Vor einigen Wochen habe ich an dieser Stelle meine wöchentlichen Ausgaben mit euch geteilt. Beflügelt von der Wirkung und der positiver Resonanz ging ich bestrebt, auch in Zukunft alle meine Ausgaben auf dem Schirm zu haben, aus besagter Woche heraus – nur um das Projekt Portemonnaie in der darauffolgenden Woche schon wieder fallenzulassen.
Nur gut, dass angeregt durch smarte Leser:innen und Redaktionsmeetings der Kassensturz ins Leben berufen wurde. Ein Format, in dem die This Is Jane Wayne Community über Geld, Routinen, Ausgaben und Einahmen plaudern darf und soll. Keinesfalls ein neu erfundenes Rad. Dafür aber ganz offen und ehrlich erzählt, damit auch ihr etwas von der viel besungenen und dringend notwendigen Transparenz in Sachen „über Geld reden“ habt. Jedes Mal eine andere, neue Lebensrealität.
Habt ihr vielleicht sogar selber Interesse und Zeit wie Energie, eine Woche mit uns zu porträtieren? Vielleicht auch Tipps und Anregungen für unser neues Format? Lasst uns gerne ein Kommentar da, wenn ihr mögt!
Antonia – Psychologin, Tänzerin und Mama aus Berlin |
Ich bin Antonia, Anfang 30 und lebe mit meiner fast siebenjährigen Tochter in Berlin. Ich bin Tänzerin und habe in Wien Psychologie studiert.
Ich habe meine Tochter noch im Studium bekommen und bin dann mit ihr nach Berlin gezogen. Eine Zeit lang lebten wir in einer WG, aber seitdem ich angefangen habe zu arbeiten, wohnen wir zu zweit in einer Wohnung im Prenzlauer Berg.
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Gemittelt verfügen wir über ca 1800 – 2000 Euro. Unsere Fixkosten sind aktuell noch sehr hoch, allerdings soll unsere Miete, dem Mietendeckel sei Dank, ab Dezember um fast 300,00€ günstiger werden. We will see. Ich habe Psychologie studiert und befasse mich seit kurzem mit der Thematik Geld und Konsum und welchen psychologischen Konstrukten und neurowissenschaftlichen Prozessen es unterliegt. Um einen Überblick über unsere Einnahmen und Ausgaben zu bekommen, habe ich mit Listen angefangen. Neben der tatsächlichen Dokumentation, wann ich was wofür ausgebe, beschäftige ich mich damit, wofür ich mein Geld ausgeben will. Was ist mir wichtig? Mir ist es wichtig, dass wir schöne Kleidung haben, Bücher, Ausflüge, gutes Essen. Ich brauche kein Auto zur Zeit, ich spare nicht auf ein Eigenheim und ich brauche nicht alles aus erster Hand, etc.
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MONTAG |
Montags erledige ich den groben Einkauf für die Woche. Meine Tochter isst mittags in der Schule, sodass wir Frühstück und Abendessen zusammen essen, ich noch etwas für mich brauche und etwas für die Brotdose in der Schule. Mittlerweile schreibe ich mir genau auf, was ich wann kochen werde und was ich brauche. Ansonsten laufe ich Gefahr, verträumt im Supermarkt zu stehen, dieses und jenes einzupacken um mich am Ende zu fragen, was ich damit jetzt machen werde. Ebenso verzichte ich darauf, Lebensmittel einzukaufen, die meine Tochter nicht isst, von denen ich mir aber einbilde, sie als gute Mutter im Haus haben zu müssen. Und da sind wir schon bei einem der Hauptpunkte sind, wenn wir uns mit Konsum beschäftigen: das Wieso.
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Das Wetter ist heute noch einmal richtig schön und wir verbringen den Nachmittag mit Freunden auf dem Spielplatz. Ich kaufe meiner Tochter eine Brezel und, gegen die Müdigkeit nach dem Wochenende, mir ein Mate Getränk.
Einkauf: 30,00€
Brezel und Getränk: 2,70€
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DIENSTAG |
Wir haben am vergangenen Wochenende angefangen, Wünsche für Weihnachten zu sammeln.
Ich habe früher den Einkauf für einen Vintageladen gemacht, und seitdem ich einfach weiß, wie viel bereits produziert und im Umlauf ist, kaufe ich viele Dinge 2nd Hand. Gerade bei Kindern macht es Sinn, da Sachen weiter gegeben werden, weil sie nicht mehr genutzt werden können (Kinder wachsen ununterbrochen, sowohl körperlich als auch kognitiv). Wenn etwas gewünscht oder gebraucht wird, schaue ich deswegen zuallererst, ob ich es gebraucht finde. Ich werde bei einem Wunsch auf ebay kleinanzeigen fündig. Ebenso fündig werde ich bei warmen Winterschuhen für meine Tochter – mit Lammfell gefütterte Lederstiefel. Ich lege meistens einfach eine weitere Sohle rein, damit das Fußbett ausgeglichen wird. Ich zahle bar.
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Weihnachtsgeschenk: 11,00€
Winterschuhe Kind: 8,00€
MITTWOCH |
Heute mache ich mit einer Freundin Fotos für ein internationales Kunstprojekt. Danach gehen wir noch ein bisschen spazieren und holen uns einen Kaffee, ich lade sie ein.
Als ich während des Geigen Unterrichts auf mein Kind warte, langweile ich mich und kaufe mir spontan einen Pullover online. Ich habe mittlerweile richtig Angst vor Fehlkäufen, deswegen passieren mir solche Impulskäufe selten. Psychologisch trickse ich mich mit Gedanken wie „Kann ihn ja noch umtauschen“, „Gönn dir auch mal was“ oder „der Winter ist lang“ aus.
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Einmal die Woche machen wir aus dem Abendessen immer etwas Besonderes. Meine Tochter darf sich was wünschen, sie deckt den Tisch mit einer Tischdecke und sucht die guten Gläser aus. Danach legt sie Kleider für mich und sich selbst raus. Für sie geht es vorrangig um die Besonderheit des Abends als um das tatsächliche Essen. Das Gute an Kindern ist, dass sie so empfänglich für Stimmung und Vorfreude sind, dass die materielle Welt noch keine so große Rolle spielt. Ich finde es unglaublich bedeutsam, sich den Alltag schön zu machen und kleine Anlässe zu etwas Besonderen zu erheben. Zusätzlich ist es mir wichtig, dass meine Tochter uns als Familie begreift, auch wenn wir eine kleine Familie sind.
Kaffee für zwei: 5,50€
Pullover: 30,00€
Zusätzlicher Einkauf für das Dinner: ca 10,00€
DONNERSTAG |
Eigentlich gehen wir donnerstags immer in die Bücherei. Die hat ja leider im Rahmen des 2. Lockdowns (light) zu. Ich habe Glück und konnte sehr viele schöne Bücher als auch Spielsachen aus meiner Kindheit an meine Tochter weitergeben. Ansonsten halte ich es so, dass wir schöne Bücher kaufen und solche, die eher nur für eine gewisse Altersspanne sind oder nur einmal gelesen werden, leihen wir aus der Bücherei aus. Bei Büchern und schönen Sachen werde ich schwach, bei Nutzgegenständen bin ich dagegen überaus geizig. Unser Wäscheständer ist seit einem Jahr kaputt und bisher konnte ich mich nicht durchringen, einen neuen zu kaufen. Lieber verteile ich die Wäsche zum Trocknen in der Wohnung. Heute gehe ich statt zur Bücherei in den Buchladen und komme mit einem Buch für meine Tochter wieder raus. Ich werde es ihr allerdings zu Nikolaus in den Stiefel stecken.
Kinderbuch: 10,00€
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FREITAG |
Meine Tochter hat ihre Mütze verloren. Die Temperaturen sind stetig gefallen und ein Neukauf lässt sich nicht mehr aufschieben. Bei Einkäufen für meine Tochter werde ich gerne unvernünftig. Kinder wachsen ja und brauchen deswegen öfter was Neues, man muss also quasi was kaufen. Ich kaufe ihr eine Beanie bei Arket und schaffe es bei Anblick von Haarspangen, Strumpfhosen und Teddyjacken, nicht schwach zu werden.
Freitag ist unser Filmtag. Ich habe Netflix vor ein paar Wochen gekündigt, weil ich das Angebot nicht so toll fand, weder für mich, noch für meine Tochter und ich die 8 Euro lieber in was anderes investiere als in etwas, von dem ich nicht überzeugt bin (im Grunde macht diese Einsparung zwei Drittel der Mütze aus). Wir benutzen deswegen aktuell sehr viel die Mediatheken, die Arte Mediathek ist wirklich unschlagbar vom Angebot; für meine Tochter suche ich meist was auf der ZDF tivi Mediathek aus. Normalerweise gehe ich mit meiner Tochter nach der Schule noch einkaufen und sie darf sich etwas Süßes aussuchen. Heute aber nicht, sie hat nämlich an Halloween ordentlich abgeräumt und es ist noch genug da.
Beanie: 12,00€
SAMSTAG |
Heute habe ich den Tag und die Nacht „frei“. Das passiert selten, die meiste Zeit ist meine Tochter bei mir. Der Begriff Sturmfrei bekommt dann eine ganz neue Bedeutung. Wie man vielleicht schon gemerkt hat, stehe ich sehr auf Routinen. Zwischen Arbeit und Kind und dem Leben helfen sie mir, nicht im Alltag unterzugehen. Samstags kaufen wir deswegen immer Blumen. Schnittblumen per se sind weder nötig noch eine haltbare Investition. Allerdings lebt der Mensch ja nicht nur vom Brot alleine und es sich selbst schön zu machen, ist auch eine gute Art, sich selbst zu schätzen. Ein Zuhause ist mehr als nur die Ansammlung von Möbelstücken.
Weitere Pläne für den Tag: Haare färben und mit einer Freundin Wein trinken. Obwohl meine Haare nach der Schwangerschaft gelitten haben und erst jetzt langsam wieder aufgepäppelt worden sind, werde ich beim Haarfärbemittel geizig und entscheide mich für eine günstige Variante. Bei Wein hingegen bin ich pingelig, der muss gut sein. Wegen des Flairs und gegen die Reisesehnsucht kaufe ich ihn in einem italienischen Feinkostladen.
Blumen für Zuhause: 3,50€
Wein: 9,00€
Haarfärbemittel: 3,00€
SONNTAG |
Flohmarkt. Fester Bestandteil im Alltag. Als meine Tochter noch ein Kleinkind und der Sonntag sehr lang war, hat sich Flohmarkt mit anschließendem Spielplatzbesuch immer als schöne Möglichkeit erwiesen. Etwas für sie und etwas für mich. Heute nimmt sie ihr eigenes Taschengeld mit. Ursprünglich hatte ich eingeführt, dass sie 50 Cent in der Woche bekommt, ich vergesse es aber andauernd, deswegen bekommt sie heute 3 Euro um sich etwas kaufen zu können. Sie sucht sich eine Bügelperlen Form und eine Kassette von Hanni und Nanni aus und zahlt genau 3 Euro.
Insgesamt habe ich die Woche 135 Euro ausgeben. Obwohl Dinge dabei waren wie ein Weihnachtsgeschenk, das Buch für Nikolaus oder notwendiges wie Schuhe und Mütze für mein Kind (also Sachen die nicht andauernd anfallen) ein ganz normaler Schnitt. Anstatt 30 Euro für einen Pullover auszugeben, habe ich in einer anderen Woche eine Freundin für 30 Euro zum Essen eingeladen. Anstatt für 12 Euro eine Mütze zu kaufen, war ich in einer anderen Woche dafür schwimmen. Zusätzlich zu den Fixkosten kommen in dem Leben mit Kind noch andere Dinge hinzu: Freizeitaktivitäten, Utensilien für die Hobbies, Bastelsachen und so weiter. Solange ich noch nicht reich geworden bin, versuche ich eine Balance zu schaffen zwischen Notwendigen und Specials, die das Leben schöner machen.
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