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Was ist bloß so besonders an Cara Delevingne?

06.01.2015 Mode, Menschen, box1

cara delevingne topshopDas Mädchen mit dem fliehenden Kinn? Die, die immer schielt? Diese britische Ulknudel? Die Supernervtante? Little Kate Moss? Miss Augenbraue? Unter welchem Pseudonym man sie nun kennt, ist schnurzpiepegal, Fakt ist, dass ihr und wir und vielleicht sogar die Wustfachverkäuferin aus meinem Heimatdorf sie kennen: Cara Delevingne, das Topmodel mit Top-Genen. 2010 hatte alles ganz sanft angefangen, mit Katalogaufnahmen für ASOS und dann ging alles extrem schnell. Die Tochter des ehemaligen It-Girls Pandora Stevens mausert sich in Höchstgeschwindigkeit selbst zum It-Girl, ziert sämtliche Cover und kuschelt inzwischen sogar als Muse mit Karl Lagerfeld.

Da wundert es nicht, dass Caras Entdeckerin, die Storm-Models Gründerin Sarah Doukas, vor Jahren bereits Kate Moss groß machte. Die Frau hat eben ein Händchen für besondere „Exoten“ (ihr erinnert euch – La Moss galt zunächst als zu klein für den Runway wtf). Aber zurück zu Cara: Was ist das Besondere an ihr, weshalb ging die Eintagsfliegenrechnung, die ihr manch ein Nörgler aufdrücken wollte, längst nicht auf, was hat sie anders gemacht als beispielsweise eine Agyness Deyn, die vor lauter Übersättigung irgendwann in der Senke verschwand, was verdammt nochmal ist ihr Erfolgsrezept?

Obwohl Caras Managerin laut eigener Aussage rund 70% aller Werbe-Anfragen für ihren Schützling absagt, nämlich genau um eben genannte Omnipräsenz so weit wie möglich im Zaum zu halten, vergeht schließlich kaum ein Tag ohne Cara-News und trotzdem ist kein Ende in Sicht. Gerade erst kürte man sie erneut zum Kampagnengesicht von Topshop. Es ist jetzt schon das dritte Mal – das gab es noch nie. Niemand scheint also die Nase zu voll haben von der zuweilen etwas überdreht-provokanten Retterin der natürlich-buschigen Augenbraue, von dem selbsternannten Multitalent (sie singt ja auch!), das mittlerweile eigentlich lieber Schauspielerin wäre (insgesamt 5 Filme stehen in den Startlöchern). Außer vielleicht wir, die Magazinleser und Laufsteg-Beobachter. Oder? Hier scheiden sich die Geister. Es gibt die Fraktion Pro und die Fraktion Kontra, aber so gut wie nichts dazwischen. Vielleicht liegt ja genau hier der mysteriöse Hund begraben? 

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 Denn ob man das hyperpräsente -und -aktive Model nun gut findet oder schlichtweg nervtötend: Wischiwaschi ist Cara nicht. Auch kein Everybody’s Darling. Eher schon „die Irre, die  zwar ein bisschen durch den Wind ist, aber trotzdem einen sauguten Job macht“. Ergo: Cara ist nicht langweilig, sie ist, nunja, fetzig. Und zwar nicht nur als laufender Kleiderständer, sondern auch als Privatperson, das suggeriert sie uns jedenfalls besonders gern via Social Media. Auf ihrem Instagram-Kanal gibt sich die Tochter aus gutem Hause uneitel (was bei diesem Aussehen natürlich relativ ist), sie driftet zuweilen sogar ins Esoterische ab, postet Lebens-Tipps und Zitate, Menschen von der Straße, Freunde, Burger. Sie kreiert, wenn man so will, einen Hype um sich selbst, der sich allerdings von vielen anderen aus der Branche unterscheidet: Jeder gemachte Schritt wirkt echt und irgendwie sogar antastbar. Nicht überästhetisiert eben. Manchmal sogar unästhetisch. Und wieder: Das kann man richtig knusper finden. Oder komplett banane. Aber selten nur „so mittel“.

Und noch etwas, wo wir gerade beim Thema „Nahrbarkeit“ sind: Über Cara lässt sich ganz besonders gut munkeln, weil sie, zumindest gefühlt, mordsviel von sich preis gibt. Weil sie lieber Quatsch macht als sexy zu sein, lieber Schlabber-Shirts und Beanies trägt als viel zu hohe Hacken. Weil sie sich erlaubt, burschikos zu sein und trotzdem Frau bleibt. Weil sie sich selbst auf die Schippe nimmt, statt pausenlos Hochglanz-Selfies zu produzieren. Ihr Marketing-Trick funktioniert also komplett anders herum, anders als man es aus der Modelwelt gewöhnt ist. Das ist es, was gefällt. Das trifft den Nerv der jungen Mädchen. Denn plötzlich ist es tatsächlich möglich, sich mit einem Topmodel zu identifizieren, selbst wenn der eigene Körper drei Nummern größer geraten ist als der des Idols – weil Maße hier ausnahmsweise mal Nebensache zu sein scheinen. Es gibt schließlich genug andere Merkmale: Augenbrauen kann man im Zweifel sprießen lassen, für den natürlichen „Cara-Effekt“, bunte Print-Shirts, Lederjacken und Sneaker gibt es wie Sand am Meer und dann wären da ja noch diese Strickmützen  – wann war es je so einfach, ein bisschen so zu sein wie ein waschechtes It-Girl? Genau. Noch nie. So langsam schwant mir, dass wir es durchaus schon mit schlechteren Vorbildern zu tun hatten.

Wann immer ich also demnächst auf Fräulein D. treffen werde, ich schwöre, fortan seltener mit den Augen zu rollen. Das Behind-The-Scenes Video des Shootings hat mich erschreckender Weise nämlich wirklich ein wenig verzückt. Ganz zu schweigen von der wunderbaren Brise 70er – endlich! Sie sind offiziell zurück.

Alle Kampagnenbilder:

Die Kollektion ist ab sofort shopbar – hier lang!

8 Kommentare

  1. Chael

    Ich glaube auch, dass das Phänomen viel mit vermeintlicher Erreichbarkeit zu tun hat. Sie ist im Endeffekt natürlich genauso unerreichbar wie die anderen gut gebuchten Models. Aber ein Schmollmund nach dem anderen, ein Bikini-Foto und ein Foto in großer Abendrobe – wie auf so vielen Model-Instagram-Accounts – ist noch viel weiter weg von der Welt der Betrachterinnen.

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  2. lisa

    Ihren Job als Model macht sie klasse, allein schon die neuen Kampagnenbilder von Topshop – WOW!
    .. und die Tatsache, dass sie privat so ist, wie sie ist, finde ich nur sympathisch. Klar, ein bisschen weniger Social Media Präsenz und Hyperaktivität wäre auch okay, aber lieber so, als immer Model zu sein, immer sexy, immer schön.

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  3. Mart

    Schöner Kommentar, gut getroffen! 🙂
    Ich denke, sie kommt wirklich authentisch (!) natürlich rüber und sehr wenig aufgesetzt – viele Models betonen ihre Natürlichkeit immer wieder, aber ihr nehm ich es wirklich ab.
    Außerdem ist sie irgendwie auch nicht 100% wow-wunderschön, das macht sie sympathisch. 🙂

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  4. Katharine

    Ich hab mich bis jetzt noch nicht wirklich viel mit Cara Delevingne auseinandergesetzt und in dem Artikel hört sich das mit dem authentisch und nahbar sein auch ganz wunderbar an, vor allem und der Rolle als „Vorbild“. Aber irgendwie ist diese Rumblödelei mir in dem Video zu viel, und erinnert mich irgendwie – keine Ahnung warum – an Heidi Klum, die jedes Jahr zu jeder neuen GNTM Staffel für ihre aufgesetzte Lockerheit und ihr Quatschvogelimage kritisiert wird. Warum wird das bei Cara gefeiert und bei Heidi verpönt? Vielleicht nur weil Cara noch jünger ist und man ihr keinen berechnenden Geschäftssinn dahinter zumutet? Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht ob ich Cara deswegen blöd finden soll und Heidi plötzlich wieder toll. Mir ist es bei dem Video nur irgendwie aufgefallen.
    Auch Instagram Fotos ohne Filter können inszeniert sein.

    Nebenbei liebste Grüße und ein dickes Lob an euch Janes, für eure Arbeit hier! Ihr seid fabelhaft!

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  5. Pingback: Ka.Links der Woche #47: Das Beste an News aus der Modewelt und dem Internetzirkus | kalinkakalinka

  6. An

    Ich denke, man kann als Fotograf ganz einfach gut mit ihr arbeiten kann. Die eigentliche Arbeit eines Models spielt ja trotz Social-Media-Tamtam und „Personality“ immer noch eine große Rolle in Sachen Karriere.

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