Mode und Investment –
Wie passt das zusammen?

26.10.2016 Shopping, box2, Mode

Investment Pieces

Es kommt vor, dass wir die verrücktesten Gründe auftischen, um unsere kostspieligen Errungenschaften vor uns selbst zu rechtfertigen, um uns vor dem schlechten Gewissen zu bewahren oder aus Selbstschutz-Gründen, damit wir in der kommenden Woche nicht gleich wieder losziehen, wenn das Portemonnaie ausnahmsweise locker sitzt. Das können Belohnungen aller Art sein oder Geschenke zu verschiedensten Anlässen, die wir nur uns selbst machen – ganz selten, dafür aber ausgewählt. Wer Mode von Herzen wertschätzt, der weiß an dieser Stelle vielleicht, wovon ich spreche – und der gebraucht auch zu gern das (Un)Wort Investition. Ja, es wird oft geschmunzelt, wenn wir unsere hochpreisigen Einkäufe als Investition betiteln, schaue ich mir allerdings meine ausgewählten „Investitionen“ aus der Vergangenheit an, dann weiß ich sehr wohl, dass mich der Großteil von ihnen ein Leben lang begleiten werden: Weil sie für mich, ganz unabhängig vom Preis, einen wahnsinnigen Wert haben, an Meilensteine erinnern (Stichwort Belohnung!) oder ich felsenfest behaupte, dass sich ihre Anschaffung auszahlen wird und ich mit meiner eigenen Einschätzung und eventuell der des Marktes, Goldrichtig liege.

Wenn wir in unserem modischen Kosmos also von einer Investitionen sprechen (die Wirtschaftswissenschaftler werden das anders sehen), dann meinen wir nicht selten Designer-Stücke, deren Wert (in erster Linie für uns selbst) hoffentlich niemals schwindet, sondern stabil bleibt oder sich im besten Fall sogar erhöht. Eine kleine Glücksformel steckt am Ende zwar in jedem Kauf, ein Schnellcheck kann trotzdem nicht schaden – und genau dafür haben wir uns heute Vestiaire Collective, die Designer-Plattform für Vintage- und „Second Hand“-Stücke mit ins Boot geholt, um euch zu zeigen, welche Investment-Pieces sich, rein wirtschaftlich betrachtet, in der Vergangenheit wirklich gelohnt haben.

Wie genau lässt sich nun also eine „Mode-Investition“ definieren? Vestiaire Collective hat Unternehmensdaten aus einem Zeitraum von über fünf Jahren ausgewertet und eine umfassende Übersicht über das Verbraucherverhalten und die Trends auf dem Mode- und Verkaufsmarkt zusammengestellt. Das Ergebnis: ihr Wiederverkaufsindex, der uns dabei hilft, den potentiellen Wiederverkaufswert deiner Designer-Kleidung schnell und effizient zu berechnen, um den besten Zeitpunkt abzupassen, diese besonders gewinnbringend weiter zu verkaufen, wenn wir doch mal festgestellt haben, dass aus einer persönlichen Investition, ein Fehlkauf resultierte. Das Ergebnis? Der Index errechnet eine Preisspanne (!) für den Verkauf der Artikel, indem ganz fix alle nötigen Produktinformationen eingegeben werden.

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Tasche und Schuhe über Vestiaire Collective gefunden & geschnappt: Die werden allerdings wohl nie von mir verkauft, sondern bleiben in meinem Besitz. Pah!

Einer von Vestiaire Collective beauftragten Studie zufolge, die 2015 in Zusammenarbeit mit IPSOS durchgeführt wurde, wägen viele der Befragten den Wiederverkaufswert von Modeartikeln nämlich sehr wohl ab, bevor sie einen Kauf tätigen. Soso. Herz an, Kopf aus? Keineswegs!

Eine sinnvolle Modeinvestition zeichnet sich durch drei Eigenschaften aus:

Qualität. Aktualität. Seltenheit.

  • Eine sorgfältige Verarbeitung ist schon mal ein nicht zu verachtendes Fundament für einen dauerhaft hohen Marktwert.
  • Begehrte Artikel erzielen einen höheren Preis, wenn sie zum Zeitpunkt des Verkaufs noch immer aktuell sind – oder the other Way round: Sie stets begehrt waren, ihre Produktion aber nicht fortgeführt wurde. Kommen wir zum nächsten Punkt:
  • Ein begrenzt verfügbares Produkt ist auf dem Wiederverkaufsmarkt besonders begehrt.

Aber welcher Kauf lohnt sich nun wirklich? Wie schade wäre es, nur den Kopf entscheiden zu lassen. Bei all meinen persönlichen Investitionskäufen schlug zuallererst das Herz höher. So musste ich allerdings bei Wiederverkäufen so mancher Fehlkäufe schmerzlichst erfahren, dass andere meine Liebe für das ein oder andere Produkt längst nicht so wertschätzten, wie ich einst. So kann eine Investition also auch mal nach hinten losgehen: Nicht bloß, weil ich dachte, ein Leben lang mit diesen materiellen Dingern zu teilen, sondern weil auch der geforderte Verkaufspreis ziemlich unrealistisch schien. Ihr erinnert euch an meine schwarz/weißen Acne Studios Plateau Schuhe? Was waren sie teuer – und was war das für ein unsäglicher Griff daneben. Wiederverkaufswert? Mau.

Damit euch das fortan allerdings nicht passiert, haben wir uns die Ergebnisse aus der Vestiaire Collective Studie mal genauer angesehen. Worauf sollten wir setzen? Was lässt sich gut wieder verkaufen und womit machen wir auch bei einem Second Hand Kauf nicht viel falsch? Das sind die Ergebnisse, die uns auf Grundlage von VC Recherche zur Verfügung gestellt wurden – und die wir euch keinesfalls vorenthalten wollen:

DAS HANDTASCHEN-DIAGRAMM //

Die Wiederverkaufs-Spitzenwerte für besonders beliebte Handtaschenmarken von 2010 bis 2016:

diagramm

Diagramm: Vestiaire Collective

Céline //

Welch Überraschung: Céline. Das französische Label verzeichnete im Jahr 2013 Spitzenwerte. Dies ist dem Verkauf der Luggage und Phantom Taschen zu verdanken, die 86 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises einbrachten. Zwischen 2015 und 2016 erzielte die Curved Bag im Wiederverkauf dank der begrenzten Verfügbarkeit 100 Prozent des Originalpreises. Der Wiederverkaufswert der Pocket Tasche ist seit 2015 um 20 Prozent gestiegen. Hier geht’s zu den Second Hand Stücken von Céline.

celine

Chanel //

Chanel, natürlich! Das Traditionshaus verzeichnete 2014 einen Spitzenwert, was dem hohen Wiederverkaufswert der Boy Tasche zu verdanken ist. Die Graffiti Tasche erzielte 2015 einen Höchstpreis im Wiederverkauf: Dank des Hypes um die Kollektion und der begrenzten Verfügbarkeit brachte sie durchschnittlich 140 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises ein. Das Timeless Modell erzielte 2015 die höchsten Preise im Wiederverkauf und löste damit die 2.55 ab. An dieser Stelle gilt: Die Classic Bag ist nicht zu verwecheseln mit der 2.55 – meist ist nämlich die Rede von der Timeless aka der Classic Flap Bag – und nicht von der weniger auffälligen 2.55. Hier geht’s zur Second Hand Auswahl bei Vestiaire Collective.

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Goyard //

Huch, welch Überraschung: Goyard erzielt aufgrund seiner Exklusivität und geringer Stückzahl kontinuierlich Höchstpreise im Wiederverkauf. Die Saint Louis Tote brachte 2016 80 Prozent des Originalpreises ein. Hier geht’s zur Second Hand Auswahl.

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Hermès //

Mein persönliches Traumtäschchen: Dank der Exklusivität der Marke Hermès und ihrer luxuriösen Taschen erzielen auch diese Modelle Höchstpreise im Wiederverkauf. 2014 brachte die Constance Tasche 101 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises ein. Der Wiederverkaufswert der Birkin Bag kletterte 2015 auf 137 Prozent des Originalpreises. Hier findet ihr Hermès Second Hand.

constance

Saint Laurent //

Als Hedi Slimane 2013 zum Kreativdirektor von Saint Laurent ernannt wurde, erzielten die Produkte Höchstpreise im Wiederverkauf. Der Sac du Jour wurde 2013 präsentiert und erzielte
im Wiederverkauf 75 Prozent des Originalpreises. Der Wiederverkaufswert stieg weiter und erreichte 2015 den Höchststand von 77 Prozent. Hier gibt’s Saint Laurent 2nd Hand.

sac du jour

Taschen stellen allgemein die ertragreichste Investition dar. Je nach Markenpopularität und Verkaufszeitpunkt bringen sie durchschnittlich 75 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises ein.

DAS SCHUH-DIAGRAMM //

Die Wiederverkaufs-Spitzenwerte für die beliebtesten Schuhmarken von 2010 bis 2016:

schuhe

Chanel //

Die konstante Nachfrage nach den klassischen Ballerinas und Espadrilles von Chanel sowie nach neueren Modellen, wie den zweifarbigen Slingbacks und Sneakern hat seit 2012 für ein starkes Wachstum gesorgt.

slingback

Louboutin //

Christian Louboutin ist seit 2010 eine der Top-Ten-Schuhmarken von Vestiaire Collective.

louboutin

Isabel Marant //

Die Popularität und die begrenzte Verfügbarkeit des Bobby Sneakers resultierte 2012 in einem steilen Anstieg des Wiederverkaufswerts. Hier findet ihr Isabel Marant Stücke aus zweiter Hand.

bobby

Saint Laurent //

Parallel zu den anderen Produktkategorien von Saint Laurent stiegen 2013 auch die Wiederverkaufswerte in der Schuhkategorie stark an, als Hedi Slimane die erste Kollektion für die Marke präsentierte. Mit seinem Weggang könnte es zu einer weiteren Steigerung kommen.

saint laurent

Valentino //

Das konstante Wachstum seit dem Jahr 2010 geht auf die Einführung der Rockstud Schuhe zurück. Der steile Anstieg seit 2013 hängt auch mit der Präsentation der Rockstud Sneakers zusammen, deren Wiederverkaufswert bis heute bei 65 Prozent liegt.

valentino

Beim Wiederverkauf von Schuhen werden im Durchschnitt 57 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises erzielt.

Die beliebtesten Ready-To-Wear Labels sind übrigens: 

  • Saint Laurent
  • Céline
  • Balenciaga
  • Burberry
  • Isabel Marant

Der Wiederverkauf von Ready-to-Wear-Artikeln bringt durchschnittlich 40 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises ein.

Wir sprechen hier also nicht in allen Bereichen von einem Gewinn, aber zumindest von einem Wiederverkaufspreis, der sich sehen lässt. Habt ihr noch mehr Erfahrungen, die ihr mit uns teilen mögt?

– In freundlicher Zusammenarbeit mit Vestiaire Collective –

14 Kommentare

  1. Kristiane

    Hm, bei diesem Gedankenspiel bin ich irgendwie raus. Ich persönlich versuche vorab anzusetzen, indem ich möglichst meinen ursprünglichen Kaufimpuls hinterfrage. Trends und Wiederverkaufswert sind für mich keine Kaufargumente (mehr). Dann setze ich doch lieber auf Qualität und Langlebigkeit. Eine Entwicklung um die ich dem Älterwerden sehr dankbar bin 😉

    Die Frage, ob sich das gute Stück wiederverkaufen lässt, ist für mich – insbesondere zum Zeitpunkt des Kaufes – schon ein Hinweis darauf, dass ich das Teil im Laden lassen oder zumindest meine Kaufentscheidung nochmal überdenken sollte.

    Antworten
      1. Ann

        Teile deine Meinung zu 100%! Ebenso wie ich bei einem Tattoo auch nicht denken sollte „Na zur Not kann ichs ja wieder weg machen lassen“. Sonst lohnt es sich doch gar nicht, so viel Geld auszugeben.

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        1. hej.nina ○●

          Also sorry, aber der Tattoovergleich hinkt für mich gewaltig. Eine Tasche oder ein Paar Schuhe kaufe ich in der Regel nicht fürs Leben, sie trage ich an mir, aber nicht unter der Haut. Da kann ich also durchaus mal in die Zukunft schauen und mich fragen, ob ein Wiederverkauf mit einem Wertverlust verbunden wäre. Diese Frage stellt sich bei einem Tattoo ja erst gar nicht bzw. wenn ich über ein Tattoo vorher nicht richtig nachgedacht hätte, wäre das verschenkte Geld meine geringste Sorge.

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    1. hej.nina ○●

      Ich denke, ohne Qualität und Langlebigkeit erübrigt sich auch der Wiederverkaufswert. Mir geht es schon so, dass mich ein gewisser Wiederverkaufswert „absichert“, weil ich mir denke, dass, sollte ich in 2,5 oder 10 Jahren doch keine Lust mehr auf das Produkt haben, ich es lange Zeit genutzt und am Ende noch nicht mal einen großen finanziellen Verlust gemacht habe. Das heißt nicht, dass ich gezielt solche Artikel kaufe, aber es ist ein netter Bonus.

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  2. Karla

    Oh, wie cool. Lieben Dank für diesen detaillierten Artikel und das Teilen der Studie! Ich sehe das ähnlich wie du. Ich kaufe auch nicht, um mir direkt auszurechnen, wie viel ich Beinbruch Wiederverkaufen dafür krieg. Aber gut zu wissen ist es trotzdem mal!

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  3. Paula

    Auch wenn Marken und Designer-Teile für mich überhaupt keine Rolle spielen, finde ich das Thema faszinierend und hatte viel Spaß beim Lesen des Artikels. Sehr unterhaltsam und informativ! 🙂

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  4. Lena

    Sehr interessanter Artikel, löst das Wort „Investment“ im Bezug auf Mode doch oft Unverständnis aus. Für mich funktioniert das nur bedingt; da ich meine teuren Käufe selten tätige und diese dann aber bei Wind und Wetter unter allen Umständen ausführe (könnte das vielleicht auch ein Grund für das „Im Schrank vergammeln“ sein, dass man sich nicht traut, die teuren pieces oft genug anzuziehen?) sind sie dann irgendwann wirklich „aufgebraucht“. Das kann aber bei einer Chanel-Tasche auch schonmal länger als 10 Jahre dauern. Also für mich lohnt sich das. Danach will sie dann aber bestimmt auch keiner mehr haben, denn, und darauf sollte man vielleicht auch noch hinweisen, bei Abnutzung oder Flecken liegen die Preise natürlich nicht mehr so hoch bzw. man wird die Sachen nicht gut los. Mein Gewinn besteht also aus lange Tragen…

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    1. Kristiane

      Den Aspekt finde ich wirklich spannend. Ich habe selbst so einige gute Stücke, die ich aus Vorsicht viel zu selten trage. Ich arbeite von daheim und das ist auch nicht gerade ein großer Ansporn sich morgens das Schönste aus dem Schrank zu ziehen. Aber warum eigentlich nicht? Worauf warten?!

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  5. Sandra

    Ihr Lieben, mögt ihr mal bei VC bescheid geben, dass mit dem Calculator wohl was nicht stimmt? Wenn ich beispielsweise versuche, die abgebildeten Bobby Sneakers zu berechnen, erscheint „Unfortunately, the value of your item could not be calculated. Please try an alternative colour or material.“ – wisst ihr warum? Habt ihr schon erfolgreich etwas berechnet?

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      1. Sarah Jane Artikelautorin

        Liebe Sandra, VC hat das Problem überprüft und konnte keine Probleme feststellen.
        Ich soll dich aber lieb fragen, welche Kategorie du angegeben hast. Wenn sich das Problem bei dir nicht beheben lässt, kann ich dir sehr gerne den Kontakt von VC geben. Sie kümmern sich gerne darum <3

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  6. Sandra

    Liebe Sarah,

    Isabel Marant > Bobby > Suede > Beige

    (habe als Alternative noch „Leather“ versucht und ein paar andere Farben probiert)

    Danke vielmals fürs Kümmern!

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