Weekend Reads // Über glückliche Singles, Die Erfindung des Rassismus, ungerechte Rollenverteilungen in Beziehungen & den Schmutz der Goldindustrie

Eine kleine feine Leseleiste zum Wochenende, die gerne im Kommentarfeld ergänzt werden darf. Damit uns weder Lehrreiches und Amüsantes, noch Wichtiges entgeht:

 

„Ich denke, dass mich Männlichkeit persönlich einschränkt“

Kritische Männlichkeit ist ein Trend, von dem nicht nur Frauen, sondern vor allem Männer profitieren können.

„Natürlich schränkt mich meine Männlichkeit ein“, sagt Christoph. Der 24-jährige Student sitzt auf seinem Dresdner Balkon, seine blonden Haare stehen wild vom Kopf ab. „In der Pubertät wollte ich immer voll behaart sein – wie es sich für einen Mann gehört – und hatte Probleme damit, es noch nicht zu sein“, sagt er. „Auch die Norm, nicht über Gefühle zu sprechen, hing mir lange nach. Ich kämpfe immer noch damit.“ Wie Christoph geht es wohl vielen Männern. Denn die Erwartungen an den Mann sind hoch. Schon 1984 sang Herbert Grönemeyer: „Männer kaufen Frauen, Männer steh’n ständig unter Strom, Männer baggern wie blöde.“  Der Mann soll also stark sein, die Frau erobern und sich allem ermächtigen. Weiterlesen. Von Tasnim Rödder.

Die Erfindung des Rassismus

Seit jeher halten Menschen ihre eigene Gruppe für überlegen. Doch erst die Idee von unterschiedlichen Rassen ermöglichte es, dieses Gefühl zu begründen und durchzusetzen.

„Es gibt eine Zeichnung aus dem frühen 19. Jahrhundert, die die brasilianische Sklavin Anastácia zeigt. Um den Hals trägt sie einen Metallring wie ein Hundehalsband. Vor ihrem Mund klemmt ein Stück Blech, das von Schnüren über Wangen und Stirn zum Hinterkopf festgebunden ist. Das Blechstück führt weiter in den Mund zwischen Zunge und Kiefer. Es ist die Máscara de flandres, ein Folterinstrument: Es verhinderte, dass Sklaven essen, trinken oder miteinander sprechen konnten.

Mehr als 300 Jahre lang kam diese Maske zum Einsatz. Für die Psychoanalytikerin und Künstlerin Grada Kilomba steht die Máscara de flandres wie kein anderes Symbol für das koloniale Projekt und die Funktionsweise von Rassismus: die Macht auf der einen Seite, die Ohnmacht auf der anderen Seite, und das Schweigen dazwischen. Was hätten sich die weißen Sklavenhalter anhören müssen, wenn die schwarzen Sklaven hätten reden können?“ Weiterlesen. Von Vanessa Vu.

Abtreibungen – Klar, ist alles nur Spaß

„Abtreibung ist für uns in erster Linie einfach Quality Time. Mal was für sich selbst tun, zur Ruhe kommen. Eine Art Detox. Ich wollte gerade schreiben, es sei Me Time, aber das klingt so einsam und wird der Sache nicht gerecht, denn meistens gehen wir als Gruppe. Allein zum Abtreiben gehen ist für uns wie allein trinken: Kann man machen, aber auf die Dauer ist es nicht schön. Was man zum Beispiel gut allein machen kann, ist die Pille danach nehmen, das ist für uns Morgenroutine geworden, seit sie rezeptfrei erhältlich ist. Zwanzig Euro ist viel, aber gut, es gibt nichts geschenkt heutzutage. Zum Abtreiben gehen wir jedenfalls meistens zusammen. Immer zu unserem Stamm-Gyn, der hat WLAN, wir duzen uns seit Jahren mit ihm und haben dort alle eine Kundenkarte in Rosé-Gold. Bei jeder zehnten Abtreibung gibt es eine Flasche Crémant aufs Haus. Die Praxis ist unser Happy Place, ich kann es nicht anders sagen.“ Weiterlesen. Margarete Stokowski. 

 
 
 
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Die Pille und ich – Wieso ich mich nach 10 Jahren gegen die hormonelle Verhütung entschied

„Die Pille und ich – für mich war das ein etwa zehnjähriges Verhältnis. Meine Sichtweise auf das Hormonpräparat hat sich über die Jahre stark verändert. Das Thema Pille polarisiert und ich finde, genau so sollte es auch sein.

Als Vierjährige hatte ich gar keine Hemmungen, die Pille zu schlucken. Ich hätte gerne das Gesicht meiner Mutter gesehen, als sie realisierte, dass ich wohl schon länger im Badezimmer verschwunden war. Wer selbst Kinder hat, kennt diesen Schreckensmoment: Das Kind ist zu ruhig! Lebt es noch? Einen Pony schnitt ich mir da nicht, kann ja jede. Viel interessanter waren für mich diese schönen blauen Pillen. Ich aß eine halbe Packung.“ Weiterlesen. Via Im Gegenteil.

Der Schmutz der Goldindustrie

Gold ist immer noch eine der begehrtesten Ressourcen der Welt. Dennoch wissen nur wenige, wie viel Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen mit dem Abbau des Edelmetalls zusammenhängen. Aktivistin und Unternehmerin Guya Merkle hat den ersten World Gold Day ins Leben gerufen, um auf die Missstände aufmerksam zu machen: Sie will die Industrie nachhaltig verändern. (…)

Für den 14. November 2019 hat die Stiftung den ersten World Gold Day ins Leben gerufen, um auch außerhalb der Schmuckindustrie Menschen für das Thema zu sensibilisieren. „Ziel ist es, die ganze Welt darauf aufmerksam zu machen, wie schädlich die Produktion von Gold für die Umwelt und die Arbeiter ist. Wir wollen die Menschen auch daran erinnern, dass sie selbst etwas tun können, um diese Situation zu verbessern.” Weiterlesen.Von Morgane LLanque.

 
 
 
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Überbevölkerung: Was Rassismus, Sexismus und die Klimakrise mit dem Wort zu tun haben

„(…) Und auch heute droht ein Gespräch über die Zahl der Menschen auf der Welt wieder in sexistische und rassistische Argumentationen abzurutschen, frei nach dem Motto: „Diese“ Menschen in „diesen“ Ländern sind zu arm und ungebildet und außerdem rückständig und sexuell aktiv und bringen uns damit alle in Gefahr, wo wir doch so viel besser wissen, was zu tun ist.

Jetzt spricht natürlich viel dafür, Frauen rund um die Welt zu schützen und zu unterstützen, bis heute sind die Lebensumstände vieler Frauen dramatisch. Aber diese Unterstützung als Mittel zum Zweck der Geburtenreduktion zu inszenieren, ist schon eingermaßen zynisch, als würde man sich zusammensetzen und sagen: „Wir müssten mal was für Frauen machen!“ „Och nöö, die jammern doch schon seit Jahrhunderten!“ „Aber dann bleiben sie doof und machen Kinder und dann geht die Welt unter…“ „Ne, das geht nicht! Dann lass uns mal was für Frauen machen.“ Weiterlesen. Von Franziska Bulban.

Billie ruft mit Movember-Kampagne Frauen auf, sich den Bart stehen zu lassen

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„Wegen der immer noch vorherrschenden Stigmen zum Thema Frauen und Körperbehaarung, wurden sich als Frauen identifizierende Menschen bisher vom Movember komplett ausgeschlossen. Bisher. Denn wenn es nach der Rasierermarke Billie geht, könnte sich das bald ändern. Genau wie letztes Jahr, als in einer Billie-Werbung Personen zu sehen waren, die tatsächlich Haare wegrasierten (und nicht nur mit dem Rasierer über die glatten Beine strichen), setzt das Label auch jetzt wieder ein klares Zeichen. Die Aussage ihrer neusten Kampagne? Auch Frauen haben Haare über der Oberlippe.“ Weiterlesen. Von Thatiana Diaz

Kommen Kinder in die Beziehung, bleibt kritische Rollenhinterfragung oft aus. Aber: Widerstand ist möglich!

„(…) Ich entscheide mich oftmals für das Wohl des Kindes: Im Streit, in dem es um gerechtere Aufteilung von Sorgearbeit geht, reiche ich die Hand und versuche, wenigstens einen Waffenstillstand herbeizuführen. Ich wechsele die Windel zum xten Mal selbst, weil die im Zweifelsfall leidtragende Person das Baby und nicht der Partner ist. Auf Kosten des Kindes mag ich, selbst wenn es mein innigster Wille ist, kein Exempel statuieren. Deshalb bin ich erschreckend erpressbar. Ist so. Weiterlesen. Von Josephine Apraku.

The enemy in the mirror: On self-doubting and how to stop it

„And here we are now, grown-up women doubting ourselves, working hard and watching others climb the ladder or pack their stuff and travel the world or write that book or publish that art project we always dreamed about. 

“Boys are strong, girls are weak. Boys can run and climb and fight, girls are shy and sweet, not sporty but careful, fearful, delightful.” #toxicmasculinity #toxicgenderbehaviour I am pretty sure that even if we grew up with parents who wanted to protect us from stereotypes, we still encountered them. In my case it was not my mom but kindergarten teacher, school teachers, other kid’s parents and of course boys who grew up with their parents telling them that kind of bullshit and voila: the gap gets bigger and bigger. What happens is a change in our mindset that affects our charisma and confidence. Weiterlesen. Von Elisa Thiem. 

Kolumne: Emma Watson, das Singledasein und ich

D“ie Unterscheidung zwischen Einsamkeit und Alleinsein war lange Zeit eine nahezu unmögliche Aufgabe für unsere Gesellschaft. Es hat einige Jahrzehnte gedauert, bis es neben FOMO (Fear of Missing Out) auch JOMO (Joy of Missing Out) geben durfte, Introvertiertheit nicht nur als Schwäche, sondern auch als Stärke gesehen wurde und man nicht mehr als langweilig galt, wenn man an einem Samstag lieber mal im Bett liegen blieb. It’s called self care! Look it up!

Aber es gibt da einen Bereich, der scheint nach wie vor nahezu unberührt von dieser neuen Revolution des bewussten Alleinbleibens: Das Singledasein. Besonders als Frau. Denn egal, wie glücklich und zufrieden man in seinem Für-sich-sein auch ist, der Begriff „Single“ scheint immer zu implizieren, dass man auf der Suche ist – dass man sich in einem Zwischendrin-Status befindet und noch nicht am Ziel.“  Weiterlesen. Von Johanna Warda.

 

Frauen, die keine Feministinnen sind, schaden allen anderen

„Innerlich koche ich vor Wut. Da ist er wieder, der nächste unsolidarische und schlichtweg gemeine Tweet einer Weißen Frau, der sich gegen eine Women of Color richtet. Es soll nicht um die Verfasserin gehen, denn sie ist nur ein Symbolbild dessen, was dem feministischen Diskurs schadet. Ich verstehe nicht, warum sich Frauen – plakativ gesagt – auf die andere, die antifeministische, ungerechte Seite stellen. Warum unterstützen sie das Patriarchat, wenn es sie unterdrückt? Diese Ignoranz macht mich wütend.

Die Ignoranz von Frauen, die Gendern als unnötig empfinden; die die metoo-Bewegung übertrieben nennen und die Gründe für Diskriminierung bei Betroffenen suchen. Diese Ignoranz haben sogar Frauen, die sich selbst als Feministinnen bezeichnen, deren Feminismus aber so Weiß ist, dass ich Magenschmerzen davon bekomme. Sie bedenken nicht, dass ihre Lebensrealität als Weiße Frau von der einer Woman of Color abweicht. Eine Schwarze Frau ist nicht nur von Sexismus betroffen, sondern auch von Rassismus. Manche Frauen haben es schwerer als andere, deswegen ist intersektionaler Feminismus so wichtig.“  Weiterlesen. Von Alexandra Stanic.

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2 Kommentare

  1. Mila

    I love Margarete Stokowski!!! Ich kenne keine bessere Kolumnistin und Publizistin. Immer pointiert, jeder Text sitzt – einfach nur großartig!

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  2. Lia

    Ich finde dieses neue Format der Weekend-Reads super! Bitte beibehalten, bisher habe ich wirklich spannende neue Texte und Seiten entdeckt. Danke <3

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