Preview & Interview: Zu Besuch bei Hien Le

15.01.2013 Menschen, Berlin, Allgemein, Mode

Punkt 10 Uhr fiel heute der Startschuss der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin für die Saison Herbst/Winter 2013 und niemand geringerer als unser liebster Hien Le eröffnet den Schauenlauf an diesem Dienstagmorgen.

Es ist Mittwoch, 10 Uhr, als wir in Hiens Schmiede, einem Souterraine Atelier, das er sich mit Interior-Designer Sigurd Larsen teilt, hineinstolpern. Kleine, müde Augen lächeln uns freundlich an, und wir merken schnell, dass hier seit Tagen ohne Pause gewerkelt und gearbeitet wird. Mit der Eröffnungsschau lastet auf Hiens Schultern nicht nur der Druck, besonders viel Aufmerksamkeit von allen Seiten zu bekommen, auch die Erwartungen an den hochgelobten Jungdesigner scheinen wie dicke Ziegel auf seinen Schultern zu liegen. Die Tage vor der finalen Show sind nicht nur nervenzerreißend, anstrengend und eh schon viel zu kurz, nein, auch das Telefon will niemals still stehen und als Chef vom Dienst muss man mit dem Kopf gleich überall sein, Aufgaben verteilen und keinesfalls den Überblick verlieren. Wer nämlich denkt, Designer würden sich bloß um ein paar schicke Kreationen kümmern und hier und dort eine Nadel durch Stoffe ziehen, der irrt ganz gewaltig.

Ein Allround-Talent ist gefragt und Hien Le scheint ohne gleichen eines zu sein – und en plus wieder einmal eine ausnahmslos schöne Kollektion aus dem Hut zu zaubern. Und wer Mark Rothko als Inspirationsvorlage wählt, der hat unser Herz sowieso schon im Sturm erobert.

Aber seht selbst: Wir waren bei dem äußerst sympathischen Designer zu Besuch, haben mit Monsieur Le ein bisschen geplaudert und ein gleich ein paar Lieblinge für euch fotografiert. Mehr von der Show seht ihr dann in wenigen Stunden. Hien, keine Sorge, das wird ganz großartig!

Jane Wayne: Wie geht’s dir?

Hien Le: Ganz gut soweit. Ich könnte ein bisschen mehr Schlaf gebrauchen aber sonst… Aufgeregt bin ich!

Jane Wayne: Was erwartet uns?

Hien Le: Am Dienstag um 10 Uhr ist meine Eröffnungsshow. Es erwartet euch eine Winterkollektion mit viel Materialmix und einem hübschen Print. Außerdem erwarten euch hübsche Models und gute Musik.

Jane Wayne: Gibt es einen Titel der kommenden Herbst/Winter 2013 Kollektion?

Hien Le: Ja, der Titel lautet „We see what we want“. Die Kollektion ist von den Bildern Mark Rothkos inspiriert, aber eben eher in Kombination mit Falten. Es geht also nicht um dieses typische Color-blocking, sondern um das Mixen von Stoffvarianten. Es geht auch nicht um ein bestimmtes Bild von ihm, sondern eher um seine Farbkombinationen. Während wir allerdings im Sommer ja eher bunt und frisch waren, wird’s im Winter jetzt eher gedämpfter und ruhiger, aber trotzdem hell. Von den Farben her dominiert Dunkelblau und ein gebrochenes Weiß.

Jane Wayne: Gibt es etwas Neues oder Untypisches?

Hien Le: Schwer zu sagen. Der im Winter eingesetzte Häkelstrick, wird partiell eingesetzt und mit einem anderen Material gemischt, sodass wir zwei voneinneinander abgrenzende Schichten konstruieren konnten – eben wie bei Rothkos Bildern. Außerdem haben wir einen neuen Print dabei.

Jane Wayne: Und welcher Print erwartet uns?

Hien Le: Es handelt sich um einen Farbverlauf in verschiedenen Farben – also wieder in Gedanken an die Rothko Bilder. Wir haben uns nur an vier Farben orientiert, die dann von dunkel zu hell bzw. anders herum verlaufen.

Jane Wayne: Wie lange arbeitest Du schon an dieser Kollektion?

Hien Le: Angefangen habe ich im Oktober. Dann habe ich erstmal Inspirationen gesucht, recherchiert, die Farbpalette zusammengestellt und so weiter. Das sind aber alles Prozesse, die sich bis zum Schluss noch entwickeln. Im November habe ich dann ganz intensiv angefangen und die ersten Entwürfe gefertigt. Dann stand auch das Farbkonzept fest, wir haben an den Prints gearbeitet, das Stoffkonzept wurde finalisiert – mit den Schnitten haben wir dann im Dezember intensiv angefangen.

Jane Wayne: Gab es irgendeine Katastrophe bei der Produktion?

Hien Le: Ja, das kommt ja immer vor. Komischerweise passiert das immer bei den Teilen, bei denen man denkt sie seien am einfachsten. Das größte Problem sind aber Stofflieferungen, vor allem im Winter. Wir warten momentan auch noch auf einen Stoff, der eigentlich nicht mal der ist, den wir geordert hatten. Der Stoff, den wir jetzt erwarten, haben wir also noch nie gesehen.

Jane Wayne: Gibt es für dich ein Highlight, auf das Du dich besonders freust?

Hien Le: Mein persönliches Highlight ist der Print; der ist echt schön geworden. Es hat halt kein richtiges Motiv drauf, sondern nur Farben die verlaufen.

Jane Wayne: Was geht in dir kurz vor der Show vor?

Hien Le: Da bin ich total leer, wie in einer Art Trance. Ich weiß in dem Moment auch gar nicht wirklich, was ich fühle, außer natürlich Aufregung und die Hoffnung, dass alles gut läuft.

Jane Wayne: Wie fühlst Du dich nach der Show?

Hien Le: Total erleichtert. Da fällt die ganze Spannung von einem ab. Ein bisschen Angst hat man aber natürlich auch. Man fragt sich, wie die Kollektion wohl beim Zuschauer ankommt. Diesmal habe ich jedoch das Gefühl, dass ich viel mehr Angst habe, als die Male davor. Das kann aber auch daran liegen, dass es die Eröffnungsshow ist und ich das Gefühl habe, dass die Leute viel mehr erwarten.

Jane Wayne: Versuchst Du diesen Erwartungsdruck auszublenden?

Hien Le: Ja klar. Der Druck ist natürlich bei jeder Kollektion groß, aber dadurch, dass ich die Show eröffne, steigert sich das natürlich auch. Ich habe mich natürlich auch gefreut und geehrt gefühlt, als ich erfahren habe, dass ich die Fashion Week eröffnen darf.

Jane Wayne: Wir fiebern ja immer mit unseren Berliner Designern mit. Hand auf’s Herz: Wie läuft der Laden?

Hien Le: Gut! Und von Saison zu Saison wird es auch immer besser. Jedes Mal haben wir ein paar neue Kunden.

Jane Wayne: Wo finden wir deine Hauptzielgruppe?

Hien Le: Also Deutschland ist schon eine der Hauptzielgruppe, aber am meisten verkaufe ich in der Schweiz. Die meisten Läden habe ich dennoch in Deutschland, allein in Berlin habe ich drei (u.a. Voo, Department Store 206) . Auch in Asien fängt es langsam an. Ich habe zum Beispiel einen Laden in Tokyo und einen Online Store in Hongkong.

Jane Wayne: Wo würden wir dich treffen, wenn nächste Woche keine Fashion Week wäre?

Hien Le: Ich wäre trotzdem im Studio und würde an der Kollektion weiterarbeiten, weil ich ja immer wieder Messen besuche. Wenn ich jedoch nächste Woche frei hätte würde ich erstmal ausschlafen, danach zum Yoga gehen und dann einfach Nichts machen. In den Urlaub würde ich aber auch gerne mal wieder; egal wo hin, Hauptsache weg.

Jane Wayne: Wie entspannst Du dich?

Hien Le: Da ich eigentlich den ganzen Tag bis früh morgens im Atelier bin und arbeite, komme ich nicht zu viel Entspannung. Aber wenn, dann entspannen mich eigentlich die Teamgespräche und die kleinen Pausen, die wir machen.

Jane Wayne: Was sind deine Ziele oder Träume nach der Fashion Week?

Hien Le: Ein Ziel ist natürlich, dass wir mal eine richtig große Bestellungen bekommen – oder einen eigenen Laden. Zwar noch nicht im Moment, aber doch in vier oder fünf Jahren.

Jane Wayne: Welchem deutschen Designer sollten wir außerdem mehr Aufmerksamkeit schenken?

Hien Le: Deutsche Designer zu sagen ist schwer. Ich mag eher internationale Kollegen. Da bin ich zum Beispiel Fan von Dries van Noten, da er einer der wenigen ist, der Materialien und Prints gut kombinieren kann. Auch Celine und Nicolas Ghesquiere finde ich toll. Von deutschen Designern gefällt mir Odeeh, Vladimir Karaleev, Sissi Goetze und im generellen einige der Berliner Designer.

Jane Wayne: Gegenwärtige Lieblingsfarbe?

Hien Le: Dunkelblau.

Jane Wayne: Gegenwärtiges Lieblingsessen?

Hien Le: (lacht) Schokolade! Aber Burger und Pommes liebe ich auch.

Jane Wayne: Lieblingsmaterial?

Hien Le: Alcantara. Das ist ein sehr interessantes Material, was normalerweise in der Automobil und Schiffindustrie. Das schöne daran ist, dass es so vielfältig und pflegeleicht ist. Das gibt es in verschiedenen Dicken, Stärken und Ausführungen. Man kann es auch super gestalten.

Jane Wayne: Was möchtest Du nächstes Jahr nicht mehr sehen?

Hien Le: Es gibt eigentlich keine Trends, die ich nicht mag. Es ist eher etwas generelles. Zum Beispiel kann ich es gar nicht ab, wenn Männer Schlaghosen tragen oder Frauen bauchfrei.

Jane Wayne: Was sollte jede Frau im Kleiderschrank haben?

Hien Le: Eine gut sitzende Jeans, ein weißes T-Shirt und einen roten Lippenstift. Und natürlich ein Hien Le Teil.

Jane Wayne: Welches ist ein Must-have Hien Le Teil?

Hien Le: Eine Bluse.

Jane Wayne: Was sollen die Leser unbedingt wissen?

Hien Le: Dass der Print der Fokus der Kollektion ist.

Jane Wayne: Welche Musik ewartet uns gleich in der Show?

Hien Le: Es wird auf jeden Fall sehr gemischt: ruhig und mit Gesang. Das passt auch gut zur Atmosphäre und in den Winter. Es wird ein Mix aus moderner und älterer Musik, aber auf jeden Fall alles bekannte Stücke.

Merci, lieber Hien <3 Und ganz viel Erfolg!

 

Fotos, Interview und Text: This is Jane Wayne
Mit fleißiger Unterstützung von Marisol Reuter <3

3 Kommentare

  1. Oakley

    What emerged from an hour of conversation was that though Palin has written an excellent and nuanced novel, he remains a man with an almost physical craving to make people laugh – and he does. It also became very obvious that 43 years after the birth of Monty Python, its two most famous members, Palin and Cleese, still like to keep a close eye on each other.As Michael Phelps touched home after he and his colleagues destroyed the rest of the field in the men’s 4 x 200m swimming relay – by a margin it should be noted that had it been secured by the Chinese we would have seen US officials running round the pool waving syringes, and demanding blood samples – he attained immortality.

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