, ob es auf der Frankfurter Buchmesse reale Gefahren für lesende Autoren gibt. Antwort: nein, es sind jedes Jahr Autoren zu Gast, die in verschiedener Weise gefährdet sind und keinem ist etwas passiert.

      Natürlich kann JK sich dennoch gefährdet fühlen, aber das ist dann nicht Sache der Messe. Mit gefühlten Ängsten sind die meisten von uns geschlagen und nur wir selbst können unsere inneren Dämonen zählen.

      Ich bin auch sehr froh, dass die Messe sich nicht vor diesen Karren spannen lässt. Man stelle sich das Ganze einnmal umgekehrt vor, der Zeitgeist wandelt sich schließlich stetig, auch rechte Autoren könnten einmal positiv im Fokus stehen. Ich wollte keine Messe erleben, auf der diese dann Möglichkeiten hätten, andere Verlage ausschließen zu lassen mit dem simplen Argument: ich habe Angst.

      liebe Grüße

      Antworten
      1. Anna

        Liebe Verena,

        danke für Deine Antwort. Es interessiert mich ganz offen: Worauf gründest Du Deine Expertise? Woher kannst Du beurteilen, welche Gefahren für BiPoC-Autor*innen auf und im Umfeld der Frankfurter Buchmesse bei Anwesenheit des bekannten rechten Verlages, dessen Namen ich hier nicht noch einmal erwähnen möchte, bestehen? Was meinst Du angesichts der zunehmenden rassistischen Übergriffe (verbal wie physisch), die für viel zu viele Menschen seit viel zu langer Zeit zum Alltag gehören mit „gefühlter“ Angst? Und hast Du schon einmal einer Gruppe von Menschen gegenübergestanden, die Dir Deine Existenzberechtigung und Deine Zugehörigkeit zu Dieser Gesellschaft abgesprochen haben? Wurdest Du schon einmal verbal und physisch von einer solchen Gruppe bedroht? Wenn ja, konnte man Dir die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe ansehen?

        Dein Argument am Schluss, dass es geboten sei, alle zur Buchmesse zuzulassen, um zu vermeiden, dass wenn sich der politische Wind dreht, andere ausgeschlossen werden, verfängt nicht. Wenn sich die Mehrheitsverhältnisse so sehr verschieben, dass rechte Ideologien mehrheitsfähig sind, werden in jedem Fall (!) Menschengruppen in ihren Beteiligungs- und Teilhaberechten eingeschränkt. Das ist einer der Grundpfeiler rechter Ideologie. Es gibt dann keine pluralistische demokratische Gesellschaft mehr, die wirksam Minderheiten schützen könnte. Das zeigt nicht nur die Geschichte, sondern auch die Entwicklung in unseren europäischen Nachbarländern.

        Zumindest eine klare Positionierung der Messeveranstalter und ein Wille zum Schutz des offenen Diskurses, den die Frankfurter Buchmesse ihrem eigenen Missionstatemant nach fördern möchte, wäre erforderlich, wenn ein teilnehmender Verlag genau diesem offenen Diskurs durch seine Ideologie entgegentritt.

        Im Missionstatement der Frankfurter Buchmesse heißt es wörtlich:

        „Die Frankfurter Buchmesse steht als eine der weltweit wichtigsten Bühnen für die Auseinandersetzung um das internationale weltpolitische Geschehen. Wir versammeln in Frankfurt Menschen, die ihre Ideen verhandeln wollen, einen konstruktiven Dialog zu drängenden Fragen beginnen uns sich auf Augenhöhe auch mit anderen Perspektiven auseinandersetzen.“

        und später: „Im Zentrum steht dabei immer die Begegnung zwischen Menschen und Kulturen.“

        Dieser selbst auferlegten Messlatte sollte auch entsprochen werden.

        Antworten
        1. Verena

          Liebe Anna

          ich kenne die Frankfurter Buchmesse und ich weiß wie sehr ihr die Sicherheit der Autoren am Herzen liegt. Auch mit Jasmina Kuhnkes Verlag gab es vorher Absprachen, was zu ihrer Sicherheit getan werden soll. Schon allein die Vorstellung, auf der Buchmesse könnten sich Gruppen zusammenrotten (und das auch noch zu Zeiten von Corona, wo die Hallen halb leer sind) um verbal oder tätlich anzugreifen, ist einigermassen absurd.

          Die Faz hat dazu ein sehr erhellendes Interview mit dem Chef der Buchmesse geführt.

          Und sorry: den offenen Diskurs hat JK selbst verlassen. Andere People of Colour, wie die Preisträgerin des deutschen Buchhandels Tsitsi Dangarembga, haben sich positiv über das Klima des Meinungsaustausches geäußert. Insofern kann es nicht derart beängstigend für alle People of Colour gewesen sein.

          Und hier wiederhole ich mich, auch wenn es hart ist: für innere Dämonen ist jede Person selbst zuständig, auch Jasmina Kuhnke. Das ist weder Sache der Buchmesse, noch ist es sinnvoll, den offenen Meinungsaustausch nach den Empfindlichkeiten einzelner Gruppen einzuschränken.

          liebe Grüße

          Antworten
          1. Nora

            Hallo Verena,
            Anna hat eigentlich schon alles so viel besser gesagt, als ich es könnte, aber ich würde schon noch sehr gerne eine Sache anmerken. Dein Gerede von „inneren Dämonen“, wenn du von der sehr realen Angst von BIPOC-Menschen vor Rassismus und rechtem Gedankengut sprichst, ist eine absolut inakzeptable Verhamlosung rechter (diskursiver sowie physischer) Gewalt. ‚Innere Dämonen‘ suggeriert, dass sich diese Angst durch ein bisschen Meditation und Umdenken loswerden ließe, als wären BIPOC-Menschen nicht tatsächlich ständig diesen Formen von Gewalt ausgesetzt. Hälst du denn Rassismus auch für einen ‚inneren Dämon‘ in den Köpfen von von Rassismus betroffenen Menschen?

          2. Anna

            Liebe Verena,

            auch ich widerspreche Dir ganz vehement und deutlich (danke Emma für Deine klaren Worte!).

            Dass Tsitsi Dangarembga und andere BIPoC-Autor*innen trotz des beteiligten Verlages auf der Messe anwesend waren lässt für mich überhaupt nicht den Schluss zu, dass sie sich dort sicher gefühlt hätten. Es zeigt nur, dass sie sich anders entschieden haben und anders abgewogen haben als etwa Jasmina Kuhnke und die vielen anderen, die nicht anwesend waren.

            Wie Mirrianne Mahn es während der Preisverleihung ganz deutlich auf den Punkt gebracht hat: „Das Paradox ist, dass wir hier in der Paulskirche, der Wiege der Demokratie, einer schwarzen Frau den Friedenspreis verleihen, aber schwarze Frauen auf genau dieser Buchmesse nicht willkommen waren. Und ich sage ganz klar ’nicht willkommen waren‘, weil nicht dafür gesorgt wurde, dass sie sich sicher fühlen. Das ist keine Meinungsfreiheit.“

            Deine im Kommentar angedeutete Vorstellung von rassistischer Gewalt bildet aus meiner Sicht nur einen Extremfall aber nicht annähernd die reale Bandbreite ab. Keiner hat von einem sich in den Messhallen zusammenrottendem Mob gesprochen. Die Übergriffe sind häufig viel subtiler aber dadurch nicht weniger schlimm, im Gegenteil. Für einen Einblick schau Dir doch mal die Berichte auf dem Insta @WasIhrNichtSeht an (https://www.instagram.com/wasihrnichtseht). Oder lies das (aus meiner Sicht auch wegen des experimentellen Stils sehr lesenswerte) Buch 1000 Serpentinen Angst von Olivia Wenzel.

            Die Gefahren begrenzen sich im Übrigen nicht nur auf die Messe selbst, sondern können wie in meinem letzten Kommentar schon geschrieben, auch das Umfeld betreffen (Anreise, Abreise, Hotel, Wege, die man danach zurücklegen muss). Dass Adressen in rechten Netzwerken geleakt werden und hiermit ganz handfeste und reale Bedrohungen einhergehen ist Realität.

            Ich möchte hier – wie auch Emma schon – noch einmal ganz deutlich sagen, wie übergriffig ich Deine Anmerkungen zu den von Betroffenen geäußerten Ängsten finde. Auch das hat wenig mit Meinungsfreiheit zu tun, sondern geht schlicht von einer falschen Tatsachengrundlage aus. Mein Appell: Bitte informier Dich umfassend. Das sollten wir alle in den unterschiedlichsten Kontexten tun, vor allem, wenn wir vorhaben, so krasse Werturteile zu äußern. Wenn man denn auf solche Wertungen besteht. Auch das ist ja kein muss. Damit wären wir alle schon einen Riesenschritt weiter. Danke.

          3. Anna

            Liebes Jane-Wayne-Team, könnt ihr das vielleicht im Kommentar korrigieren. Das ist ja blöd, dass ich da nicht Nora, sondern Emma angesprochen habe und das auch noch zweimal. Wenn es keine Umstände macht, würde mich das sehr freuen. Liebst, Anna

  4. Emma

    Danke für deinen Beitrag, liebe Fabienne. Ich bin in der Diskussion hin und her gerissen und es fällt mir schwer, eine klare Haltung einzunehmen. Ein paar lose Gedankensplitter: Einerseits verstehe ich die Frankfurter Buchmesse, als Ort des Austauschs mit Blick auf Meinungsfreiheit stets offen für alle und eine Plattform des kritischen, kontroversen Diskurs zu sein und dafür einzutreten. Kritisch bin ich daher etwa auch, wenn z.B. Podiumsdiskussionen an Unis aufgrund von Protest abgesagt werden (auch wenn ich den Protest von Studierenden hervorragend und wichtig finde, nicht aber die daraus resultierende cancel culture). Der Protest der von dir benannten Autor*innen fruchtete nun leider darin, dass einem vom Einfluss her absolut unbedeutendem und widerwärtigem Verlag die wahrscheinlich größte Aufmerksamkeit der gesamten Messe zuteil wurde. Andererseits tut es im Herzen weh, dass Autor*innen aufgrund von Angst ihre Teilnahme absagen (wozu jede*r ganz persönlich absolut das Recht hat, da widerspreche ich dem anmaßenden Kommentar meiner Vorkommentatorin vehement). Umso mehr, da ihre Stimmen auf der Messe jetzt tatsächlich fehlen. Irgendwie scheint mir das letztlich eine rechtliche versus moralische Frage zu sein. Vielleicht benötigt es daher eine pragmatische Lösung: Dass die FBM sich eine Art Kodex zulegt, wo für sie die Grenze am rechten Rand ist? An welchen Kriterien könnte ein solcher festgemacht werden und lassen sich in der Praxis tatsächlich mehrere Tausend Verlage jährlich auf einen solchen Kriterienkatalog hin überprüfen? Zumindest könnten sich solche Leitlinien auf Wurzeln der FBM berufen: Wurde diese doch letztlich die weltweit größte und wirtschaftlich bedeutendste Buchmesse, da sie nach dem 2. WK erstmals internationalen Exilverlagen und verfolgten Autor*innen eine sichere Plattform ermöglichte, um nach bitteren Jahren des Ausschlusses wieder am Diskurs und Verkauf des deutschen Buchmarkts teilzunehmen.

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  5. Verena

    Liebe Nora, liebe Anna

    die Kernfrage des Disputes ist meiner Ansicht nach Folgende: soll sich eine Buchmesse danach richten, wie sich Autoren FÜHLEN? Oder genügt es, wenn sie für reale Sicherheit und Komfort sorgt? Letztere war ja gegeben.

    Hier widerspreche ich euch beiden sehr entschieden: was ein Autür fühlt, bzw. behauptet zu fühlen, darf nicht Masstab sein, wie eine Messe zu handeln hat. Das macht eine Handelsmesse angreifbar und stört letztendlich den Meinungsaustauch.

    Was Mirrianne Mahn angeht: ich frage mich wirklich, was diese Frau geritten hat. Angeblich setzt sie sich für die Belange von People of Colour ein, und dann hat sie nichts besseres zu tun, als eine Ehrung für eine farbige Autorin samt farbiger Laudatorin zu crashen, um ihre Anliegen in den Saal zu blöken. Das ist das genaue Gegenteil eines respektvollen Umgangs und nimmt das verdiente Scheinwerferlicht von der Autorin weg.

    Ich fand die Dame hochgradig peinlich, sie hat ihrer Sache einen schlechten Dienst erwiesen und sich als unmögliche Gastgeberin entpuppt. Auf solche Personen – zu denen ich auch den skandalverwickelten Bürgermeister zähle – sollte man seine Anliegen nicht stützen.

    liebe Grüße

    Antworten
    1. Anna

      Liebe Verena,

      Du schreibst:

      „soll sich eine Buchmesse danach richten, wie sich Autoren FÜHLEN? Oder genügt es, wenn sie für reale Sicherheit und Komfort sorgt? Letztere war ja gegeben.“

      Genau das ist der Punkt, an dem wir auseinander liegen. Dein Standpunkt ist klar seit dem ersten Kommentar, auch ohne Großbuchstaben.

      Fabienne hat es in ihrem Artikel beschrieben, Nora und ich haben Dir auf verschiedenen Wegen versucht rüberzubringen, dass es eben nicht „nur“ um subjektive Gefühle und Wahrnehmungen geht, sondern um real bestehende Bedrohungsszenarien. Das einfach ohne Gegenargumente mit „ist nicht so“ abzutun, reicht nicht. Damit machst Du es Dir meiner Meinung nach viel zu leicht. Du musst die Menschen, die sich hierzu äußern nicht mögen aber es gibt zig Beiträge, die im Detail erläutern, worum es geht. Dass Du allen pauschal jegliche Grundlage absprichst und immer wieder darauf beharrst, dass es doch bloß um individuelle Befindlichkeiten ginge, relativiert die Erfahrungen aller Betroffenen massiv. Und da stellt sich mir schon die Frage nach dem Warum und mit welchem Recht. Ich halte das für mehr als bedenklich und einfach nicht vertretbar.

      Antworten
  6. Verena

    Liebe Nora

    vielen Dank für deine nochmaligen Erläuterungsversuche. Es tut mir leid, aber ich verstehe WIRKLICH nicht, weshalb ein gefühltes Bedrohungsszenario für eine unszweifelhaft sichere Buchmesse massgebend sein soll. Damit spricht man doch den People of Colour das Abstraktionsvermögen ab? Ich halte dies für eine perfide Form des Rassismus,

    Ich bezweifle in keiner Weise, dass es reale Bedrohungsszenarien für Menschen gibt, die unter Rassismus leiden. Aber daraus zu konstruieren, alle hätten sich danach zu richten, ist schon einigermassen abgehoben.

    Erfahrungen und Gefühle durcheinander zu werfen – und genau das passiert in der Causa Kuhnke – ist das Gegenteil von Austausch auf Augenhöhe. Für einen Ort, wo es nicht zuletzt um intellektuellen Austausch geht – wäre das fatal. Es wäre auch fatal für eine Gesellschaft.

    Letztlich gibt es viele Verlierer: die Buchmesse, die Stadtverordnete, die die Laudation crashte, Kuhnkes Buch und der so notwenige Kampf gegen Rassismus. Hoffentlich hat wenigstens Jasmina Kuhnke an Bekanntheit gewonnen, sonst bleibt als Gewinner nur der rechte Verlag. Ein sehr unbefriedigendes Ergebnis

    liebe Grüße

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