Zara für den März: Vom „Haben wollen“ und doch nicht kaufen.

16.02.2012 Mode, Allgemein

Seit ein paar Monaten bin ich mit Zara im Klinsch – im Hin und Her in meinem Kopf. Im „Nö“ und im „brauch ich nicht“. Warum? Weil Negativschlagzahlen auch an dem Spanier nicht vorbei ziehen und erst im Dezember wieder bekannt wurde, dass Zara indirekt Sklavenarbeit unterstützt hat. Natürlich nicht direkt, denn x-verschiedene Subunternehmer sind ja schließlich an der Umsetzung von schnellen Trends beteiligt. Diesmal aufgedeckt in Brasilien, genauer: In einer Produktionsstätte in Sao Paulo, die zu großen Teilen eben für das Inditex Unternehmen herstellt. Maximale Gewinnsteigerung durch günstig hergestellte Kollektionen, die für den Endkonsumenten doch gar nicht mal so günstig angeboten werden – und Zara betont noch seit Jahren, dass es zu anständigen Bedingungen produziere, aber nichts da.

1,4 Millionen Euro können nämlich durchaus als Schuldeingeständnis angesehen werden – so viel hat die spanische Modekette nämlich zahlen müssen, weil das brasilianische Arbeitsministerium laut SZ feststellte: Zulieferer der Kette hätten bolivianische Einwanderer unter Sklavenarbeit herstellen lassen. 

Kosten sparen, Zuliefer engagieren, billig produzieren und am Ende mit der Misère nichts mit irgendwelchen Missständen zu tun haben zu wollen. Leider lässt sich dieser Satz auf zu viele Modeketten stempeln – ob teure Modehäuser oder günstige Ketten. Die Nachfrage ist da und darum wird am Fließband produziert. Um die Konkurrenz in Schach zu halten, braucht das Marketing eben mehr Budget als für den Einkauf der Waren, oder sehen wir das vielleicht zu einseitig?

Wir freuen uns sehr, dass uns nächste Woche schon mal der Hauptkonkurrent H&M Rede und Antwort zum Thema Nachhaltigkeit und Produktionsbedingungen steht und hoffen, dass wir im Gepäck mit ein paar aufklärende Antworten um die Ecke kommen. Nichtsdestotrotz wenig befriedigend – denn eigentlich sollte man für einen allumfassenden Blick nun schließlich unterschiedliche Modefirmen zu Wort kommen lassen.

Und wir würden doch so gerne sagen können, dass die Mode-Welt eigentlich ganz in Ordnung ist und wie durch die rosarote Brille funkelt – ebenso wie Zaras März-Kollektion. Die nämlich finde ich im aktuellen Lookbook so unglaublich gelungen und schön -und werde sie doch nicht kaufen. Warum? Weil sich beim Kauf der Magen umdrehen würde. Weil bei Zara Skkrupellosigkeit eben einmal wieder schwarz auf weiß belegt wurde. Naiv und einseitig? Vielleicht. Aber zumindest eine resolute Antwort in meinem Kopf. Basta.

Und die Bilder im Lookbook sind ja eh immer schöner als in der Realität? Sagte der Wermutstropfen.

8 Kommentare

  1. Laura

    Liebe Sarah, ich kann dein Hin- und Hergerissensein bestens nachvollziehen. Schön einmal, trotz der Begeisterung für aktuelle Kollektionen auch mal direkt darauf verwiesen wird, dass hinter der heilen Fassade eben nicht nur alles eitel Sonnenschein ist. Mir geht es seit Bekanntwerden der neuesten Meldungen ähnlich. Seitdem habe ich die Zara Filialen in Frankfurt exakt zwei Mal betreten, bin aber ohne etwas zu kaufen mit einer komischen Stimmung wieder raus. Ich hoffe nur, dass diese Wirkung auch längerfristig anhält und für mich persönlich, aber auch für andere, ein weiterer Schritt dahingehend ist, bewusster zu konsumieren. Vielleicht liegt es daran, dass man älter und reifer wird, aber irgendwann scheint man aus verschiedensten Gründen vor der Wahl zu stehen, ob Klasse oder Masse. Ich bin gespannt, darauf, wie H&M sich zu dem Thema äußern wird. Viel Erfolg in jedem Fall beim Interview zu einem solch prekären Thema.

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  2. Ann

    Wow, Respekt. „Eigentlich“ die einzig richtige Reaktion. Doch meist ist es doch gemuetlicher wegzusehen. Wir sollten haeufiger nachdenken welchen Preis Mode wirklich hat. Liebe Fairtrade-Mode-Macher: hurry up – eure Kundschaft waechst!

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