Die Kult-Zeitschrift „Twen“ – entdeckt in der Bücherhalle | Berlin

17.02.2011 Buch

Wäre ich ein waschechtes Kind der 60er gewesen, ich hätte die „Twen“ höchst wahrscheinlich verschlungen. Meine Mutter hingegen hätte brüskiert daneben gestanden und Nackedei-Seiten zugeklebt. Die Kult-Zeitschrift stand von 1959 bis 1971 nämlich wie kein anderes Printmedium seiner Zeit für die Enttaburisierung von vorehelichem Sex und gilt noch heute als Meilenstein der sexuellen Revolution.

Nicht nur hinsichtlich der typischen „Jugendthemen“ rund um Liebe und Lust wurde das sprichwörtliche Blatt vorm Mund ganz galant beiseite gelegt, auch pikante gesellschaftliche, kulturelle und politische Themen wurden journalistisch aufarbeitet – Pure Provokation mit Stil. Aber nicht nur inhaltlich gab die Twen den vorpreschenden Ton an, auch gestalterisch setzte Art Director Willy Fleckhaus neue Maßstäbe: Herkömmliche Layouts waren passé, die Zeitschrift näherte sich viel eher einer „Filmästhetik an, das Setzen von Text und Bild geschah als aktiver Prozess und spiegelte die bearbeiteten Geschichten optisch wieder. Noch heute lassen sich Magazinmacher von der damals wie heute besonderen Aufmachung inspirieren.

Wer noch keine eigene Ausgabe besitzt und dieser Tage in Berlin unterwegs ist, kann sich für 7,50 € eines der obrigen Exemplare sichern. Denn gestern entdeckte ich sie im Schaufenster der Bücherhalle in Schöneberg, die aber leider schon geschlossen hatte. Ich werde mich zu späteren Stunde dann auch noch mal auf den Weg machen und hoffen, dass zumindest eine „Twen“ noch übrig ist. Falls nicht, wird sich unter all den hübschen alten Büchern sicherlich auch noch ein anderes Schmankerl finden – die Bücherhalle ist somit mein Tipp des Tages!

P.S.: Einen Text von 71 über den „Tod der Twen“ findet ihr auf Zeit.de.

7 Kommentare

  1. Nike Artikelautorin

    hm, das weiß ich leider nicht, weil die bücherhalle schon geschlossen hatte. aber ich schau auf dem nachhause-weg gern mal nach!

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  2. j

    eins meiner alltime favourite magazine. vor allem die ganz alten ausgaben. auch der art director ist einer der besten aus deutschland gewesen. und danke für den tipp. haben gerade die letzten ausgaben für unser archiv gekauft;)

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  3. andrea guse

    ich wohne 100m von der bücherhalle entfernt und bin grade vorbeigelaufen. hab aber nicht reingekuckt…

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