Der Begriff „Haute Couture“ und seine Bedeutung | Video Givenchy

22.07.2011 Leben, Allgemein, Mode

Auf der tagtäglichen Pirsch durch die digitale Modewelt, stoße ich immer wieder auf winzig kleine Haare in der Suppe. Dazu gehören zum Beispiel verwirrende oder überdurchschnittlich häufig verwendete Bezeichnungen für Mode. „HAUTE COUTURE“ ist einer davon.

Sobald ein Designer experimentierfreudig wird, konstruierte oder untragbare Mode zeigt, wird dessen Entwürfen sogleich der Stempel der „Haute Couture“ auferlegt. Im heutigen Sprachgebrauch drückt man inzwischen ein Auge zu, denn wörtlich übersetzt ist damit nichts anderes gemeint als „gehobene Schneiderei“. Alles, was also nicht zur Prêt-à-Porter gehört, d.h. dazu gemacht ist, auf den Straßen der Welt getragen zu werden, fällt in diese Schublade. Eigentlich ist das aber falsch – ja, man sollte Vorsicht walten lassen und nicht allzu häufig auf besagten Begriff zurückgreifen. Es gibt nämlich nur insgesamt 13 Modemacher weltweit, die dieses in Frankreich geschützte Attribut ihr Eigen nennen dürfen.

Lieblings-Couture-Kollektion Fall 2012: Givenchy

Ursprünglich umfasst „Haute Couture“ einzig und allein das alleroberste Ende des Marktes, die maßgeschneiderten Schätzte großer Couture Häuser. Nicht jeder Designer darf Teil dieser Elite sein, nein, er muss zum exquisiten Zirkel der „Chambre Syndicale de la Couture Parisienne“ gehören. Diese Schneiderinnung entscheidet nämlich, wer dabei sein darf und wer nicht – und zwar jedes Jahr auf’s Neue. Um Teil sein zu können, müssen strikte Kriterien erfüllt werden. Die „Vogue“ schreibt:

  • Das Modehaus muss mindestens 25 Angestellte beschäftigen.
  • Die Kreationen müssen zweimal im Jahr in Paris präsentiert werden und mindestens 35 unterschiedliche Modelle, alles Unikate, enthalten.
  • Für die maßgeschneiderten Modelle dürfen nur die hochwertigsten und exklusivsten Materialien aufwändig verarbeitet werden.

Klingt erstmal gar nicht so schwer, ist es aber. Denn Mode allein reicht nicht – Kunst muss in Verbindung treten mit Design. Um sich eine Vorstellung von dem Umfang einer solchen Arbeit machen zu können, muss deutlich werden, dass es sich um „pures Handwerk“ halndelt – Maschinen gelten nicht. Für ein einziges Abendkleid muss demnach gut und gerne mit bis zu 1000 Arbeiststunden gerechnet werden.

Chanel Couture Fall 2012

Heute darf Haute Coture jedoch zunehmend tragbar sein, was verwirrend sein mag. Denn man erkennt die hohe Schneiderkunst nicht mehr nur an ihrer Pompösität. Abendkleider bleiben weiterhin ein zwingender Bestandteil einer jeden Couture-Kollektion, inzwischen sieht man aber sogar Hosen und Blusen auf dem Laufsteg. Wer beim Anblick eines „schlichten“ Hosenanzugs aber glaubt, sowas könne sicher niemals Couture sein, der darf den Blick auf’s Detail nicht vergessen. Denn auch hierbei gilt: Hose ist nicht gleich Hose, und Bluse nicht Bluse. Perfekte Schnittkunst, perfektes Handwerk, perfekte und edelste Materialien, alles per Hand genäht, geknüpft, verziert – ja, auch das ist Haute Couture.

Es mag also kleinkariert klingen und äußerst pingelig, aber genau das ist der Grund, weshalb ich gegen die inflationäre Verwendung des Ausdrucks „Haute Couture“ bin. Couturig darf es sein, oder Couture-ähnlich, wie auch immer. Aber „Haute Couture„, das sind in diesem Jahr nur diese 13 Modehäuser:

  1. Alexis Mabille
  2. Anne Valérie Hash
  3. Armani Privé
  4. Azzedine Alaïa
  5. Bouchra Jarrar
  6. Chanel
  7. Christian Dior
  8. Elie Saab
  9. Giambattista Valli
  10. Givenchy
  11. Jean Paul Gaultier
  12. Maxime Simoens
  13. Valentino

Alle Schauen könnt ihr euch hier ansehen.

Bei Style Kingdom bin ich auf dieses Video gestoßen – Ricardo Tisci spricht über seine wundervolle Givenchy Couture Fall 2012 Kollektion:

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Informationen via Vogue und „Das Lexikon der Mode“.

2 Kommentare

  1. Penelope

    Chapeau! Endlich! Ich liebe diese Art Pingeligkeit, weil es vor allem wertschätzend ist, die Begriffe korrekt zu benutzen. Und Wertschätzung hat diese Hohe Kunst wirklich verdient!

    Antworten

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