Original vs. Kopie – Die Modekette Gina Tricot treibt’s auf die Spitze.

08.08.2012 Allgemein, Mode
Bilder: Style.com, Gina Tricot, Trine’s Wardrobe.

Heute bin ich ganz ehrlich ein wenig sprachlos. Das Thema der altbekannten „Copycats„, die sich wohlig auf dem Modemarkt lümmeln, hatten wir bereits etliche Male durchgekaut – diesmal stoße aber selbst ich an meine moralischen Grenzen. Dabei halte ich es für Gewöhnlich eher so: Das Rad hat in der Stoffwelt schon lange niemand mehr neu erfunden. Designer inspirieren sich seit jeher gegenseitig und wenn Modeketten wie Zara und Co. der breiten Masse die Laufsteg-Looks dieser Erde zugänglich machen, dann ist das vollkommen in Ordnung. So bekommt jeder etwas vom großen Fashion-Kuchen ab, ganz unabhängig vom Einkommen. Eigentlich erfreulich. Schade ist nur, dass die meisten Käufer natürlich überhaupt nicht wissen, welche „Neuinterpretation“ sie da überhaupt am Körper tragen. Aber wie gesagt: Das ist schade, aber keineswegs schlimm.

Dreistigkeit ist aber sehr wohl schlimm – die Modekette Gina Tricot treibt’s neuerdings auf die Spitze. Wenn man Isabel Marants Nummern-Shirts kopiert, dann ist das eine Sache. Oder wenn man einen Rock zerfetzt. Hat man so oder so schon tausend Mal gesehen. Aber Givenchys Puma aus der atemberaubenden Herbstkollektion aus dem vergangenen Jahr, diese Soffträume, die von Roxy Music inspiriert wurden? Bitte nicht. Beim Sterchnchen-Shirt von Acne bin ich nicht ganz so in Rage, denn an Trine sieht’s zugegebener Weise sehr hübsch aus und Sternchen sind eben Sternchen und Stoff ist noch lange kein Leder. Trotzdem frage ich mich: Wie weit darf man gehen? Und wo liegen überhaupt unsere eigenen Grenzen, hm?

18 Kommentare

  1. Maikel Luka via Facebook

    das sternchen-oberteil ist meiner meinung nach nicht arg tragisch, aber beim t-shirt fällt mir wirklich nur „what the fuck?!“ ein!

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    1. Maya

      Liebe Meike, der Beitrag ist ja schon leider etwas älter aber ich hoffe, dich hier noch erreichen zu können ! Ich schreibe momentan eine Hausarbeit über das selbe Thema , und es wäre super wenn ich mir deine Diplomarbeit mal durchlesen könnte ! Ich finde es sehr schwierig hier mit Büchern zu arbeiten, und es wäre super wenn ich auch Sachen zitieren könnte die nicht nur aus Internetquellen bestehen !:D ich würde mich sehr freuen wenn du dich meldest, meine E-Mail Adresse ist : maya.bri@gmx.de

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  2. Caro

    Also ohne Witz. Ja, das GivenchyTeil mag als Vorlage gedient haben… aaaber wieviele Drucke von Blumen und Tigern in Kombination gibt es?! Das war ja jetzt auch nicht DIE krasse Idee von Givenchy oder seh ich das falsch? Ich hab hier jedenfalls auch ein Shirt liegen. Von Urban Outfitters vom letzten Jahr. Und das sieht genauso aus…. von daher… nix neues.

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  3. Nike Jane Artikelautorin

    Du hast schon recht, Caro. Deshalb sag ich ja: Dass das Rad neu erfunden wird, das kommt wirklich nur selten vor. Aber ein Panther. Mit lila Blumen. Und Grünzeugs. Im typischen Givenchy-Rahmen. Ich weiß auch nicht recht. Ich glaub aber echt, das ist mir, vor allem aufgrund der Häufigkeit mit der Gina Tricot ziemlich, ziemlich ähnliche Stücke schneidert, ein klein wenig zu viel der Inspiration.
    Hmhm.

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  4. iwe

    kopie wäre ja echt 1zu1, aber ich denke abwandlungen oder erweiterungen sind in ordnung. und wie caro schon sagte in der kunst sieht man ständig solche „kopien“, man sollte sicher eher geehert fühlen als designer/künstler. und wenn man weiss woher der stil etc. ürsprünglich kommt, ist das perfekt.

    und … viele menschen können sich manche teure moden nicht leisten, deswegen muss einfach die „kopie“ her. alles gut 🙂

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  5. COCOSI

    Wie gesagt: jeder will was vom Kuchen abhaben. Die Designer kreieren Mode, die aus ganz bestimmten Distinktionsgründen eben auch Lischen Müller gerne hätte und u.a hat der Hype um die Modeblogs (ja, liebe Janes,…!) den ganz normalen Lischen klar gemacht hat, dass heutzutage jedes Lischen in der Welt der High Fashion mitmachen kann. Mit etwas Glück und Talent darf man dann ebenfalls in der ersten Reihe sitzen, wird mit ansonsten unerschwinglichen Handtaschen, Klamotten und anderen schönen Dingen ausgestattet und erzählt den anderen, was heute hip ist und morgen nicht mehr. Es sind nicht zuletzt ja die Blogs, die dafür sorgen, dass eine breite Masse heute eben das tragen will, was auf den Lauftstegen gezeigt wird, früher hat man sich eher daran orientiert, was auf dem Schulhof gerade so „in“ war. Daher halte ich Kritik an dem (wie ihr ganz richtig bemerkt, immer schon üblichen) Kopieren von Laufsteglooks von eurer Seite für nicht so ganz angebracht.
    Und mal davon ganz abgesehen: Panther auf schwarzen T-Shirts sind nichts wirklich Neues (also in meinen Augen wirklich keine überragende Kreativleistung von Signore Tisci, sofern er sich das überhaupt selbst ausgedacht hat) und gerade mal so lange aus der Mode, dass die Second-Hand-Läden noch voll damit sind (ein sicheres Indiz übrigens, dass etwas ziemlich bald wieder in Mode sein wird).
    Ich wünsche allen viel Spaß mit ihren Kopien!

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  6. Pingback: Blackmilk Leggins im Vergleich mit Romwe | zauberhafte-elv.de

  7. silvia

    Als copycat von Givenchy ist Gina Tricot nicht nur empörend, sondern auch trist und trashy. Da sehe ich nur wie kreativitäts-, charakterlos und mode-feindlich GT ist: das zeigt sich neulich an der GT schamlosen wie ultrahässlichen möchte-gern Givenchys Antigona Bag, die gerade in in den stores ist. BIG FAIL.

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  8. chewie

    ich muss hier grad mal mein kommentar zu los werden..
    mal ganz im ernst, eine ernstgemeinte frage..
    gibt es für euch NIX WICHTIGERES im leben, als sich über so eine scheiße was wer wo geklaut hat gedanken zu machen?
    wir leben in einer konsum gesellschaft, die besten leben am längsten, jeder will was vom großen kuchen abhaben, damit er auch vernünftig leben kann! seht es ein, wacht auf aus euren kinderträumen.. oh die katze ist da und daher geklaut.. scheiß auf die katze! (die meiner meinung nach überhaupt kaum ähnlichkeiten hat, panther in dieser darstellung gibt es zu hauf)
    gibt es nichts, was euch glücklich macht im leben? (diplomarbeit darüber?? 😀 pah, und über sowas wird studiert, dafür soll die menschheit schlau genug sein, aber auf die wichtigen dinge, auf die es wirklich ankommt wird kein wert mehr gelegt!)
    es gibt so viel WICHTIGERES im leben als sich über sowas gedanken zu machen, nur mir platzt langsam der kragen, tagtäglich sowas zu lesen. das ist doch kein leben. setzt euch hin und sucht euch was schönes als beschäftigung, erfreut euch an den kleinen dingen des lebens anstatt über sowas groß reden zu schwingen, ihr könnt es nicht ändern und schon gar nicht wird euer gemotze hier irgendwie die großindustrieketten interessieren!
    wer seit ihr, dass ihr darüber urteilen könnt, welche künste von nöten sind, sowas anzufertigen und wer seit ihr, dass ihr darüber richten könnt? genau, NIEMAND.
    es gibt so viel wichtigeres im leben, aber bis die meisten das merken wird es schon zu spät sein und sie werden nie erfahren haben, was es wirklich heißt zu leben. denn das, gehört da definitiv nicht zu.

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  9. Nike Jane Artikelautorin

    Liebe Chewie,

    was ist dir denn bloß über die Leber gelaufen? Ich bin sehr froh, dass ich meinen Beruf (der mehr ist als das hier) liebe und trotzdem noch ausreichend Freizeit habe, um mich mit den „wirklich wichtigen Dingen im Leben“ zu beschäftigen. Das ist hervorragend!

    Und normalerweise zitiere ich keine Schundliteratur, aber diesem Fall scheint mir das doch sehr passend:

    „This… stuff‘? Oh. Okay. I see. You think this has nothing to do with you. You go to your closet and you select… I don’t know… that lumpy blue sweater, for instance because you’re trying to tell the world that you take yourself too seriously to care about what you put on your back. But what you don’t know is that that sweater is not just blue, it’s not turquoise. It’s not lapis. It’s actually cerulean. And you’re also blithely unaware of the fact that in 2002, Oscar de la Renta did a collection of cerulean gowns. And then I think it was Yves Saint Laurent… wasn’t it who showed cerulean military jackets? I think we need a jacket here. And then cerulean quickly showed up in the collections of eight different designers. And then it, uh, filtered down through the department stores and then trickled on down into some tragic Casual Corner where you, no doubt, fished it out of some clearance bin. However, that blue represents millions of dollars and countless jobs and it’s sort of comical how you think that you’ve made a choice that exempts you from the fashion industry when, in fact, you’re wearing the sweater that was selected for you by the people in this room from a pile of stuff. “

    Und es heißt in diesem Zusammenhang übrigens „seid“ und nicht „seit“. Aber es gibt ja wichtigeres als die deutsche Sprache, nech.

    Liebe!

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