Black Joy Matters – Warum gerade jetzt Momente der Freude so wichtig sind

Die in Berlin lebende Journalistin Kemi Fatoba und Gründerin von DADDY beschäftigt sich mit den Themen Identität und Repräsentation – vor allem aus der Perspektive Schwarzer Menschen. „Schwarz mit großem S“ ist eine Kolumne über die Lebensrealität Schwarzer Menschen. Es ist außerdem eine politische Selbstbezeichnung, die verdeutlichen soll, dass es sich um kollektive Erfahrungen von Menschen afrikanischer und afro-diasporischer Herkunft handelt. In diesem Text geht es um Black Joy und warum gerade jetzt Momente der Freude so wichtig sind.

Vor ein paar Wochen erhielt ich eine Einladung für ein Dinner mit Schwarzen Frauen. Das Treffen sollte in einem Garten mit ausreichend Sicherheitsabstand stattfinden und es wurde für ausreichend Desinfektionsmittel gesorgt – the new normal in Zeiten von Corona. Ein paar Stunden bevor es losgehen sollte, überlegte ich abzusagen, da ich Deadlines hatte und das Wetter schlecht aussah. Aber ich war neugierig, also fuhr ich hin.

Als ich im Garten ankam, musste ich von einem Ohr zum anderen lachen, denn ich sah das, was ich in den letzten Monaten so sehr vermisst hatte: Black Joy. Ähnlich wie mir ging es den anderen Frauen, die nach und nach eintrafen, anscheinend auch, da sie alle strahlten. Der Abend war eine kurze Auszeit von der Realität, obwohl wir die Realität natürlich nicht ignorieren konnten, denn wir waren alle müde von den Ereignissen der letzten Wochen. An dem Dinner teilzunehmen war das „Normalste“, das ich seit Monaten gemacht hatte, und von so vielen Frauen umgeben zu sein, die nichts als Liebe und Solidarität füreinander hatten, fühlte sich unglaublich gut an.

Die Nachbarn wussten Bescheid, dass der Zweck des Abends Empowerment war und bis auf ein paar neugierige Blicke waren sie anfangs auch entspannt. Doch fast jedes Mal, wenn ich in einer Runde Schwarzer Menschen bin, fühlt sich irgendwann jemand von uns gestört, und so war es auch dieses Mal. Ein Anwohner beschwerte sich lautstark über uns, also rückten wir näher zusammen und begannen zu flüstern. Obwohl wir einander kaum noch hörten, wurde unser Flüstern immer noch als störend empfunden, also begann die Gruppe sich aufzulösen. Niemand von uns hatte Lust auf Stress, das war schließlich nicht der Sinn des Abends.

 
 
 
 
 
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein Beitrag geteilt von (@daddy.berlin) am

Vorurteile gegenüber Schwarzen Menschen sind in den Köpfen mancher Leute so hartnäckig verankert, dass sie es als ihr Recht empfinden, darüber zu entscheiden, was wir tun, wo wir es tun dürfen und in welcher Lautstärke. Welche absurden Ausmaße dieser Überlegenheitsgedanke annehmen kann, wird in den USA besonders deutlich, wo die Phrase „Living while Black“ zu einem Synonym für unnötige Polizeieinsätze wurde, die durch harmlose Tätigkeiten wie Einkaufen, Mittagessen, Babysitten, Golfen, Schwimmen und Schlafen ausgelöst wurden.

Seit dem Lockdown war es das erste Mal, dass ich diesen Freund wieder sah. Wir hatten beide volle Terminkalender für den restlichen Tag, aber wir beschlossen, dass es wichtiger war, Rosé zu trinken und einander ohne Rücksicht auf die Leute an den Tischen nebenan zum Lachen zu bringen.

Black Joy is resistance, heißt es oft. Vor Corona war ich regelmäßig bei Community-Events, wo wir einfach ungestört existieren konnten. In einer Welt, die so sehr an Schwarzen Leidensgeschichten interessiert ist und viel zu wenig Raum für Black Joy zulässt, sind diese Safe Spaces auch essentiell, um nicht durchzudrehen. Wenn Schwarze Menschen auf den Bildschirmen erscheinen, sind die Nachrichten meistens schlecht und die Filme enden oft tragisch. Als der Lockdown kam und die ersten Events im Netz stattfanden, tat ich mich damit schwer, allein zuhause vor dem Bildschirm auch nur ansatzweise das gleiche Gefühl zu bekommen – aber es gibt diese Momente auch online. Ich spürte sie, als mich Freunde einluden, in einem Video-Call Juneteenth zu feiern; wenn ich mir bei Instagram Live Unterhaltungen zwischen Schwarzen Frauen, die ich schätze, ansehe; wenn ich über Zoom an Buchlesungen, Partys und einer Taufe teilnehme oder wenn Freunde ein virtuelles Festival für die Schwarze queere Community aus dem Boden stampfen und dafür von der Obama Foundation einen Shout-out bekommen.

– Dieser Text von Kemi Fatoba ist ein Auszug und stammt aus unserer VOGUE COMMUNITYDen gesamten Artikel könnt ihr bei der deutschen Vogue lesen.  –

Support: Hier entlang geht es außerdem zum Daddy Magazine Merchandise.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr von

Related