Lala Berlin A/W 2013 – Zwischen Patti Smith & westlicher Protestkultur

21.01.2013 Allgemein, Mode

Man brauchte sich dem Schauenplan erst gar nicht anzunehmen, um zu wissen, welches Brand in Kürze seine Kollektion für den kommenden Herbst über den Laufsteg schicken würde. Kurz vor Beginn der Lala Berlin Show in der vergangenen Woche verwandelte sich das Fashion Week Zelt in eine Art Zeitmaschine und plötzlich sah man Damen jedes Alters in sämtlichen aktuellen Entwürfen der Berliner Designerin von A nach B stolzieren. Das Lieblingsstück der Prominenz: Der Sweater im abgewandelter Palästiner-Tuch-Optik.

Genau jenes Dessin war es auch, welches mir Monate der Hin- und Her-Gerissenheit bescherte. Muss das denn wirklich sein, dieses ewige Ausschlachten eines Musters, das im Laufe der Geschichte im Grunde schon so viele schlechte Zeiten durchmachte, dass es beinahe ein wenig Ruhe verdient hätte? Wer aber gegen das Verwenden der Kufiya im Zeichen der Mode ist, der ist auch gegen Lala Berlin. Wir sind allerdings heimliche Fans und geraten daher immer wieder ins Schwanken. Vielleicht sind es Leyla Piedayeschs persische Wurzeln, die uns inzwischen zu mehr Offenheit bewegt haben, die uns immer mehr in Richtung „Sie darf das“ treiben. Auch in der kommenden Herbst-/ Winterkollektion treffen wir auf den altbekannten Print. Aber es geht eben auch um Patti Smith – und damit wären unsere Herzen dann auch schon wieder in Windeseile erobert.

Das Brand Lala Berlin schafft es, sich von Saison zu Saison treu zu bleiben, eine eigene Handschrift zu tragen und trotzdem weiter zu entwickeln, alte Gedanken aufzugreifen und neu umzusetzen. Vor genau einem Jahr orientierte man sich noch am Stil der Mods, man hatte Lieder von „The Who“ im Kopf und Bilder vom Kult-Film „Quadrophenia„, der damals als größte Inspirationsquelle genannt wurde. Immer wieder ist es der Balanceakt zwischen rockiger Coolness und eitler Sexyness, mit dem Chefdesignerin Leyla ihre Fan um den Finger wickelt und immer mehr Neukunden gewinnt. Sie trifft den Nerv der Zeit, denn wir wollen zwar stark und imposant wirken, an Attraktivität aber nicht einbüßen. Diesen Zwiespalt verbindet sie gekonnt in jedem einzelnen Outfit.


Voluminöse Bomber- und Bikerjacken, überdimensionierte H- und O-Silhouetten werden zu engen Hosen und kurzen Rücken kombiniert, Strick trifft auf Leder und die Cowboy-Attitüde, die erst jüngst wieder von Isabel Marant salonfähig gemacht wurde, wird in Bildwelten katapultiert, die weniger mit Ponys und Pistolen zu tun haben, als mit der Heldin der Androgynität, Musikerin, Künstlerin, Autorin, sowie besten Freundin vom verstorbenen Robert MapplethorpePatti Smith, der „Godmother of Punk“, deren Buch „Just Kids“ jeder gelesen haben sollte.

Mit unseren Jules Mumm Gewinnerinnen Alex und Jana bei der Lala Show.

„Beeinflusst von ihrer persischen Verwurzelung, wagt sich Designerin Leyla Piedayesh auf ein künstlerisches Spannungsfeld zwischen westlicher Protestkultur, orientalischer Tradition und avantgardistischem Futurismus“, beschreibt das Brand selbst seine Kreationen für 2013. Dem haben wir nichts mehr hinzuzufügen, außer: Noch nie war Barbie-Rosa so Barbie-fern. Wir fangen schon mal an, zu sparen:

Bilder: Mercedes-Benz Fashion Week.

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