LIVING // Als das Anti-Duftkerzen-Mädchen
auf den Diptyque Feigenbaum traf

12.11.2015 Beauty, box1

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There is a light that never goes out“ drehen sich die Smiths auf meinem Plattenspieler im Kreis. „Das wollen wir ja mal sehen“, denke ich, während ich mir die erste Duftkerze meines Lebens anzünde. Duftkerzen standen ehrlich gesagt bislang an vorletzter Stelle der Dinge, über die ich dringend mal schreiben wollte, unwissend darüber, dass ich bislang anscheinend nur die 50er Packung Teelichter vom Möbelschweden inhaliert hatte, die wahlweise nach Erdbeeraroma, Zimt oder aber künstlicher Vanillie stanken. Meistens gingen die Duftkerzennebel dann direkt in Kopfschmerzen über und verpesteten meine gute alte frische Luft. Verbranntes Geld, pha pha. Also mal im ernst, was soll dieses Kerzentheater?

Ihr ahnt es vielleicht noch nicht, aber es folgt ein großes ABER im Falle der angefeuerten ersten, eigenen Duftkerze namens „Figuier“ aus dem Hause Diptyque. Was sich dann nämlich um mich herum im Raum verteilte, war der am wenigsten aufdringliche Duft der Welt. Feigenblätter? Ja! Berlin Matschherbst ist ausgestellt und ich befinde mich mitten in einem schwülen Julitag in Griechenland. Hier ist nicht die Rede von der süßen Frucht, die mir da in die Sinne steigt, ich spreche von den saftig grünen Blättern eines absurd großen Feigenbaumes, der in der Mittagshitze dünstet. Die Wurzeln breiten sich im ganzen Zimmer aus, brechen sich durch Schubladen. Das Blattwerk rankt sich erst um die Gardine und dann um den Bettpfosten zu mir rüber.

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Wir speichern stets die allererste Erfahrung mit einem Duft in unserem Gedächtnis,
verknüpft mit einem Gefühl.

Das hier ist eine olfaktorische Illusion eines Biotops. Der grasige Duft macht es mir bequem und gemütlich – hält sich im Hintergrund, statt wild an die Naseninnenwände zu hämmern. Gerade verstehe ich den Hype um das Duftkerzenbusiness. Die Diptyque Kerze ist inzwischen zum Standard-Inventar eines jeden erwachsenen Duft- und Interieur Ästheten avanciert. Böse Zungen sagen aber auch einfach – Hipsterkerze.

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Das französische Label, welches 1961 als Geschäftsmodell dreier Freunde für Kunsttapeten und Einrichtungsgegenstände startete, versteht es heute, mit den allerbesten Nieschen-Parfums aus Zutaten natürlichen Ursprungs, handgesetzen Dochten und einem schönen, schlichten Design Umgebungen und Launen auf Mini-Reisen zu schicken. In den besten Häusern auf der ganzen Welt sind sie zu finden. Rund 50 Euro für eine Duftkerze wären für mich vor diesem ersten Ausflug gerade eine bodenlose Frechheit gewesen, aber jetzt, liebe Leute, was soll ich sagen, jetzt habe ich Blut geleckt und Lust auf mehr von dem heißen Scheiß im Glas.

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Inzwischen ist übrigens sogar der Duft zur Duftkerze (oder war das Ei zuerst?) zu meinem täglichen Parfumbegleiter geworden und trägt den schönen Namen „Philosykos“. Und wenn nicht mir, dann glaubt Tom Ford, der schnuppert die Blätter in Kerzenform nämlich angeblich auch tonnenweise weg. Auf meinen Nachtschränken brennen jetzt abwechselnd „Figuier“ oder „Liquidambar“ aus der limitierten „Forêts Imaginaires“-Kollektion, für die Diptyque mit dem Künstler Julien Colombier zusammenarbeitete – ein intensiv, würzig orientalischer Duft – perfekt für die Weihnachtszeit. Bei den Parfums wechsle ich täglich zwischen dem asiatisch angehauchten „Do Son“ Eau de Parfum (am Abend) und dem Feigenbaum (tagsüber) als Eau de Toilette ab.

Ach ja, irgendwann wird sie sehr wohl ausgehen, meine neue Flamme – aber bis dahin bleiben uns noch 60 muckelige Stunden in der Feigenbaum-Orangerie.

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8 Kommentare

  1. Fanny

    hat das wirklich Sarah Jane geschrieben? 😀 hört sich so nach Scalamari Jane an hihi
    sehr schöner Artikel, vielleicht muss ich meine Ignoranz gegenüber Duftkerzen doch auch nochmal überdenken…

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  2. Laura • IMMO.BLOG

    Sehr sehr schöner Post :)! Ich habe die Diptyque Duftkerzen auch in meinem Novemberlieblinge Post drin. Ich finde gerade im Herbst gehört so eine schöne Duftkerze dazu. Die von Diptyque hatte ich bisher noch nicht, aber sobald meine Yankee Candles aufgebraucht sind, darf auch mal eine Diptyque einziehen.

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  3. Alana

    Ich benutze „Philosykos“ jetzt schon seit knapp 3 Jahren und muss sagen: ich bin süchtig danach.
    Dieses herbe Wässerchen ist einfach wunderbar. Habe mich selten so wohl mit einem Duft gefühlt.

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  4. Madlén Bohéme

    Ich liebe Duftkerzen und fand früher auch, dass es totaler Quatsch ist dafür mehr als 3 Euro zu lassen. Hat man aber erst ein mal eine hoch qualitative gehabt, dann macht Sinn. Die riechen nämlich lange und auch ohne anzünden ziemlich toll. Ich liebe die von Capri Blue, die Volcano….ich lass sie mir immer aus den Staaten mitbringen.

    Liebst,

    http://www.madlenboheme.com

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